Schicksal

Schicksal


„Tja, Wolfgang. Das war mein achtzehnter Geburtstag.“ Aydin lacht fröhlich. Dann schmachtet sie: „Das war die wundervollste Nacht meines Lebens.“ Mit Melancholie in der Stimme fügt sie jedoch an: „Und das wird auch immer so bleiben.“
„Hat sie dir denn gezeigt, was Glück und wahre Liebe wirklich bedeuten, liebste Aydin?“
„Oh, ja, mein lieber Freund. Ich bereue nichts von dem, was wir getan haben. Nichts. Aber …“ Sie senkt den Blick und verfällt erneut in Schwermut. „Mein Leben … Mein freies Leben endet bald. Ich liebe dich, Wolfgang, aber du weißt ...“ Stürmisch küsst sie ihn und springt dann aus dem Bett, zieht sich aller Eile an und rennt davon.

Auf Geheiß beider Elternpaare heiratet Aydin drei Tage später in Istanbul den zehn Jahre älteren Erdan. Sie kehrt nie mehr nach Deutschland zurück ...

Guten Tag, Rainer Zufall,
wenn das noch gut ausgeht, wenn der Erdan merkt, dass er nicht der erste war.
Gruesse///Onivido

ouh Rainer, das endet bös...
Liebe Grüße, Ji

Hallo Rainer Zufall,

deine Geschichte ist eine sehr traurige. Dies liegt für mich daran, dass die Protagonistin derart eingebettet ist in ihr familiäres und kulturelles Hierarchiegefüge, dass sie es nicht schafft, ihre Freiheit über die kulturelle Tradition zu stellen. Durch den Titel Schicksal und die beiden letzten Sätze, welche im Stile eines sachlichen Berichtes die "Normalität" dieses Lebensweges verdeutlichen, lässt deine Prosa den Leser sprachlos - ja machtlos zurück. Man kann den Menschen nur Wünschen, dass sie den Mut haben, leidverbreitende Traditionen zukünftig durchbrechen zu können.

Liebe Grüße
Frodomir

Hallo onivido,

das ist das Fatale daran, ja.

Hallo Ji Rina,

Du sagst es, das könnte böse enden.

Hallo Frodomir,

es ist traurig, dass es so etwas überhaupt noch gibt. Aber Zwangsehen sind in manchen Kulturen auch heute noch üblich. Meine Protagonistin ist nur einmal aus diesem leidvollen Gefüge ausgebrochen, um das Leben zu spüren, bevor sie ... Ja. Was eigentlich? Geächtet oder gar getötet wird? Hat es alles schon gegeben. Ein glückliches Ende ist da eher unwahrscheinlich.

Liebe Grüße,
Rainer Zufall