Schatten über Thalien (Kapitel 3)

Bone

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3. Die Festung der schwarzen Armee


Mühsam arbeitete sich Barakka zwischen dem Schütt und den Felsen vorwärts. Er war nur leicht verletzt, macht sich jedoch Vorwürfe weil er Asuß verloren hatte. Er mußte ihn finden.
Er hatte schon bald erkannt, dass er nicht tief verschüttet war, da zwischen den Felsen Licht zu ihm durchdrang. Mühsam stemmte er den Felsen vor sich zur Seite und versuchte sich durch den, dadurch entstandenen Durchgang, zu quetschen. Bis zur Hälfte gelang es ihm ohne Probleme, dann blieb er stecken!
Er murmelte einige Flüche vor sich hin und versuchte dann verzweifelt sich zu befreien.
"Brauchst du Hilfe, Gardist?"
Barakka schaute auf und erblickte ein wunderschönes nacktes langes Frauenbein das aus einem blauen Cape herausragte. Er konnte dank seiner Zwangslage den Kopf nicht höher heben wußte aber trotzdem zu wem das Bein gehörte.
Barakka rekonstruierte schnell die Ereignisse von vor einigen Minuten und kam zu dem Schluss, dass er sich vermutlich einer Verbündeten gegenübersah. Trotzdem beschloß er vorsichtig zu sein, obwohl er in seiner jetzigen Situation sowieso nicht viele Möglichkeiten hatte. Tatsache war, dass er ihr wehrlos ausgeliefert war. Er beschloß die Situation sofort zu klären.
"Freund oder Feind?"
Statt zu antworten, reichte die Elfe ihm die Hand. Barakka ergriff sie und die Elfe befreite ihn aus seiner Zwangslage.
Barakka rappelte sich auf und ließ seinen Blick schweifen. Sie befanden sich am Höhlenrand an der Wand. Die komplette Höhle vor ihnen und links von ihnen war mit Schutt und Asche übersät. Es gab augenscheinlich kein durchkommen. Nur in der Richtung aus der sie gekommen waren schien es noch einen Durchgang zu geben. Von Asuß und den anderen entdeckte er keine Spur.
Er musterte die Elfe. Ihre Schönheit war überwältigend. Ihre Haare hatten ein magisches Schwarz, durch das durch ein blauen Schimmer ging. Außer den spitzen Elfenohren hatten ihre Gesichtszüge nichts was typische elfisch gewesen wäre sondern glichen eher der einer Prinzessin. Allerdings entdeckte Barakka in Ihren grünen Augen einen Schimmer vom Weisheit und Härte. Wer war diese Elfe die den Umhang einer Magisterin trug und den Kampfstab wie ein Krieger führte. Barakka klopfte sich den Staub von der Gardistenuniform.
"Ich danke euch für eure Hilfe! Mein Name ist Barakka! Wer seid ihr?"
"Mein Name ist Fiona!", antwortete sie.
Barakka stutzte. Er hatte diesen Namen schon einmal gehört!
"Ihr seid Fiona aus dem Runenwald! Ich habe von euch gehört! Ihr seid im Runenwald eine berühmte Gelehrte und gebt an der Magisteruniversität gelegentlich Seminare über Elfenmagie!"
"Das ist Richtig!"
"Was führt euch in diese gefährliche Gegend?"
"Ich kenne euch nicht! Wer sagt mir das ich euch vertrauen kann?"
Barakka überlegte. Elfen waren ein schüchternes und zurückgezogenes Volk, das niemanden gerne vertraute und obwohl Fiona schon seid Jahren eine Menschen weilte müßte er vorsichtig sein. Er hatte hier die Chance eine mächtige Verbündete zu gewinnen wenn er es Richtig anfing.
"Ihr sagtet ihr seid ein Feind des Schwarzmagiers! Wie die jüngsten Ereignisse beweisen sind wir auch seine Feinde!"
"Und wieso?"
"Die Kaiserin persönlich hat uns ausgeschickt um ihn zu vernichten. Er hat dunkle Pläne die unbedingt verhindert werden müssen und deshalb sollten wir unsere Zeit nicht mit Reden vergeuden, sondern uns verbünden um ihn aufzuhalten!"
"Hm! Die Kaiserin? Das ist schwer zu glauben, jedoch spüre ich dass Ihr die Wahrheit sagt. Nun gut! Mein Volk, die Runenelfen hat mich um Hilfe ersand. Der Schwarzmagier war in den Runenwald eingedrungen, hat viele unserer Krieger getötet und einige magische Gegenstände entwendet. Darunter ein Zauberpulver das in den falschen Händen sehr gefährlich sein kann!"
"Ich verstehe! Und welche Funktion hat dieses Pulver?"
"Unter Anwendung starker magischer Einflüsse ist es möglich Dimensionsportale damit zu öffnen!"
"Bei den Göttern! Dieses Pulver ist wahrscheinlich ein Bestandteil des Rituals!"
"Welches Ritual?"
"Das erkläre ich euch später! Wir müssen die anderen finden! Fuhrul sagte er habe schon alles für das Ritual vorbereitet. Die Zeit läuft uns davon!"
Barakka stürmte in die einzige Richtung die noch nicht vollständig verschüttet war, in der Hoffnung einen Weg nach oben, oder seine Kameraden zu finden.
Fiona folgte ihm. Barakka drückte sich voran, an den Felsen vorbei bis sie eine Abzweigung erreichten.
"Diesen Gang habe ich vorher gar nicht gesehen!", sagte er.
"Wahrscheinlich war er verschüttet und ist durch die erneute Erschütterung wieder freigelegt worden", vermutete Fiona.
"Es ist dunkel und ich habe meine Fackel verloren!"
Fiona grinste ihn geheimnisvoll an.
"Eine Elfe braucht keine Fackel!"
Die Elfe stellte sich, mit ausgestreckten Armen und flachen offenen Händen vor die Höhle und begann vor sich hin zu murmeln. Auf den Händen der Elfe
erglomm eine kleine leuchtende Kugel, die schnell größer wurde bis sie faustgroß war. Fiona blies sich über die Hand und die Kugel, die aus reinem Licht zu bestehen schien schwebte in die Höhle, die plötzlich taghell erleuchtet war.
"Nach Euch!" sagte Fiona einladend gestikulierend.
"Wirklich praktisch!" bemerkte er als er den Gang betrat.
"Der Gang könnte auch in die falsche Richtung führen!"
"Wie auch immer! Es ist der einzige Weg der uns geblieben ist! Hoffen wir das er uns auf das Plateau führt."




*


Adora kauerte in einer Ecke am Boden. Es war dunkel um sie herum und sie wußte nicht wo sie war. Sie wollte aufstehen, da bemerkte sie dass Ihre Arme mit Ketten an der Wand gefesselt waren. Sie war gefangen. Und sie war nicht alleine.
Merkwürdige abstoßende Geräusche drangen in ihre Ohren. Dort war etwas! Sie hörte etwas Schmatzen und Grunzen. Es schlürfte nicht weit von ihr hin und her oder sprang wild durch die Gegend und machte kläffende Geräusche. Sie kannte diese Geräusche, und sie wußte jetzt auch wo sie sich befand. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken.
Plötzlich wurde eine Lampe angezündet und sie sah sie.
Sie sah sie, wie sie vor ihrer Zelle auf und ab gingen, wie sie sich gegenseitig ansprangen, ihre Zähne fletschten oder mit ihren Klauen durch das Gitter nach ihr griffen.
Es waren die schrecklichsten, abnormalsten Wesen die jemals ein Menschenauge zu Gesicht bekommen hatte aber Adora konnte ihr Blicke nicht von ihnen nehmen. Sie starrte sie an und ihre Augen fühlten sich mit Tränen. Und dann fing sie an zu schreien und sie schrie all das Grauen und den Ekel den sie empfand aus sich raus. Dann wachte sie auf.
Zuerst bemerkte sie nicht dass sie geträumt hatte. Sie befand sich wieder in der Dunkelheit und vermutete dass jemand die Lampe wieder gelöscht hatte, doch dann hörte sie eine Stimme.
"Alles okay, Adora! Ich bin es!"
Es war der Söldner, Lupo! Sie hätte niemals gedacht, dass sie so froh sein könnte seine Stimme zu hören.
"Wo sind wir?"
"Als die Decke eingestürzt ist, hat der Boden unter uns nachgelassen und wir sind in einen alten Stollen gerutscht!" antwortete er während er versuchte eine Fackel zu entzünden.
Es gelang ihm und so standen sie plötzlich in dem Licht einer Flamme. Das Licht wirkte beruhigend auf Adora. Sie riß sich zusammen und sah sich um.
Sie waren eine kleine Rampe heruntergerutscht, die nunmehr von Felsen und Erde versperrt war. Die Wände um sie herum waren stark bearbeitet worden. Adora glaubte kaum das hier noch Gold zu finden war. Die Zwerge waren gründlich gewesen. Der Stollen war durch hölzerne Balken gestützt und Adora dankte den Göttern das sie durch die Erschütterung nicht gebrochen waren. Der Stollen war hinter ihnen zugeschüttet, führte aber vor ihnen anscheinend noch ein ganzes Stück weiter, den Adora konnte kein Ende sehen.
Sie hatte sich derweil aufgesetzt, saß aber immer noch auf dem Boden. Lupo stand vor ihr und leuchtete mit der Fackel in den Stollen. Plötzlich viel Adora auf das etwas fehlte.
"Wo ist Abu?" fragte sie angespannt.
Lupo drehte sich zu ihr um und machte ein betroffenes Gesicht.
"Ich weiß es nicht! Ich hatte ihn aus den Augen verloren! Hoffentlich lebt er noch!"
Adora schüttelte den Kopf.
"Ich hatte so was kommen sehen! Kaum stehen wir ihm gegenüber, macht er eine Handbewegung und wir sind besiegt!"
"Wir sind aber noch nicht besiegt! Komm schon! Der Weg vorwärts ist der einzige Weg der uns bleibt!" sagte Lupo.
Adora stand auf und klopfte sich den Staub von dem Lederwanst.
"Ja! Wir müssen Asuß finden! Und vor allem einen luftigeren Ort!"
Sie ging mit entschlossenen Schritten an ihm vorbei, blieb plötzlich stehen, merkte das sie keine Fackel hatte, und ließ dann doch lieber Lupo vorgehen.
Schon bald mündete der Stollen vor ihnen in eine kleine Höhle von dem rechts und links weitere Stollen abzweigten.
Lupo hob warnend die Hand! Aus dem Gang rechts von ihnen ertönten Schritte und das Geschepper von Waffen.
Adora zog ihren Zweihänder und nahm blitzschnell Aufstellung auf der linken Seite des Stolleneingangs, durch den jeden Moment die Verursacher der Geräusche treten würden. Lupo hatte ebenfalls sein Schwert gezogen und blieb rechts stehen.
Sie kamen näher und Adora konnte jetzt hören wie sie sich unterhielten.
Es waren Fuhruls Söldner! Und sie suchten sie!
Adora holte mit dem Zweihänder aus und kaum trat der erste in die Höhle schlug sie zu. Der Kopf des ersten Gegners wurde vom Körper abgetrennt und
flog in hohem Bogen durch die Höhle.
Lupo schlug ebenfalls zu, doch sein Gegner trug ein Schild, dass er noch rechtzeitig hochreißen konnte um den Schlag zu parieren.
Hinter den ersten beiden, von dem einer schon leblos und kopflos zu Boden gegangen war, folgten noch drei Gegner, so dass Adora und Lupo es jeweils mit zwei Gegnern zu tun hatten, die sie versuchten in die Enge zu treiben.
Der Gegner mit dem Schild, den Lupo als erstes attackiert hatte griff nun an. Er schwang einen leichten Streitkolben, der jedoch wirkungslos über Lupo hinwegsauste. Lupo versuchte ihm von unten sein Schwert in den Bauch zu stoßen doch wieder parierte der Gegner mit dem Schild.
Nun griff auch der zweite Söldner an und Lupo mußte zurückweichen. Der Söldner jedoch ging mit und schlug zu. Lupo tauchte unter dem Schwert weg, und sprang vorwärts. Er knallte direkt gegen das Schild des anderen Gegners, so dass dieser zu Boden ging und fürs erste außer Gefecht war. Der zweite Söldner wirbelte herum und schwang dabei das Schwert in der Hoffnung Lupos Kopf zu treffen doch Lupo parierte den Schlag mit seinem Schwert. Die Wucht des schwungvollen Schlages riß ihn jedoch von den Füßen und er ging zu Boden. Sein Schwert rutschte ihm aus der Hand. Lupo fluchte in Gedanken, er sollte sein Schwert vielleicht einmal an seiner Hand festbinden, dies passierte ihm einfach zu oft.
Der Söldner jubelte siegesgewissen und stürmte mit lautem Kampfgeschrei auf sein Opfer los. Lupo rollte sich am Boden herum, zog ein Wurfmesser aus seinem Stiefel, das sogleich durch die Luft sauste und in der Brust des Söldners steckenblieb.
Der Söldner mit dem Schild hatte sich derweil wieder aufgerappelt und beobachtete mit Schrecken wie sein Kamerad keuchend zu Boden ging.
Wütend und mit geschwungenem Kolben ging er auf Lupo zu. Dieser suchte den Boden nach der nächst möglichen Waffe ab, ergriff das Schwert des sterbenden Söldners und stieß es voran. Diesmal hatte Lupos Gegner keine Gelegenheit mit dem Schild zu blocken, stattdessen lief er direkt in das Schwert. Es durchbohrte sein Herz und er starb.
Derweil war auch Adora mit ihren Gegnern beschäftigt. Einer der Söldner schwang ein Breitschwert und der andere Söldner einen Speer, mit dem er versuchte Adora in die Brust zu stechen. Adora machte kurzen Prozess, schwang die Silberklinge und kürzte den Speer auf die Hälfte der Länge. Fluchend wich der Söldner zurück um seinen Dolch zu ziehen und ließ derweil seinen Kameraden angreifen. Dieser griff selbstsicher an und schlug mit dem Breitschwert mehrmals zu, so dass Adora Mühe hatte die schnellen Attacken zu parieren.
Plötzlich mischte sich der andere Söldner, der sich derweil mit einem Dolch bewaffnet hatte, wieder in Kampfgeschehen ein. Er sprang Adora von der Seite an um ihr in den Dolch in die Rippen zu stoßen. Adora hatte ihn aber nicht aus den Augen gelassen und sah den Angriff kommen. Als er auf sie zusprang, wich sie zurück, ließ die Klinge ihres Schwertes über Brust und Bauch des Angreifers gleiten und schlitzte ihn so der Länge nach auf. Blut und Gedärme quollen aus der klaffenden Wunde und der Angreifer ging röchelnd und mit hervorgequollenen Augen zu Boden.
Adora hatte kaum Zeit den nächsten Angriff kommen zu sehen, reagierte aber geistesgegenwärtig, parierte das Breitschwert des zweiten Söldners mit ihrer eigenen Klinge und schleuderte es mit aller Kraft zurück. Der Gegner hatte mit so einer kraftvollen Parade nicht gerechnet und taumelte, während Adora zum Angriff überging. Sie schwang ihren gewaltigen Zweihänder über den Kopf und Schlug zu. Der Söldner hob sein Breitschwert zur Parade und die beiden Klingen prallten aufeinander. Die Kraft des Schlages war so enorm, dass dem Gegner das Schwert aus der Hand gerissen worden war. Adora benutzte den Schwung des gleichen Schlages, drehte sich um sich selber und schlug erneut zu. Tödlich getroffen ging der Söldner zu Boden.
Adora wischte sich das Blut von der Klinge und beobachtete die letzten Sekunden von Lupos Kampf.
Lupo ließ das Schwert fallen und suchte den Boden nach seinem eigenen Schwert ab. Adora trat neben ihn und schaute ihn von der Seite aus an.
"Schwitzt du etwa!" fragte sie.
"Hey, nicht jeder von uns ist so eine Kampfmaschine wie du. Ich mußte mir meine Fähigkeiten in harter Arbeit erlernen. Dir wurden sie in die Wiege gelegt!" antwortete er gereizt während er sein Schwert aufhob.
Adora nahm überrascht zur Kenntnis, dass Lupo verärgert war und beschloß es dabei zu belassen.
Lupo steckte sein Schwert weg und knieten neben einen der toten Söldner nieder. Angewidert beobachtete Adora wie Lupo den Toten ihre Wertsachen abnahm.
"Hast du gar keinen Respekt vor den Toten!"
Lupo sah sie an.
"Sie brauchen es doch nicht mehr, oder?" antwortete er ihr.
"Darum geht es doch gar nicht! Das ist Leichenschänderei!"
"Sie hätten das gleiche mit mir getan!"
"Heißt das, du bist genauso wie dieser Abschaum?"
Lupo schüttelte den Kopf und trat zornig auf Adora zu.
"Nein! Das heißt es nicht! Ich bin vielleicht ein Söldner und habe andere Werte als du aber ich besitze Ehre und einen scharfen Sinn für Gerechtigkeit!"
Er sah die Leichen am Boden an.
"Ganz im Gegensatz zu diesen Söldnern die sich in den Dienst des puren Bösen gestellt haben!"
Er wandte sich von Adora ab und betrachtete den Gang aus dem die fünf Söldner gekommen waren.
Adora trat neben ihm.
"Wir nehmen den selben Weg den sie gekommen sind!" sagte sie. "Er wir uns zu Fuhrul führen."
Lupo nickte zustimmend und sie gingen den Gang rauf.



