Schatten über Thalien

Bone

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Hier ist nochmal das erste Kapitel von "Schatten über Thalien" in einer leicht überarbeiteten Version! Das zweite Kapitel kommt auch direkt hinterher!

Schatten über Thalien


1. Die Mauern von Albion

Es war kurz nach Sonnenaufgang und die wenigen Dorfbewohner die schon auf den Beinen waren drängelten sich neugierig am Straßenrand als die kleine Kolonne durch die Straßen des Dorfes zogen. Die Dorfbewohner waren zwar neugierig aber dies war nichts was sie zum ersten Mal sahen. Es war ein Gefangenentransport.
In einem großen, überdachten und vergitterten Fuhrwagen wurden drei Männer und eine Frau transportiert. Die Dorfbewohner tuschelten und fragten sich was diese Menschen wohl für schreckliche Verbrechen verbrochen haben mussten um den bevorstehenden Aufenthalt in dem Hochsicherheitsgefängnis Albion verdient zu haben.
In Albion waren nur die übelsten Verbrecher aller Rassen untergebracht. Menschen, Elfen, Zwerge, sogar Orks und viele andere seltsame Wesen.
Noch nie hatte jemand einen Fluchtversuch überlebt. Diese vier Menschen würden vermutlich für den Rest ihres Lebens in Albion verbringen.
Der Fuhrwagen wurde von einer ganzen Garnison Gardisten begleitet. Angeführt wurden sie von einem riesigen, breitschultrigen Mann mit kurzgeschorenen dunklen Haaren. Er war der Typ mit dem man sich nicht freiwillig anliegen würde und der die Männer unter seiner Kontrolle eiskalt unter Kontrolle hatte. Jeder, der die Gelegenheit bekam, einen genauen Blick in das Gesicht dieses Mannes zu werfen, konnte ein unheimliches bedrohliches Leuchten in dessen Augen erkennen. Wie nach den Dienstzeichen auf seiner Rüstung zu erkennen war hatte er den Rang eines Hauptmannes.
Die Kolonne durchquerte das Dorf um das sich auf der anderen Seite des Dorfes, nur wenige Kilometer außerhalb befindlichen Albion zu erreichen. Schließlich erhoben sich langsam die gewaltigen Mauern des Gefängnisses vor der Kolonne. Das Gefängnis war riesig und die Mauern waren mit Sicherheit unüberwindbar.
In der Mauer waren unzählbar viele, mit dicken Gittern versehene Fenster. Über den Mauern erhoben sich mehrere Wachtürme in denen wahrscheinlich einige Gardisten hockten deren mit Giftpfeilen bestückten Armbrüste jederzeit
schussbereit waren. Ein Wassergraben zog sich rund um das ganze Gefängnis und war vermutlich mit fleischfressenden Killerfischen gefüllt. Auf der sichtbaren Seite der Zugbrücke war ein rätselhaftes verschnörkeltes, vermutlich magisches Zeichen kunstvoll eingeritzt.
Kurz nachdem die Kolonne vor dem Wassergraben zum Stillstand kam wurde die Zugbrücke heruntergelassen und einige Wächter ritten der Kolonne entgegen.
Der breitschultrige Hauptmann zeigte den Überführungsauftrag den Wächtern vor. Die Wächter überprüften den Auftrag und eskortierten dann die Gardisten und den Fuhrwagen durch das Tor in den Vorhof des Gefängnisses.
Erschöpft von der langen Reise, stiegen die Gardisten von ihren Pferden. Stallknechte kamen herbeigeeilt um die Pferde zu verpflegen.
Der Hauptmann brüllte lautstark einige Befehle. Dann wurden die Gefangenen ausgeladen.

*

Barakka ließ Wasser über seinen Hinterkopf laufen und knurrte auf. Es war eiskalt aber das war genau das was er brauchte um wach zu werden. Es war Zeit für seinen Rundgang in dem, unter seiner Verantwortung stehenden West-
Flügel des Gefängnisses.
Bei dem Gedanken an dem im bevorstehenden Gefängnisalltag wurde ihm übel. Seit er sich vor 4 Jahren, nachdem er auf Empfehlung frisch von der Kriegerakademie hierher gekommen war hatte sich nicht viel verändert. Er hatte zwar jetzt den Rang eines Leutnants und hatte jetzt mehr Befehlsgewalt und Verantwortung aber das machte hier nicht viel aus.
Der Gefängnisalltag war fast immer dasselbe und es passierte selten was wirklich Aufregendes. Er sehnte sich so sehr nach einem wirklichen Abenteuer.
Barakka trocknete sich mit einem Handtuch gründlich ab und betrachtete danach sein Gesicht im Spiegel.
Er war unrasiert und einige Strähnen seiner langen schwarzen Haare hingen ihm über seine braunen Augen. Er strich sich die Haare zurück um sie zu einem Pferdeschwanz zusammen zu binden.
Er verließ das kleine Badezimmer und betrat das Wachbüro.
Auf einem kleinen Eichenschreibtisch lag Barakkas Langschwert und sein Helm. Er nahm das Schwert an sich und steckte es in die Schwertscheide die an der rechten Seite seiner Gardistenuniform hing. Den Helm ließ er liegen. Er hasste es Helme zu tragen und fand es auch ziemlich überflüssig wenn es nicht gerade in eine Schlacht ginge. Er bezweifelte jedoch das er jemals einen richtige Schlacht erleben würde.
Er war nicht unbedingt der mutigste aber in seiner Brust schlug das Herz eines Kriegers. Deshalb ging er damals auf die Kriegerakademie und deshalb ging er zu den Gardisten. Sein Abschlusszeugnis der Akademie war sehr gut und er wurde für den Job in Albion empfohlen obwohl normalerweise nur erfahrene Soldaten in Albion angenommen wurden. Doch Albion war nun mal das sicherste Gefängnis in ganz Thalien. Niemand würde sich trauen hier ein- oder auszubrechen. Hier gab es keine Schlachten und keine Abenteuer.
Das größte Abenteuer das er hier erlebt hatte war als die beiden Orks aus Block III einen Wärter angegriffen und getötet hatten. Er und zwei andere Wärter müssten Sie überwältigen wobei einer der Beiden Orks einen Arm verlor.
Seitdem ist er der bravste Gefangene den man sich vorstellen kann. Doch wusste das täuscht. Ein Ork der auf dieser Weise in seinem Stolz verletzt wurde ist ein gefährlicher Gegner.
Barakka öffnete eine Schublade des Schreibtisches und nahm ein großes Schlüsselbund heraus. Plötzlich klingelte eine Glocke. Barakka befestigte den Schlüsselbund an der linken Seite seiner Rüstung in trat dann auf dem Gang vor dem Büro. Links ging es zu den Zellen und rechts war eine große Sicherheitsstahltür bei der Barakka mehrere Riegel zur Seite schieben musste um die Tür schließlich zu öffnen.
Auf der anderen Seite der Tür wartete Leutnant Petau von der Torwache.
“Schönen guten Morgen” sagte er grinsend. “Ist das nicht ein herrlicher Tag?”
Barakka machte ein genervtes Gesicht. “ Ja! Ein herrlicher Tag. Deshalb wünschte ich gerne zu wissen wieso du ihn mir am frühen Morgen mit deiner Anwesenheit verdirbst?”
Petau machte kurz ein beleidigtes Gesicht und grinste darauf sofort wieder.
“Ich habe neue Kundschaft für dich.”
“Am frühen Morgen? Wie fiele sind es?”
“Es sind vier! Drei Männer und eine Frau! Es müssen besondere Fälle sein! Sie wurden von einem hohen Tier der Stadtgarde von Dornheim und einer ganzen
Garnison Gardisten hergebracht. Hier ist der Überführungsbefehl!”
Petau gab Barakka ein zusammengerolltes Papier.
“Hast du Ihn gelesen?”
“Ich habe Ihn geprüft, wie es mein Job ist!”
Barakka rollte das Papier vorsichtig auseinander. Es war mit dem Siegel von Dornheim versehen und von Kaiserin Altaia persönlich unterzeichnet.
Barakka überflog das Papier. Sein Gesicht wurde angespannt, er runzelte die Stirn und schaute von dem Papier auf.
“Bei den Göttern! Sie haben den Herzog von Dornheim ermordet.”
“Tja! Er war ein berühmter Mann und wurde vom Volk geliebt. Kein Wunder das Altaia sie hierher verlegen ließ. Die Leute würden sie lynchen wenn sie, sie in die Finger kriegen würden.”
Barakka dachte nach. Der Herzog von Dornheim war eine Art Volksheld. In jungen Jahren hatte er verhindert das der wahnsinnige Schwarzmagier Mygeel den gefährlichsten Dämon von Thalien zum leben erweckt. Den Halbgott Khaal, der sich den Mächten des Bösen verschrieben hatte und deshalb von seinem Vater des Gottes Hall in die Sphäre der Verdammten verbannt wurde.
“Du hast Recht! Hör zu, Petau! Das bleibt unter uns! Verstanden!”
“Ist wohl besser so!”
Barakka rollte das Papier wieder zusammen.
“Okay! Bringe Sie her!”
Leutnant Petau winkte einige Wächter herbei die Drei Männer und eine Frau in Ketten hereinführten.
Bei dem Anblick der Frau blieb Barakka beinahe die Spucke weg. Es war bestimmt die schönste Frau die er je gesehen hatte und erfragte sich wie so eine schöne Frau so verdorben sein konnte und sich an einem Mord an dem Herzog von Dornheim beteiligen konnte. Er bemerkte auch dass mit der Frau irgendetwas nicht stimmte. Ihre Gesichtszüge und ihr verhalten zeigten absolut keine Gefühlsregungen und der Blick aus Ihren blauen Augen war eiskalt.
An den drei Männern viel ihm nichts besonderes auf, mal abgesehen davon das der eine ein Wüstensohn war aus der Gegend der großen Kobaldwüste wie von seiner sonnengebräunten Haut uns seinen typischen Gewändern zu vermuten war.
Barakka rief einige seiner Leute die sich um die vier kümmerten.
“Bringt sie in getrennte Zellen. Ich möchte dass jeder eine Einzelzelle kriegt. Verstanden!”
Die Wachen brachten die vier weg. Barakka wandte sich wieder Petau zu.
“Dieser Hauptmann und seine Gardisten hatten eine lange Reise. Ich nehme an du hast sie für ein paar Tage in den Gästequartiere untergebracht.”
“Ganz richtig!”
“Gut! Danke!”
Petau verabschiedete sich mit einem breiten Lächeln und ging.
Barakka schloss die Tür und machte sich auf dem Weg zu seinem Rundgang.

