Mir wurde dieses Gedicht heute empfohlen. Ich habe es gelesen und finde es toll.
Die Mehrdeutigkeiten der Wörter sind in den Wortneuschöpfungen voll zur Geltung gekommen.
Insgesamt klingt das Gedicht geheimnisvoll und etwas mystisch.
Am Anfang liest man und stutzt: Es klingt bekannt und fremd. Die Wörter klappen um.
Mir wurde dieses Gedicht heute empfohlen. Ich habe es gelesen und finde es toll.
Die Mehrdeutigkeiten der Wörter sind in den Wortneuschöpfungen voll zur Geltung gekommen.
Insgesamt klingt das Gedicht geheimnisvoll und etwas mystisch.
Am Anfang liest man und stutzt: Es klingt bekannt und fremd. Die Wörter klappen um.
Es klingt noch alles normal.
na gut, ein Schatten. Wieder mal einer.
Vergeigter Himmel voller Geigen
Erwartung: wieder mal so ein Betroffenheitsgedicht.
spielt Hungersnoten, Saitenstiche,
Hungersnot. Seitenstich. Irgendwas ist komisch. Das Gehirn schaltet um vom Tippfehlermodus in den Wiedererkennungs- und Metaphersuchmodus.
wenn Zeit verzweigte Augenbliche
"Augenblicke?" - für kurze Zeit schaltet sich der Korrekturmodus ein, aber der Reim schaltet ihn gleich wieder aus. Verzweifelte Suche im "inneren" Wörterbuch. Das Wort fehlt, Zusammensetzung: "Augen" - ja. aber Bliche? Das Wort fehlt. Scannen: Bliche - verblichen - nein - Bleiche (würde ja passen - aber) es klingt an: "lache" (mit langem a)
im Rachen schweigt, und Drachen steigen,
Eine Metapher, also. ein äußerst verschwommenes und drohendes Bild: Augenbliche - etwas, was da aus dem Auge in den Rachen läuft, Saft.
vervögelt frühen Flaum, verfiebert
Der frühe Vogel fängt den Wurm, der frühe Adler den Vogel. Vögeln - andere Bedeutung: Lustgewinn, Sex, Vermehrung, Metapher, verblasste Metapher
den Mohn im Gras, ein leichtes Röteln,
Mohn - Symbol für den Schlaf, die Müdigkeit, für Rausch, für knallrote Farbe (Sexsymbol) "Röteln" bestätigt und negiert es. -Rote Farbe blinkt auf, der Mohn rötelt hin und her (bewegt sich), der Mensch schwankt wie benommen.
wenn Frost sich übt im leisen Töteln,
Schock: das Bild kippt um. Alles ist anders. Eine folternte Gesellschaft.
und federt, teert, was einst gefiedert
eine strafende Gesellschaft, die gleiches mit gleichem vergilt. Mit gleichem? Nein, sie eskaliert es.
- kann's nicht verlängern! Nicht verlangen
noch einen Schäfchentraum zu fangen
im Mittagskurz, wenn abendlang
der Wolkenruß an meinen Händen.
Vielleicht doch nur ein Traum?
Dann klebt am LebEnden ein Enden,
und eine Klinge hat sein Klang.
Nein, es ist Mord, oder Tötung.
Das Leben endet, der Lebende hat es beendet.
Ein sehr expressives und metaphernreiches Gedicht.
Ich habe hier meine Assoziationen zur Analyse verwendet.
Zur Form:
Entsprechend des Inhaltes, in der Zerstörung mehr und mehr Oberhand gewinnt, was man am Anfang noch nicht merkt, fällt die Form auseinander.
Das wird durch den Zeilenabstand markiert.
Ein Gefühl völliger Verstörung bleibt. "Was ist nur aus uns geworden?"