*



"Seht! Tageslicht!"
Barakka zeigte in ihre Schrittrichtung. Direkt vor ihnen öffnete sich der Gang und sie betraten das Plateau.
Barakkas und Fionas Tunnel hatte auf einer felsigen Anhöhe geendet von der sie das ganze Plateau überblicken konnten. Sie sahen hinunter auf ein kleines Tal das von riesigen felsigen Zacken und Bergen umzingelt war. Das ganze Tal war von saftigen, grünen Gras bewachsen, bis auf eine Stelle die genau in Mitte des Plateaus lag. An genau dieser Stelle, um die im Umkreis von 20 Metern kein Gras mehr wuchs, hatte damals Urals Burg gestanden. Nun stand dort nur noch eine Ruine. Keiner der Türme ragte mehr in die Luft, die Burgmauern waren eingestürzt und nur noch das Erdgeschoß des einstmals riesigen Schlosses stand noch einigermaßen.
Ein kalter Schauer lief über Barakkas Rücken beim Anblick dieser unheiligen Stätte. Niemals in seinem Leben hätte er gedacht, dass seine Wege ihn an diesen verfluchten Ort führen würden.
"Ich kann das Böse spüren, welches von diesem Ort ausgeht!" berichtete Fiona.
"Wir müssen hinuntergehen und den Magier stellen!"
Barakka schüttelte den Kopf.
"Nein! Wir sollten erst die anderen suchen!"
"Dazu bleibt keine Zeit! Er hat selbst gesagt, dass er das Ritual schon vorbereitet hat. Wir kommen zu spät, wenn wir nicht sofort handeln! Vielleicht sind deine Freunde tot! Dann sind wir die einzigen die es noch verhindern können!"
Barakka wusste natürlich, dass sie Recht hatte, aber er wußte nicht ob er der jetzigen Situation gewachsen war.
Fiona legte ihm die Hand auf die Schulter. Barakka hatte ihr auf dem Weg durch den Tunnel von dem Ritual erzählt und sie wußte demnach worum es ging.
"Wenn er den Elfenstaub benutzt, wird das Ritual vermutlich gelingen! Entweder wir halten ihn auf oder wir sind bald alle tot!"
Barakka seufzte.
"Gehen wir!" sagte er und sie kletterten die Felsen herunter.
Die Felsen waren so scharf das sie sich oft Schnitte an den Armen oder Beinen zuführten. Barakka konnte sich gut vorstellen wie man auf den Namen Teufelszunge gekommen waren und war froh das sie die alten Minengänge gefunden hatten und somit nicht über die Felsmauern klettern mußten.
Flink und ohne Mühe kletterte ihm die Gelehrte Elfin hinter ihm her und Barakka stellte eine gewisse Faszination für diese Frau bei sich fest.
Nachdem sie wieder festen Boden unter den Boden hatten, schlichen sie sich vorsichtig an die Ruine heran.
Sie hatten die Ruine beinahe erreicht da entdeckte Barakka eine Gestalt, die sich von der anderen Seite der Ruine näherte. Er erkannte Asuß. Barakka winkte ihm zu. Er war heilfroh das Asuß noch lebte, schon aus dem Grunde, da ihm damit die Verantwortung genommen wurde.
Asuß Kleidung war beschädigt und er war an einigen Stellen leicht verwundert aber sonst schien er den Einsturz gut überstanden zu haben.
Sie erreichten fast gleichzeitig die Ruine und drückten sich an die Mauer einer der intakten Wände.
"Ich bin froh dass ihr lebt!" gestand Barakka.
"Ich auch, glaubt mit das!"
Er sah zu Fiona hinüber!
"Wie ich sehe, hast du Freundschaft mit unserer neuen Bekanntschaft geschlossen!"
Barakka macht Fiona und Asuß miteinander bekannt.
"Tut mir wirklich leid, dass ich euch geschlagen habe!" entschuldigte sie sich.
"Schon gut! Ihr wart sehr schnell! Ich werde wohl alt!"
Er rieb sich sein Kinn.
"Aber was soll es! Wir haben wichtigeres zu tun! Ich könnte Fuhrul sehen! Er ist in einem Raum auf der anderen Seite! Folgt mir!"
Geduckt schlichen sie um die Ruine herum bis sie ein eingestürzte Mauer erreichten durch die sie in die Ruine eindrangen.
Das Innere der Ruine sah auch nicht besser aus als das Äußere. Überall lagen umgestürzte Säulen und gebrochenes Mauerwerk. Die noch stehenden Wände waren von schwarzem Ruß übersät und man sah überall Asche und verkohlte Möbelstücke. Nach Urals Tot müßte ein magisches Höllenfeuer im inneren der Burg gewütet haben.
Asuß nahm seine Muskete, die er auf den Rücken mitgeführt hatte, in beide Hände.
"Ich wünschte Adora wäre hier!" flüsterte er.
"Ich glaube sie ist ein guter Ersatz!" flüsterte Barakka zurück und deutete auf Fiona."
"Ich denke ich kenne ein paar wirksame Zaubersprüche gegen ihn. Wir müssen gemeinsam angreifen und seine Konzentration schwächen, das ist unsere einzige Chance!" flüsterte die Elfe.
Asuß deutete auf seine Muskete.
"Hab nur einen Schuß! Zum Nachladen wird keine Zeit sein!"
Fiona betrachtete mißtrauisch die Muskete, mit der sie offenbar nichts anfangen konnte, und zuckte mit den Schultern.
Sie schlichen weiter durch die Ruine und hörten schon bald Fuhruls Stimme, die magische Formeln rief.
Asuß wies auf den Durchgang direkt vor ihnen.
"Da muß er sein! Wir stürzen rein und verteilen uns sofort im Raum so dass er uns nicht gleichzeitig im Sichtfeld hat. Seid ihr bereit?"
Fiona nickte.
Barakka zog vorsichtig sein Schwert aus der Scheide, nahm es in die rechte Hand und bewaffnet seine linke mit der leichten Armbrust die er mit sich führte, dann sah er Asuß an und nickte widerstrebt.
Gemeinsam stürzten sie in den Raum.
Fuhrul wirbelte herum als er sie kommen hörte. Seine, durch die Magie stark gealterte Fratze glotzte sie wütend an. Mit der rechten Hand umklammerte er einen Dolch, der von Blut besudelt war. Sein Opfer, dessen Brust bereits aufgeschlitzt war, lag hinter im auf einen Tisch geschnallt. Fuhrul hatte ihm das Herz herausgeschnitten. Auf einem der anderen Tische lag ein großes schwarzes Zauberbuch, aus dem Fuhrul wahrscheinlich die Verse gelesen hatte, die sie ihn kurz vorher rufen gehört haben.
Waren sie zu spät gekommen?
Barakka hörte neben sich, Fiona eine Zauberformel rufen und wenige Sekunden später knisterte die Luft vor magischer Energie und Blitze schienen auf Fuhrul einzuwirken. Fuhrul wand sich kurz unter der magischen Attacke, schüttelte sie dann jedoch einfach mit einer Geste seiner Hand von sich ab und schleuderte sie zurück zu Fiona. Diese wurde von den Blitzen getroffen und ging von Schmerzen gepeinigt in die Knie.
Barakka hob die Armbrust und feuerte. Der Bolzen zischte durch die Luft und prallte an einer magischen Barriere ab.
Mit Schrecken, und angelegter Muskete, hatte Asuß die Szene beobachtet und wußte nicht ob er es wagen sollte abzudrücken. Er wollte grade den Finger krümmen und den Abzug durchziehen da traf ihn eine magische Attacke von Fuhrul und Asuß wurde durch den Raum geschleudert. Die Muskete viel zu Boden.
Fuhrul wandte sich wieder seinem Opfer zu und schüttete den Inhalt einer Phiole über die Leiche.
"Nein!" schrie Fiona
Sie hatte sich wieder erholt und griff erneut an. Sie schleuderte Fuhrul ein magisches Feuergeschoß entgegen, das er jedoch mit seinem magischen Schild parierte. Die Feuerkugel löste sich wirkungslos auf. Geschwächt ging Fiona wieder in die Knie.
Barakka sah das Fiona fast am Ende ihrer Kräfte war. Er mußte eingreifen. Er hob sein Schwert und stürzte auf Fuhrul los. Dieser war von dem überstürzten Nahangriff so überrascht, dass er erst in letzter Sekunde einen Zauber ausrufen konnte. Barakka war es plötzlich, als würde sein ganzer Körper brennen. Er konnte sich nicht mehr kontrollieren, sein Schwert entglitt seiner Hand und viel zu Boden. Seine Knie wurden weich und er begann zu stürzen. Seine Hände suchten Halt und klammerten sich in Fuhruls Umhang fest. Fuhruls versuchte Barakka abzuschütteln indem er ihn die Faust ins Gesicht schmetterte, doch Fuhruls Spruch hatte Barakkas Körper in einen einzigen Höllenschmerz verwandelt so dass er den Schlag kaum wahrnahm.
Plötzlich hallte ein ohrenbetäubender Knall durch die Ruine. Fuhrul stieß einen überraschten Schmerzensschrei aus und Barakkas Schmerzen klangen ab.
Fuhrul und Barakka gingen beide zu Boden.
Als Barakka klar wurde das er direkt unter Fuhrul lag, schrie er entsetzt auf, stieß den Körper von sich weg und sprang auf die Beine. Er sah auf und erblickte Asuß der gerade die qualmende Muskete absetzte.
Während Barakka mit Fuhrul gerungen hat, und dessen magischer Schutzschild inaktiv war, hatte Asuß ihm in den Rücken geschossen.
"Ist er tot?"
Es dauerte einen Moment bis Barakka den Schrecken und das Einwirken der Magie auf seinen Körper überwunden hatte um auf die Anfrage von Asuß zu reagieren. Er hob seine Schwert vom Boden auf, trat über Fuhrul und stieß im das Schwert in die Brust.
"Ja! Jetzt ist er ganz sicher tot!" antwortete Barakka.
"Er hat das Ritual vollendet!"
"Was?!?" Barakka und Asuß wirbelten zu Fiona herum, die bestürzt auf das blutige Opfer Niederschaute. "Seid ihr sicher?"
Wie eine Antwort, auf die von Asuß gestellte Frage, ging ein Beben durch die Ruine. Die Wände erzitterten und der Boden unter Asuß, Barakka und Fiona begann aufzubrechen. Gestein brach aus der Decke über Ihnen und fiel auf Sie hinab. Schwankend bewegten sich die drei in Richtung der Tür.
"Wir müssen raus hier!" rief Fiona so laut sie konnte aber es ging in dem Rumoren unter.
Sie eilten durch die Gänge, während überall um sie herum Wände einstürzten, Säulen brachen und Gestein herabstürzte.
Fiona stürzte über eine Säule, die direkt vor ihr niederging, stürzte hart zu Boden und blieb liegen.
Barakka, der direkt hinter ihr war, packte Sie warf sie über seine Schulter und schleppte sie mühsam weiter.
Asuß schaute sich um und merkte das Barakka und Fiona nicht mehr hinter ihm waren, als plötzlich direkt vor ihm die halbe rechte Wand einstürzte. Er könnte grade noch zur Seite springen und rollte am Boden herum. Direkt über ihm wurde gerade ein riesiger Riß in die Decke gerissen. Asuß war klar das sie jeden Moment einstürzen würde. Er sprang auf die Füße und hetzte mit einem gewaltigen Satz durch das Loch in der Wand. Hinter ihm brach krachend die Decke herunter als er draußen auf dem staubigen Boden landete.
Schnell kam er wieder auf die Füße und rannte los um zwischen sich und der einstürzenden Ruine etwas Abstand zu gewinnen.
Auch Barakka schaffte es, mit Fiona auf seiner Schulter, die Burg durch eine zerbrochene Wand zu verlassen. Er sah Asuß, der nicht weit von der Ruine stand und Barakka zuwinkte. Als er sah dass er Fiona trug, eilte er heran um Barakka zu helfen.So schnell sie konnte liefen sie in Richtung der Felsen. Barakka wagte einen Blick zurück und sah das die Ruine komplett in sich zusammengefallen war.Doch da, es schien so als ob ein magischer Schimmer über der Stelle schwebte, an der die Ruine gestanden hatte.
Sie erreichten die Felsen, stiegen ein Stück herauf und bezogen hinter ihnen Deckung. Vorsichtig legten sie Fiona ab und ließen sich dann selber erschöpft zu Boden sinken. Asuß kauerte sich hinter die Felsen und macht sich daran die Muskete neu zu laden.
"Wir haben versagt!" keuchte Barakka. "Was wird jetzt geschehen?"
Asuß wagte es nicht Barakka anzuschauen.
Barakka baute sich vor Asuß auf. "Ich habe dich etwas gefragt!"
"Wir haben verloren! Bald werden die Armeen der Finsternis über diese Welt wandeln und Kaahl wird auf dem Thron von Thalien sitzen."
Barakka schüttelte den Kopf. Er wollte es nicht glauben.
Plötzlich schoß ein blauer Strahl in den Himmel der so hell war, daß Barakka die Hände vor das Gesicht reißen mußte damit er nicht geblendet wird. Doch so schnell wie dieser Strahl erschien, so schnell verschwand er auch wieder.
"Was war das?" fragte Asuß.
Barakka schaute vorsichtig über die Felsen hinab ins Tal. Seine Augen weiteten sich vor Erstaunen. Asuß trat neben ihn um ebenfalls herunter zuschauen.
Dort wo eben noch die Ruine einer Burg gestanden hatte, stand jetzt eine völlig intakte riesige schwarze Burg, deren Türme weit in den Himmel ragten und an dessen Zinnen eine Banner wehte, das einen schwarzen Drachen vor einem roten Hintergrund zeigte.
"Das ist die Burg von Uhral! Die neu erweckten magischen Kräfte haben sie wieder aufgebaut" murmelte Asuß vor sich hin.
Barakka traute seinen Augen nicht.
Asuß deutete auf das Drachenbanner.
"Das ist seltsam! Es ist nicht das Banner von Uhrul! Ein neuer Herrscher muss die Burg bewohnen!"
Barakka war sprachlos.
"Sieh nur!"
Asuß deutete an der Burg vorbei zu den Felsen auf der gegenüberliegenden Seite. In den Felsen entdeckte Asuß eine große höhlenartige Öffnung, die vorher noch nicht da gewesen war. Aus der Öffnung marschierten die furchterregensten Soldaten die er je gesehen hatte. Sie trugen gewaltige Rüstungen die komplett schwarz waren und aus einem Material zu bestehen schienen das Barakka noch nie vorher gesehen hatte. Auf ihrer Schulter saß ein großer ebenfalls schwarzer gehörnter Helm, der nichts von dem Gesicht freigab sondern es komplett verhüllte. In ihren Händen hielten sie entweder lange Zweihänder, die sie allerdings anscheinend mühelos mit einer Hand halten konnten, oder bedrohlich aussehende Streitäxte.
In ordentlichen Viererreihen marschierend kamen immer mehr der schwarzen Soldaten aus der Höhle. Es war als hätte man in ein Wespennest gestochen.
"Die sehen nicht nett aus!"
"Das ist Khaals Vernichtungsarmee! Er wird mit ihr geradewegs in Thalis einmarschieren."
"Wir müssen die Kaiserin warnen!"
Asuß schüttelte den Kopf.
"Es ist sowieso alles verloren!"
Barakka sah ihn verwirrt an.
"Ich hätte nicht gedacht dass du so schnell aufgibst! Ich werde es nicht tun!"
Barakka ging zu Fiona, die gerade wieder zu sich kam und half ihr auf die Beine.
"Was ist passiert?"
"Kommt! Wir müssen schnell zu unseren Pferden. Wir müssen so schnell wie möglich nach Thalis reiten!"
Plötzlich ertönten aus dem Tal Rufe und Schreie. Einer der Soldaten grölten Befehle und es schien allgemeine Unruhe zu herrschen.
Asuß schaute.
"Seht doch!"
Barakka eilte heran. Man sah zwei Gestalten über die grüne Wiese laufen. Sie versuchten die Felsen zu erreichen wo Barakka und Asuß hockten aber einige der Soldaten hatten ihnen bereits den Weg abgeschnitten.
"Das sind Adora und Lupo!"
Mit einem Satz war Asuß über den Felsen.
"Bist du verrückt! Wo willst du hin?" rief Barakka ihm nach.
"Ich und aufgeben? Ha, ich werde jetzt mal testen was diese Gesellen in Schwarz so draufhaben!"
Er zog die Muskete hinter dem Rücken hervor und rannte seinen Freunden entgegen.
"Verdammter Kerl! So habe ich das auch nicht gemeint!"
Barakka zog Fiona mit sich und wandte sich in Richtung der Stollen aus denen sie gekommen waren.
"Du willst sie im Stich lassen?" fragte Fiona.
"Sie haben keine Chance! Und Asuß weiß das! Er rennt in seinen Tot! Wir müssen hier weg und die Kaiserin warnen!"