*

Adora wurde in die dunkle Zelle gestoßen. Sie landete hart auf dem feuchten Zellenboden.
“Mach es Dir gemütlich, Süße! Wirst den Rest deines Lebens in dieser Zelle verbringen!” witzelte der Wächter.
Er schloss die Tür und Adora war allein. Alleine in einer kleinen Zelle die nur durch den Lichtstrahl erhellt wurde der durch das winzige Fenster hereinfiel.
Adoras Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie war in Gefangenschaft!
Sie stellte sich auf die Beine und ließ Ihre Blicke über die kalten Mauern der Zelle gleiten. Auf der rechten Seite der Zelle unter dem Fenster war eine Schlafpritsche. Sonst gab es in der Zelle noch einen Tisch und einen Stuhl. An der Wand neben der Pritsche war ein Wasserbecken.
Adora merkte das Ihr Angstschweiß über die Stirn lief. Sie müsste sich zusammenreißen. Sie durfte nicht zulassen dass die Angst die Kontrolle übernimmt. Sie setzte sich auf die Pritsche und vergrub ihr Gesicht in den Händen.
Adora hatte lange, glatte schwarze Haare und sie trug einen Dress aus Wildleder der Ihre weiblichen Körperformen gut zur Geltung brachte. Die ledernen Schwertscheide auf ihrem Rücken war leer, da man ihr das Zweihandschwert, dass sie normalerweise bei sich trug, bei der Gefangennahme abgenommen
hatte.
Normalerweise war Adora eine Frau mir stahlharten Nerven die kaum Gefühle kannte. Das Gefühl der Angst war etwas das sie schon lange nicht mehr erlebt hatte. Umso schlimmer war es jetzt für sie. Sie befand sich in einer Situation die sie nicht kontrollieren konnte, den Adora litt an einer schweren Form von Raumangst.
Es schien Adora als wurden die Wände immer näher kommen und sie jeden Moment zerquetschen. Die Luft schien ihr stickig. Sie hatte das Gefühl als wurde sie jeden Moment ersticken.
Plötzlich erinnerte sie sich an Bilder und Gefühle aus ihrer Vergangenheit.
Sie erinnerte sich an eine Zeit die sie versucht hatte zu verdrängen und an einen Ort an dem sie unfreiwillige eine sehr lange Zeit verbrachte.
In Gefangenschaft!
Sie erinnerte sich an ein Labor, an einen Kerker und an einen Mann. Den Mann der ihr Erzeuger war. Ihren Vater! Doch er hatte sie nicht auf natürliche Weise erschaffen. Er hatte sie geklont.
Adora war ein Klon. Sie wurde von einem Verrückten Alchemisten namens Qularg erschaffen. Qularg war Genforscher und erschuf außer Adora noch viele andere Wesen von denen einige grauenvoll entstellte Wesen wurden.
Qularg sperrte Adora ihr halbes Leben lang in einen Kerker.
Sie wurde täglich von ihm und seinen Gehilfen misshandelt und Qularg machte im Interesse der Wissenschaft grauenvolle Tests mit ihr. Es war ein Leben es im Reich der Toten nicht schlimmer hätte sein können und trotzdem gab es nichts was sie sich damals sehnlichster gewünschte hätte als den Tod.
Es verging nicht ein Tag in dem sie sich fragte wieso Qularg sie erschaffen hatte und was der Sinn ihres Lebens war.
Eines Tages als sie in diese Frage stellte antwortete er: “Ich hatte die Fähigkeit es zu tun also tat ich es. Was den Sinn deines Lebens angeht so kann ich ihn dir nicht sagen weil ich ihn nicht weiß. Weder den Sinn deines Lebens noch meines eigenen.”
So lebte sie jahrelang in dem Kerker des unterirdischen Verstecks von Qularg bis eines Tages ein Mann dieses Versteck entdeckte. Ein Mann namens Balor.
Er war ein Abenteurer der durch Thalien zog und überall und nirgends zuhause war. Durch Zufall entdeckte er das Versteck von Qularg und enttarnte seine dunklen Machenschaften.
Als er Qularg zu verstehen gab das er missbilligte wie er Adora und die anderen Wesen behandelt und das seine Taten moralisch unverantwortlich sind und er dies zu beenden gedenke versuchte Qularg Balor umzubringen.
Doch der Mordversuch schlug fehl und schließlich war es Qularg der starb. Getötet durch Balors Schwert.
Balor befreite Adora und die anderen gefangenen Wesen und legte in Qulargs Labor ein Feuer welches alles vernichtete.
Danach nahm er sich Adora an, die sich in der Freiheit nicht zu Recht fand. Er lehrte ihr den Schwertkampf, unterwies sie in magischen Grundwissen und erzählte ihr über die Götter die Thalien erschaffen hatten.
Er versuchte ihr beibringen ihr Leben zu leben, auch wenn es manchmal hoffnungslos schien.
Als er schließlich glaubte das Adora soweit war ihren eigenen Weg zu gehen verließ er sie, versprach aber das sie sich wieder sehen würden.
Dies war nun schon eine unendlich lange Zeit her.
Adora wünschte nun das Balor bei ihr wäre um ihr in dieser schlimmen Zeit beizustehen.
Sie wischte sich mit den Handrücken den Schweiß vom Gesicht. Ihr Zustand wurde immer schlimmer. Es begann ihr schwindelig zu werden.
Sie stand auf, taumelte durch die Zelle und übergab sich in eine Ecke.
Nachdem sie sich wieder etwas gefasst hatte ging sie zum Fenster sah hinaus in die Freiheit. Sie würde es schon durchstehen. Sie musste einfach durchstehen.
Dann stürzte sie in die Dunkelheit.
*

Asuß saß auf der Pritsche in seiner Zelle und dachte nach. Man hatte ihn von den anderen getrennt und über eine lange Treppe in ein Kellergeschoß gebracht, wo man ihn in eine Zelle sperrte.
Nun saß er hier und konnte es nicht glauben dass sie verraten worden sind. Man hatte sie in eine Falle gelockt und sie waren blind reingetappt.
Nun war alles verloren! Ihre ganze Mission war zum scheitern verurteilt solange sie hier drin saßen und derweil zog das Unheil in Thalien ein.
Er musste einfach einen Ausweg aus dieser Situation finden.
Es war schlau von ihrem geheimnisvollen Gegner sie hier einzusperren statt sie zu töten. Wenn man sie getötet hätte wären andere geschickt worden aber niemand wusste dass sie hier, in Gefangenschaft waren.
Er musste einen Weg finden die Kaiserin zu verständigen. Nur sie konnte ihn und seine Gefährten hier herausholen.
Er dachte an Adora. Sie musste gerade Höllenqualen durchstehen.
Asuß hatte Adora vor einer langen Zeit kennen gelernt. Sie rettete ihm damals das Leben und zum Dank nahmen seine Eltern sie in ihre Familie auf. Er wusste wer und was sie war aber sie war für ihn wie eine Schwester, die er mit ganzen Herzen liebte. Er musste Sie aus diesem Loch herausholen.
Plötzlich knallte etwas lautstark auf die andere Seite der Zellenwand.
Nachdem Asuß seinen Schreck überwunden hatte stand er auf und lauschte angestrengt an der Zellenwand.
Wieder polterte etwas. Sein Nachbar schien die paar wenigen Möbelstücke die es in der Zelle gab gegen die Zellenwände zu schleudern.
“Na toll”, dachte Asuß, “da flippt der erste schon aus.”
Ein ohrenbetäubendes Brüllen ertönte aus der Nachbarzelle und Asuß überlegte was für ein Wesen da wohl neben ihm eingesperrt war.
So plötzlich wie er angefangen hatte endete der Krach wieder.
Asuß zuckte mit den Schultern und setzte sich wieder.
Auf dem Gang ertönten Schritte die vor seiner Zellentür verstummten. Ein Schlüssel wurde ins Schloss gesteckt und herumgedreht.
Asuß stand von der Pritsche auf.
Der Gardist der sie am Westtor angenommen hatte trat in die Zelle. Er ging einen Schritt auf Asuß zu, betrachtete ihn von oben bis unten, schwieg aber.
Asuß schwieg ebenfalls. Er war gespannt was der Gardist von ihm wollte den ohne Grund war er bestimmt nicht hier. Laut dem Rangzeichen auf seiner Uniform war er ein Leutnant und vermutlich verantwortlich für alle Gefangenen in diesem Teil des Gefängnisses.
Es dauerte nicht lange bis der Leutnant das Schweigen brach.
“Ich will nur eines wissen. Wieso habt ihr es getan?”
Asuß merkte an der Stimme, dass der Leutnant Mühe hatte sich unter Kontrolle zu halten. Er war zornig. Das war für Asuß auch völlig verständlich wen man bedachte aus welchem Grund man sie hier eingesperrt hatte.
“Wir sind unschuldig!”
Der Leutnant zuckte merklich zusammen.
“Unschuldig? Ihr ermordet den Herzog von Dornheim und hab die nicht mal den Anstand dazu zu stehen?” zischte der Leutnant zornig.
“Ich spreche die Wahrheit, aber in Anbetracht der Situation verstehe ich, dass ihr an meinen Worten zweifelt. Tatsache ist jedoch, dass der Herzog in Notwehr getötet wurde.”
Ein spöttisches Lachen ertönte in der Zelle und der Leutnant schüttelte ungläubig den Kopf.
“Ihr versucht euch verzweifelt zu retten aber bemüht euch nicht weiter. Ihr seid nichts weiter als ein feiger Meuchelmörder und werdet in dieser Zelle verrecken!”
“Wie lautet eurer Name?” fragte Asuß
“Was geht euch mein Name an?”
“Ich nehme an ihr kennt meinen Namen. Habe ich nicht das Recht euren zu erfahren?”
Er redet wie ein edler Mann! Entweder spricht er war, oder er ist ein gerissener Halunke! dachte Barakka bevor er antwortete: “Mein Name ist Barakka
Goran!”
“Barakka Goran, ihr müsst uns laufen lassen.”
“Wie Bitte?”
Die Dreistigkeit dieses Kerls fing langsam an Barakka zu ärgern.
“Ich bin ein Agent aus der kaiserlichen Armee. Ich und meine Gefährten sind auf einer wichtigen Mission für die Kaiserin! Der Herzog wurde von dunklen Mächten besessen und wollte uns töten. Wir waren gezwungen ihn zu töten!!! Ich vermute außerdem dass jemand in der Garde von Dornheim ebenfalls ein Verräter ist. Sie warteten schon um uns festzunehmen!” berichtete Asuß sachlich.
Es dauert eine Weile bis Barakka merkte das seine Kinnlade herabgefallen war und er mit offenen Mund dastand. Er schloss ihn und sagte: “Ihre Geschichte hat einen Hacken. Der Überführungsbefehl der mir übergeben wurde ist von der Kaiserin persönlich unterzeichnet.”
“Ein weiterer Hinweis auf einen Verräter in der Garde von Dornheim! Die Unterschrift muss gefälscht sein!”
Barakka schüttelte den Kopf.
“Ich wüsste nicht wieso ich ihren Worten glauben sollte!”
“Benachrichtigen sie die Kaiserin. Sie wird ihnen bestätigen dass wir in ihrem Auftrag unterwegs waren!”
Barakka war fest davon überzeugt das dieser Asuß log und trotzdem...Er hatte schon so viele Unschuldsbeteuerungen, von so vielen Gefangenen gehört, aber keine Geschichte war so dreist wie diese. Außerdem war dieser Asuß einfach überzeugend mit seiner ruhigen und selbstsicheren Art. Barakkas Wut hatte sich in Neugierde gewandelt und so spielte er dieses Spiel erst mal mit.
“Also, von was für einer dunklen Macht war der Herzog den besessen?”
“Ein schwarzer Zauber kontrollierte ihn und befahl ihm uns zu töten. Ein Zauber des Schwarzmagiers Fuhrul. Er ist derjenige den wir im Auftrage der Kaiserin gejagt haben!”
So langsam wurde Barakka die Sache unheimlich. Der Name Fuhrul war ihm nicht unbekannt. Fuhrul war ein Anhänger des Dämonen Khaal. Er galt als verschwunden seit der Herzog von Dornheim den Schwarzmagier Mygeel tötete und somit verhinderte das Khaal aus der Sphäre der Verdammten befreit wurde. Jedoch ist das nun schon über hundert Jahre her!
“Verdammt! Diese Geschichten von Khaal kennt doch jeder. Ihr habt euch was zusammengereimt um wieder in Freiheit zu gelangen!” knurrte Barakka.
“Schickt einen Boten zur Kaiserin. Lasst euch bestätigen ob dieser Über-
führungsbefehl echt ist. Mehr verlange ich gar nicht.”
“Ihr könnt gar nichts verlangen!”
“Überlegt euch mal was es heißt, wenn meine Worte war sind, und Fuhrul wirklich sein Unwesen in Thalien treibt. Was glaubt ihr was er für Ziele verfolgt. Was wenn wir ihn wirklich aufhalten sollen, es aber nicht können weil wir hier drin sitzen. Überlegt euch die Folgen!” appellierte Asuß an Barakkas Vernunft.
Barakka schwieg. Er musterte Asuß und überlegte ob er ihm trauen konnte.
Asuß war ein großer Mann mit langen braunen Haaren und einem Bart im Gesicht. Seine Augen hatten einen ehrlichen Ausdruck und Barakka merkte das er ihm unter anderen Umständen wahrscheinlich vertrauen würde.
Barakka war verwirrt. Er durfte sich von dieser Geschichte nicht beeindrucken lassen und musste einen klaren Kopf bewahren. Er müsste irgendwo in Ruhe über das nachdenken was Asuß ihm erzählt hatte.
Wortlos drehte er sich an und ging durch die Zellentür zurück auf den Flur.
“Wartet! Eins noch!” rief Asuß ihm hinterher.
Barakka drehte sich noch mal zu Asuß um und sah ihn fragend an.
“Adora, die Frau in unserer Gruppe hat eine schwere Form der Raumangst.
Vielleicht könntet ihr nach Ihr sehen. Ich mache mir Sorgen!”
Barakka nickte nur knapp und schloss dann die Zellentür.
Asuß blieb alleine in der Zelle zurück. Er setzte sich wieder auf die Pritsche und dachte nach.
Wieder polterte es in der Nebenzelle und ein lautes Knurren erklang.
“Hoffentlich macht mein Nachbar nachts nicht auch so einen Krach. Ich werde echt sauer wenn ich meinen Schlaf nicht bekomme.” flüsterte Asuß vor sich hin.


