Scheinbar getrennt

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Rhea_Gift

Mitglied
Hi Vera-Lena,

wirklich gelungenes Bild - sehr knapp und doch schön auf den Punkt gebracht. Und ohne dem Schöpfer/der Schöpferin einen Titel zu verleihen - läßt Gottlosen wie mir dies Bild auch gefallen, da ich nicht zwanghaft "Gott" einsetzten muss...

LG, Rhea

PS: Mußte somehow Rilke gedenken, das alte Kelchbild einfach immer wieder schön, wie ich finde... :)
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Rhea,

das freut mich, dass der Text ankommt, auch wenn das DU nicht definiert ist.

Bei Rilke muss ich gleich einmal nachschlagen. So Vieles fällt mir bei ihm ein, aber an den Kelch erinnere ich mich nicht.

Danke für Deine Antwort,die mir bestätigte, was ich erhofft hatte.

Dir noch einen schönen Abend!:)
Liebe Grüße von Vera-Lena
 

Rhea_Gift

Mitglied
Meinte auch nicht "Kelch" als Titel, sondern als Bild, dass auch er gerne benutzte... Viel Spaß beim Suchen *grins*

Netten Abend + WE,

LG, Rhea
 

Perry

Mitglied
Hallo Vera-Lena,
ein wunderschönes zartes Liebesgedicht, an dem mich allerdings 3 Kleinigkeiten ein wenig stören:
"scheinbar getrennt"ist mir zu sachlich,
"gesprungen" für einen Tropfen eher unüblich und
"deine Fülle" könnte auch zweideutig sein.
Vorschlag:
Aufgefangen

Als ein Tropfen
bin ich
aus dem Kelch
deiner Liebe
gefallen
wohl wissend
dass mich
dein Mund
wieder
auffängt
LG
Manfred
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Manfred,

es ist schon so, wie Rhea-Gift es auch geselesen hat, das Wort "Gott" also die nähere Bezeichnung des "DU" hatte ich vermieden.

Geschrieben habe ich es aus dem Empfinden von Gottesnähe heraus. Als es fertig war, dachte ich, Liebe ist Liebe ob nun zwischen Gott und Mensch oder zwischen Menschen untereinander und es könne auch als "Liebesgedicht" verständlich sein.

Aber nun sehe ich, dass es damit nicht so einfach ist.

Aus dem Kelch der Liebe Gottes habe ich extra geschrieben, bin ich "gesprungen", denn nicht Gott wollte, dass ich mich von Ihm entferne, sondern ich wollte das absichtlich, nämlich um ihn aus einer gewissen Distanz heraus besser betrachten zu können.

Nun lebe ich in dieser "Entfernung" und leide, was alle Menschen leiden müssen, aber ich weiß, dass Er mich eben nicht hat fallen lassen, sondern dass ich Ihn sogar hier und jetzt wahrnehmen kann, wenn ich mich darauf konzentriere, weil er der Eine in Allem ist, also die ganze Fülle des Seins, und deshalb sogar in mir selbst anwesend ist. So kann ich mir selbst tröstend sagen: ich bin nur scheinbar von Ihm getrennt, obgleich ich natürlich doch sehr entfernt bin von Ihm.

So weit die theologische Seite. Wenn man es als ein "Liebesgedicht" ansehen will, würde ich sofort deine Version übernehmen. Sie sagt aus, dass der Liebende und Geliebtwerdende sich nicht absichtlich, sondern durch irgendwelche Umstände, besonderen Situationen aus dem Geliebtwerden herausgenommen hat aber nur so weit von Kelchrand bis Mund, so dass eigentlich gar kein Gedanke aufkommen kann, dass diese Liebe zerstört werden könnte.
Es ist fast so wie eine Neckerei zwischen Liebenden, und dann passt der Titel überhaupt nicht, da hast Du recht.

Ja, es ist etwas ganz Neues entstanden und man müsste einen neuen Titel finden.

Jetzt sehe ich, du hast ja auch schon einen Titel gefunden. da das Wort "auffangen" schon als letztes Wort vorkommt, müsste man vielleicht doch noch etwas Anderes finden. Wie wäre es mit "Unverloren", obgleich das "un" auch nicht so schön ist.

Ja, was nun???
Dein Gedicht gefällt mir, muss ich jetzt unbedingt sagen.

Leider kann ich es nicht anstelle des ursprünglichen übernehmen, weil ich doch diese religiöse Aussage von Gottesnähe und Gottesferne machen wollte.

Schade, schade!

Danke, dass du mir diesen schönen Text geschenkt hast. Er sagt mir auch etwas und ich finde ihn sehr schön. Kelch und Mund, auf die Idee war ich überhaupt nicht gekommen, dabei ist es so naheliegend.