*


Adora und Lupo waren auf der anderen Seite aus dem Berg gekommen und praktisch beinahe den Soldaten der schwarzen Armee in die Armee gelaufen.
Adora und Lupo ergriffen in Anbetracht der enormen Übermacht sofort die Flucht. Doch schon bald hatte die Soldaten sie eingeholt. Einige Reiter überholten die beiden und schnitten ihnen den Weg ab.
Die anderen Soldaten begannen sie einzukreisen.
Adora und Lupo zogen ihre Schwerter. Eine Flucht war nun unmöglich!
"Wir sollten uns ergeben!" sagte Lupo.
"Niemals!"
"Wenn wir kämpfen sind wir so gut wie tot!"
"Sie werden uns sowieso töten! Das sind keine Menschen sondern Soldaten aus den Niederhöllen! Die kennen keine Gnade!"
Einer der Reiter stürmte heran und schwang sein Schwert nach Lupo. Lupo tauchte unter dem Schwert weg und schlug gleichzeitig mit seinem Schwert nach dem Haltegurt des Sattels. Der Gurt wurde durchtrennt und der Reiter stürzte samt Sattel vom Pferd. Doch er blieb nicht lange liegen sondern stand sofort wieder auf.
Nun griffen auch die anderen Soldaten an und Adora sah sich einer Unzahl von Gegner entgegen.
Da ertönte plötzlich ein lauter Kampfschrei. Adora sah wie Asuß mit vorgehaltener Muskete auf die Soldaten zu gerannt kam. Er feuerte die Muskete ab, wurde für einen Moment von Schwefelwolken vernebelt, und einer der Soldaten wurde getroffen zu Boden geschleudert.
Die anderen Soldaten liefen, durch den überraschten Angriff, verwirrt durcheinander.
Adora sah wie sich einer der Gegner sich ihr entgegenstellte und schlug mit ihrem Zweihänder zu. Der Soldat taumelte aber die Rüstung schien kaum beschädigt zu sein. Adora stockte einen Moment überrascht so dass der schwarze Soldat am Zug war. In letzer Sekunde riß Adora das Schwert hoch und parierte den gefährlichen Schwertstreich des Soldaten. Der Schlag war jedoch so brutal das Adora zu Boden geschleudert wurde und ihr Schwert verlor.
Der Schwarze setzte sofort nach und versuchte die am Boden Liegende mit seinem Schwert aufzuspießen. Adora wich am Boden aus und das Schwert fuhr knapp neben ihren Kopf in den Boden. Dann trat sie mit voller Kraft gegen die Beine des Schwarzen so dass er sein Gleichgewicht verlor und von dem gewaltigen Gewicht der Rüstung zu Boden gerissen wurde.
Adora sprang auf und blickte über das Schlachtfeld.
Asuß hatte seine Muskete weggeworfen und seine beiden Schwerter gezogen. Er versuchte verzweifelt mehrere der Gegner in Schach zu halten aber die schwarzen Soldaten schienen durch ihre robusten Rüstungen praktisch unverwundbar zu sein.
Lupo entdeckte sie nicht weit von sich entfernt. Er lag am Boden und war tot oder Bewußtlos.
Weitere Gegner näherten sich ihr und auch der Soldat, den sie zu Fall gebracht hatte, schaffte es trotz dem Gewicht der Rüstung aufzustehen.
Sie versuchte ihr Schwert zu erreichen das nicht weit am Boden lag, schaffte es aber nicht mehr. Einer der Soldaten versperrte ihr den Weg und brachte sie mit einem einzigen Armstreich zu Fall.
Sie sah noch wie der Soldat sich über sie beugte, dann verlor sie die Besinnung.


*

Barakka und Fiona liefen in Richtung der Stollen aus denen sie gekommen waren.
Aus den Augenwinkeln sah Barakka das einige der schwarzen Soldaten den Berg herauf kamen. Sie hatten sie entdeckt.
"Achtung!" rief Fiona warnend.
Ihr Weg nach vorne war auch schon von zwei der Soldaten versperrt.
Barakka wollte nach seiner Armbrust greifen, bemerkte jedoch das er in der Eile vergessen hatte sie zu laden.
Die Soldaten kamen herangestürmt und Barakka zog sein Schwert.
Zwei Klingen klirrten gegeneinander.
Barakka konnte nur einen der Soldaten abwehren. Der andere griff Fiona an.
Zum zaubern war sie noch zu schwach, deshalb zog sie ihren Kampfstab vom Rücken um das Schwert damit abzuwehren.
Der Soldat schlug zu und mühsam parierte Fiona den Schlag. Ihr Kampfstab war glücklicherweise mit Eisenbeschlägen verstärkt worden, sonst wäre er mit Sicherheit zerbrochen.
Gekonnt wirbelt sie den Stab in der Luft herum und entwaffnete den Soldat mit zwei effektiven Attacken. Der Soldat war eindeutig von der Schnelligkeit der Elfe überrascht worden. Wieder griff Fiona an und deckte den Gegner mit einer Vielzahl von Schlägen ein, die jedoch kaum Wirkung zeigten.
Barakka schlug derweil wild auf den Soldaten ein und schaffte es ihm mehrmals zu treffen. Die Schläge zeigten kaum den gewünschten Effekt, doch hatte er es geschafft seinen Gegner an den Rand der Felsen zurückzudrängen. Wieder holte der Soldat aus und schlug zu. Barakka wich den Schlag aus sprang nach vorne und stieß den Soldat einfach über die Klippe hinweg. Mit einem lauten Scheppern prallte der Soldat auf die unteren Felsen und die Rüstung zersprang in viele Einzelteile.
Nun entdeckte Barakka das die Rüstungen hohl waren. Nur ein seltsamer blauer Dunst stieg in die Luft hinauf. Es steckte keinerlei Lebewesen in Ihnen. Wie war das möglich?
Der zweite Soldat hatte derweil Fiona den Stab aus den Händen geschlagen und sie gepackt. Barakka wollte ihr grade zur Hilfe eilen als die anderen Soldaten oben eintrafen und sie umzingelten.
Barakka ließ sein Schwert sinken. Es gab nur eine Chance zu überleben. Sie müßten sich ergeben.


