Schaum

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Max Neumann

Mitglied
Versammelt euch nicht! Das Land friert
Die Pforten des Glücks wurden zerstört
Zurück blieb schwarze Schlacke
Toxisches Brachland
Dort versammeln sich Adler und Kinder
Kurze Wörter flüstern sie
Verstanden nur von Kindern und Vögeln

Seither liegt ein Schleier auf deiner Haut
Diese milchweiche Haut der Liebe
Ich tauchte in deine Haut ein
Lange blieb ich und hechelte
Deine Haut von der Nacht bestäubt
Ich packe deine Haut
Das ist ein guter Ort
Ich fühle mich hier wohl

Versammelt euch zum Spiel!
Im Tal kreischen die Affen
Unten bei der Meerenge
Leben besteht dort aus Schaum
Süßer Schaum klatscht gegen Felsen
Auf den Felsen liegen wir
Geschützt vor dem Kreischen der Affen
Die Schreie des Schaums sind lauter!
Schaum
Guter, wertvoller, exzellenter Schaum
 

lietzensee

Mitglied
Hallo Max,
ehrlich gesagt komme ich hier wieder nicht mit. Die barocke Wortwahl ist sicher Geschmackssache. Aber auch inhaltlich erscheint mir der Text seltsam zusammenhangslos. Ist das alles symbolisch gemeint? Wenn ja, kann ich die Symbolik nicht entschlüsseln.
Die drei Strophen könnten für mich auch aus drei unterschiedlichen Gedichten stammen. Die zweite Strophe spricht intim eine bestimmte Person an (Du). Die erste und dritte Strophe scheint eine Rede ans Volk zu halten (Versammelt euch ...)

Natürlich soll ein Gedicht nicht selbsterklärend sein. Aber zumindest hätte ich gerne einen Ansatz zum interpretieren. Der fehlt mir hier total. Eine Frage an die Sterne-Geber. Wie versteht ihr das Gedicht?

Viele Grüße
lietzensee
 

Scal

Mitglied
@lietzensee
Ich kann Deinen Gesichtspunkt gut nachvollziehen, aber bei den Gedichten von Max sind für mich andere Kriterien maßgeblich: ich fühle mich wie eingeladen, in den Strom der dichterisch-visionären Bilder einzutauchen, mich gewissermaßen mit dem Dichter in die Wellen zu begeben und dann auf das eigene Erahnen hinzulauschen.
Interpretationen sind demgegenüber wie ein Blick vom trockenen Ufer aus. Ich kann das Gedicht auch von dorther betrachten, aber das ist (für mich) kein passender Blickwinkel. Ich muss schwimmen, dann zeigen sich Sterne.
LG
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Wie versteht ihr das Gedicht?
Ich lese es als ein Gedicht, dass die Transformationsfähigkeit der Liebe aufzeigt.

In der ersten Strophe liegt das Land brach, nachdem das Lryi. durch die Liebe gegangen ist, erblüht Land und Leben in der letzten Strophe wieder.
 

Max Neumann

Mitglied
@Scal: "Interpretationen sind demgegenüber wie ein Blick vom trockenen Ufer aus. Ich kann das Gedicht auch von dorther betrachten, aber das ist (für mich) kein passender Blickwinkel."

Das sehe ich auch so Scal und zwar insbesondere für meine eigenen Gedichte. Analysieren ist für mich das Gegenteil von Flow, ich brauche Freiheit und Wasser und Leben in den Wörtern...

Danke an euch drei für eure Kommentare.

Viele Grüße
Max
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Das sehe ich auch so Scal und zwar insbesondere für meine eigenen Gedichte. Analysieren ist für mich das Gegenteil von Flow, ich brauche Freiheit und Wasser und Leben in den Wörtern...
Ei neee, das teile ich nicht. Ein Text sollte schon Sinn ergeben, auf möglichst allen Ebenen und häufig - das werfe ich dir jetzt nicht vor, denn du hast das Gegenteil bewiesen - ist ein Ausspruch dieser Art nur eine Rechtfertigung, weil man fühlt, dass es den eigenen Texten an Konsistenz mangelt.

Ist übrigens auch bei Scal nicht so, aber ich habe es so häufig erlebt, das Dichter auf die Frage, was ihre Texte bedeuten statt einem ehrlichen "Keine Ahnung" wunderbar konzeptionelle Ideen entwickelt haben, warum kein Inhalt eigentlich cool wäre und Dreh-und-Angelpunkt dieser Rechtfertigung ist die Interpretation von Texten, also in dem Sinne, das Interpretationen im klassischem Sinne überkommen wären. Damit kann man dann wunderbar verschleiern, das der eigene Text einer solchen Interpretation nicht standhalten würde.

So hat sich nach und nach eine gewisse Skepsis gegenüber sachgerechten Interpretationen in die moderne Lyrik eingeschlichen und das mag ich überhaupt nicht leiden.
 

lietzensee

Mitglied
Hallo und vielen Dank für eure interessanten Antworten. Ich denke, jetzt verstehe ich etwas besser.
Zu einem Strom fehlt mir persönlich weiter die Verbindung zwischen den einzelnen Bildern, quasi das Flussbett. Aber da spricht natürlich auch mein persönlicher Hintergrund.
Ich lese es als ein Gedicht, dass die Transformationsfähigkeit der Liebe aufzeigt.

In der ersten Strophe liegt das Land brach, nachdem das Lryi. durch die Liebe gegangen ist, erblüht Land und Leben in der letzten Strophe wieder.
Sowas hat mir gefehlt. Für dich passt das dann besser, Patrick

was ihre Texte bedeuten
Das führt jetzt vom Schaum weg, aber ich möchte von einem Text tatsächlich auch keine eindeutige Bedeutung. Am schönsten kitzeln Texte, bei denen verschiedene Interpretationen immer fast, aber nie ganz schlüssig sind. In der Mitte zwischen Ordnung und Chaos.

Viele Grüße
lietzensee
 
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