*


Lupo hockte im Schneidersitz auf seiner Pritsche und starrte auf die kleine Blechschüssel die vor ihm stand und versuchte herauszufinden was diese undefinierbare grüne Masse im inneren der Schüssel sein sollte.
Nun man gab ihm einen Löffel dazu also verlangte man wohl von ihm das man dieses Zeug isst. Jedoch hatte er den Löffel beim Anblick dieser Köstlichkeit schon längst fluchend gegen die Zellentür geschleudert.
Nun war es also passiert! Er saß im Knast! Und nicht in irgendeinem, sondern in Albion! Nicht das er zum ersten Mal in einer derartigen Patsche war, doch diesmal arbeitete er für die Kaiserin. Er war im Auftrag des Guten unterwegs, und was hatte es ihm eingebracht? Diesen stinkenden Fraß!
Das konnte ja wohl nicht war sein. Nie im Leben würde er dieses Zeug anrühren. Er sprang von der Pritsche auf und ging zielstrebig auf die Zellentür zu. Mit beiden geballten Fäusten begann er auf dir Zellentür einzuhämmern und lautstark zu rufen.
“Hallo! Zimmerservice! Ich glaube mein Essen wurde vertauscht. Ich habe diese Seeschlangenscheiße nicht bestellt!”
Auf dem Gang näherten sich Schritte der Zellentür.
“Was zur Hölle ist da drin los? Ruhe!!!”
“Ich möchte bitte den Koch sprechen! In meinem Essen bewegt sich irgend-
etwas!”
Eine kleine Luke wurde geöffnet hinter der das genervte Gesicht eines Wärters erschien.
“Friss dein Futter, denn etwas anderes als das was in deinem Napf ist wirst du nicht bekommen. Hast du verstanden, Gefangener?”
“Ich muss sagen dass die Betten in diesem Etablissement auch um einiges besser sein könnten. Wie wäre es mit einer ordentlichen gemütlichen Daunen-
Matratze?”
Der Wärter schaute Lupo entgeistert an und überlegte ob es dieser Kerl wirklich ernst meinte oder ob er ihn versuchte auf den Arm zu nehmen.
Der Gefangene hatte kurzgeschorene rote Stoppelhaare und sein linkes Ohr war mit drei goldenen Ohrringen verziert. Im Gesicht, auf der rechten Wange, hatte er eine ca. zwei Zentimeter große Narbe die vermutlich von einem Schwertstreich herrührte. Es sah fast so aus als ob ihm diese Narbe nicht zufällig im Kampf zugesetzt worden war sondern mit voller Absicht an diese Stelle gesetzt wurde um ihn zu zeichnen.
Trotz seiner provozierenden Erscheinung erschien es dem Wächter als ob es dieser Gefangene wirklich ernst meinte.
“Was glaubst du eigentlich wo du bist? In einem Freudenhaus? Als nächstes verlangst du wohl nach einer Hure die dir einen Blasen soll!”
Lupo grinste.
“Das wäre wirklich nicht zu verachten. Könnt ihr das arrangieren?”
“Ich kann arrangieren das man dir die Zähne aus deiner hässlichen Visage herausprügelt!” antwortete der Wächter grimmig.
“Ihr solltet wirklich etwas freundlicher zu mir sein und meinen Wünschen nachkommen denn wenn die Kaiserin erst mal hier ist und diesen Irrtum aufgeklärt hat, werden wohl ein paar Köpfe rollen und Ihr wollt doch nicht das eurer dazu gehört! Oder?”
“Wenn die Kaiserin hier wäre würde sie dir persönlich in die Eier treten und jetzt halt die Klappe.”
Als kein Kommentar von Lupo kam schloss er die Luke wieder.
Er drehte sich um und...
“Ich will euren Vorgesetzten sprechen, das ist doch eine Unverschämtheit, ihr werdet hängen, dafür werde ich schon sorgen!”
Kurz drauf flog die Zellentür auf und eine Faust raste auf Lupo zu. Dann noch eine, und noch eine und Lupo sah Sterne.
Manche Leute wissen eben nie wann sie die Klappe halten sollten.


