Schatten

4,20 Stern(e) 13 Bewertungen
P

Pelikan

Gast
@ Herrn Müller
Legen Sie doch einen Link zum "Hurz" -
vielleicht amüsiert das geniale "Hurz" jemanden. Als Sie ihn bei mir gelegt haben, kam ich aus dem Lachen gar nicht mehr raus :D Pelikan grüßend
 

presque_rien

Mitglied
Liebe Marie-Luise,

also, auch wenn das vielleicht in dem, wie ich über Gedichte rede, so rüberkommen mag, ich bin wirklich kein selbstbewusster Mensch ;). Es ist nur so, dass ich ja hier auf der Lupe nichts zu verlieren habe: Entweder es gefällt, oder eben nicht - und wie ich schon an Pelikan schrieb, hat das überhaupt nichts mit irgendwelchen geistigen Kapazitäten zu tun - es ist einfach nur Geschmackssache, ob dir diese Art des Umgangs mit der Sprache gefällt. Ich habe ja auch längst nicht immer Erfolg damit - mit "Schatten" habe ich einmal Glück gehabt, aber auch hier hat mir jemand eine "1" verpasst ;).

Das "sein" in "und eine Klinge hat sein Klang" bezieht sich auf das "LebEnde" in der Zeile davor. Das kann man mehr oder weniger wörtlich interpretieren: Der Klang des Lebenden hat eine Klinge, weil a) in dem Klang des Wortes "Lebenden" schon das Wort "Enden" mitklingt, und b) Lyri weiß, dass alles Lebende bereits im Vergehen ist, und deshalb die Erscheinungsformen des Lebenden (repräsentiert durch den Klang) unerträglich findet.


Liebe Heidrun,

dabei war ich einmal eine absolute Bauch- und Herzschreiberin - aber da war ich noch jung und unschuldig ;). Vielen Dank für's Werten und Kommentieren (auch wenn dein Kommentar nicht mir galt).


Lieber Herr Müller,

dein Kommentar hat mich glücklich gemacht :D. Aber was hat es mit dem "Hurz" auf sich? Ich will jetzt auch mal aus dem Lachen nicht mehr rauskommen! (Siehe Pelikans Kommentar)


Lieber MD,

:eek:


Liebe Rhea,

danke für das große Lob!! :)


LG an alle,
presque
 
Liebe presque_rien,

Da steh ich nun, ich armer Tor!
Und bin so klug als wie zuvor
(Aus Faust, 1.Teil)

Ob es nun LebEnden oder Klang betrifft, m. E. müsste hier immer der Akkusativ angewandt werden. Oder?

Es grüßt Marie-Luise
 

presque_rien

Mitglied
Ja, "eine Klinge" ist ein Akkusativ.

Wer oder was hat eine Klinge? --> der Klang des LebEnden (oder alternativ auch: der Klang des Endens)

Wen oder was hat der Klang des LebEnden --> eine Klinge

Gut, hier kommt das Akkusativobjekt vor dem Nominativobjekt, das ist nicht die neutrale Satzstellung im Deutschen - aber möglich (v.a. wenn der Satz mit "und" beginnt)!
 

Der Andere

Mitglied
wortgewand wie eh und je, der gute hauch von nichts, ich mussten am anfang an celan denken, also: an eine totale umkehrung von celan: ähnliche motivik, aber nicht bedrohlich dargestellt, sondern verniedlicht. das hat mit mir richtig was gemacht.
du bist wieder auf einem guten weg. ich wünsche mir mehr davon, und natürlich: dabei noch ein bisschen mehr bauch in die gedichte legen, dann ist das ganz groß.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Mir wurde dieses Gedicht heute empfohlen. Ich habe es gelesen und finde es toll.
Die Mehrdeutigkeiten der Wörter sind in den Wortneuschöpfungen voll zur Geltung gekommen.
Insgesamt klingt das Gedicht geheimnisvoll und etwas mystisch.
Am Anfang liest man und stutzt: Es klingt bekannt und fremd. Die Wörter klappen um.

