Schlafende Bürgersteige

Hera Klit

Mitglied
Schlafende Bürgersteige

Auf den schlafenden Bürgersteigen der Stadt
bin ich alleine unterwegs,
weil mich etwas aus dem Haus trieb,
das ich vor langer Zeit verlor.

Das Echo der alten Kirchturmglocke
tanzt durch das Tal, flehend an das Ohr
und bringt längst vergessene
verborgene Erinnerungen hervor.

Drüben zieht jemand die Läden hoch
und schaltet die Außenleuchten ein,
nur um die Einsamkeit
eines Vorübergehenden zu sehn.

Ein bedauerlicher Alter, mit zerzaustem Haar,
dessen Träume vor langer Zeit zerbrachen
und der die leeren Bürgersteige nutzt,
um sich ein bisschen frei zu fühlen.

Es ist seine langsame Form des Sterbens,
die noch schwerer zu tragen ist,
da ihr kein Plan zugrunde liegt
und weil es dabei nichts mehr zu verlieren gibt.

Der Hall seiner Tritte auf dem nassen Trottoir,
der sich trotz Vorsicht kaum vermeiden lässt,
verrät seine Anwesenheit im Hier und Jetzt.
Fast möchte er auch dafür um Entschuldigung bitten.
 



 
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