Blauer dunst *


Als Asuß zu sich kam lag er auf einem harten Steinboden. Um ihn herum war es dunkel. Sein Schädel schmerzte höllisch und er versuchte sich zu erinnern, was diesen Schmerz verursacht hatte. Richtig! Einer der schwarzen Soldaten hatte ihn zu Boden geschleudert und ihm seinen Schwertgriff über den Kopf gezogen.
Asuß setzte sich auf und betastete seinen Hinterkopf an dem er eine riesige, vor Schmerz pochende Beule fühlte. Er tat weh, aber er lebte. Wieso hatten die schwarzen Soldaten ihm am Leben gelassen? Und lebten die anderen auch noch? Er sah sich um.
Zunächst konnte er, wegen der Dunkelheit, nicht viel entdecken, also horchte er.
Er hörte jemanden atmen.
"Wer ist dort?"
Niemand antwortete.
Langsam gewöhnten sich die Augen an die Dunkelheit und er entdeckte das Adora und Lupo nicht weit weg von ihm am Boden lagen. Er ging zu ihnen herüber. Beide lebten, waren aber noch ohne Bewußtsein. Er bemühte sich etwas um sie und schon bald wachten sie beide langsam auf.
"Wo sind wir?" fragte Adora.
Asuß sah sie sorgenvoll an.
"Das wird Dir nicht gefallen! Sieht schon wieder nach Gefängnis aus!"
"Hört mal! Ich glaube da kommt jemand!" bemerkte Lupo.
Ein Schloß wurde geöffnet, eine Tür schwang auf und das Licht einer Fackel viel in die Zelle. In der Tür stand ein schwarzer Soldat. Er hatte merkwürdige Rote Zeichen auf seinem gehörnten Helm. Asuß vermutete das es einer der Oberbefehlshaber der Schwarzen Armee war.
"Ich bin Hauptmann Zorgan! Folgt mir! Ich bringe euch zu eurem neuen Herrscher!"
"Ich kann es kaum erwarten!" knurrte Lupo.
Asuß und die anderen traten raus auf den Gang und folgten dem Schwarzen Hauptmann. Zwei weitere schwarze Soldaten schlossen sich ihnen an, offensichtlich um dafür zu Sorgen das sie nicht auf dumme Gedanken kamen.
Asuß sah sich um. Der schwarze Hauptmann führte sie durch düstere Gänge und Hallen. Es gab kaum Fenster. Die einzigen Lichtquellen waren Fackel, die hier und da an den Wänden hingen. In den Räumen, die sie durchquerten standen kaum Möbel, nur ab und zu ein Waffenständer oder ein Regal. An jeder Tür die sie durchschritten standen zwei schwarze Soldaten und hielten Wache. Für Asuß war klar das sie sich in Uhruls Burg befanden, die durch das Ritual magisch wieder aufgebaut worden war. Sie waren in der Höhle des Löwen!
"Entschuldige bitte, aber erlaube mir zu sagen, dass es nicht besonders schlau von Dir war uns zu Hilfe zu eilen. Du hättest fliehen sollen!" flüsterte Adora.
"Vielleicht hast du Recht! Aber ich konnte nicht anders, es ging irgendwie mit mir durch!"
"Hoffen wir das Barakka es geschafft hat zu entkommen, um die Kaiserin zu warnen!"
"Ich frage mich, was aus Abu geworden ist!" mischte sich Lupo ein.
"Ich habe ihn seit dem Einsturz der Höhle nicht mehr gesehen!" antwortete Asuß.
Lupo seufzte.
Gebannt starrte Asuß auf das große Holztor, auf das sie zuschritten und das grade von zwei Wächtern aufgezogen wurde. Dahinter erstreckte sich eine riesige Halle.
"Sieht nicht gut aus!" sagte Asuß als er Barakka und Fiona erblickte, die in der Mitte der Halle standen.
Die zwei schwarzen Wachen führten sie zu Barakka und Fiona und gaben ihnen zu verstehen dass sie hier warten sollten. Direkt vor ihnen war ein Podest auf dem ein großer Thron stand, der komplett aus blanken Gebeinen bestand. Asuß befürchtete Schlimmes.
Der Hauptmann verschwand durch eine kleine Tür in einen angrenzenden Raum.
"Was geht hier vor?" fragte Barakka.
Er erhielt keine Antwort. Alle starrten wie gebannt auf den Thron. Vermutlich überlegten sie alle wer wohl gleich darauf Platz nehmen würde. Für Asuß stand fest dass sie hier zu einem Verhör geführt wurden, deshalb waren sie noch am Leben. Aber wer würde sie verhören? Etwa der schwarze Hauptmann der sie hierher geführt hatte? Wohl kaum! Asuß bezweifelte das diese Wesen überhaupt der menschlichen Sprache mächtig waren. Aber für den Zweck ihrer Existenz brauchten sie das auch nicht, nämlich der Zerstörung und der Eroberung. Asuß war klar, daß die Armee der schwarzen Soldaten nur zu dem Zweck diente, daß Land zu erobern und Thalis dem Erdboden gleich zu machen. Asuß sah dunkle Zeiten auf das Land zukommen.
Die Tür, durch die der Hauptmann verschwunden war, öffnete sich und eine Gestalt, die in einen schwarzen Kapuzenumhang gehüllt war, schritt in die Halle und geradewegs auf den Thron zu auf dem sie sich niederließ. Das Gesicht der Gestalt war unter der dunklen Kapuze nicht zu erkennen, aber Asuß glaubte zwei rot funkelnde Augen zu entdecken. Eine grausame mit Krallen besetzte Klaue umklammerte den Schädel der den Kopf der Thronlehne darstellte.
Asuß merkte das seine Beine schwach wurden. Er sah zu den anderen hinüber und las in ihren Gesichtern Angst und Schrecken. Sie ahnten alle wem sie gegenüberstanden. Vor allem Fiona schien die Nähe der unheimlichen Gestalt zu schaffen zu machen. Barakka wirkte wie unter Schock. Er musste sich zusammenreißen und seiner Truppe ein gutes Beispiel sein, auch wenn es ziemlich sicher war, daß sie kurz vor ihrem Untergang standen.
Die Gestalt begann mit einer unheimlich hallenden Stimme zu sprechen.
"Ihr seid also die Helden die meine Ankunft verhindern sollten! Da haben wohl ein paar Helden kläglich versagt! Allerdings finde ich es sehr tragisch, daß ihr meinen treuen Diener Fuhrul getötet hab!"
"Leider einige Momente zu spät!" sagte Asuß mit entschlossener Stimme.
Die Gestalt lachte.
"Ihr konntet meine Ankunft nicht verhindern, es ist Bestimmung! Ich bin der neue Herrscher und werde schon bald in Thalis einmarschieren!"
Asuß trat einen Schritt vor.
"Ihr seid kein Herrscher. Ihr seid Khaal, der Verräter. Ihr habt gegen euer eigenes Volk, gegen die Götter, und an eurem eigenen Vater, den Gott Hall, Verrat geübt und wurdet deshalb verbannt. Ihr seid höchstens ein Möchtegernherrscher!"
"Ihr wagt es!"
Die Gestalt war wütend aufgesprungen und gab mit einer Geste seiner Krallenhand zu verstehen das er schweigen sollte. Dann griff er an seine Kapuze, schlug sie zurück und entblößte damit sein Gesicht.
Asuß wich zurück.
Der Kopf der Gestalt war ein gelblich schimmernder Totenschädel, in dessen hohlen Augenhöhlen, ein roter, unheimlicher Schimmer leuchtete.
"Ja, ich bin Khaal, und du bist ein Nichts, daß ich mit einer Handbewegung zerschmettern kann, also sei lieber vorsichtig!"
Asuß schwieg.
Khaal hatte sich schnell wieder in der Gewalt und begann nun vor seinem Thron auf und ab zu gehen. Barakkas Augen hingen wie gebannt an der unheimlichen Gestalt. Noch nie in seinem Leben hatte er vor etwas mehr Angst als vor dieser Gestalt.
"Ihr werdet euch wahrscheinlich fragen, warum ich euch noch nicht getötet habe!"
"Ja! Die Frage ging mir durch den Kopf, allerdings glaube ich die Antwort schon zu kennen!"
Khaal sah Asuß erstaunt an.
"Soso, du glaubst also zu wissen was ich denke. So sprich!"
"Ich bin Soldat, und habe schon viele Truppen geführt! Wenn ich mich hier so umsehe, dann sehe ich eine Armee und einen Kriegsherrn. Und ich weiß wohl, wie Kriegsherren denken!"
Khaals Augen leuchteten auf.
"Ihr wollt von uns Informationen! Informationen über die Hauptstadt Thalis und über alle anderen taktisch wichtigen Städte. Truppenstärke, Verteidigungsanlagen, Schwächen und die wichtigsten Handelsrouten!"
Khaal lachte amüsiert und erfreut zugleich und zollte Asuß mit einer Verbeugung seinen Respekt.
"Ihr seid in der Tat ein Soldat. Ein Soldat der kaiserlichen Armee wie ich vermute, und ein sehr gerissener obendrein. Wie ist euer Name und euer Rang, Soldat?"
"Ich bin Commander Asuß von Thalis! Treuer Agent ihrer kaiserlichen Hoheit!"
Wieder begann Khaal zu lachen. Aber diesmal klang es eher nach Hohn und Verspottung.
"Treuer Agent der kaiserlichen Hoheit. Das ich nicht lache. Ich fühle mich verpflichtet euch zu sagen dass ihr auf der Seite der Verlierer steht, mein lieber Commander! Ihr solltet lieber auf meine Seite wechseln, das wäre durchaus möglich! Und solch einen Soldat, der sich noch dazu mit den Schwächen des Gegners auskennt, den könnte ich brauchen!"
Asuß Antwort kam wie aus der Pistole geschossen.
"Niemals!"
"Ganz wie du meinst!" sagte Khaal voller Verachtung.
"Ich werde der Kaiserin immer treu bleiben! Niemals würde ich sie verraten, so wie ihr es getan habt. Eure eigene Schwester, wollt ihr sie töten?"
Falls er überrascht war, dass Asuß diesen Fakt kannte, so ließ er sich das nicht anmerken.
"Ja, das werde ich!"
Asuß schüttelte den Kopf und wandte sich ab.
Khaal betrachtete derweil die anderen in der Gruppe.
"Und wen haben wir da noch? Eine Kriegerin, einen Söldner, einen Gardist und eine...", er zögerte, "...Elfe!"
Wieder lachte Khaal höhnisch.
"Wie ich sehe, haben wir hohen Besuch unter uns!"
Er funkelte Fiona schelmisch an.
"Fiona, die Gelehrte aus dem Runenwald! Ich habe von euch gehört! Ich nehme an Fuhrul hat euch einige Gegenstände entwenden müssen um das Ritual durchzuführen!"
"Und einige mutige Krieger getötet!" ergänzte die Gelehrte.
"Glaubt mir, es sind nur die ersten Opfer eines blutigen Krieges. Blutig für euch natürlich, den meine Soldaten können nicht bluten, wie ihr bereits gemerkt haben solltet!"
"Was sind das für Wesen?" fragte Asuß.
Khaal zeigte auf einer der schwarzen Soldaten. Dieser nahm, als hätte es ihm jemand befohlen, den Helm von den Schultern. Unter dem Helm war nichts zu sehen. Kein Kopf, es entwich nur ein leichter blauer Dunst!
"Keine Wesen!" antwortete der Dämonenmeister. "Nur geballte schwarze astrale Energie füllt diese Rüstungen aus, die unter meiner Kontrolle steht!"
Damit hatte Asuß nicht gerechnet.
"Oh!"
"Nun gebt mir die Informationen die ich haben will!" rief Khaal ungeduldig.
Asuß schüttelte wieder den Kopf.
"Ich habe eine schlechte Nachricht für euch, ihr werdet nichts erfahren!"
Khaal wurde ernst.
"Langsam verliere ich die Geduld!"
"Seht, die anderen könnten euch eh keinerlei wichtige Informationen geben, und was mich betrifft....lieber sterbe ich als euch etwas zu sagen!"
In diesem Moment öffnete sich das Portal, durch das sie gekommen waren. Vier schwarze Soldaten führten einen Gefangenen herein.
Mit Schrecken erkannte Barakka, dass es sich um Abu handelte.
"Aaah! Noch ein Gast, wie schön!" wurde er von Khaal begrüßt. "Der berühmte Volksheld aus der Kobaldwüste!"
Abu sah aus, als hätte er einiges mitgemacht. Seine Gewänder waren zerrissen und er hatte überall Schürfwunden, blaue Flecken und blutige Wunden. Der Einsturz der Höhle schien ihm am schwersten getroffen zu haben.
"Alles in Ordnung!" fragte Asuß.
"Ich lebe doch noch!"
Asuß lächelte. Eine andere Antwort hatte er von diesem tapferen Mann auch nicht erwartet. Er war froh dass er wieder da war.
Auch Lupo zwinkerte seinem Freund erfreut zu.
"Ich dachte schon ich müsste dich auf dem Rückweg ausgraben!"
Khaal gestikulierte wild mit den Händen, um auf sich aufmerksam zu machen
"Ich störe ja nur ungern dieses Wiedersehen aber ich bin auch noch da! Würdet ihr mir jetzt bitte die gewünschten Informationen geben?"
"Von mir wirst du nichts erfahren!" wiederholte Asuß.
"Ganz wie du meinst!"
Khaal gab einen der Soldaten die Abu hereingeführt hatten ein Zeichen, und ehe jemand begriff was geschah, hatte dieser Abu mit einem Dolch die Kehle durchgeschnitten. Ein leises Gurgeln kam über Abus Lippen dann fiel sein Körper leblos zu Boden.
Asuß schrie laut auf, doch es war zu spät. Adora eilte zu dem am Boden liegenden Körper um zu sehen, ob er noch zu retten war. Doch schnell war klar, daß Abu seine letzte Reise angetreten hatte.
Mit haßerfüllten Augen und geballte Fäusten sah Asuß den Dämonenmeister an.
"Es tut mir wirklich leid, heuchelte Khaal, ihr habt mir keine andere Wahl gelassen."
"Verfluchter...!!!"
"Hütet eure Zunge!" unterbrach ihn Kaahl und schritt mit wehender Robe auf Asuß zu.
"Ich kann mir gut vorstellen wie ihr euch jetzt füllt. Einer der unter eurem Kommando stand, hat grade das zeitliche gesegnet. Aber trotz allem, ihr müßt jetzt eure Ruhe bewahren oder wollt ihr das noch jemand aus eurer Gruppe stirbt?"
Asuß schluckte all die üblen Beleidigungen, und das Bedürfnis, Khaal an die Kehle zu springen, herunter.
Ganz im Gegensatz zu Lupo, der einen Moment gebannt auf die am Boden liegende Leiche seines Freundes gestarrt hatte und nun mit lautem Geschrei auf Khaal losging. Es genügte jedoch eine Handbewegung des Dämonenmeisters und der Söldner flog, wie von Geisterhand ergriffen, durch den Raum und knallte an der gegenüberliegenden Seite gegen die Mauer, an der er besinnungslos herunter rutschte und liegenblieb.
Khaals Geduld war nun offenbar am Ende. Mit leuchtenden Augen ging er auf Asuß zu.
"Ich will jetzt die Informationen!" brüllte er mit unheimlich, donnernder Stimme.
Asuß schwitzte. Er merkte wie sein Willen langsam brach.
"Ich...!"
Adora griff ihn an die Schulter.
"Sag nichts, wir sind in Wirklichkeit sowieso schon tot!"
Asuß spürte die Hand seiner Schwester auf seiner Schulter und faste wieder Mut.
"Wir werden alle hier sterben, aber erfahren wirst du nichts!"
Wütend blitzten die Augen von Khaal auf. Er packte Asuß am Kragen, hob ihn über den Boden, und schleuderte ihn dann einfach weg. Hart prallte er neben Abus Leiche auf den Steinboden.
Barakka hatte diese Szenen mit Schrecken verfolgt. Er war wie gelähmt und mischte sich bis zu diesem Punkt nicht ein. Doch nun begriff er, daß sich Asuß und die anderen sich damit abgefunden hatten zu sterben. Er war dazu jedoch nicht bereit, so beschloß er jetzt zu handeln. Er trat vor, gerade als Khaal seinen Wachen zurief das sie die Gefangenen wegschaffen sollten.
"Wartet! Hört mich an!"
"Was willst du, Gardist?" fragte Khaal gereizt.
"Ich möchte auf die Gewinnerseite wechseln!"
Khaal lachte auf. Seine Stimmung hatte sich durch diese Aktion gleich wieder gebessert.
"Na wenigstens einer der weiß wo es lang geht! Kommt zu mir, Gardist!"
Zögernd schritt Barakka neben Khaal.
Adora hatte derweil Asuß aufgeholfen, der jetzt wieder ganz bei der Sache war.
"Das kann doch nicht dein Ernst sein!" rief er Barakka zu.
Barakka antwortete nicht, und das war Asuß Antwort genug.
"Du dreckiger Verräter!"
Die Abscheu und die Verachtung waren deutlich aus seiner Stimme herauszuhören. Barakka sah ihn nicht an.
Khaal winkte ab.
"Schafft sie weg! Ich werde mir etwas Besonderes für sie einfallen lassen!"
Die schwarzen Soldaten führten Asuß, Adora, und Fiona aus der Halle. Einer der Soldaten griff sich den bewußtlosen Söldner, warf ihn sich über die Schulter und brachte ihn ebenfalls weg.
Plötzlich war Barakka alleine mit Khaal in der Halle.
"Ihr wollt also auf die Gewinnerseite wechseln?" wiederholte Khaal die Worte von Barakka.
"Das will ich!"
"Und wieso?"
Ich denke das ist offensichtlich! Ich will nicht sterben!"
Der Dämonenmeister nahm wieder auf seinen Thron Platz.
"Wie ist euer Name?"
"Mein Name lautet Barakka Goron!"
"Nun Barakka, was ist mit euren Gefährten? Füllt ihr keine Skrupel so zu handeln?"
"Nein! Bis vor kurzen habe ich sie nicht einmal gekannt. Außerdem bin ich nur wegen der versprochenen Belohnung auf diese Reise gegangen, und wie es aussieht habe ich unter euch eher die Gelegenheit reich zu werden. Wenn sie zu dumm sind diese Chance zu sehen und aus falscher Loyalität lieber in den Tod gehen wollen, dann soll es so sein!"
Barakka merkte wie Worte über seine Lippen kamen, die gegen seine Überzeugung waren.
"Nun gut, aber ich brauche einen Beweis das ich euch vertrauen kann und ihr mir keine Lügen erzählt. Ich werde euch auf die Probe stellen!"
Barakka schwieg und nickte nur.
Was wurde Khaal wohl von ihm verlangen.
Der schwarze Hauptmann betrat den Raum, als hätte man ihn gerufen. Fragend sah er Khaal an.
"Mein treuer Diener Zorgan wird euch hinausbegleiten. Ich werde euch rufen lassen wenn es soweit ist!"
Barakka nickte und folgte Zorgan.
Zuerst war er verwundert dass der Hauptmann einen Namen hatte, wo doch gar keine lebenden Wesen unter den Rüstungen steckten, da entdeckte er dass es hier anders war. Als der Hauptmann vor ihm herging bemerkte er an den Bewegungen, dass sich ein Mensch unter der schwarzen Rüstung verbarg.
Zorgan führte ihn in einen Nebenraum der hingegen zu den anderen Räumen der Burg mit vielen Möbeln ausgestattet war.
Zorgan machte Barakka mit einer Geste zu verstehen dass er es sich "gemütlich" machen sollte. Dieser Zorgan schien zwar ein lebendes Wesen zu sein, trotzdem war er scheinbar genauso gesprächig wie die anderen Soldaten. Trotzdem wagte es Barakka ihn anzusprechen.
"Was meinte er damit, dass er mich auf die Probe stellen will?"
Zorgan sah ihn an und antwortete dann mit einer rauhen, kalten Stimme.
"Das werdet ihr schon früh genug erfahren! Aber Khaal hat solche Dinge wie Proben nicht nötig! Wenn er will, dann werdet ihr ihm auf ewig dienen!" sagte er mit einer kalten Stimme.
"Ja? Wieso hat er dann nicht Asuß seinen Willen aufgezwungen, wenn das so einfach ist?"
"Wenn er es wollte, dann könnte er es! Ich weiß nicht was er bezweckt!"
"Und was ist mit euch? Khaal nennt euch seinen treuen Diener! Seid ihr freiwillig hier?"
Auf diese Frage wollte der Hauptmann wohl keine Antwort geben. Er wandte sich zur Tür und öffnete sie. Bevor er jedoch hindurchging, drehte er sich noch einmal herum.
"Wenn ihr meinen Meister betrügt, dann werde ich euch persönlich töten!"
Asuß schluckte. Obwohl die Stimme des Hauptmanns keinerlei Gefühlsregung erahnen ließ, glaubte Barakka dem Mann aufs Wort.
Hauptmann Zorgan verließ den Raum. Barakka hörte wie von draußen die Tür abgeschlossen wurde. Es gab keinen anderen Ausgang.


