Schlaflied (im Dunkeln zu singen)

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sufnus

Mitglied
Schlaflied (im Dunkeln zu singen)

Es macht bei Nacht die Frau im Mond
zum Schlafen Licht an wie gewohnt,
weil nur mit ihrer Lampe an
die Mondfrau ruhig schlafen kann.

Denn wenn der Mond ganz dunkel ist,
baut, ach!, die Mondkuh immer Mist
und gräulich stimmt der Mondhahn dann
vom Mondmist laut sein Krähen an.

Doch Du, mein Kind, wohnst nicht im Mond,
wo sich das Wohnen auch nicht lohnt
für Menschenkinder klein und fein,
die dürfen nachts im Bettchen sein.

Brauchst aber nicht im Dunkeln liegen,
kannst ja im Traum zur Mondfrau fliegen.
Dort gibt es Punsch mit Schokoküssen
(die Eltern müssen das nicht wissen).

So, husch zurück ins Bett nach Haus:
Jetzt ruhst Du Dich vom Mondschmaus aus,
und rasch wird dann zur guten Nacht
noch ein Geschäft ins Bett gemacht.
 

Rachel

Mitglied
Hei Sufnus,

ein feines Kindergedicht mit Mond und Seele, Humor und extra klasse Ende. Witziger oder frecher kann so ein nasses Unglücks-"Geschäft" nicht in einen Lacher verwandelt werden.

S1Z4 mit "ruhig" - da häng ich etwas. ---- > "leuchtend" fände ich auch schön.

weil nur mit ihrer Lampe an
die Mondfrau leuchtend schlafen kann.


LG, Rachel
 
Zuletzt bearbeitet:

sufnus

Mitglied
Hey!
Vielen lieben Dank für die Gefallfindungen!
Und Dir, liebe Rachel, einen Extradank für die schöne Verbesserungsidee!
Ich hab hier ein bisschen mit Motiven und der Sprache von Kinderlieder spielen wollen (ganz auf der Basis einer großen Sympathie für das Kinderlied - also nicht etwa in spottlustiger Absicht!).
Die Idee war, zwar schon anzuknüpfen an die um Leichtverständlichkeit und rhythmische Eingängigkeit bemühte Sprache von Kinderliedern, aber durchaus ein paar (harmlose) sprachliche und inhaltliche Verfremdungseffekte beizumischen.
Das "ruhig", das man in der Tat metrisch nicht sauber lesen kann, ist hierfür ein Beispiel; man muss es ja, um im Metrum zu bleiben, wie einen Zweisilber mit jambischem Wortfuß lesen, also Betonung auf dem "ru" mit dann deutlich abgesetztem "-hig" oder aber, unter Verschleifung des Metrums, mit dem Ui-Laut als Quasi-Einsilber und dann mit schwebender Betonung. In meinem Kopf klingt das so, als ob beim Vortrag eine ganz leichte Irritation auftritt, aber ohne dass es das ansonsten recht straff gezurrte Metrum (bei einem "ernsten" Gedicht würde man den Vorwurf klappernder Versfüße erheben können) total denunziert. Ich bin tatsächlich nicht ganz sicher, ob die metrische Aufrauhung hier schon ein bisschen zu viel des Guten ist. Noch lass ich es zwar mal so stehen, aber die Stelle ist durchaus noch etwas unter einem gewissen Prüfvorbehalt.
Übrigens gilt das ebenso für eine andere Verfremdungsstelle, nämlich das grammatisch doch sehr kühne "mit ihrer Lampe an", eine Wendung, die in Schriftsprache ja nicht wirklich "gutes Deutsch" ist - ich fand das hier gerade lustig - aber vielleicht gilt da ebenso, dass es etwas too much ist (?).
LG!
S.
 

molly

Mitglied
Hallo Sufnus,
mir gefällt Dein Gedicht auch. Allerdings würde ich die letzte Zeile nicht singen. ;)

"die Mondfrau ruhig schlafen kann."

Ich finde "ruhig" passend, es bedeudet hier beruhigt oder sorglos.

Liebe Grüße
molly
 

sufnus

Mitglied
Hey molly!!! :)
Vielen Dank für Deinen Kommentar.
Das "ruhig" war von Rachel ja vor allem aus rhythmischen Gründen hinterfragt worden. Inhaltlich passt es natürlich in dem von Dir angezeigten Sinn genau.
Und die letzte Zeile ist auch so ein kleines Störsignal in dem Text. Falls der kleine Zuhörmensch tatsächlich zur wörtlichen Befolgung entsprechender Äußerungen tendierte, wäre wohl eine kleine Auslassung am Ende vom Lied nicht ganz unklug. :)
LG!
S.
 

wiesner

Mitglied
Die kindgerecht vorgezeichnete Geschichte will den Schluss - finde ich - nicht haben, den will nur der Autor, stimmt's? Ich finde es aber mutig und wunderbar, wie das Lied klingend in unsere Zeit einschwebt und seinen Platz findet. In meinem 'Abendliedchen' https://www.leselupe.de/beitrag/abendliedchen-160794/ war es doch schwieriger ...

Gelungen, sufnus!

Gruß
Béla
 

sufnus

Mitglied
Die kindgerecht vorgezeichnete Geschichte will den Schluss - finde ich - nicht haben, den will nur der Autor, stimmt's? Ich finde es aber mutig und wunderbar, wie das Lied klingend in unsere Zeit einschwebt und seinen Platz findet. In meinem 'Abendliedchen' https://www.leselupe.de/beitrag/abendliedchen-160794/ war es doch schwieriger ...