*
Abu lief in seiner Zelle auf und ab. Er konnte es einfach nicht glauben, dass er hinter Gittern saß.
Abu war ein Wüstensohn. Wüstensöhne sind besonders göttergläubige Menschen die in und um der Kobaldwüste lebten. Abu wurde in einem götterglaubigen Haus aufgezogen und seine Eltern lehrten ihm moralisch zu leben. Sein ganzes Leben hatte er dem Guten gedient und konnte es nicht fassen das er nun eines Verbrechens beschuldigt worden war und in ein Gefängnis gesperrt worden ist. Wenn das seine arme Mutter wüsste, sie würde vom Glauben abfallen.
Abu hatte durch das Leben in der Wüste eine dunkle Hautfarbe bekommen und man erkannte normalerweise sofort woher er stammte. Auch das er gutes Essen liebte sollte einem geübten Beobachter auffallen, den er war nicht gerade schlank.
Abu blieb stehen und zupfte seine weisen Gewänder zu Recht. Zumindest waren sie mal weiß, jetzt waren sie durch die letzten Ereignisse und Kämpfe mit grauem Staub bedeckt und auf dem linke Ärmel waren einige rotbraune Flecken.
Es war das Blut eines Soldaten des Herzogs von Dornheim, den er gezwungen war zu töten. Langsam begannen die Ereignisse die sie in diese Situation gebracht hatten, noch mal vor seinen Augen vorbeizuziehen.
Sie waren im Westen von Thalien unterwegs gewesen, auf der Suche nach dem Schwarzmagier Fuhrul. Er, der kaiserliche Agent Asuß, Adora, und der Söldner Lupo. Bisher war ihre Suche recht erfolglos gewesen den außer einigen wagen Spuren von Fuhrul, denen sie nachgegangen waren, hatten sie keine Erfolge vorzuweisen.
Als sie in einem kleinen Dorf Rast machten erreichte Sie ein Bote des Herzogs.
Der Herzog lud sie auf sie auf sein Schloss ein, mit der Begründung dass er ihnen bei ihrer Suche vielleicht helfen könnte.
Zuerst war Asuß recht misstrauisch weil der Herzog anscheinend das Ziel ihrer geheimen Mission kannte, aber da der Herzog sehr viele Freunde in hohen Kreisen hat und die Kaiserin persönlich kannte, willigte er schließlich und sie machten sich auf dem Weg zum herzoglichen Schloss in Dornheim.
Nach zwei Tagesreisen erreichten sie das Schloss des Herzogs. Der Herzog begrüßte sie persönlich in der großen Empfangshalle des Schlosses.
Trotz seines Misstrauens überschlug sich Asuß beinahe vor Freude den berühmten Herzog persönlich kennen zu lernen.
Während ein Diener geschickt wurde um sich um die Pferde der Reisenden zu kümmern führte der Herzog sie persönlich in die erste Etage des Schlosses und wies jedem ein Zimmer zu. Er bat seine vier Gäste sich frisch zu machen und dann zum Essen in den Speisesaal zu kommen.
Als Abu und die drei anderen den Speisesaal betraten blickten sie auf eine riesige Tafel die mit allen Köstlichkeiten gedeckt war die Thalien zu bieten hatte. Der Herzog saß an einem Ende der Tafel und winkte die vier Reisenden heran. Diese setzten sich auf ein weiteres Zeichen des Herzogs an den Tisch und labten sich an den angebotenen Leckereien und dem köstlichen Wein der dazu gereicht wurde.
Nachdem alle gesättigt waren begann Asuß seine Hochachtung dem Herzog gegenüber zu verstehen zu geben doch dieser lenkte das Gespräch lieber auf die Mission der vier Helden.
“Ich bin ein guter Freund der Kaiserin und sie berichtete mir kürzlich von eurer Mission! Man könnte fast sagen dass ihr in meine Fußstapfen tretet!”
“So würde ich das nicht bezeichnen!” sagte Asuß. “Das was ihr damals vollbrachtet tatet ihr aus reinem Heldenmut während wir nur unseren Job tun für den wir bezahlt werden!”
Der Herzog schüttelte den Kopf.
“Ich denke es ist mehr als das! Ich meine wohl zu wissen dass hier vier der größten Helden dieser Zeit an meiner Tafel sitzen. Einmal Asuß, der beste Agent der kaiserlichen Armee, der seine Aufgaben mit bestem Pflichtgefühl erledigt und der Kaiserin treu ergeben ist. Zum zweiten Adora, die geheimnisvollste Frau in Thalien, die ein Schwert besser schwingt als jeder Mann. Zum dritten Abu, der Volksheld der Wüstensöhne, ein Mann der sich dem Guten verschrie-
ben hat und gegen das Böse kämpft wo er nur kann. Und zu guter letzt: Lupo, der beste und gefürchtetste Söldner in Thalien. Ein ganz beeindruckender Haufen würde ich sagen!”
Asuß wurde unruhig. Der ironische Klang in der Stimme des Herzogs war ihm nicht entgangen. Es schien fast so als versuchte der Herzog sie herauszufordern.
Das schien auch Lupo aufgefallen zu sein.
“Worauf ihr wetten könnt, lieber Herzog, wir werden diesen Fuhrul finden und vernichte bevor er seine dunklen Machenschaften ausführt!” rief dieser selbstsicher.
“Ach ja! Habt ihr denn schon eine Spur? Ich glaube nicht! Ich glaube ihr reitet nur durch die Gegend in der Hoffnung, dass ihr über ihn stolpert!”
“Ihr habt uns benachrichtigt das ihr uns helfen könnte, also sprecht! Was wisst ihr was wir nicht wissen?” fragte Asuß.
“Ich weiß das Fuhrul schon das halbe Ritual beendet hat!”
Abu machte große Augen.
“Das Ritual um Khaal aus der Sphäre der Verdammten zu befreien?”
Der Herzog nickte grinsend.
“Ich habe irgendwie das Gefühl das ihr die Situation sehr amüsant findet!” beschwerte sich Lupo wütend.
“Was soll das?” ging Abu dazwischen. “Beleidige den Herzog nicht!”
Der Herzog winkte mit der Hand.
“Schon gut! Er hat Recht! Ich finde es wirklich amüsant! Ich finde es amüsant dass ihr Helden hier sitzt, euch die Bäuche mit gutem Essen voll stopft während genau in diesem Augenblick ein weiterer Teil des Rituals vollbracht wurde!”
“Was geht hier eigentlich vor?” fragte Abu verzweifelt.
Adora, die während des bisherigen Gesprächs geschwiegen hatte, stand von ihrem Stuhl auf, zog ihr Zweihandschwert, aus der Scheide auf ihren Rücken, und zeigte damit auf den Herzog, am anderen Ende des Tisches.
“Ein schwarzer Zauber hat ihn unter Kontrolle! Das ist eine Falle!” sagte sie ruhig.
Der Herzog begann schallend zu lachen.
Plötzlich erschienen mehrere bewaffnete Soldaten des Herzogs an der Eingangs-
tür des Speisesaals und an der Tür die zur Küche führte.
Auch Asuß und die anderen sprangen nun von ihren Stühlen auf und zogen ihre Waffen.
Die Soldaten stürmten mit lautem Kampfgeschrei auf die vier Helden zu.
Schwerter klirrten aneinander, Schmerzensschreie ertönten und Blut spritzte.
Der Kampf war schnell vorbei. Die Soldaten des Herzogs hatten gegen die vier erfahrenen Kämpfer keine Chance. Wäre die Situation nicht zu verwirrend gewesen, wäre ihnen aufgefallen, dass es sogar zu einfach war.
Asuß suchte mit den Augen den Saal ab.
“Der Herzog ist verschwunden!”
Eine Tür viel zu. Asuß lief los, riss die Tür des Speisesaals auf, sprang hindurch und sah wie der Herzog die Stufen zum ersten Stock hoch lief. Er sprintete hinterher. Adora, Lupo und Abu folgten ihm.
Auf dem Gang der ersten Etage blieb Asuß kurz stehen und sah nach links und rechts. Der Herzog verschwand hinter einer Tür. Asuß lief zu dieser Tür und stieß sie, mit schlagbereitem Schwert auf.
Asuß bevorzugte nicht so gerne Zweihänder wie Adora und Abu sondern kämpfte lieber mit zwei normalen Schwertern. Eines hatte er jedoch während der Verfolgung des Herzogs weggeworfen um schneller und wendiger zu sein.
Die anderen hatten Asuß derweil eingeholt.
Der Herzog stand in der Mitte des luxuriös eingerichteten Zimmers. Es war wahrscheinlich das Schlafzimmer des Herzogs.
“Bitte tötet mich nicht! Ich konnte nichts gegen diesen bösen Zauber machen.” wimmerte er.
Erleichterung überkam Asuß und er ließ das Schwert sinken und ging auf den Herzog zu. “Der Zauber ist von euch gewichen! Wie geht es euch?”
Doch kaum hatte er diese Worte ausgesprochen packte der Herzog ihn und zog ihn zu sich heran. Asuß blickte in die rotglühenden, besessenen Augen des Herzogs bevor dieser ihn gegen einen Schrank schleuderte der an der Wand stand.
Lupo, der den beiden am nächsten stand hob das Schwert zum Schlag doch der Herzog war blitzschnell. Mit übermenschlicher Kraft schlug er ihm das Schwert aus der Hand und ein zweiter Schlag schleuderte ihn durch das Zimmer.
Plötzlich zischte Adoras Schwert durch die Luft. Der Herzog schrie auf und griff nach der Klinge die in seine Brust eingedrungen war.
Der Herzog ging in die Knie und starb. Adora konnte sehen wie das Glühen in seinen Augen erlosch. Sie ging zu dem sterbenden Körper, griff nach dem Schwert und zog es aus der Brust.
Derweil hatte Abu, Lupo auf die Beine geholfen. Er war nicht verletzt.
Asuß hatte sich auch wieder aufgerappelt. Er trat neben Adora und schaute entsetzt auf den toten Herzog. “Was haben wir getan?”
“Wir haben getan was nötig war!” antwortete Adora gefühlskalt.
Derweil wartete schon eine Garnison von Gardisten vor dem Schloss die sie gefangen nehmen sollten. Sie war verraten worden.
Abu hatte sich auf die Schlafpritsche gesetzt.
Der Tod des Herzogs von Dornheim hatte Asuß am schwersten getroffen obwohl auch Abu nicht begeistert war bei dem Gedanken als Mörder des Herzogs in die Geschichte von Thalien einzugehen. Asuß jedoch war ein Mann der an Helden wie dem Herzog glaubte und nur deshalb selbst zu einem Held geworden ist. Abu befürchtete dass mit dem Tod des Herzogs auch ein Teil von Asuß gestorben war.
Abu schüttelte die dunklen Gedanken ab und bereitete sich vor um ein Gebet an die Götter zu sprechen.




