schein- (gelöscht)

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P

Prosaiker

Gast
der erste kontrast, ohne widerspruch zu sein, fällt einem sofort ins auge. da ist der schein, nicht nur er, sondern der schein-, ein wohl beliebig fortzuführender umstand, ein beliebig fortführbares wort, kurzum - mit nietzsche - eine lüge. eine graphemfolge, die lüge und nichtsein darstellen soll: selbst nichts als lüge. woraus bildet sich der kontrast? du hältst dein gedicht denkbar kurz. nun könntest du dieses scheinetwas vers um vers nach unten reißen und beschränkst dich stattdessen auf exemplarische, vielleicht beinahe plakative beispiele. kontrast ja, sagte ich, kein widerspruch. und zwar deswegen, weil der schein dadurch kein größerer wird, dass man ihn in wuchernden dimensionen gestaltet.
es genügen also wenige bilder und buchstaben. den rest, der vom schein- ausgeht, basteln sich die leser zusammen.
und vielleicht ist es somit, da dein text so sehr auf den leser angewiesen ist, eine kluge entscheidung, diese beinahe-plakativität zu nutzen; dieses bühnenbild, diese acrylerscheinungen, dieses hollywood, die politik, wenn ich den politischen truman einbeziehe, all dies naheliegende. er, der leser, muss somit nicht vom zehner ins wasser springen, sondern kann sich selbst vorarbeiten. hinunterarbeiten. vorausgesetzt, er möchte das.
ich als solcher frage mich - und man übersieht derartiges schnell aufgrund deines leisen schreibens - was wohl hinter dem vorhang sich befinden mag? ist der vorhang selbst nicht schein? und ebenso alles dahinter?
meines erachtens bedingen thema, form und sprache einander in diesem fall. du geleitest auf eine scheinfläche, die der leser selbst dechiffrieren muss. und genau da könnte das problem des gedichtes liegen. man ist schnell geneigt zu sagen: flach, bullshit. wie immer also, doch in diesem fall besonders, kommt es auf eine kommunikation an, die stark vom gegenüber dieser verse abhängig ist.
ich jedenfalls hab mich ganz gut unterhalten können.
viele grüße,
Prosa.
 



 
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