Gelungen, sufnus!

Gruß
Béla
Hey Béla,
ganz lieben Dank für die launige Anmerkung zum Schluss (der ich nicht widersprechen kann & will) und natürlich auch für Dein freundliches Gesamtlob; vor allem aber ein großes Dankeschön für den Link zu Deinem wunderbaren Abendliedchen! Das war mir seinerzeit entgangen (es ist auch glaube ich in eine etwas inaktivere Phase von mir gefallen) und ich hole den Lesegenuss gerade sehr gerne nach! :)
LG!
S.
 

sufnus

Mitglied
Hey Maren! :)
Na sowas... jetzt hatte ich mich mittlerweile dazu durchgerungen, das "ruhig" stehen zu lassen. Also - da muss ich dann doch nochmal nachgrübeln. :)
Wie Du sagst, wenn man "ruhig" wie ein vollwertig zweisilbiges Wort liest, quasi wie "ruu-hick", dann liegt die Betonung auf der ersten Silbe. Tatsächlich hab ich weiter oben etwas von einem jambischen Wortfuß geschwafelt, das war latürnich Unsinn, der Wortfuß der Aussprachevariante "ruu-hick" ist selbstverfreilich trochäisch Xx und nur der Versfuß der Gedichtzeilen ist jambisch.
Der Punkt ist, dass aber "ruhig" ja standardaussprachlich wohl eher so eine Art Anderthalbsilber ist, es wird nicht ganz so einsilbig gesprochen wie das der Ausruf "Pfui", aber eben auch nicht so abgehackt und klar zweisilbig wie "ruu-hick", vor allem dann, wenn das -hig als Variante eher wie -jsch gesprochen wird. Also insofern, ja... mit "richtig" wär die Metrik unkomplizierter. Hm.
Dank Dir auf alle Fälle fürs Nachhaken. :)
LG!
S.
 

seefeldmaren

Mitglied
Also - da muss ich dann doch nochmal nachgrübeln.
"schlafen" impliziert im Kern ja "ruhig", oder? :)
"selig" könnte noch etwas sein für Kinder und selig beinhaltet in dem Kasus "ruhig".

Aber nur ein paar Gedanken.

Ansonsten, sufnus, lass es doch einfach stehen und finde Frieden.
Ich zieh mich zurück ins Schneckenhaus!

Dir ein schönes Wochenende.

Maren
 

sufnus

Mitglied
Ah... ich finde Frieden beim Rumschrauben, -feilen und -bosseln. Aber eben nicht im Blaumann in der Heimwerkerwerkstatt, sondern aufm Sofa hinter (oder vor?) ein Gedicht geklemmt. :)
LG!
S.
 

petrasmiles

Mitglied
Was haben sich hier doch feine Öhrchen versammelt - da bin ich zu simpel gestrickt. ;) Für mich ist da 'h' geradezu erfunden worden, damit man mit ihm metrisch machen kann, was man will, z.B. Platz lassen, damit es zwei Silben sein können, die dann aber wie ein gedehnter Laut gesprochen werden. Da ich sowieso immer mehr auf der Seite des Inhalts stehe, und mir kein passenderes Wort im Gefüge einfiele - 'leuchtend' fiele bei mir da raus, weil es eine Entfremdungsstufe von 'Lampe an' ist - bin ich sehr zufrieden mit 'ruhig'.
Klanglich würde mich eher das 'au' 'au' stören in 'Mondschmaus aus', aber weil es inhaltlich so entzückend ist, muss der Klang eben leiden.
Gefällt mir sehr gut, Dein Schlaflied.

Liebe Grüße
Petra
 

sufnus

Mitglied
Touché, liebe Petra! :)
Und lieben Dank für die Anmerkungen im Allgemeinen, die Lobesworte im Spezielleren und den kritischen Hinweis auf das Mondschmaus-aus-Auau im ganz Besonderen (jetzt hab ich vor lauter auau erst "Hinwaus" hingeschrieben - das mag ich, da könnte man was draus machen)! :)
Zu der Auau-Zeile wäre vielleicht noch zu sagen, dass die insgesamt klanglich hyperstrukturiert ist: Jetzt & ruhst korrespondieren mit dem auslautenden zt/st-Laut, quasi ein elterliches Doppel-Pst! zum Leisewerden, dann schlägt das lange ruhst-U einen Bogen zum ebenfalls lang-u-igen Du, das wiederum mit dem Dich einen Doppel-D-Whopper bildet, dem ein Doppel-O (vom-Mond... ) folgt, bis dann das ausaus die Schlussaufforderung bedient. Nicht gerade einfach vorzutragen, aber ich hatte Spaß beim Schreiben. :)
LG!
S.
 

petrasmiles

Mitglied
Ach Sufnus, das ist wirklich (bei mir) Perlen vor die Säue - ich würde es nicht erkennen und wenn mein Leben davon abhinge ;) aber ich bin natürlich mordsbeeindruckt,, was es alles für Stellschrauben gibt! Ist was für Könner! Muss ich doch gleich mal schauen, ob ich es jetzt sehe ... nein. Ich sag's ja. da werde' ich wohl Genießer bleiben müssen :D

LG Petra
 



 
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