*


Lupo lief fluchend in der Zelle auf und ab. Seine Schmerzenden Knochen ignorierte er einfach.
"Dieser verdammte Verräter, ich kann es einfach nicht glauben! Wie konnte dieser feige Hund das nur tun!"
Er blieb stehen und sah Asuß an, der erstaunlich ruhig auf der Pritsche saß.
"Was ist los? Wieso sagst du nichts?"
Asuß zuckte mit den Schultern.
"Was soll ich dazu sagen? Ich bin auch enttäuscht, aber wir haben andere Sorgen und sollte unsere Gedanken lieber damit beschäftigen!"
Adora stand an dem einzigen Fenster der Zelle, umklammerte die Gitterstäbe und starrte hinaus. Fiona stand neben ihr, hielt einen Arm um ihrer Schulter und redete beruhigend auf sie ein. Als sie hörte worüber sich Asuß und Lupo redeten, kam sie zu ihnen herüber.
"Nun, Commander!!! Die Auswahl ihrer Leute war wohl nicht ganz glücklich getroffen. Zumindest was diesen Gardisten angeht!"
Asuß stand auf und sah Fiona genervt an.
"Fangt ihr nicht auch noch an. Ich werde mir dieses Gerede nicht länger anhören. Was mich angeht habe ich ihn noch nicht abgeschrieben und das solltet ihr auch nicht. Er hat euch immerhin das Leben gerettet!"
"Ich verstehe nicht ganz!"
"Oh, richtig, ihr wart ja bewusstlos! Barakka war es der euch aus der einstürzenden Ruine gerettet hat und dabei sein eigenes Leben riskiert hat!"
Fiona war überrascht.
"Ich...weiß nicht was ich dazu sagen soll!"
Fiona dachte noch. Barakka hatte von Anfang an einen ehrenvollen Eindruck auf sie gemacht. Und er hatte ihr das Leben gerettet. Wieso sollte er sie und seine Freunde jetzt verraten.
"Sie haben Abu einfach hingerichtet, und was macht er? Er läuft zu Khaal über. Abu!" mischte sich Lupo wieder ein. "Dieser verdammte Khaal! Er hat ihn getötet! Er war mein Freund!"
"Hör endlich auf, er war unser aller Freund! Das bringt doch nichts! Wir sind auch bald tot wenn wir uns nichts einfallen lassen, also reiß dich zusammen!" belehrte ihn Asuß.
"Verflucht!"
Lupo strich sich durch die Haare, atmete ein paar Mal durch und begann dann wieder auf und ab zu laufen.
"Na gut! Und was können wir tun? Das Schloß der Zelle knacken um uns dann durch die schwarze Armee und an Khaal vorbei zu prügeln?"
"Tja, klingt nicht gut, gebe ich zu!"
Schwere Schritte näherten sich der Zelle und das Tor der Zelle wurde aufgeschlossen.
"Verdammt! Was jetzt?" murmelte Lupo.
Schwarze Soldaten betraten die Zelle um nacheinander die Insassen herauszuführen. Erst brachten sie Lupo weg. Dann wollten sie Asuß holen.
Er stieß den Arm des Soldaten weg.
"Ich bleibe hier! Wir wollen nicht getrennt werden!"
Der Soldat rammte ihm die Faust in den Bauch und Asuß ging vor Schmerzen gekrümmt in die Knie. Dann wurde er jeweils an einem Arm gepackt und
herausgeschleift.
"Nein! Asuß!"
Adora sprang vor, wollte zu ihrem Bruder. Fiona wollte sie zurückhalten, doch Adora entglitt ihrem Griff.
Ein Soldat stellte sich ihr in den Weg und sie lief direkt in seine Arme. Sie versuchte sich zu währen, doch der Griff des Soldaten war nicht zu brechen.
Auch Adora wurde weggebracht!"
Schließlich wurde auch Fiona am Arm gepackt und mitgerissen. Sie hielt es für besser sich nicht zu wären.



