Schlafittchen und die Sieben Zwerge

Hans Dotterich

Mitglied
Schlafittchen und die Sieben Zwerge

Gonzo schlug mit der Faust wütend auf den roh gehobelten Holztisch, dass seine Brüder zusammenfuhren. „Verdammt, verdammt, verdammt! Wie kann man so blöd sein und ohne Handschuhe an der Kristallvitrine arbeiten?“. Beklommenes Schweigen.

„Kommen Sie aus dem Haus! Sie alle sind vorläufig festgenommen“, blökte ein Megaphon. Schwarz maskierte Gestalten huschten durch den Garten. Stiefeltrampeln auf der Veranda.

„Ihr haltet alle eure verdammte Fresse! Ich allein rede“. Gonzo sah jedem Einzelnen mit bohrendem, bangem Blick in die Augen.

* * *

Da war sie wieder. Ihr schwarzer Samt schimmerte wie der Panzer einer Insektenkönigin. Die schwarze Haube trug sie wie ein japanischer Flottenkommandeur. Die roten Haare waren streng nach hinten zusammengekämmt und zu einem Zopf geflochten. Keine Schminke hätte das makelose, weiße Gesicht klarer hervorheben können. Nur ihre strengen, grünen Augen verrieten, dass sie seit endlosen Zeiten alles gesehen hatten, das es zu sehen gab.

Sie nickte von ihrer hohen Richterbank dem Gerichtsdiener zu. Dieser befahl den sieben Angeklagten sich von ihren Stühlen zu erheben. Dann trat Stille in den Saal.

„Im Namen des Volkes ergeht folgendes Urteil...“

* * *

„Heute noch eine Sache, nicht wahr?“, wandte sich die Richterin nach der Mittagspause an den Gerichtsdiener, „Ich trinke im Büro noch eine Tasse Tee und dann kann es in 15 Minuten losgehen.“

„Jawohl, Euer Ehren! Die Akte liegt vorbereitet auf Ihrem Schreibtisch. Klaus Friedrich Prinz zu Hohenfelde gegen seine Gattin Isolde zu Hohenfelde, geborene Grimm. Die Presse nennt sie Schneewittchen. Der Prinz behauptet, seine Gattin habe ihn mit einem vergifteten Apfelkompott zu ermorden versucht.“
 



 
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