*



Am Abend, nachdem er einige Stunden geschlafen hatte, kam Barakka frisch und ausgeruht in die Wachstube um den Wachhabenden abzulösen. Dieser wartete schon seit einigen Minuten ungeduldig.
“Na endlich! Ich dachte schön du hättest heute Abend keine Lust!” knurrte der Wachhabende.
“Bin ja jetzt da, Gunther! Du kannst verschwinden!”
“Hast du schon gehört dass Jonas einen der neuen Gefangenen verprügelt hat?”
Barakka nickte.
“Ja, und wenn du mich fragst; der Kerl hat es verdient! Ich habe ihn heute Mittag kennen gelernt! Er ist eine fürchterliche Nervensäge! Außerdem hat er ihn nicht schwer verletzt! Ich werde aber trotzdem noch mit ihm reden!”
“Ja! Mach das mal lieber!” sagte Gunther, setzte seinen Helm auf und verließ die Wachstube.
Barakka sah ihm nach und strich sich über seine langen schwarzen Haare. Wie üblich trug er keinen Helm.
Barakka nahm den großen Schlüsselbund an sich den Gunther achtlos auf dem Tisch liegen gelassen hatte. Er trat hinaus auf den Gang und begann mit seinen Rundgang. Er ging langsam, hatte es wie gewohnt nicht eilig bei seinem Rundgang und strich mit den Fingern der linken Hand über die Steine der Mauer.
Barakka hatte als er neu in Albion war einmal das Gerücht gehört, dass die Mauern in Albion von einen mächtigen Zauber belegt waren, durch den sie gegen magische Einflüsse resistent waren. Angeblich ist Albion der einzige Ort an dem man einen Magier gefangen halten konnte.
Allerdings ist ihm nie eine Bestätigung dieses Gerüchts zu Ohren gekommen. Während seiner Dienstzeit wurde nie ein Magier in Albion eingeliefert und er hatte auch nie gehört, dass jemals einer vorher hier eingesperrt worden war.
Er musste wieder an Asuß denken und an die verrückte Geschichte die er ihm erzählt hatte. Wenn die Geschichte stimmte müsste er ihn einfach frei lassen. Das Schicksal von Thalien würde davon abhängen.
Aber er brauchte erst einen Beweis und deshalb hatte er vor einigen Stunden einen Boten zur kaiserlichen Hauptstadt Thalis geschickt. Auch wenn er sich ein wenig dumm vorkam, dass er sich so von der Geschichte beeinflussen ließ, die ihm Asuß erzählt hatte, so fühlte er es als seine Pflicht sich Gewissheit zu holen.
Auch um diese Adora hatte er sich gekümmert. Als er zu ihr ging um zu sehen wie es ihr geht, lag sie ihm Fieberwahn auf dem Boden ihrer Zelle. Barakka ließ eine Heilerin holen die ihren Zustand verbessern konnte. Danach brachte er sie in eine große Zelle die zwei große Fenster hatte und ließ sie unter Aufsicht der Heilerin. Diese sagte ihm das Adora unter einem schweren Trauma litt welches mit engen verschlossenen Räumen zu tun hatte.
Seltsame Sache, dachte er. Diese Frau würde einen längeren Aufenthalt in Albion niemals überstehen! Ob das der Sinn ihrer Einlieferung war?
Die erste Zelle an der er vorbeikam war die Zelle von einem Zwerg namens Daniel. Er hatte aus Goldgier seine beiden Brüder umgebracht und war ein wirklich widerlicher kleiner Kerl! Er war der Beweis dafür das Zwerge nicht immer das nette, kleine Volk waren für das man sie hielt. Verbrechen, Mord, Diebstahl, alles Dinge die im Zwergenreich genauso an der Tagesordnung waren, wie an anderen Orten in Thalien.
Barakka trat an die Zellentür und lauschte. Als er nichts hörte öffnete er die Guckluke um nachzusehen ob der Zwerg schon am schlafen war.
Es brannte kein Licht in der Zelle und man konnte nichts sehen aber durch die geöffnete Luke hörte man deutlich ein lautes Schnarchen. Barakka nickte zufrieden und schloss die Luke wieder. Daniel war schon ein langer Hausgast in Albion und wusste wann man sich schlafen legen müsste um keinen Ärger zu bekommen.
Barakka ließ die Zelle des Zwergs hinter sich und ging weiter den Gang runter.
Der Schall von Männerschritten ließ ihn aufhorchen.
Er blieb stehen doch die Schritte waren verklungen. Barakka kratzte sich am Kopf. Waren es am Ende seine eigenen Schritte gewesen.
Er ging weiter und begann ein Lied zu pfeifen welches ihm sein Vater beige-
bracht hatte.
Da war es wieder. Es war diesmal mehr ein schleichen, nur wenige Schritte hinter ihm. Was wurde hier gespielt?
Er blieb absichtlich nicht sofort stehen und wartete bis die schleichenden Schritte näher heran waren. Seine Hand griff vorsichtig zum Griff seines Schwertes. Dann blieb er abrupt stehen, wirbelte herum und zog dabei sein Schwert aus der Scheide.
Der lehre Gang schien ihn auszulachen. War er etwa müder als er dachte so das er sich etwas eingebildet hatte.
Ein kalter Hauch strich ihm über den Nacken. Barakka bekam eine Gänsehaut. Was war das? Dann traf ihn ein harter Knüppel am Kopf und beförderte ihn ins Reich der Träume.
Hätte er seinen Helm aufgehabt wäre das vielleicht nicht passiert!


*

Abu war gerade bei seinem Abendgebet als er Schritte auf dem Gang hörte, die vor seiner Zellentür zum Stillstand kamen. Jemand steckte einen Schlüssel ins Schloss der Tür um sie aufzuschließen.
Abu, der eben noch auf dem Boden gekniet hatte, stand auf und beobachtete die Tür. Langsam glitt sie auf.
Doch niemand stand auf der anderen Seite der Tür.
“Hallo! Ist da wer?” fragte Abu auf den Gang hinaus, doch niemand antwortete.
Abu ging hinaus auf den Gang und schaute nach links und rechts. Niemand war zu sehen doch etwas stimmte nicht. Die Türen der Nachbarzellen waren ebenfalls geöffnet worden und standen nun offen.
Abu überlegte sich ob heute wohl Tag der offenen Tür ist und wandte sich nach rechts um einen Blick in die Nachbarzelle zu werfen. Der Zellenbewohner, ein Barbar aus dem wilden Norden von Thalien mit feuerrotem Haar, lag seelenruhig auf seiner Pritsche und schlief. Abu zuckte mit den Achseln und ging weiter.
Er müsste die anderen finden und herausfinden was hier los war.


*


Währenddessen öffnete sich auch bei Asuß die Zellentür wie von Geisterhand.
Asuß, der wach war da sein Zellennachbar den ganzen Abend randaliert hatte, schaute vorsichtig auf den Gang.
“Hallo! Bin ich jetzt frei oder was?” fragte er.
Niemand antwortete, niemand war zu sehen.
Mit Schrecken bemerkte Asuß das auch die Zellentür seines Nachbarn geöffnet worden war und er hatte eigentlich nicht vorgehabt den Kerl kennen zu lernen, der dafür verantwortlich war das in seiner Zelle der Putz von der Wand gerieselt war.
Ein lautes Kreischen ertönte und etwas kam aus der Zelle seines Nachbarn geflogen. Zuerst konnte Asuß nicht genau erkennen was es war, denn man sah nur einen merkwürdigen verschwommenen Schatten der an die Wand des Ganges geschleudert worden war.
Und nun durfte Asuß seinem Zellennachbar “Hallo” sagen.
Das Wesen das dort geduckt unter der Zellentür hervortrat war bestimmt über zwei Meter groß, hatte einen mit Muskel bepackten Körper der überall mit dicken borstigen Haaren übersät war.
Asuß erkannte es mit Schrecken. Es war ein Moorriese!
Der seltsame Schatten bewegte sich nun von der Wand weg und Asuß erkannte Arme und Beine. Es war ein menschenähnliches Wesen.
Obwohl Asuß so ein Wesen noch nie gesehen hatte, kam er zu dem Schluss dass es ein Schattenwesen aus den Zauberwäldern von Thalien war, von denen er schon gehört hatte.
Das seltsame Schattenwesen kam wieder auf die Beine und griff den Moorriesen an. Es schwang eine Art Knüppel und traf den Riesen genau im Gesicht. Dieser stieß einen Schmerzensschrei aus und begann zu taumeln.
Das Schattenwesen schien sich seines Triumphs sicher zu sein aber das war ein Fehler. Der Riese fing sich schnell wieder und bevor der Schatten wieder zuschlagen konnte fegte der Riese ihn mit einer heftigen Bewegung seines Arms zu Boden, wobei dieser seinen Knüppel verlor.
Asuß sah wie sich der Riese das Bein des Schattens griff und ihn dann über seinen Kopf schwang um ihn mit voller Wucht gegen die Wand zu prügeln.
Er ließ ihn los und das Schattenwesen ging leblos zu Boden. Der Riese stupste ihn noch ein paar Mal an um zu sehen ob er wirklich tot war. Dann blickte er auf, sah Asuß, der wie versteinert dastand und die Szene beobachtet hatte, und ließ ein lautes Gebrüll ertönen, dass Asuß das Blut in den Adern gefrieren ließ.
Nun war er wohl dran. Der Moorriese bewegte sich auf ihn zu.


*

Vorsichtig schlich Adora durch die engen, dunklen Gänge des Gefängnisses.
Auch bei ihr hatte sich die Tür ihrer Zelle geöffnet und niemand war zu sehen gewesen, was ihr allerdings ziemlich egal gewesen war. Sie war nur froh aus der Zelle raus zu sein.
Geschmeidig wie eine Katze bewegte sich Adora an der Wand des Ganges entlang. Vor wenigen Sekunden hatte sie ein Geräusch gehört. Da vorne war jemand.
Vorsichtig lugte sie um die nächste Ecke. Auf dem Boden des Ganges lag ein Soldat. Er muss bewusstlos gewesen sein und kam gerade wieder zu sich.
Adora erkannte den Soldat. Es war Barakka, der dafür gesorgt hatte dass sie eine größere Zelle bekommt. Sie empfand Dankbarkeit diesem Soldat gegenüber aber sie musste vernünftig bleiben.
Solange Barakka sie einsperren wollte, war er ihr Feind.
Langsam hatte er sich gefangen und versuchte sich aufzusetzen. Adora musste angreifen solange er seine Sinne noch nicht ganz beieinander hatte.
Sie sprang hinter der Ecke hervor, war mit einem Satz über Barakka und warf ihn zu Boden. Mit einem schnellen, gekonnten Griff entwaffnete sie ihn und bedrohte ihn nun mit seinem eigenen Schwert.
“Was zur Hölle ist hier eigentlich los? Verdammt!” fluchte Barakka
Nachdem er sich wieder beruhigt hatte sah er Adora fragend an.
“Wie seid ihr aus eurer Zelle gekommen?”
Adora dachte einen Moment nach und wusste nicht so recht was sie antworten sollte.
“Ich weiß es nicht! Die Tür war einfach offen!”
“Barakka sah sie ungläubig an und sagte: “Ihr wollt mich wohl veräppeln! Dies ist ein Gefängnis! Hier gibt es keinen offenen Türen!”
Adora trat einen Schritt zurück und zeigte mit der Spitze von Barakkas Schwert in die Runde.
“Seht euch doch mal um!”
Barakka drehte den Kopf und bemerkte das die Zellentür des Zwerges Daniel offen stand.
Langsam dämmerte es Barakka. Er griff an den Gurt an seiner Rüstung.
Sein Schlüsselbund war verschwunden.
“Bei den Göttern! Jemand hat meine Schlüssel gestohlen und schließt sämtliche Zellen auf. Wenn ich den Kerl in die Finger kriege!”
Barakka stand vom Boden auf und schaute sich um. Adora bedrohte ihn immer noch mit dem Schwert.
“Gebt mir das Schwert. Ich muss diesen Irren aufhalten!” befahl er.
“Niemals! Ihr seid mein Gefangener und werdet mich zu den Zellen meiner Freunde bringen!” antwortete Adora beständig darauf.
Plötzlich lugte der Kopf eines kleinen Mannes mit langem weißem Bart aus der nahen offenen Zelle.
“Was ist los hier?” fragte der Zwerg.
“Nichts!” antwortete Barakka. “Nur ein kleiner Aufstand! Leg dich wieder hin und schlaf weiter?”
Der Zwerg gehorchte.
Barakka wandte sich wieder an Adora.
“Das war Daniel!” erklärte er. “Daniel ist schon länger hier und er weiß dass es kein entkommen aus Albion gibt. Jetzt gebt mir das Schwert!” forderte er.
Adora war unbeeindruckt.
“Du wirst mich jetzt zu den Zellen meiner Freunde bringen!”
“Nein!”
Adora war kein geduldiger Mensch.
Sie machte einen Schritt nach vorne und schlug Barakka blitzschnell mit der Handkante ins Gesicht.
Barakka schrie auf, griff sich mit seinen Händen ins Gesicht und taumelte gegen die Wand. Als er seien Hände wieder vom Gesicht nahm, waren sie voller Blut.
“Verdammt! Du hast mir die Nase gebrochen!” fluchte er.
Schritte kamen den Gang herunter. Adora wirbelte herum.
Es war Lupo der seelenruhig den Gang herunter spaziert kam. Als er Adora entdeckte winkte er aufgeregt.
“Schön dich zu sehen!” sagte er. Als ich aus meinem Schönheitsschlaf gerissen wurde stand meine Zellentür offen. Weißt du was hier vorgeht?”
“Nein! Ist mir auch egal! Wir suchen die anderen und verschwinden von hier!” antwortete sie.
Sie stieß Barakka vor sich her.
“Zeig uns wo es langgeht, Freundchen!”


