Saubere Geschäfte

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Walther

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Saubere Geschäfte


Als ich auf dem Örtchen sitze,
In der Sommerhitze schwitze,
Sehe ich durch eine Ritze
Den Gedankenblitz.

Von der früheren Verrichtung
Hängt was Gelbes an der Dichtung,
Und ich habe diese Sichtung,
Als ich dortselbst sitz.

Es beschleicht mich eine Ahnung
Von des Brunzens schlechter Planung,
Als ein Schluss und eine Mahnung,
Wie ein heller Blitz.

Draußen rumpelt ein Gewitter,
Und in den Gedankensplitter
Kracht ein Donner, dass ich zitter,
Als ich drück und sitz.

Das Papier wär abzureißen.
Reimen will dabei was heißen,
Denk ich, und es trifft beim Scheißen
Mich ein Musenblitz:

„Sollst beim Pinkeln nicht noch denken,
Sondern ihm Dein Denken schenken
Und den Strahl ins Schwarze lenken!“,
Steht jetzt überm Sitz.
 

Label

Mitglied
lass mich erst mal zu Ende lachen lieber Walther

über dein in kräftigen Farben (gelb!) gemaltes Gedicht.
Obgleich gewiss nicht jeder Mensch seine Tagesverrichtung mit Gewitterhintermalung erledigt, gelingt es (mir!) die Stimmung nachzuerleben.

Auch das Finale ist in seiner Konsequenz nachvollziehbar, wenn auch möglicherweise nicht von allen Zeitgenoss/inn/en das erwünschte.

Sei gegrüßt
Label
 

Walther

Mitglied
lb label,

so unterschiedlich sind die geschmäcker! :) danke fürs werten und freundlich kommentieren!

lg w.
 

ThomasStefan

Mitglied
Hallo Walther!
Hat mir richtig gut gefallen. Sind ja ähnliche Verrichtungen: Das Hirn auswringen, auspressen, ebenso die unteren Körperteile.
Zwei Anmerkungen:
Brunzen kenne ich nicht. Interessant.
Desweiteren hat wohl schon mancher Dichter, wenn ihn der Gedankenblitz traf, sogar auf Klopapier geschriebe.
Und zum Schluss fiel mir auf:
"Hängt was Gelbes an der Dichtung"
Ich hoffe, so etwas hängt nicht an deiner hier oft feilgebotenen Dichtung.
Diese Teekesselchen haben es in sich.
Gruß, Thomas
 

Walther

Mitglied
hi stefan,

das macht dichtung aus: man muß eben hinter die wörter und worte schauen. :) wer dafür keine zeit und keinen sinn hat, wird solchen texten nichts abgewinnen, obwohl sie allemal leichter (in der herstellung) aussehen, als sie es sind. schön, daß du die fassade überwunden und dich mit den schmakazien beschäftigt hast. da gäbe es so einige weitere zu vermelden (metrum, reimarchitektur, inhaltliche aufbereitung etc.).

allerdings gibt es leser/inn/en, denen der zugang zu solcher art von sprachhandwerk fehlt. oder die eben keinen humor haben bzw. die sog. "aa"-phase bereits für überwunden halten (dabei aber ganz genau die farbe des urins und den eigenen stuhlgang bewundern, in der hoffnung, so rechtzeitig zu sehen, wann der darm- bzw. blasenkrebs sie befällt :D).

in diesem sinne herzlich willkommen in der lupe von mir, danke fürs reinlesen, kommentieren, werten und selbstredend: frohes dichten und werken bei uns! :)

lg w.
 



 
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