*


Der Soldat stieß Lupo voran durch die Tür in einen Saal.
Lupo sah sich um. Am anderen Ende des Raumes war eine Art Podium aufgebaut. Über dem Podium entdeckte er ein Banner mit einem schwarzen Drachen auf roten Hintergrund. Rechts standen vier Holzsessel und hinter dem Podium war eine Stuhlreihe aufgebaut.
Lupo kam das alles ziemlich bekannt vor. Er stand schon einmal in einem ähnlichen Raum, an den er eine wirklich üble Erinnerung hatte. Es sah aus wie ein Gerichtssaal. Lupo ahnte Schreckliches.
Einer der Soldaten deutete auf die Holzsessel. Lupo setzte sich widerwillig.
Links von ihm öffnete sich eine Tür und einige Gestalten in schwarzen Roben traten ein und setzten sich auf die Stühle hinter den Stühlen. Lupo konnte von den Gestalten nichts sehen außer die langen Roben aber er hörte ein verdächtiges Geklapper. Die Gestalte saßen erstmal einfach nur da. Lupos Nerven waren bis ins unerträgliche angespannt.
Bei der Gerichtsverhandlung in Tulak, als er angeklagt war den Fürst von Turak bestohlen zu haben war er auch nervös gewesen. Aber das konnte man wohl kaum mit der jetzigen Situation vergleichen.
"Hey Jungs! Was geht denn hier ab?"
Weder die Gestalten in den Roben noch die beiden schwarzen Soldaten die an der Eingangstür wachten zeigten eine Reaktion.
Die Eingangstür ging plötzlich auf und Asuß, Adora und Fiona wurden hereingeführt.
Sie setzten sich auf die beiden noch freien Sessel neben ihm.
"Was soll das denn jetzt?" fragte Asuß.
"Keine Ahnung! Die Roben reden nicht mit mir!" antwortete Lupo.
"Was soll das für ein sadistisches Spiel werden? Wieso tötete Khaal uns nicht einfach?" murmelte Adora.
Einer der Roben stand auf. Die Gestalt trat ans Podium und klappte die Kapuze zurück. Darunter kam, mal wieder, ein Totenschädel zum Vorschein. Unter den Roben schienen sich untote Skelette zu verbergen. Lupo grauste es.
Das klappernde Gebiß des Skeletts fing an zu sprechen.
"Ihr, Lupo, Söldner aus Tulak, Asuß, Krieger aus Thalis und Adora, Kriegerin aus dem Uhrmlande, seid angeklagt, des Mordes an den Schwarzmagier Fuhrul, eines treuen Dieners unseres Herren des Dämonenmeisters Khaal."
Ganz wie Lupo vermutete.
"Wenigstens bekommen wir diesmal eine Verhandlung!" flüsterte er Asuß zu.
"Ja, aber ich befürchte, daß das Urteil schon feststeht!"
"Wir hören nun die Anfangsrede des Anklägers, des Dämonenmeisters Khaal."
Das Skelett setzte sich wieder zu den anderen und Khaal betrat den Raum. Er trat ans Podium und begann zu sprechen.
"Das Verbrechen, um das es hier geht, ist so schrecklich und ungeheuer Dreist, daß es mit aller härte Bestraft werden muß. Das Verbrechen selber ist schon bewiesen, so das keine Beweisaufnahme mehr stattfinden muß und die Schuld der Angeklagten steht auch schon fest."
Asuß schüttelte verständnislos den Kopf.
"Wozu wird den hier eine Verhandlung durchgeführt wenn unsere Schuld schon bewiesen ist?"
"Es gilt noch den Art und Umfang eurer Bestrafung festzusetzen!"
Khaal verließ das Podium und begann vor den Angeklagte auf und ab zu laufen.
"Es wurde bewiesen dass ihr vorsätzlich und auf brutalster Weise meinen Vertrauten den Schwarzmagier Fuhrul ermordet habt. Den Mann dem ich es zu Verdanken habe, daß ich wieder in Thalien bin, und bald über Thalien herrschen werde. Was habt ihr zu eurer Verteidigung zu sagen?"
Lupo erhob sich.
"Wir werden nicht auf euer Spiel eingehen, Khaal! Verkündet euer Urteil! Ihr werdet keinen von uns um Gnade winseln hören!"
Er setze sich wieder und blickt zu den anderen.
"War doch richtig, oder?"
Khaal sah Lupo triumphierend an.
"Nun gut! Ganz wie ihr wollt!"
Khaal trat wieder vor das Podium. Einer der Roben kam nach vorne und reichte Khaal eine Schriftrolle. Khaal entrollte sie.
"Ich beginne das Urteil zu verkünden!"
Er blickte auf und fixierte Lupo.
"Lupo, Söldner aus Tulak. Ihr werdet zum Tode verurteilt. Das Urteil wird vollstreckt durch erhängen und auf der Stelle ausgeführt."
Zwei der Soldaten traten vor, packte Lupo und schleiften ihn weg.
"Wir sehen uns auf der anderen Seite, meine Freunde!" rief der Söldner seinen Gefährten zu, bevor er hinter dem Tor verschwand.
Asuß sah Khaal voller Zorn an.
Khaal lachte ihn höhnisch an.
"Du siehst aus als könntest du es gar nicht erwarten dein Urteil zu hören."
Asuß biß sich vor Wut auf die Lippe.
"Aber noch bist du nicht dran!"
Khaal sah wieder auf seine Schriftrolle.
"Fiona, die Elfe aus dem Runenwald! Ihr habt eure magischen Kräfte gegen Fuhrul angewendet und diesen Frevlern Gelegenheit gegeben ihn zu ermorden. Das Urteil lautet Todesstrafe!!! Es wird ausgeführt von Barakka, dem neuesten Schäflein in meiner Armee."
Lachend deutete er auf die Tor, in der Barakka stand.
Schockiert blickte Fiona auf den Mann der in der Tür stand.
Abgesehen von dem Helm trug er nun genau so eine schwarze Rüstung wie die Soldaten und auf seinem Rücken führte er ein schwarzes Breitschwert mit sich.
Er schritt nach vorne und griff Fiona am Arm um sie mit sich zu nehmen.
Asuß sprang von seinem Stuhl auf.
"Das kannst du nicht tun! Barakka!!! Höre auf mich! Tu das nicht!"
Barakka sah ihn an.
"Halt die Klappe, oder ich schlitz dich auch auf, nachdem ich mit ihr fertig bin!"
"Du verdammter....!!!"
Mit einem Satz war er auf Barakka zu gesprungen und rammte ihn die Faust ins Gesicht. Von der Wucht des überraschenden Schlages ging Barakka zu Boden.
Sofort war einer der schwarzen Soldaten bei Asuß und packte ihn am Hals. Asuß bekam keine Luft mehr und schlug verzweifelt aber ohne Wirkung auf den Arm und den Helm des Soldaten ein.
Barakka stand wieder auf und wischte sich das Blut von der Lippe.
"Warte! Überlaß ihn mir!"
Der Soldat sah Khaal an. Dieser nickte nur und er Soldat ließ Asuß los.
Asuß japste nach Luft und konnte sich nur mühselig auf den Beinen halten. Da flog ihm auch schon Barakkas Faust entgegen und er wurde zu Boden geschleudert.
Khaal lachte amüsiert. Das war ein Schauspiel was ihm gefiel und dieser Gardist hatte sich genau nach seinen Geschmack entwickelt. Er wurde wieder ernst.
"Na gut! Das reicht jetzt! Geht eure Aufgabe erfüllen!"
Barakka nickte ihm zu, packte Fiona am Arm und verließ mit ihr den Saal.
Adora half Asuß hoch und setzten ihn wieder auf den Stuhl.
"Das war ja eine richtig schlaue Aktion! Obwohl ich muß zugeben ich hätte auch das Bedürfnis ihm den Hals umzudrehen!" sagte Adora.
"Nun gut! Das war eine amüsante Einlage, aber laßt uns jetzt weitermachen. Ich habe einen Zeitplan. Ich muß schließlich noch ein Kaiserreich erobern."
Khaal laß wieder in seiner Schriftrolle und begann böse zu kichern.
" Das wird euch sicher gefallen! Das letzte Urteil ist ein gemeinsames Urteil! Ihr Asuß und eure Schwester werden zusammen sterben und der Vollstrecker ist eine Überraschung?"
Khaals höhnisches Lachen hallte im Saal, als Asuß und Adora herausgeführt wurden.


*

Asuß und Adora wurden raus vor das Schloß geführt, von 5 Soldaten eskortiert.
Asuß traute seinen Augen nicht. Vor dem Schloß breitete sich nun ein kleiner See aus. Er schien grade zu aus dem Boden gewachsen zu sein.
"Ob sie uns darin ersaufen wollen!" fragte Asuß scherzhaft.
Adora konnte darüber kaum lachen.
"Nein! Ich glaube eher das sie uns an die Bewohner das Sees verfüttern wollen!"
Sie zeigte auf den See wo grade an der Oberfläche, für Sekunden, der Leib eines riesigen Seewesens auftauchte.
"Was zur Hölle war das?" fragte Asuß.
"Werden wir wohl gleich herausfinden!"
Asuß spähte über den See. Am anderen Ufer konnte er mehrere Gestalten erkennen. Drei von ihnen waren eindeutig schwarze Soldaten. Die anderen konnten nur Barakka und Fiona sein.
Sie hatten das Ufer des Sees erreicht. Einer der Soldaten schritt neben sie und begann zur Verwunderung von Asuß und Adora an zu sprechen.
"Ihr werdet nun in den See springen und versuchen an die andere Seite des Ufers zu schwimmen. Und ich rate euch schnell zu schwimmen!"
"Ihr seid ein Mensch?" erkannte Asuß.
"Mein Name ist Zorgan. Tut was ich gesagt habe, sonst werden die Soldaten euch sofort töten. So habt ihr wenigstens eine Chance. Also schwimmt um euer Leben."
Asuß hatte beinahe das Gefühl das er es ihnen wirklich gönnen würde.
"Was ist das in dem See für ein Wesen!"
Zorgan zog sein Schwert und drückte es Asuß auf die Brust.
"Keine Fragen mehr. Rein jetzt oder ihr sterbt gleich hier!"
Asuß nickte und drehte sich zum See um und ging mit Adora aufs Ufer zu.
"Hast du einen Plan?" fragte Adora.
"Sieh mal rüber ans andere Ufer."
Adora spähte.
"Das ist Barakka! Und er will Fiona exekutieren!"
"Richtig! Mein Plan ist folgender. Wir schwimmen so schnell wie möglich da rüber, und schieben ihm sein Schwert in den Arsch."
Adora sah ihn von der Seite an.
"Klingt gut. Vergißt du aber nicht Khaals Goldfisch, der da im See haust."
"Tja, wie gesagt! So schnell wie möglich. Er darf uns nicht erwischen sonst ist Fiona verloren."
Mit diesen Worten sprang er ihn den See.
"Ja! Richtig! Und wir auch!" murmelte Adora und sah noch mal ans andere Ufer.
Fiona kniete schon am Boden und Barakka stand mit gezogenem Schwert vor ihr. Sie konnte nicht glauben dass er es wirklich tun würde.
Dann sprang sie Asuß hinterher.


