schach (rubaiyat)

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
[ 4]schach


geduld bringt dich weiter: noch jenseits der zeiten
die du dir erahnst kreuzen längen die breiten
wo diagonal dich die läufer durchreiten
die rosse umschreiten – sie tauschten die seiten

die dame mag wohl viele andre vernaschen
sie steckt wen sie kann in die engste der taschen
dort hat sie ein loch sie verlor manche maschen
die massen ent mannen – wen mags überraschen?

so dauert es nur wellen lang kurze weilen
schon läuft sie entlang diesen schreiblichen zeilen
sie biegt ihre bahn dieser tür zu zu eilen
sie klopft bei dir an dich von liebe zu heilen
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Danke, HerbertH!

Es sieht ein wenig nach Ferien aus auf der Leselupe, wenig Bewegung.
 

Tula

Mitglied
Hallo Mondnein

Das ist nur die Ruhe vor dem jährlichen Herbstgedichtesturm.

Das Gedicht gefällt mir, schon weil beim Schach die Dame alles entscheidet.
Wenn du mir einen kritischen Blick erlaubst: in S2, V3 und 4 finde ich inhaltlich weniger gut, schon weil sie (die Dame) die Maschen nicht verliert, sondern welche hat und damit jeden König um Turm und Pferde bringt. Nun gut, Ansichtssache.

LG
Tula
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Danke, Tula,

es ist schön, wenn mal wieder Inhaltliches diskutiert wird.

Was mir auf der Zunge lag, war die Redensart von den "verlorenen Maschen". Du bist besser: "Masche" hat eine Eigenbedeutung über jene (häufigere) Redensart hinaus, und das paßt zu der Macht der "Dame" im Schachspiel, die im ursprünglichen indischen Spiel der Großwesir, der Premierminister des Königs ("Schach") war.
Ich hatte diesen Streifen an den Strümpfen vor Augen, der dadurch entsteht, daß eine Beschädigung, ein Loch, den davon durchtrennten Webfaden zusammenschnurren läßt, die "Laufmasche".

Nun hat sie also einige ihrer Maschen, ihrer Trickmethoden, verloren. Und kaputte Strümpfe noch dazu. Neben den politischen (Regierungschefin?), sozialen (metoo?) und erotischen (...) Leseblickwinkeln ("Maschen") pflege ich vor allem die psychoanalytische (Freud), die archetypische (Jung) Funktion der personalisierten Seelenbilder, die "Dame im Traumland" (aboriginell), "in mir" oder an den poetischen Sprach- und Bewußtseinsgrenzen (pfingstliche Zungenrede, Surrealismus, vedische Soma-Trunkenheit).

grusz, hansz
 



 
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