*


Der Moorriese kam mit donnernden Schritten auf Asuß zu.
“Lieber, großer Moorriese! Tu mir nichts! Geh lieber zurück in deine Zelle und Prügel noch etwas gegen die Wand.” murmelte Asuß vor sich hin, mehr zu sich selber als zu dem Riesen, den er wusste genau das dieser ihn nicht verstehen konnte.
Mit Schrecken bemerkte Asuß das sich hinter ihm eine Wand war und der einzige Fluchtweg zurück in seine Zelle führte. Hinter dem Riesen sah Asuß die Treppe die hoch in die erste Etage führte.
Der Riese kam immer näher und Asuß konnte jetzt den Körpergeruch des von ihm wahrnehmen, was zur Folge hatte das ihm Übel wurde. Asuß notierte sich in Gedanken, bei Barakka den Vorschlag zu machen, dem Riesen eine Zwangswaschung zu verabreichen.
Der Riese war heran und schlug mit einer seiner großen, mit Krallen bestückten Pranken nach Asuß. Doch dieser duckte sich und die Pranke zischte knapp über seinem Kopf hinweg. Der Riese holte noch mal aus, doch bevor er zuschlagen konnte zischte etwas durch die Luft und traf den Riesen. Dieser schrie auf, wirbelte herum und versuchte mit einer seiner Pranke an den Bolzen zu kommen, der nun in seiner rechten Schulter steckte.
Asuß sah zur Treppe rüber auf der einer der Wärter stand, der hektisch versuchte
einen neuen Bolzen in seine Armbrust einzuspannen.
Der Moorriese hatte nicht genug Feingefühl um den Pfeil aus der Schulter zu ziehen. Er brach ihn ab, so dass die Spitze immer noch in der Schulter steckte.
Der Schmerz machte den Riesen wahnsinnig. Wild um sich schlagend rannte er auf den Wärter zu.
“Vorsicht!” schrie Asuß warnend.
Der Riese hatte den Wächter fast erreicht als dieser es endlich geschafft hatte den Bolzen einzuspannen, die Armbrust hoch riss und den Abzug drückte.
Der Pfeil blieb in der Brust des Riesen stecken. Dieser schien zuerst gar nicht zu merken dass er getroffen worden ist. Mit dem ersten Hieb entwaffnete er den Wächter, mit dem zweiten zertrümmerte er ihm den Schädel.
Asuß rannte zu der Leiche des Schattenwesens nahm dessen Knüppel an sich und griff an. Er schmetterte dem Riesen den Knüppel entgegen. Der schon stark geschwächte Riese verlor sein Gleichgewicht und ging zu Boden.
Doch Asuß wusste das der Riese noch nicht geschlagen war. Er ließ den Knüppel fallen und sprang die Stufen der Treppe hoch.
Der Riese rappelte sich wieder hoch und folgte ihm.
Auf der Treppe lief er Adora in die Arme.
“Asuß! Alles OK!” rief sie, erfreut ihn zu sehen.
“Wenn wir hier noch lange rumstehen, dann nicht mehr!” sagte Asuß während das Knurren des Moorriesen immer näher kam.
Asuß und Adora hetzten die Treppe hoch. Am Ende der Treppe wartete Lupo, der den Gardisten Barakka in Schach hielt.
Adora knallte die schwere Eichentür zur Treppe zu und schob den Riegel vor.
“Ich lebe noch! Juhuuu!” freute sich Asuß.
Etwas krachte gegen die andere Seite der Tür. Rasend vor Wut trommelte der Riese mit seinen Fäusten gegen die Tür. Doch die Tür hielt.
“Was ist das?” fragte Lupo.
“Nur ein kleiner Moorriese!” antwortete Adora.
“Ein Kleiner?” fragte Asuß ungläubig. “Dann möchte ich keinem Großen begegnen!”
Plötzlich hallte die Stimme von Abu durch den Gang.
“Achtung! Ich komme!”
Abu kam schwitzend und keuchend den Gang herunter gerannt, verfolgt von einer Meute Gardisten die alle mit gezogenen Schwertern hinter ihm her waren.
“Scheiße!” murmelte Lupo. “Ich sehe mich schon wieder in der Zelle sitzen!”
Adora handelte geistesgegenwärtig. Sie zog Barakka dicht an sich heran und setzte ihm seine eigene Klinge an die Kehle.
“Sag ihnen sie sollen stehen bleiben sonst schneide ich dir die Kehle durch!” flüsterte Adora ihm ins Ohr.
Nach seiner letzten Konfrontation mit Adora glaubte er ihr aufs Wort.
“Bleibt stehen oder sie tötet mich!” rief er den Gardisten zu.
Die Gardisten gehorchten.
Abu kam schwer atmend bei seinen Freunden zum stillstand.
“Alles in Ordnung bei dir?” fragte Asuß.
Abu winkte ab. Er keuchte und brachte kein Wort heraus. Die Wächter hatten ihn durchs halbe Gefängnis verfolgt.
Aus der Gruppe Gardisten löste sich einer, der wohl die Aufgabe hatte mit den Ausbrechern zu verhandeln.
“Ihr solltet lieber aufgeben! Wir haben Großalarm gegeben! Es gibt kein Entkommen aus Albion!” erklärte er lautstark.
“Ihr werdet uns gehen lassen oder euer Gardistenfreund hier wird sterben.”
rief Adora ihm entschlossen zu.
“Wenn du ihn tötest, bist du die nächste die stirbt!” sagte der Gardist.
Von der anderen Seite des Ganges kamen nun auch einige Gardisten heran. Sie saßen in der Falle.
Asuß schüttelte den Kopf und sagte: “Das hat keinen Sinn! Lass ihn los, Adora!”
Sie sah ihn ungläubig an.
“Nein! Wir müssen hier raus! Denk an unsere Mission!”
“Wir können unsere Mission nicht erfüllen wenn wir tot sind!”
Adora sah ihn an und er sah Angst in ihren Augen.
“Ich gehe nicht zurück in die Zelle!”
Bevor Asuß etwas erwidern konnte geschah etwas das seine Aufmerksamkeit aus sich zog. Eine Unruhe ging durch die Gruppe der Gardisten. Am Ende des Ganges schien eine neue Person aufgetaucht zu sein. Die Gruppe der Gardisten teilte sich, so dass eine Schneise entstand.
Ein Mann kam durch diese Schneise auf Asuß und die anderen zu. Er war groß, hatte weiße Haare und einen langen weißen Bart. Dabei war er grade mal mittleren Alters. Er trug einen langen roten Umhang, auf dem das kaiserliche Symbol, der goldene Drache, aufgenäht war.
“Ihr müsst nicht zurück in die Zelle, Adora!” sagte er.
Adoras Gesicht strahlte vor Freude und auch die anderen waren erleichtert.
“Rhames! Alter Junge! Ist das schön euch zu sehen!” jubelte Lupo und machte Luftsprünge.
Rhames lächelte ihn an und wandte sich an die Gardisten.
“Diese Leute stehen unter meinem Schutz! Sie sind unschuldig und ab sofort wieder auf freien Fuß! Geht nun und kümmert euch um die anderen Gefangenen!”
Die Gardisten waren verwundert aber gehorchten.
Adora ließ Barakka los und gab ihm sein Schwert wieder.
“War nicht persönlich gemeint!” sagte sie zu ihm. Er nickte nur und schaute verwirrt zu Rhames herüber.
Asuß ging auf Rhames zu und verbeugte sich leicht.
“Commander Asuß! Es ist schön euch gesund und munter wieder zu sehen!” sagte dieser und sie schüttelten sich die Hände.
“Ich bin auch froh euch zu sehen! Was treibt den Berater der Kaiserin in ein dunkles Loch wie dieses?” fragte Asuß.
“Der Beste Agent der kaiserlichen Armee treibt mich her. Ich muss ihm sein Leben retten!” scherzte Rhames.
“Woher weißt du...?” Er stockte und sah zu Barakka rüber. “Ihr habt also doch einen Boten geschickt!”
Barakka zuckte mit den Schultern. “Sicher ist Sicher!”
Asuß lachte.
Rhames wurde ernst und winkte den anderen zu.
“Ihr müsst mir erzählen was geschehen ist. Aber an einem anderen Ort.”
Barakka hob die Hand als wollte er sich in der Schule zu Wort melden.
“Folgt mir ich bringe euch in den Speisesaal. Dort könnt ihr in Ruhe reden.”
Rhames nickte und Barakka ging voran.


