Schaffensfreude

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
"yes we can" wurde nicht so gegen den Sprecher des Spruchs gewendet, wie in Deutschland die alte "Ärmel-aufkrempeln"-Selbstermutigung, kurz "Wir schaffen das", der Kanzlerin.

Die Kritiker vergessen, daß es (bei den letzten diplomatischen Aktionen der Kanzlerin) darum ging, den Schleppern die Verdienstquellen zu nehmen. Die Schließung der makedonischen Grenze geht bekanntlich nicht von der "Wir-schaffen-das"-Ärmelaufkremplerin aus. Und den Griechen zur Hilfe zu kommen - gilt das auf einmal als "deutsche Überheblichkeit"? "Sie steht ja ganz allein da", und "Isolation" und und und und und so weiter -- ?

Ich würde keinem seine Selbstermunterung in einer schwierigen Lage vorwerfen. Aber von denen, die solche Vorwürfe äußern, würde ich gerne eine bessere Lösung hören.

Mal davon abgesehen, daß das alles Schnee von gestern ist. Zur Zeit läuft eher die Integrationsphase, jede Menge Deutschunterricht zum Beispiel. Das ist das Konkrete, Aktuelle, und "packen wirs an".
 
Mondnein, ich möchte jetzt nur ungern in eine politische Diskussion eintreten. Das würde zwischen uns zwangsläufig auf das wechselseitige Präsentieren festgefügter Standpunkte hinauslaufen. Nimm bitte den Text als Ausdruck einer bitteren Reaktion auf eine von Beginn an als zynisch eingeschätzten Politik.

Gern verrate ich aber, was mich zu den paar Zeilen angeregt hat. Es war ein langer Artikel heute in der ZEIT von Bernd Stegemann, Dramaturg an der Schaubühne in Berlin: "Die andere Hälfte der Wahrheit".

Arno Abendschön
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Seit wann ist das Ärmelaufkrempeln zynisch?

Du mußt offensichtlich noch ein bißchen an Deiner Lebenseinstellung arbeiten.

Bitternis statt sinnvoller Antworten ist auch ein bedenkliches Symptom. Aber ich bin kein Arzt, werde weder Deine Symptome deuten noch Deine Schmerzen lindern.
 
Was an dieser Politik zynisch ist, könntest du eben im genannten Gastbeitrag des Schaubühne-Dramaturgen Stegemann in der ZEIT nachlesen. Vermutlich wirst du dich hüten, denn weder der Theatermann noch die Wochenzeitung eignen sich für die üblichen Schablonen und Schubladen. Du weißt schon: Zeichen setzen, Stirn bieten usw.

Stegemann zeigt die verblüffende Ähnlichkeit dieser Politik mit den Abläufen in Brechts "Der gute Mensch von Sezuan" auf. Stegemann:

Die Erkenntnis ist so einfach wie realistisch: Wer in einer schlechten Welt gut sein will, braucht die Hilfe eines schlechten Menschen. Das Einzige, was diesen Widerspruch aufheben könnte, wäre nicht individuelle Güte, sondern eine Revolution der schlechten Wirklichkeit.

Oder:

Die Grenze zwischen den bisherigen Parteien und der neuen AfD wird zur neuen, alles bestimmenden Opposition: Shui Ta ist der andere, mit dem man nichts zu tun haben will. Die politische Analyse bleibt schon hier weit hinter der brechtschen Erkenntnis zurück, dass jede gute Tat ihre böse Folge aus sich selbst gebiert, wenn die Welt durch individuelle Güte nicht zu verändern ist.

Oder:

Der Plan, alle mit Schleppern nach Griechenland gelangten Flüchtlinge in die Türkei zurückzubringen und dafür dieselbe Anzahl legal nach Europa einreisen zu lassen, ist von perfidem Zynismus.

Im Übrigen, Mondnein, glaubst du wirklich, der alte Trick funktioniert noch: den Kontrahenten zu verunsichern, indem man seine zeitgeschichtlich eingebettete Befindlichkeit individualisiert, personalisiert à la "deine Lebenseinstellung, deine Symptome - her mit dem Arzt"? Für so naiv halte ich dich nicht. Was soll also der untaugliche Versuch? Ich könnte mich mit weiteren Stegemann-Zitaten über die durchaus anrüchige Allianz der Kanzlerin mit ihren grünen Unterstützern und was ökonomisch dahintersteckt revanchieren ... Ach, geschenkt. Lies es selbst nach oder lass es sein. Morgen ist auch noch ein Tag.

Arno Abendschön
 

petrasmiles

Mitglied
Politische Gedichte sind nicht immer die besten, weil sie so eine beschränkte Wertigkeit haben (können); sie passen auf eine bestimmte Situation, nicht immer fangen sie etwas Allgemeingültiges ein.
Deshalb müssen sie nicht schlecht sein, und dieses ist es sicher nicht. Man kann nicht immer von Blümelein am Wegesrand schmachten oder die tiefsten Tiefen einer schönen Seele ausloten und dabei nebenher die Welt erklären. Wenn diese Gedanken nach diesem Audruck verlangen, dann muss man das nicht gut finden, aber respektieren muss man es.

Man sollte doch in der Lage sein, eine gegenlautende Ansicht zu der eigenen hier gelten lassen zu können, Mondnein. So kenne ich Dich gar nicht.
Ich weiß gar nicht, was in der Leselupe gerade los ist - haben wir Dauervollmond? Überall wird gezofft.

Bitte aufhören damit!

Liebe Grüße
Petra
 



 
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