Mir wurde dieses Gedicht heute empfohlen. Ich habe es gelesen und finde es toll.
Die Mehrdeutigkeiten der Wörter sind in den Wortneuschöpfungen voll zur Geltung gekommen.
Insgesamt klingt das Gedicht geheimnisvoll und etwas mystisch.
Am Anfang liest man und stutzt: Es klingt bekannt und fremd. Die Wörter klappen um.

Es klingt noch alles normal.

na gut, ein Schatten. Wieder mal einer.

Vergeigter Himmel voller Geigen
Erwartung: wieder mal so ein Betroffenheitsgedicht.

spielt Hungersnoten, Saitenstiche,
Hungersnot. Seitenstich. Irgendwas ist komisch. Das Gehirn schaltet um vom Tippfehlermodus in den Wiedererkennungs- und Metaphersuchmodus.

wenn Zeit verzweigte Augenbliche
"Augenblicke?" - für kurze Zeit schaltet sich der Korrekturmodus ein, aber der Reim schaltet ihn gleich wieder aus. Verzweifelte Suche im "inneren" Wörterbuch. Das Wort fehlt, Zusammensetzung: "Augen" - ja. aber Bliche? Das Wort fehlt. Scannen: Bliche - verblichen - nein - Bleiche (würde ja passen - aber) es klingt an: "lache" (mit langem a)
im Rachen schweigt, und Drachen steigen,
Eine Metapher, also. ein äußerst verschwommenes und drohendes Bild: Augenbliche - etwas, was da aus dem Auge in den Rachen läuft, Saft.

vervögelt frühen Flaum, verfiebert
Der frühe Vogel fängt den Wurm, der frühe Adler den Vogel. Vögeln - andere Bedeutung: Lustgewinn, Sex, Vermehrung, Metapher, verblasste Metapher

den Mohn im Gras, ein leichtes Röteln,
Mohn - Symbol für den Schlaf, die Müdigkeit, für Rausch, für knallrote Farbe (Sexsymbol) "Röteln" bestätigt und negiert es. -Rote Farbe blinkt auf, der Mohn rötelt hin und her (bewegt sich), der Mensch schwankt wie benommen.

wenn Frost sich übt im leisen Töteln,
Schock: das Bild kippt um. Alles ist anders. Eine folternte Gesellschaft.

und federt, teert, was einst gefiedert
eine strafende Gesellschaft, die gleiches mit gleichem vergilt. Mit gleichem? Nein, sie eskaliert es.

- kann's nicht verlängern! Nicht verlangen
noch einen Schäfchentraum zu fangen
im Mittagskurz, wenn abendlang
der Wolkenruß an meinen Händen.
Vielleicht doch nur ein Traum?

Dann klebt am LebEnden ein Enden,
und eine Klinge hat sein Klang.
Nein, es ist Mord, oder Tötung.
Das Leben endet, der Lebende hat es beendet.

Ein sehr expressives und metaphernreiches Gedicht.

Ich habe hier meine Assoziationen zur Analyse verwendet.


Zur Form:
Entsprechend des Inhaltes, in der Zerstörung mehr und mehr Oberhand gewinnt, was man am Anfang noch nicht merkt, fällt die Form auseinander.
Das wird durch den Zeilenabstand markiert.

Ein Gefühl völliger Verstörung bleibt. "Was ist nur aus uns geworden?"
 
O

orlando

Gast
Huhu Julia,
gern, ach allzugern, ziehe ich dieses wunderbare Gedicht aus seiner Versenkung, das zweifellos zu den Devotionalien der Lupe gehört.
Und hoffe sehr, dich auf diese Weise zu einem Besuch zu verlocken, selbst wenn es nur ein kurzer ist.
Liebe Grüße
Orlando (reinkarniert)
 

MDSpinoza

Mitglied
Nein, Julia,

eine Expertin bist du nicht. Wenn, würde ich Dich als Meisterin Deines Fachs bezeichnen.
Vielleicht bist Du so fit, WEIL Du die ganze Theorie vergrauen läßt und es einfach TUST?

Als Autodidakt hast Du einen guten Lehrmeister...

:)

U.
 



 
Oben Unten