*


Der Speisesaal der Gardisten von Albion war groß und mit vielen länglichen Tischen ausgestattet. Direkt nebenan war die Küche, aus der das Klappern und Scheppern von Töpfen und Geschirr ertönte.
Adora, Asuß, Abu, Lupo und der persönliche Berater der Kaiserin saßen an einem Ende eines langen Tisches. Die vier erzählten abwechselnd von ihren Erlebnissen und wie der Herzog von Dornheim gestorben war.
Barakka stand etwas abseits und unterhielt sich mit zwei Gardisten.
“Der Moorriese ist wieder in seiner Zelle! Wir konnten ihn mit Beruhigungs-
mitteln betäuben! Auch alle anderen Gefangenen sind wieder in ihren Zellen! Außer Daryyl, der von dem Moorriesen getötet wurde, gibt es keine Verluste.” sagte einer von ihnen.
Barakka nickte. “Was ist mit diesem Schattenwesen? Woher kam es und was wollte es hier?” Die beiden anderen zuckten mit den Achseln.
“Ich denke er hatte es auf dem Moorriesen abgesehen.” sagte einer von ihnen. “Alle anderen Gefangenen hatte es in Ruhe gelassen, aber mit dem Moorriesen hat es gekämpft. Vermutlich hat es die anderen Zellen nur auf der Suche nach ihm geöffnet.”
Barakka nickte und schickte die beiden wieder an ihre Arbeit. Er konnte es kaum glauben dass dieses Wesen einfach so in Albion einspaziert war.
Er wandte sich wieder dem kaiserlichem Berater und den vier Ex-Gefangenen zu und lauschte.
Nachdem die vier mit ihrem Bericht geendet hatten, kratzte sich Rhames nachdenklich am Kopf. “Ihr glaubt also dass der Herzog unter magischer Kontrolle des Schwarzmagiers Fuhrul stand”.
“Wir sind uns ziemlich sicher!” sagte Abu schmatzend während, er einen Apfel aß, den er aus der Küche geklaut hatte die gleich nebenan lag.
“Ich frage mich woher er von euch weiß.” überlegte Rhames laut. “Woher weiß Fuhrul das die Kaiserin euch geschickt hat um ihn aufzuhalten.”
“Vielleicht hat es die Kaiserin ihm selbst erzählt! Wer weiß wie lange der Herzog schon unter der Kontrolle dieses Scheusals stand. Soviel ich weiß kennen sich der Herzog und die Kaiserin gut.”
Rhames sah Abu schockiert an. “Das stimmt! Bei den Göttern! Vielleicht war die Kaiserin in Gefahr ohne dass es jemand bemerkt hatte.”
“Fuhrul, wenn es Fuhrul war, wusste auf jeden Fall gut genug Bescheid um uns diese Falle stellen zu können” sagte Lupo.
“Wenn es eine Falle war dann stecken die Gardisten aus Dornheim mit ihm unter einer Decke.” bemerkte Asuß.
Barakka trat näher an den Tisch heran und sagte: “Wieso fragt ihr sie nicht einfach?” Sie sahen ihn an.
“Soll das heißen dass sie noch hier sind?” fragte Asuß.
Er nickte. “Müssten sie eigentlich! Sie wollten sich im Morgengrauen auf den Weg machen.”
Asuß sprang auf ging zu einem der vergitterten Fenstern und schaute hinaus.
“Die Sonne geht bald auf! Wir müssen uns beeilen wen wir sie noch erwischen wollen.” sagte er.
Barakka winkte ihm zu. “Wenn sie noch da sind, werden sie in den Ställen sein und ihre Pferde satteln. Kommt ich bringe euch runter in den Hof.”
Abu warf seine Apfelkippe in einen Müllkübel und folgte Barakka und den anderen in den Hof von Albion hinunter.
Die Gardisten von Dornheim waren tatsächlich gerade dabei aufzubrechen. Einige saßen schon reisefertig auf ihren Pferden. Als der hünenhafte Hauptmann sah dass die Gefangenen, die er hierher überführt hatte, frei auf dem Hof herumliefen sprang er von seinem Pferd und kam auf Barakka zu.
“Was zur Hölle soll das?” schrie er ihn an. “Wollt ihr sie jetzt etwa nicht mehr? Sollen wir sie jetzt wieder mitnehmen?”
Barakka kniff die Augen zusammen. Dieser Kerl hatte einen ganz schlimmen Mundgeruch. Dann zeigte er auf Rhames und sagte: “Ich nehme an ihr kennt den persönlichen Berater der Kaiserin.”
“Nicht persönlich!” sagte der Hauptmann und wandte sich Rhames zu. “Was führt euch nach Albion!”
Rhames zeigte auf Asuß und die anderen. “Diese vier führen mich hierher! Sie sind unschuldig und der Überführungsbefehl der Kaiserin gefälscht! Wie ist euer Name Hauptmann?”
“Mein Name ist Owahn!” antwortete der Hauptmann
“Der Überführungsbefehl kann unmöglich gefälscht sein!” mischte sich einer der Dornheimer Gardisten ein. “Hauptmann Owahn hat ihn persönlich von der Kaiserin übergeben bekommen!”
Rhames schaute Hauptmann Owahn an. “Habt ihr das?”
Der Hauptmann begann wild zu grinsen und in seinen Augen begann das Feuer des Wahnsinns zu leuchten.
“Ich hätte eure Kaiserin töten können!” sagte er mit einer fremden Stimme.
“Fuhrul!” hauchte Rhames hervor. “Ihr verdammtes Monster! Wenn ihr nochmals in die Nähe der Kaiserin gehen werde ich sie persönlich töten!”
“Ich hätte sie töten können und sie hätten nichts tun können!” sagte er lachend.
Die Dornheimer Gardisten stiegen von ihren Pferden und gingen auf ihren Hauptmann zu. “Was geht hier eigentlich vor?” fragten sie durcheinander.
“Bleibt weg!” rief Abu “Hier ist schwarze Magie am Werk!” Die Gardisten wichen zurück.
Mutig blieb Rhames vor dem Hauptmann, der mit Fuhruls Zunge sprach, stehen.
“Was habt ihr vor?” fragte er. Wieder begann Fuhrul schallend zu lachen bevor er antwortete. “Ich werde den Meister wieder zurück nach Thalien holen und das Zeitalter der Dunkelheit und des Bösen einläuten!”
“Ihr wisst nicht was ihr tut! Khaals Rückkehr würde niemand überleben! Auch du nicht! Khaal ist mit Dämonen im Bunde! ” rief Rhames verzweifelt.
“Ich werde leben und neben meinem Meister über das Reich der Dunkelheit herrschen!”
Verzweifelt schüttelte Rhames den Kopf. “Nein! Das darf nicht passieren! Niemals!”
Asuß trat neben Rhames, legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte: “Es wird nicht geschehen weil ich, Asuß von Thalis, und meine Freunde werden es verhindern! Wir werden dich jagen und vernichten, Fuhrul! Das schwöre ich dir! Nochmals gehen wir nicht in deine Falle!”
“Das werden wir ja sehen! Auch du wirst bald ein Sklave sein!” sagte Fuhrul und verstummte dann. Der Körper des Hauptmanns ging leblos zu Boden.