*



Was war nur los mit ihm? Barakka versuchte zu begreifen was mit ihm geschah. Hatte Khaal ihn in einem magischen Bann gezogen?
Er wußte genau das, daß was er im Begriff war zu tun, falsch war. Und nicht nur das! Diese Leute, die hier im Begriff waren zu sterben, waren zu seinen Freunden geworden. Im Grunde seines Herzens wollte er zu Asuß stehen und ihm helfen, aber er tat es nicht. Was war nur mit ihm los?
Er schaute zu seiner Rechten, wo einer der schwarzen Soldaten ging. Sollten das seine neuen Gefährten werden. Diese seelenlosen Astralwesen.
Er schaute zu seiner linken, wo Fiona ging. Wie konnte er nur eine Sekunde daran denken diesem wunderschönen Wesen ein Leid zuzufügen. Doch er tat es. Was war nur mit ihm los.
Er, Fiona und die drei Soldaten die sie begleiteten erreichten einen Nebenausgang der Burg. Khaal hatte ihm befohlen, daß Urteil außerhalb der Burg zu vollstrecken. Er wußte nicht wieso.
Seine kleine Gruppe bewegte sich von der Burg weg. Barakka viel auf das sich die Umgebung um die Burg herum verändert hatte. Er sah nicht weit von sich auf der rechten Seite einen kleinen See, der vorher nicht dagewesen war. Auf dem Wasser des Sees lag ein unnatürlicher silberner Schimmer. Am Ufer wuchsen hohe Schilfgewächse.
Auf der linken Seite sah er ein furchteinflößendes hölzernes Gebilde stehen.
Einen Galgen! Er sah zwei Soldaten auf Pferden in der Nähe stehen. Aber Lupo sah er nicht. War das Urteil schon vollstreckt worden?
Mit Schmerzen im Herzen stellte er sich vor wie Lupo an dem Galgen hängen würde. Er sah das Bild ganz deutlich vor Augen, doch plötzlich verschwamm es und er sah eine andere Gestalt in der Henkersschlinge. Sich selber! Und ganz plötzlich war es ihm klar, er wußte es die ganze Zeit aber er wollte es sich selbst nicht eingestehen. Er hatte Angst vor dem Tod. Er wußte er war nicht feige, und wenn ihn der Tod im Kampf ereilen wurde, dann wurde er ihn mit offenen Armen empfangen. Aber so, nein! So wie Abu, kampflos, hingerichtet, dem Tod ausgeliefert. Nein, so wollte er nicht enden. Deshalb war er im Begriff seien Freunde zu verraten. Doch, was hatte Rhamus damals zu ihm gesagt. Man währe Dumm wenn man keine Angst hätte! Und das die Angst ein mächtiger Verbündeter sein könnte!
Einer der Soldaten legte ihm die Hand auf die Schulter und riß ihn aus seinen Gedanken. Der Soldat deutete auf das Ufer des Sees. Dort sollte wohl das Urteil vollstreckt werden. Wahrscheinlich wollten sie die Leiche direkt in den See werfen. Wer weiß was sich darin für Wesen tummelten, die ihre Freude an dem leblosen Körper haben werden.
Als sie das Ufer erreicht hatten, drückte einer der Soldaten Fiona auf die Knie und nickte Barakka zu. Es war soweit. Er hob das schwarze Schwert.
"Habt ihr noch einen letzten Wunsch?" fragte Barakka mit rauher Stimme.
Fiona sah ihn an.
"Ja, ich wünsche das der Barakka hier wäre den ich kennengelernt hatte!"
"Er steht vor euch!"
"Nein, der Barakka den ich kennengelernt habe, war mutig und ehrenvoll!"
"Er ist es auch jetzt noch! Nur..."
Er sah auf das Schwert in seiner Hand.
"Nur hat er vergessen, wie man sich dem Tod ehrenvoll entgegenstellt!"
"Sagt es mir! Mir wird dieses Schicksal ja gleich ereilen!"
"Im Kampf!"
Mit diesen Worten ließ er das Schwert durch die Luft zischen und streckte den Soldat an Fionas Seite einfach zu Boden.
Die anderen beiden griffen überrascht zu ihren Waffen. Schon war Barakka heran und schlug wild auf seine Gegner ein. Und er war überrascht. Das Schwert war aus dem gleichen Metall wie die Rüstungen und durchdrang sie als wäre es Butter. Schon mit dem zweiten Schlag hatte er einem der Soldaten den Kopf abgeschlagen. Ein grünblauer Dunst entwich aus dem Rumpf und die Rüstung viel unkontrolliert zu Boden.
Der zweite Soldat griff nun an und Barakka parierte nur mit Mühe den kraftvollen Schlag des Soldaten. Nun, wo der Überraschungseffekt nicht mehr griff, war der schwarze Soldat ihm überlegen. Mühsam parierte er die Attacken und wich soweit zurück, so dass seine Stiefel schon naß vom Seewasser wurden.
Plötzlich wurde eine magische Formel ausgerufen und der Soldat von einer übernatürlichen Kraft gepackt. Er wurde in die Luft gezogen, und dann einfach in den See geschleudert.
Die Rüstung sank wie ein Stein auf den Grund.
Barakka entstieg dem Wasser und sah Fiona erwartungsvoll an.
Sie lächelte ihn an.
"Da seid ihr ja wieder! Mein Held!"
Auch er mußte lachen. Doch schnell wurde er wieder ernst.
"Wir müssen die anderen retten!"


*

Lupo wurde ebenfalls vor das Schloß geführt. Schon von weiten entdeckte er den Galgen und mußte Schlucken. Eine schreckliche Art zu Sterben, dachte er sich bei dem Anblick. Wenn er Glück hatte, würde es ihm bei dem Rück des Erhängens direkt das Genick brechen, dann würde er wenigstens nicht langsam und qualvoll ersticken.
Zwei Reiter standen bei dem Galgen und auf dem Galgenvorbau stand ein Soldat der wohl den Henker mimen sollte. Ein weiteres Pferd stand nicht weit von dem Galgen, es gehörte wohl zu dem Henker.
Lupo sah die beiden Soldaten an die ihn eskortierten.
"Wißt ihr, Jungs, wir können diese Situation doch bestimmt auch anders regeln. Khaal hat doch ziemlich emotional und irrational gehandelt, wegen des Verlustes seines alten Kumpels Fuhrul. Er macht einen Fehler."
Keine Reaktion.
"Wißt ihr, wir sollten noch mal über alles nachdenken, am besten bei einem guten Glas Bier und einen fetten Stück Schweinefleisch."
Keine Reaktion.
"Oh, entschuldigt! Ich vergaß ihr seid ja nur hirnlose Astralwesen, die weder essen noch trinken müssen! Und ihr habt keine Frauen! Ihr seid echt arm dran! Ich sterbe lieber jetzt, statt so ein leben zu führen wie ihr!"
Keine Reaktion.
Sie hatten den Galgen erreicht. Einer der Soldaten stieß ihn an und zeigte auf die Treppe, die auf den Galgenvorbau führte.
"Junge, junge, ein echt schicker Galgen, das muß man schon zugeben? Habt ihr den selber handgefertigt?"
Der Soldat zeigte wieder auf die Treppe. Der zweite hatte sein Schwert gezogen, welches Lupo nun sanft im Rücken spürte.
Lupo stieg die Treppe hoch.
Doch bevor er oben angekommen war, wirbelt herum und sprang auf den Soldaten, der ihn auf die Treppe verwiesen hatte. Er prallte gegen ihn und beide gingen zu Boden. Lupo griff nach dem Schwert des unter ihm am Boden liegenden Soldaten und zog es aus der Schwertscheide.
Blitzschnell war er wieder auf den Beinen und sah schon die Klinge des zweiten Soldaten auf sich zufliegen.
Er tauchte unter dem Schlag weg, und ließ sein Schwert quer über die Brust des Soldaten fahren. Ein riesiger Riß entstand in der Rüstung, aus dem der blaue Dunst, die Astralenergie, entwich. Der Soldat taumelt und brach zusammen.
Plötzlich war einer der Reiter neben Lupo und trat ihm vom Pferd aus in Gesicht. Der Tritt fegte Lupo von den Beinen und er verlor das Schwert, das der eigentliche Besitzer sofort an sich nahm. Dieser ging zu Lupo, der im Gesicht nun eine blutige Wunde hatte, zog ihm vom Boden hoch, und schob ihm die Treppe hoch. Der Henker kam ihm entgegen und half ihm. Sie zogen Lupo unter den Galgen. Lupo versuchte sich verzweifelt aus dem Griff zu befreien, was zur folge hatte, daß der Henker ihm die Faust in den Magen rammte.
Er ging keuchend in die Knie, aber der Henker und der andere Soldat zogen ihn wieder hoch. Der Henker legte Lupo den Strick um den Hals, fesselte ihm die Hände auf den Rücken und ging dann zu dem Auslösemechanismus der Falltür herüber.
"Sekunde mal! Wie stets mit einem letzten Wunsch?" keuchte Lupo.
Keine Reaktion.
Der Henker legte die Hand an den Hebel.
"Eines sag ich euch, ihr verdammten Kerle....." begann wütend Lupo dann legte der Henker den Hebel um.


*



Asuß tauchte ins kalte Wasser ein und kniff die Augen zusammen. Er begann mit kräftigen, schnellen Zügen vorwärts zu schwimmen. Schnell öffnete er wieder die Augen um zu sehen was vor ihm lag. Das Wasser brannte in seinen Augen und zuerst einmal sah er gar nichts, bis sich die Augen langsam an das Wasser gewohnt hatten.
Er schwamm ca. 3 Schritt über den Grund des Sees, der dicht mit Pflanzen und Meeresalgen bewachsen war. Vor sich konnte er nicht viel entdecken, da das Wasser sehr schmutzig war. Er sah vor sich nur einen grünen Schleier. Asuß schätzte die Sichtweite unter drei Schritt.
Er schaute zurück. Adora war dich hinter ihm. Sie schwamm mit kräftigen Zügen und war kurz davor ihn zu überholen. Sie war eine sehr gute Schwimmerin.
Er schaute wieder nach vorne, und plötzlich brach der grüne Schleier vor ihm auseinander und ein riesiger Körper kam auf ihn zugeschwommen. Zum ausweichen war keine Zeit mehr. Asuß prallte gegen den Körper und taumelte.
Der Körper drängte sich über ihn hinweg und Asuß wurde auf dem Grund des Sees gedruckt. Der ganze restliche Sauerstoff war aus seinen Lungen entwichen und er bekam Atemnot.
Endlich war das Wesen über ihn hinweg. Sofort stieß sich Asuß mit den Beinen am Grund ab und schoß nach oben. Er durchbrach die Seeoberfläche und atmete gierig die Luft ein.
Wo war Adora? Er schaute nach links und rechts konnte aber zunächst nichts entdecken, doch dann plötzlich brach etwas durch die Seeoberfläche. Es war Adora. Ihr Körper war von einem riesigen grauen Tentakel umschlungen, die sie hoch in die Luft hielt.
Verzweifelt versuchte sich Adora aus dem Tentakel zu befreien, doch sie hielt sie eng umschlungen und es war keine Platz zu gewinnen. Ihre Hüften schmerzten und der Druck wurde immer stärker. Sie mußte schwer mit sich kämpfen um nicht die Besinnung zu verlieren, hatte sich aber zum Glück ausreichend unter Kontrolle.
Asuß sah nun auch den großen, grauen Körper des Monsters auftauchen. Mehrere Tentakel peitschten aus dem Wasser und schlugen nicht weit von ihm auf die Wasseroberfläche. Das Monster schien sich jetzt auf ihn zu konzentrieren. Es versuchte einfach Asuß mit einer der Tentakel zu erschlagen.
Wieder schlug dicht neben ihm ein Tentakel ins Wasser und das aufgeschlagene Wasser schlug ihm ins Gesicht. Früher oder später würde das Monster ihn treffen. Asuß holte tief Luft und tauchte.
Adora war derweil beinahe am Ende ihrer Kräfte. Aber sie war nicht bereit sich aufzugeben. In einem letzten Verzweifelten Versuch sich zu befreien, rammte sie ihre Zähne in die Tentakel, die sie gefangen hielt, und biß so kräftig hinein wie sie konnte.
Ein leichter Schmerz durchzuckte das Monster und für den Bruchteil einer Sekunde lockerte sich der Griff der Tentakel. Blitzschnell riß Adora die Arme hoch und rutschte einfach nach unten durch, heraus aus der Umklammerung der Tentakel.
Asuß tauchte so tief er konnte, um aus der Reichweite der Tentakel zu kommen, was ihm aber wahrscheinlich kaum gelingen wurde weil sie mindestens 6 Schritt lang waren. Er hatte vor das Monster von unten anzuschwimmen und zu attackieren, doch da schlug nicht weit von ihm Adora durch die Wasseroberfläche. Sie sank sofort nach unten ab. Asuß erkannte das sie durch den heftigen Aufprall das Bewußtsein verloren haben musste.
Er schwamm zu ihr hin, tauchte dabei durch einer herumschlingende Tentakel, die das Wasser nach der verlorenen Beute absuchte, umschlang mit dem linken Arm Adoras Hüfte und versuchte sie aus der Reichweite des Monsters zuziehen.
Er hatte schon ein gutes Stück geschafft, da ging ihm die Luft aus und er schwamm an die Oberfläche.
Er holte hektisch nach Luft und versuchte verzweifelt sich und Adora an der Oberfläche zu halten während er die Lage überprüfte.
Von dem Monster war nichts zu sehen, es war wohl wieder untergetaucht. Er entdeckte erleichternd dass es bis zum Ufer nur noch ein paar Schritt waren. Er hatte, unter Wasser, glücklicherweise die Richtung richtig geschätzt.
Vom Ufer her sah er eine Gestalt mit gezogenem Schwert in das Wasser hereinwaten. Es war Barakka! Nein, der auch noch! Asuß fühlte sich jetzt in arger Bedrängnis.
Plötzlich merkte er wie etwas sein Bein umschlang und ihn nach unten zog.
Er verlor Adora aus seinem Griff und das Wasser des Sees schlug sich über ihm zusammen. Asuß schlug verzweifelt mit den Armen um sich, erkannte aber schnell das dies sinnlos war. Er schaute an sich herab und entdeckte, daß sein Bein von einem Tentakel umschlungen war, die versuchte ihn in Richtung eines riesigen geöffneten Rachens zu ziehen. In dem Rachen entdeckte er scharfe, dolchartigen Zähen, und er hatte nicht vor mit diesen Bekanntschaft zu machen.
Er machte ein paar kräftige Armzüge erreichte die Oberfläche, hatte aber nur Zeit für einen kurzen Atemzug bevor er durch die Tentakel wieder unter die Wasseroberfläche gezogen wurde.
Das Monstrum war anscheinend genervt über die Versuche seiner Beute ihm zu entkommen, und so versuchte es nun Asuß kampfunfähig zu machen. Ein zweiter Tentakel preschte durch das Wasser auf seinen Kopf zu um ihn Bewußtlos zu schlagen. Schützend hielt Asuß die Arme vor sein Gesicht. Er schaffte es den Angriff von seinem Gesicht abzulenken, aber der Schlag der gegen seine Arme prallte war so gewaltig dass sein ganzer Körper doch das Wasser geschleudert wurde. Asuß verlor für einen kurzen Moment die Besinnung, war aber wieder da als er merkte das die Tentakel an seinem Bein wieder anzog. Sie hatte kurz lockergelassen und zog nun wieder an.
Asuß war schwer angeschlagen und sah mit Entsetzen das Maul des Monsters immer näherkommen. Seine Lungen verlangten so langsam wieder nach Sauerstoff, aber wahrscheinlich war er eh gleich tot.
Er griff verzweifelt nach einer der Meerespflanzen um sich festzuhalten, und schaffte es. Die Pflanze war glücklicherweise so stark um vorerst zu halten.
Asuß krallte sich mit beiden Händen verzweifelt an der Pflanze fest während das Monster, wütend über den Widerstand, mit kräftigen Rucken weiterzog. Ein gewaltiger Schmerz ging durch den Körper von Asuß und er hatte das Gefühl es würde ihn gleich zerreißen. Er schrie vor Schmerzen und Luftblasen sprudelten aus seinem Mund. Er konnte sich nicht mehr halten und seine Hände lösten sich von der Pflanze. Vor seinen Augen würde es so langsam dunkel und er sah keine Chance mehr sich zu retten, da sah er eine Gestalt auf sich zuschwimmen. Die Gestalt hatte ein Schwert dabei, das sie sogleich in die Tentakel hineinstieß.
Asuß verlor die Besinnung.