Ich danke Dir herzlich.
Dir noch einen schönen Abend und ein schönes Wochenende!:)

Liebe Grüße von Vera-Lena
 
B

bonanza

Gast
hm, kann ich nicht nachvollziehen: erst als tropfen entsprungen,
dann von fülle umspannt. das begreife ich nicht.
ein unlogischer satz.

bon.
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo Bonanza,

natürlich scheint dieser Satz aller Logik zu entbehren. Ich habe aber oben schon in der Antwort an Manfred eine Erläuterung gegeben, lies bitte ab:
Nun lebe ich in dieser "Entfernung"... eine andere Erklärung habe ich nicht.

Dir ein schönes Wochenende!:)
Liebe Grüße von Vera-Lena
 
M

mirami

Gast
liebe vera-lena,

wieder mal wunderschön geschrieben. auch eine nicht-religiöse auslegung ist möglich. deine worte vermitteln ein gefühl von ruhe und urvertrauen. allerdings hakte das bild bei mir an der gleichen stelle, die auch bonanza ansprach. ich denke es geht darum auszudrücken ein teil des ganzen zu sein und immer zu bleiben. ein tropfen, der egal wo er landet immer alles in sich brigt was auch das große ganze ausmacht.
z.b. ein teil der familie zu sein, der auch wenn er eigene wege geht, immer die werte weitergibt die ihn dort einmal geprägt haben. nur wie gesagt mit der umspannenden fülle habe ich auch ein wenig probleme. mein vorschlag wäre: aber immer wissend dass ich nicht verloren bin.

liebe grüße
mirami
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe mirami,

danke für Dein Feedback! Das hilft mir, wie immer bei Dir,
wieder weiter. Wie schön, dass der Text doch auch im "außerreligiösen Bereich" griffig wird!

Ich denke das Wort "Fülle" wird nicht oft benutzt, und da scheint mir die Schwierigkeit zu liegen. "Nicht verloren" sagt zwar aus, was ich meine, aber es klingt für mich, und das wird vielleicht nur für mich so sein, einfach nicht positiv genug.

Was ist Fülle? Ich habe jahrelang gebraucht, bis ich das für mich begriffen habe. Es ist kein Überfluß, es ist eigentlich nicht das, was man mit "Hülle und Fülle" meint. Es ist eine Sache des Bewusstseins. "Sich in der Fülle zu wissen",bedeutet für mich voller Vertrauen darauf zu sein, dass niemals ein Mangel da sein wird, ein Mangel, der imstande wäre, dieses Urvertrauen, das Du ja auch ansprichst auszulöschen. Es ist eine Bezeichnung für eine feinstoffliche geistige Angelegenheit.

In diesem Text bedeutet es eigentlich, dass ich zugleich im Kelch wie auch außerhalb des Kelches bin. Tja, ziemlich kompliziert.:(

Na, jetzt merkst Du aber, wie sehr ich an diesem Wort hänge.

Trotzdem, wenn ich in meinen Text deinen Vorschlag einfüge, sehe ich doch, dass er insgesamt leichter verständlich wird und dass ich hier an dieser Stelle auf die "Fülle" verzichten sollte. Vielleicht schleicht sie sich ja einmal ganz unmerklich in einen späteren Text und ist dort am rechten Ort.

So nehme ich denn Deinen Vorschlag dankbar an! :)
Sei herzlich gegrüßt
von Vera-Lena
 

Mara Krovecs

Mitglied
Liebe Vera-Lena,


nun hast Du es schon geändert, ich komme leider erst jetzt zum Kommentieren,na,mal sehen, ob es auch so geht;

Ich dachte, ich hätte es verstanden, so wie es mit der Fülle gemeint war............kann im Augenblick aber nur schwimmen, weil ich den Ursprungstext nicht mehr vor Augen habe.

Du bist also herausgesprungen, aus dem Kelch der Liebe.
Aber der Sprung gelingt Dir nur einerseits,( scheinbar) denn durch dieses: "Alles ist in ihm( Gott) und er ist in Allem" ist dieser Schutz, dieses doch immer vorhanden sein, egal, wie weit weg Du scheinbar bist, stets gewährleistet.Und das muss also die Fülle sein..die ich eben "suchte" ;)


Auch die andere Version ist schön, liebe Vera-Lena, und war sicher zum Teil auch so gemeint aber ich meine, die Aussage ist nicht mehr dieselbe, es fehlt ein Teil, dieses so mit - und ineinander verwoben sein, dass eine wirkliche Trennung nie geschieht.(Das "nicht verlorensein" bietet natürlich Schutz und Geborgenheit aber durch die Fülle kannst Du zusätzlich daraus auch schöpfen, wann immer Du willst)

Wie schon gesagt, jetzt habe ich ein wenig blind geschrieben, ohne den Text vor Augen, vielleicht könntest Du ihn nocheinmal hinzufügen, zum schauen für mich............


Ganz liebe Grüße
Mara
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Mara,

es ist genauso, wie Du es sagst, und ich schreibe hier noch einmal den ursprünglichen Text hin.