*


Die Heilerin von Albion kümmerte sich um den Hauptmann. Er stand nicht mehr unter Kontrolle des Zauberers, er hatte keine Verwendung mehr für ihn!
Er war noch sehr schwach und die Heilerin meinte er brauche eine Weile um sich zu erholen. Rahmes brachte den Dornheimer Gardisten bei, dass sie über diesen Vorfall zu schweigen hatten.
Derweil machten sich Asuß, Abu, Adora und Lupo bereit zum Aufbruch. Barakka ließ ihnen ihre Waffen und ihre Ausrüstung bringen die ihnen bei der Gefangennahme abgenommen worden waren.
Asuß trat zu Rhames um mit ihm zu reden.
“Wir werden ihn erwischen! Aber er ist ein starker Gegner!” sagte er.
“Ich weiß! Wohin werdet ihr gehen?”
“Wir werden zurück nach Dornheim reiten. Vielleicht hat er dort etwas hinterlassen was uns auf seine Spur bringt!”
“Ich wünsche euch alles Gute mein Freund!” sagte Rhames und legte ihm freundschaftlich eine Hand auf die Schulter.
“Ich habe da noch eine Bitte!” sagte Asuß.
“So sprecht sie aus, mein Freund!”
“Ich möchte noch einen fünften Mann mitnehmen! Fuhrul kennt uns nun und es wäre ein Vorteil wenn noch ein fünfter mitkommen würde, mit dem er nicht rechnet.” erklärte Asuß.
“Verstehe! An wen habt ihr gedacht?” wollte Rhames wissen.
“An Barakka! Er scheint ein guter Mann zu sein und ohne ihn wären wir vier noch immer in einer Zelle!”
Rhames nickte. “Wartet hier ich werde mit ihm reden!”
Rhames fand Barakka in seinem persönlichen Quartier. Rhames klopfte, wurde herein gerufen und öffnete die Tür. Barakka stand am Fenster und starrte in den Himmel. Rhames sah das die Vorfälle der letzten Stunden ihm zu schaffen machte.
“Ihr habt Sorgen! Lasst mich an euren Gedanken teilhaben!” sagte er.
Barakka drehte sich nicht um, er starrte weiter aus dem Fenster. “Ich habe gerade erfahren dass unser Land in der vermutlich größten Gefahr seiner Geschichte schwebt! Natürlich mache ich mir Sorgen!”
“Thalien stand schon oft vor der Vernichtung! Aber es gab immer mutige Helden die für ihr Land kämpften und es schließlich retteten.” berichtete Rhames. “Seid ich ihr etwas über Thaliens Geschichte vertraut!”
Barakka drehte sich um und sah Rhames an. “Nun, ich war auf einer Krieger-
akademie! Wir lehrten dort viel über vergangene Schlachten! Ich denke ich weiß Bescheid!”
Rhames musste lächeln. “Das ist gut! Erzählt mir über die Dämonenkriege!”
Barakka strich sich über die Haare und begann auf und ab zu laufen während er redete: “Mal sehen was ich da noch zusammen kriege. Die Dämonenkriege waren ca. vor ca. 100 Jahren. Der Halbgott Khaal, dessen Vater der Gott Hall war, verschrieb sich den Mächten des Bösen und verband sich mit dem Dämonen Urul. Sie wollten zusammen Thalien erobern und vielen mit ihrer Dämonenarmee über das Land her. Dank des damaligen Hofmagiers und einer großen Armee Soldaten konnte die Dämonenarmee aufgehalten werden. Khaal aber gab nicht auf und brachte einen mächtigen Zauber über das Land und jedes Wesen war in Gefahr zu vergehen. Da griff der Gott Hall ein und verbannte seinen Sohn in die Sphäre der Verdammten!” Barakka blieb stehen und überlegte. “Mehr fällt mir nicht ein! Soweit richtig?”
“Ja! Ich würde sagen das war ein ganz guter Grundriss der damaligen Gescheh- nisse!” bemerkte Rhames. ”Wie ihr schon erwähnt habt trug der Hofmagier Zarov zu dem Sieg bei. Er und eine Handvoll Helden drangen in die geheime Festung des Dämonen Urul ein und töteten ihn, was dazu führte das die Kampfmoral der Dämonenarmee schwand. Das war in den Bergen von Lamania!”
Barakka drehte sich wieder zum Fenster um. “Ja! Seid damals ist es ein verfluchter Ort, den jeder meidet. Man nennt die Berge heute nur noch die Teufelszunge!”
“Was ich damit sagen will ist das die Armee ohne diese Helden vermutlich nicht hätte aufgehalten werden können. Sie war zahlenmäßig weit überlegen. In solchen Tagen der Gefahr braucht das Land Helden.” Rahmes machte eine Pause und sagte dann: “Diese vier da draußen sind die Besten der Besten. Sie werden Fuhrul aufhalten!”
“Hoffe ich doch!” murmelte Barakka.
Rahmes trat dicht hinter Barakka. “Aber wenn ihr ihnen nicht vertraut solltet ihr vielleicht selbst etwas für den Erfolg der Sache tun!”
Barakka drehte sich um und sah Rhames in die Augen. “Was meint ihr?”
Rhames ballte die Faust und hielt sie vor Barakkas Gesicht. “Reite mit ihnen und hilf ihnen Fuhrul zu besiegen!”
Barakka schüttelte den Kopf. “Ich! Wie kommt ihr auf diese Idee?”
“Ihr seid ein Krieger! Nicht nur auf dem Papier der Kriegerakademie sondern auch in eurem Herzen! Ich kann es in euren Augen sehen! Die Mauern dieses Gefängnisses halten euch genauso gefangen wie die Bewohner der Zellen! Brecht aus und reitet mit Asuß! Vielleicht ist es Bestimmung, dass ihr euch hier getroffen habt.”
Barakka lachte. “Nein! Auch wenn das schön klingt was ihr da sagt! Ich bin nicht euer Mann! Ihr sucht einen Helden? Ich bin keiner! Ich habe noch nichts Großes vollbracht in meinem Leben!”
“Ein wahrer Held tut was er tun muss! Er sehnt sich nicht nach großen Taten sondern handelt nach seinem Gewissen und seinen Idealen. So wie ihr es getan habt, als ihr einen Boten nach Thalis gesandt hast. Euer Gewissen hat euch verboten, dass was Asuß euch erzählte als Lüge abzutun. Eure Ideale und die Liebe zu eurer Kaiserin haben dir verboten die Gefahr zu ignorieren von der Asuß zu dir sprach! Du musstest so handeln und du wirst weiter so handeln.” redete Rhames auf Barakka ein.
Barakka schüttelte wieder den Kopf! “Ich habe Angst vor dieser Gefahr!”
“Du wärst dumm wenn du keine hättest!” sagte Rhames. “Die Angst kann ein mächtiger Verbündeter sein, man darf sich ihr nur nicht von ihr übermannen lassen!”
“Ich weiß nicht was ich tun soll!”
“Du musst dich der Gefahr stellen! Denk drüber nach! Aber du hast leider nicht viel Zeit! Sie wollen in einer Stunde aufbrechen. Es darf keine Zeit vergeudet werden!”
Er legte Barakka beide Hände auf die Schultern. “Du solltest dich berufen fühlen, mein Freund! Du weißt von dieser Gefahr, von der die anderen Bewohner von Thalien nichts ahnen. Du hast das Wissen dagegen zu kämpfen!” Er zwinkerte mit den Augen. “ Ihr werdet natürlich reich belohnt aber dass sollte nicht der Grund sein warum ihr mitgeht. Ihr seid ein Gardist der Kaiserin und ich könnte dir befehlen mit ihnen zu gehen, aber ich glaube nicht dass du eine Hilfe wärst, wenn du nicht aus freien Stücken mitgehst.”
Barakka nickte. “Lasst mich allein! Ich werde nachdenken!”
Rahmes nickte ihm zu und ging dann. Er hatte das nicht alles gesagt um Barakka zu überreden, er meinte das was er sagte. Dieser Gardist schien ein guter Mann zu sein, genau wie Asuß sagte und Rhames hoffte er würde sich richtig entscheiden.
Er ging hinaus auf den Hof wo Abu und Adora gerade dabei waren zwei gesattelte Pferde auf den Hof zu führen. Rhames hatte dafür gesorgt dass ihnen vier gute Pferde zur Verfügung gestellt worden waren. Lupo und Asuß waren immer noch im Stall und sattelten ihre Pferde.
“Was hat er gesagt? Will er mit uns mitkommen?” fragte Abu.
Rhames zuckte mit den Schultern. “Ich weiß es nicht! Er wollte es sich über-
legen.”
“Damit sollte er sich aber beeilen!” bemerkte Adora.
“Wahrscheinlich wird er eh nicht mitkommen!” sagte Abu achselzuckend.
“Wieso?” fragte Adora.
“Das fragst du noch? Wer wollte ihm den die Kehle durchschneiden!”
Adora winkte ab. “Wenn er so ein Weichei ist, soll er hier bleiben.”
Asuß und Lupo kamen nun auch mit ihren Pferden aus dem Stall heraus.
Der Stallbursche von Albion hatte ihnen die vier besten Pferde herausgesucht. Es waren prächtige Tiere die in ihren besten Jahren waren. Man konnte ihre jugendliche Kraft direkt spüren und Asuß hatte das Gefühl, das sie es kaum erwarten konnten über die Weiten der Prärie zu galoppieren. Das Pferd das Asuß führte, schnaufte und Asuß tätschelte ihm den Hals.
Abu, Adora und Lupo begannen die Satteltaschen ihrer Pferde mit Vorräten und Ausrüstung zu füllen. Sie hatten nun auch alle ihre Waffen wieder.
In der Schwertscheide auf Adoras Rücken steckte nun wieder ihr geliebter Zweihänder. Es war eine besondere Waffe, die persönlich für Adora, aus einem besonderen unzerstörbaren Metall angefertigt worden war, und sie hatte ihr deswegen einen Namen gegeben. Er lautete Silberklinge.
Abu war auch wieder mit einem Zweihandschwert ausgerüstet das er unter seinen Gewändern verhüllt trug. Lupo und Asuß hatten sich ebenfalls mit ihren Schwertern ausgerüstet. Asuß trug seine beiden über Kreuz auf dem Rücken.
Asuß trat zu Rhames. “Wo ist er?”
“Er ist natürlich nicht gleich motiviert aufgesprungen. Er muss noch darüber nachdenken.” sagte Rhames.
“Er scheint mit nachdenken fertig zu sein!” sagte Lupo, der plötzlich neben Asuß stand und mit ausgestreckter Hand auf eine Gestalt zeigte die über den Hof auf sie zu spaziert kam. Es war Barakka. Er trug seine Gardistenuniform an der auf der rechten Seite sein Schwert und auf der linken Seite sein Helm baumelte. Über der Schulter trug er ein kleines Bündel in dem einige persönliche Dinge zu sein schienen. Er trat vor Asuß. “Commander! Ich würde mich ihrer Mission gerne anschließen wenn ihr nichts dagegen habt.” verkündete er.
Asuß lächelte. “Wir können jede Hilfe gebrauchen! Ich freue mich dass wir euch für unsere Sache gewinnen konnten!”
Barakka nickte und ging wortlos an den anderen vorbei um sein Pferd zu satteln.
Rhames sah ihm nach. “Er hat sich schneller entschlossen als ich dachte!”
“Um so besser!” meinte Asuß.
“Kümmert euch gut um ihn!” mahnte Rhames. “Er ist unerfahren...”
“Aber er weiß welchen Weg er gehen will.” unterbrach in Asuß. “Er wird sich schon zurechtfinden.”
Abu, Adora und Lupo hatten ihre Pferde bereits bestiegen.
“Was ist los, Freunde!” rief Abu laut. “Waren wir nicht schon lange genug an diesen Fleck von Thalien? Wird Zeit das wir aufbrechen!”
Asuß zwinkerte Rhames zu. “Ich glaube das war das Stichwort!” Sie schüttelten sich die Hände. “
Ich wünsche euch viel Glück! Mögen die Götter mit euch sein!” sagte Rhames. Asuß zog sich am Sattelknauf seines Pferdes hoch und schwang sich in den Sattel. Rhames gab den Wächtern ein Zeichen die Zugbrücke herunterzulassen.
Barakka kam auf seinem Pferd aus dem Stall geritten. “Von mir aus kann es losgehen.” meinte er. Asuß nickte ihm zu. “Also los!” rief er, gab seinem Pferd die Sporen und galoppierte über die Zugbrücke. Die anderen folgten ihm mit lautem Jubel und Kampfgebrüll. Rhames sah ihnen nachdenklich nach.

(Fortsetzung folgt)
 

yyrshomool

Mitglied
Hi Bone...

wow, das ist ein langer Text! Ich habe mich mal reingelesen...

Hier ein paar mehr oder weniger nuetzliche Antworten:

1) Kommata! Ich weiss, sie nerven, aber wenn Du die Geschichte irgendwann an den Mann bringen willst, musst Du Dich durch die elementaren Kommaregeln durchbeissen.
Eingeschobene Saetze, erweiterter Infinitiv mit um zu etc...
Der Text liest sich gleich viel fluessiger, denn Kommata helfen dem Auge, sich zurechtzufinden.
Wenn Du keinen Frieden mit den Kommata schliessen kannst, dann mach doch einfach kuerzere Saetze. Das hilft etwas.
Im ersten Satz fehlen vier Kommata: nach Sonnenaufgang, nach Dorfbewohner, nach waren und nach Strassenrand.

2) Wortdoppelungen. Vermeide Worddoppelungen.
Gefangenentransport - transportiert
Dorf - Dorf (im selben Satz)
Mauern - Mauern
vermutlich - vermutlich
Schau einfach mal in den Text und achte darauf, moeglichst kein Wort zweimal im selben Absatz zu benutzen.
Klar, das klappt nicht immer.... ist aber einen Versuch wert.

3) Komplizierte Strukturen:
Ueber den Mauern erhoben sich mehrere Wachtuerme, in denen wahrscheinlich...
Geht doch einfacher: .... in denen Gardisten mit schussbereiten Armbruesten hockten.
Die Giftpfeile (besser: Bolzen, ist ja schliesslich eine Armbrust) erwaehnst Du dann im naechsten Satz (Anmerkung: Der Gebrauch von Gift war stets geaechtet! Ob gerade eine offizielle Institution davon Gebrauch machen sollte... ?)

4) Manche Bilder sind lustig: ein sich ziehender Wassergraben. Wie zieht der sich denn? An seinen eigenen Haaren aus dem eigenen Wasser? :)
Vorsicht vor solchen Wortspielen.

Fazit: immer weiter! Am Stil zu arbeiten ist ja schliesslich der halbe Spass. Lass Dich nicht aus der Ruhe bringen, denn da steckt ja eine wunderbare Geschichte in Dir.

Gutes Gelingen

Micha
 

Bone

Mitglied
Hallo Micha!

Ich danke herzlich für die Anregungen! Ich werde sie mir zu Herzen nehmen.

MIt den Komma habe ich durchaus das größte Problem.
Als ich den Text geschrieben habe war ich pausenlos am Kommas setzen doch mir kam das so vor als wären das zu viele! Der Text is schon ein bisken älter und ich glaube aber, dass ich das in meinen neueren Texten schon besser machen (hoffe ich zumindest!)

Gruß

Bone
 



 
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