Hey, Ihr Lieben!
Noch ein bisschen Hanzs-personalisierten Senf bezüglich Deiner Aussage zu moderner Lyrik:
ich merke, daß ich gar keine Ahnung habe von moderner Lyrik. Gerade mal Jan Wagner (aber von dem alles, was ich greifen kann) und Durs Grünbein. Dann die Alten, die wir schon in der Schule gelesen haben: Dylan Thomas, Celan, Jandl, Hans der Große Enzensberger.
... dann würde ich Dir als Ergänzung zu Jan & Durs mal noch Heinrich Detering empfehlen. Und wenn Du mal was "Wilderes" lesen willst Ulf Stolterfoth. Oder (auch etwas auf der avantgardistischeren Seite) in der U50-Fraktion was von Konstantin Ames, z. B. aus seinem sTiL.e-Zyklus.
Und was die DD-Lyrikpreis-Diskussion angeht: Ich würde davon abraten, als relativ unbeschriebenes Blatt direkt bei Lyrikpreisen einzusteigen... das kann zwar rein theoretisch funktionieren... ein paar wenige hehre Beispiele mags geben... .aber in der Regel führt das nur zu Frustationen.
Und gerade die renommierten Preise (zu denen der Dresdner gehört) können es sich nicht ohne Gefahr für das eigene Standing leisten, bereits arrivierte Kandidat*innen links liegen zu lassen und die Ehre einem Newcomer zukommen zu lassen. Das fängt ja schon damit an, dass bei einem Homo Novus nie ganz klar ist, ob der/die nicht vielleicht auch mogelt. Selbst die sachverständigste Jury kennt nicht jedes deutschsprachige Gedicht der letzten 100 Jahre. Was also, wenn ein renommiersüchtiger Irrer irgendwo abgeschrieben hat, uneingedenk der Tatsache, dass das wenn nicht auf Anhieb, dann eben im Nachgang in 100% der Fälle rauskommen wird und er/sie im Zweifelsfall dann als Persona non grata literarisch mausetod ist. Für die Sponsor*innen eines Lyrikpreises ein schwacher Trost, wenn sie auf einen Fake reingefallen sind. Das bleibt dann halt doch hängen. Insofern fährt man als Jury schon sicherer, wenn man sich Kandidaten raussucht, die schon was vorzuweisen und einen Ruf zu verlieren haben. Bei denen ist das Risiko einer Kamikaze-Aktion aus Gründen des Selbsterhaltungstriebs einfach geringer.
Insofern wäre die richtige Reihenfolge, um mal einen Fuß in die Tür zu bekommen: 1) Veröffentlichung in vernünftigen, kleineren Literaturzeitschriften und lokaleren Anthologien (die können damit leben, wenn sie sich mal mit einem Fehlgriff blamieren), 2) Einreichung von Arbeiten bei einer "dicken" Literaturzeitschrift und einer "großen" Anthologie, 3) einen kleinen (!) Verlag finden, der einen Band eigener Arbeiten rausbringt, 4) Teilnahme bei kleineren, aber seriösen Preisen, 5) einen größeren Verlag finden (ab jetzt wird die Luft richtig dünn, vor allem wenn man älter als 40 ist... das ist für Verlage eine einfache Rechnung: Wie viele Bände haben wir von dem noch zu erwarten? Wird sich die Anfangsinvestition je rechnen? 6) Einreichung bei einem "dicken" Preis oder Stipendium (sofern Eigenbewerbung überhaupt möglich ist).
Ich will wirklich nicht sagen, dass das eine reine Altersfrage ist. Anne Dorn ist auch erst in reiferem Alter zum festen Bestandteil der Lyrik-Veröffentlichungs-Landschaft geworden. Aber zu denken, man könnte als 40+ Mensch qua Abkürzung den Literaturbetrieb in Handstreich nehmen, wird vermutlich mit einer Enttäuschung enden. Es ist ein Geduldspiel. Und je älter man beim Einstieg ist, desto mehr gilt das (obwohl man ja gerade dann weniger Zeit hat... das ist das Grundproblem an der Sache).
Aber nochmal... siehe Frau Dorn... es ist nicht unmöglich. Sehr gut zu schreiben, hilft dabei sicher auch.
LG!
S.