*


Lupo merkte wie der Boden unter seinen Füßen verschwand und er keine Luft mehr bekam. Im selben Augenblick explodierte über ihm der Galgen, und kippte samt Lupo zur Seite um. Lupo landete hart auf den Boden aber erlebte. Wieso lebte er noch? Er rappelte sich auf und hörte wie die beiden Reiter mit ihren Pferden losgaloppierten. Der Galgen brannte. Lupo hielt seine Hände über die Flammen, welches zur Folge hatte das er sich eine Hand leicht verbrannte und er frei von seinen Fesseln war. Er zog sich den Strick über den Kopf und sah schon einen der Reiter, schwertschwingend, auf sich zureiten. Er sprang zur Seite und das Schwert verfehlte ihn. Der Reiter ritt eine Runde um zu einem neuen Angriff anzusetzen.
Verzweifelt fummelte Lupo an dem Strick herum um die Schlaufe zu vergrößern, während er das schnaufende Pferd schon auf sich zureiten sah.
Er schaffte es. Als der Gegner wieder an ihm vorbeiritt ohne den flinken Lupo zu treffen, warf er den Strick wie ein Lasso, bekam den Reiter zu fassen und straffte das Seil mit all seinem Gewicht was ihm zur Verfügung stand. Der Reiter stürzte schwer zu Boden. Sein Schwert landete einige Schritt von ihm entfernt und Lupo hastete los um es sich anzueignen.
Er sah nun auch was ihm das Leben gerettet hatte, oder viel besser wer. Er sah in einiger Entfernung Fiona stehen. Sie sah ziemlich fit und lebendig aus, was Lupo zu den Schluß brachte das Barakka eine Herz für Elfen hat, und jagte gerade einen der Soldaten einen Feuerball entgegen. Der Soldat explodierte und Fiona mußte sich ducken um nicht von einem der herumfliegenden Rüstungsteilen getroffen zu werde. Auf diese Art hatte sie vermutlich auch den Galgen gesprengt. Den zweiten Reiter hatte sie wohl auch schon erledigt, den das herrenlose Pferd stand ganz in ihrer Nähe.
Sie winkte nun Lupo zu und zeigte auf das Pferd des Soldaten den er grade aus dem Sattel geholt hatte, und auf den See. Lupo gab ihr ein Zeichen das er verstanden hatte und wandte sich dem Pferd zu. Der schwarze Soldat hatte sich nun wieder aufgerappelt und kam wütend auf Lupo zugerannt. Doch Lupo hatte den Waffenvorteil und zerschlug die Rüstung mit mehreren Hieben.
Dann hievte er sich in den Sattel, holte noch das Pferd, des Henkers, der jetzt wahrscheinlich unter den Trümmern seines handgearbeiteten Galgens begraben lag und ritt Fiona hinterher, die schon vorgeritten war.
Gerade als Fiona an das Seeufer erreichte, tauchten zwei Gestalten an die Wasseroberfläche. Es war Barakka, der den bewußtlosen Asuß auf der Schulter liegen hatte. Adora, die erschöpft am Ufer gelegen hatte, sprang sofort auf und eilte Barakka entgegen um ihm den bewußtlosen Körper abzunehmen. Adora trug Asuß ans Ufer und legte ihm behutsam ab.
Fiona sah zu Barakka rüber, der noch halb im Wasser stand, und sah hinter ihm eine graue Tentakel aus dem Wasser tauchen, die nach ihm greifen wollte.
"Barakka, hinter euch!" rief sie warnend.
Barakka wirbelte mit dem Schwert herum und durchtrennte die Tentakel mit einem Volltreffer der Klinge. Barakka hörte das Monster vor Schmerz aufschreien und er sah einige Schritte vor sich das Wasser brodeln. Der verletzte Tentakel verschwand wieder im Wasser und es wurde still.
Barakka wartete einen Moment in Kampfstellung und verließ dann vorsichtig, rückwärtsgehend das Wasser. Es erfolgte kein weiterer Angriff, das Monster hatte sich zurückgezogen.
Barakka drehte sich um und sah, wie Adora, ihren Bruder Mund zu Mund beatmete. Dann ging er erschöpft in die Knie.
"Lebt er noch?" hauchte er.
Plötzlich ging ein Beben durch Asuß Körper und Asuß erbrach das aufgenommene Wasser.
Adora umarmte erleichtert ihren Bruder und auch Barakka stieß leise einen Dank an die Götter aus.
Asuß brauchte einen Moment um sich zu orientieren und um zu begreifen was passiert war. Er sah zu dem am Boden knienden, durchnäßten Barakka rüber, der sich auf sein Schwert stützte. Dann versuchte er aufzustehen. Adora half ihm. Asuß gab ihr zu verstehen, daß er alleine stehen konnte und sie ließ ihn los.
Er schritt vor Barakka. Barakka sah gespannt zu ihm hoch.
"Steh auf!"
Barakka kniff die Augen zusammen, gehorchte aber.
"Was ist passiert?" fragte Asuß.
Barakka öffnete die Scharniere an dem Brustpanzer der schwarzen Rüstung und ließ ihn demonstrativ zu Boden fallen.
"Ich habe mich entschieden, daß ich lieber unter diener Führung sterbe als unter Khaals Führung zu leben, mein Freund!"
Asuß verzog das Gesicht zu einem ironischen Lächeln und schlug ihm ins Gesicht. Barakka ging wieder in die Knie und spuckte etwas Blut auf den Boden. Dann sah er wie Asuß ihm die Hand reichte. Er ergriff sie und Asuß zog ihn zu sich hoch, in seine Arme.
"Danke, mein Freund!" sagte Asuß, während sie sich umarmten.
Fiona sah den beiden wieder vereinten Freunden zu und mußte lächeln. Doch nahende Hufschläge erinnerten sie an ihre gefährliche Situation. Sie drehte sich um und sah Lupo, mit zwei weiteren Pferden, näherkommen.
Sie wandte sich an Asuß und Barakka.
"Ich unterbreche ja nur ungern dieses rührende Wiedersehen aber wir sollten hier verschwinden!"
Adora nickte ihr zu und zeigte dann in Richtung des Schlosses, von dem schwarze Reiter auf sie zukamen.
"Ich bin eurer Meinung!"
Lupo erreichte die am Ufer stehende Gruppe.
"Worauf wartet ihr?" rief er. "Schwingt eure Ärsche auf die Pferde! Wir müssen hier weg!"
Asuß und Adora teilten sich das Pferd, daß Lupo mitgebracht hatte.
Fiona streckte Barakka den Arm hin.
"Komm schon! Worauf wartest du?"
"Ich bin der Meinung, daß ich reiten sollte!" antwortete Barakka.
Fiona lächelte ihn böse an.
"Willst du etwa hierbleiben!"
Barakka schaute sie grimmig an, murmelte etwas unverständliches, ergriff dann ihren Arm und er schwang sich hinter sie auf das Pferd.
Lupo schaute belustigend zu ihm rüber.
"Was ist los, Verräter! Wieder die Front gewechselt?" rief er nicht ganz ernst.
"Ich dachte ich rette euch den Arsch, damit ich noch ein paar Kneipenschlägereien mit Dir erlebe!"
"Das ist ein Wort!" rief er lachend und gab seinem Pferd die Sporen. Die anderen folgten ihm, in Richtung der Berge.
Barakka sah sich um. Die Reiterei hinter ihnen war nicht mehr weit entfernt.
Plötzlich sprang Fiona, mit dem Pferd, über einen umgestürzten Baumstamm und er wäre beinahe vom Pferd gefallen. Schnell umschlang er mir seinen Armen Fionas Hüfte um besseren Halt zu haben.
"Hättet ihr mich nicht warnen können?" rief er.
"Mach Dir nicht ins Hemd, mein tapferer Gardist!" spottete sie.
Er mußte zugeben das Fiona das Pferd meisterlich unter Kontrolle hatte. Das Pferd galoppierte unter ihrer Führung so schnell es konnte und ihr schwarzes wehendes Haar schlug Barakka ins Gesicht.
Wieder sah er sich um. Fiona und auch die anderen schafften es die Distanz zu der Reiterei der Schwarzen Soldaten hinter ihnen zu halten, obwohl Fiona sich ein Pferd mit ihm und Asuß sich ein Pferd mit Adora teilen mußte. Die Pferde der schwarzen Soldaten hatten wohl auch schwer an den Rüstungen der Soldaten zu tragen.
Lupo ritt vor ihnen und führte das Feld an. Asuß winkte ihm zu und gab ihm zu verstehen er solle die Richtung ändern. Lupo gehorchte. Barakka vermutete das Asuß den Weg nehmen wollte auf dem er gekommen war.
Schon bald hatten sie die Felsen erreicht. Asuß sprang vom Pferd.
"Ab hier müssen wir zu Fuß weiter!" rief er den anderen zu.
Sie kletterten die Felsen hoch und schon bald erreichten sie den Eingang einer der Stollen, die in den Berg führte.
Wie erstarrt blieben sie jedoch alle stehen als ein grauenvolles Kreischen durch das Tal ging. Alle drehten sich zu der Festung um, um die Ursache des schrecklichen Schreies zu erkunden.
Über der Burg kreiste ein schwarzes riesiges Wesen, das sich mit gewaltigen Flügelschlägen fortbewegte, durch den Himmel zwischen den Bergen. Der Rachen des Wesens öffnete sich und wieder ertönte das Kreischen, daß den Helden durch Mark und Bein ging.
"Bei den Götter!" murmelte Fiona, kaum hörbar für die anderen. "Der schwarze Drache!"
Der Drache kreiste über der Burg als würde er über seinem Opfer kreisen, aber der Angriff blieb aus. Es war wohl doch eher so als würde etwas in der Burg ihm magisch anziehen.
Wie gebannt starrte Barakka auf das Banner der Burg, das einen schwarzen Drachen vor rotem Hintergrund zeigte, und dem schwarzen Drachen selber hin und her.
Asuß wandte sich von dem schrecklichen Schauspiel ab und rief: "Kommt schon! Wir sollten hier so schnell wie möglich verschwinden!"
Die anderen folgten ihm in den Tunnel.


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Die Flucht durch den Tunnel verlief ohne großartige Zwischenfälle. Es schien beinahe so als hätten sie die Verfolger abgehängt, aber sie wußten alle dass es nicht so war.
Bald erreichten sie den Ausgang der Mine und wandten sich in die Richtung, wo sie ihre Pferde zurückgelassen hatten. Ihre Pferde warteten immer noch unberührt an den Bäumen an denen sie festgebunden waren.
Nur Fiona hatte ihr Pferd weiter weg abgestellt. Barakka wandte sich auf seinem Pferd Fiona zu und hielt ihr die Hand hin.
"Jetzt bin ich wohl mit reiten dran!" rief er gutgelaunt.
Sie ergriff seine Hand und schwang sich auf sein Pferd.
"Aber nur bis zu meinem Pferd!"
Nachdem sie Fionas Pferd gefunden hatten begannen sie unverzüglich und ungehindert mit dem Rückritt nach Thalis.
Sie ritten ohne Pause die ganze Nacht lang bis sie Dornheim erreicht hatten.
Dort machten sie erschöpft Pause und informierten den bereits bekannten Hauptmann der Gardisten über die Situation. Dieser, sichtlich schockiert, schickte sofort einen Boten nach Thalis aus um die Kaiserin zu informieren.
Die fünf Helden fielen, in denen ihnen zur Verfügung gestellten Unterkünften, erschöpft in die Betten und schliefen bis zum nächsten Morgen durch.



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