Scheinbar getrennt

Als ein Tropfen
bin ich
aus dem Kelch
deiner Liebe
gesprungen
nicht achtend
wohin
ich fallen werde
aber immer
wissend
dass mich
deine Fülle
umspannt

Ja, ich sehe auch, dass die Fülle für meine Aussage unersetzlich ist, aber wenn es niemand versteht, nützt es mir ja auch nicht viel, wenn ich (für mein Fühlen und Denken) die richtigen Worte gefunden zu haben. Was soll ich jetzt machen?

Da die erste Version ja nun wieder hier steht, lasse ich die geänderte Fassung erst einmal stehen. Ich danke Dir sehr für deine Rückmeldung, Du hast völlig Recht mit dem schöpfen-können.

Dir noch einen schönen Sonntag-Abend!
Herzlichen Dank und liebe Grüße!
Vera-Lena
 
B

bonanza

Gast
ein satz, der poesie erwarten läßt.
sie dem leser hinlegt. er soll sie aufgreifen.
ich kann sie nicht aufgreifen.

zu wenig für ein gedicht. womöglich ein guter satz,
wenn man ihn versteht.

bon.
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieb von dir, bonanza, dass Du Dich noch einmal meldest. Ja, so ist es eben, manches versteht man und anderes nicht, das geht uns allen so. Aber wenn man diesen Satz versteht, so finde ich es eben, dann beinhaltet er so sehr viel, dass er allerdings, wie gesagt nach meinem Verständnis, einen lyrischen Text voll ausfüllt.

LG
Vera-Lena
 
B

bonanza

Gast
ich verbessere mich: manche gedichte kommen mit einem
minimum an aussage und lyrik gut aus. ich schreibe
ja selbst so einen kram.
jetzt hast du das ende abgeändert. hoffentlich nicht wegen
mir. der inhalt ist jetzt (fast) glasklar.
aber: fühltest du dich wirklich als tropfen aus dem
kelch seiner liebe? das klingt gerade so, als wärest du
von seiner liebe verschlungen gewesen. so ein kleiner
tropfen gegenüber dem großen kelch seiner liebe.
das läßt mich über die konstellation dieser liebe
nachdenken. ein blütenkelch steht ja eigentlich nicht
für was negatives ... (grübel).

bon.
 

Vera-Lena

Mitglied
bonanza,
den Text habe ich in meinen persönlichen Dateien so stehen gelassen mit der "Fülle", aber für die LL habe ich ihn geändert, weil ich finde, es macht wenig Sinn einen Text stehen zu lassen, der nur von Einzelnen verstanden wird, wenn er leicht abgeändert von Vielen verstanden werden kann und die ursprüngliche Fassung auch noch vorhanden ist.

Zu dem Tropfen: Jeder Mensch besitzt eine Individualität. Warum liebt er es, mit anderen zusammen zu sein? Weil er unbewusst fühlt, dass er etwas Einmaliges ist und weil er sich mit der Einmaligkeit anderer Menschen austauschen möchte. Nur auf diese Weise kann man sich gegenseitig bereichern, indem jeder etwas von seinem Unverwechselbaren gibt.

Diese Individualität ist unauslöschlich. Auch wenn der Mensch in etwas eintritt, was größer ist als er selbst, tritt er dort ein als das Individuum, das er ist und erlebt diese Größe als das Individuum, das er ist. Weil ich davon überzeugt bin, (wohl gemerkt,das hat mir niemand vorgebetet) kann der Tropfen in dem Kelch der Liebe nicht untergehen, sondern in dieser Fülle sein wahres zu Hause sehen. Er ist selbst Teil dieser Fülle, wobei nicht die Summe der Tropfen das Ganze ausmachen, sondern die Größe des Ganzen in jedem Tropfen auf eine einmalig eingefärbte Weise als ein kleines Teilchen anwesend ist.

Na ich hoffe, dass ich mich jetzt verständlich ausgedrückt habe, denn das ist kein so ganz einfaches Thema.

Ich freue mich sehr, dass Du so viel Interesse an diesem Text äußerst.
Danke!
Liebe Grüße von Vera-Lena
 
B

bonanza

Gast
vera lena, ich sah das ungleichgewicht zwischen tropfen
und kelch (der liebe).
das irritiert mich trotz deiner ausführungen.

ansonsten will ich dir sagen, dass ich an menschen
interessiert bin, die ich mag. aus welchen gründen auch
immer dieser blödsinn (der annäherung) entsteht.
ich trenne nicht zwischen "werk" und autor(in).
ein gutes gedicht fordert mich in richtung des
menschen heraus, der dies schrieb.
ein interessanter mensch schafft in mir neugierde
seinem schaffen gegenüber.

du erscheinst mir stark.
manchmal stärker als das, was du schreibst.

bon.
 



 
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