schlaflos

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anbas

Mitglied
schlaflos

wieder eine niete
liege starr auf dem spannbettlaken
wühle mich durch viel zu warme bettwäsche
drehe und wende mich in alle lagen
minuten quellen aus stundengläsern
die nachtstille treibt mir
klangfetzen um die ohren
der nachbar schläft schon lange
sein fernseher schweigt
ein auto lässt den motor laufen
vergnügte nachtschwärmerinnen
albern sich nach hause

licht an, trinken, lesen, klo,
hinlegen, licht aus, weiter wälzen
zum wiederholten mal

in meinem kopf ist großes kino
bilder fluten die leinwand
wirre filme eines miesen regisseurs
aber doch so real
wie alltägliche albträume
wut staut sich auf
könnte schreien und toben
doch die nachtruhe fordert tribut
erahne erste vogelstimmen
und grabe weiter
gedankengänge
bis ans tageslicht
 
K

Kara

Gast
"grabe weiter Gedankengänge - bis ans Tageslicht" Dieser Satz beinhaltet alles - und gefällt mir besonders gut.
(habe ich doch auch schon oft anschließend ermattet die Schaufel aus der Hand gelegt)
Viele Grüße
Uschi
 

rogathe

Mitglied
Hallo anbas,
die letzten Zeilen gefallen mir richtig gut:
und grabe weiter
gedankengänge
bis ans tageslicht
.
Den Anfang könntest du straffen, dafür das, was sich im Kopfkino abspielt, mit Beispielen lebendiger machen.
Ist so 'ne Idee.

LG rogathe
 
Hallo anbas,
natürlich kenne ich solche Nächte auch.
Im übrigen schließe ich mich meinen beiden "Vorkritikern" an, und meine, Du solltst den ersten Teil sehr straffen. Der Abschluss ist genial.
Gruß
Karl
 
D

Die Dohle

Gast
Hallo anbas,
eine ketzerische Tat, ich weiß. Ich bitte daher bereits im Vorgriff um Verzeihung. Nimm´s als Anregung. Und als Lob, denn da ist Substanz. Ich denk, es lohnt daran zu bosseln.

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wieder eine niete

liege starr auf meinem spannbettlaken
wühle mich durch viel zu warme daunen
dreh und wende mich in alle lagen
minuten quellen, stunden aus den stundengläsern

der nachbar schläft schon lange
ein auto lässt den motor laufen
vergnügte nachtschwärmer-innen
albern sich nach haus

licht an, trinken, lesen, klo,
liegen, lampen löschen, weiter wälzen
zum wiederholten mal
in meinem haupt ist großes kopfkino

bilder fluten meine leinwand
wirre filme eines miesen regisseurs
und doch so real
wie alltags albtraum allemal

wut staut sich
schreien könnt ich, toben
doch die nachtruh
fordert den tribut

erahne erste vogelstimmen
ich grabe weiter

gedankengänge
bis ans tageslicht

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lg
die dohle
 

anbas

Mitglied
Hallo Uschi, hallo rogathe,

vielen Dank für Eure Rückmeldungen. Ich werde gleich noch in meiner "offenen Antwort" an Die Dohle und Karl Feldkamp näher auf die von Euch genannten Aspekte eingehen - dann muss ich mich nicht wiederholen ;).

Liebe Grüße

Andreas
 

anbas

Mitglied
Hallo Karl, hallo Dohle,

danke für Eure Antworten und Anmerkungen. Ich bin noch nicht ganz mit dem Sackenlassen durch. Weiß also noch nicht, ob ich an dem Text weiter herumschrauben werde oder nicht.

Was die Straffung des ersten Teils betrifft, so soll sich hier durchaus die Qual des Nicht-Einschlafen-Könnens auch in der Länge wiederspiegeln. Daher weiß ich nicht, ob ich da wirklich etwas wegnehmen möchte. Doch bei Dohles Vorschlag gibt es schon die eine oder andere Stelle, die mich "anlächelt" (von daher sehe ich nix kätzerisches und habe keinen Grund, ärgerlich zu sein - es gibt also nichts, was verziehen werden müsste ;) ).

Dann gibt es die Idee, das Kopfkino weiter auszubauen. Das hätte einen Reiz. Hier besteht aber die Gefahr, das Kopfkino des Lesers in feste Bahnen zu lenken. Dies möchte ich vermeiden.

Dass der Schluß so positiv hervorgehoben wird, freut mich natürlich sehr. Zumal diese Formulierung der Ausgangspunkt für das ganze Gedicht war. Ich hatte ein wenig Angst, dass ich einen Text schreibe, in dem ich diese Idee dadurch verpulvere, dass der Rest Schrott ist. Trotz Eurer Kritikpunkte scheint dies schon mal nicht passiert zu sein :D.

Ich werde mir noch ein paar weitere Gedanken machen und melde mich, falls ich noch etwas ändern sollte.

Vielen Dank (auch für die Wertung) und liebe Grüße!

Andreas
 



 
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