schlag erschlag er

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mondnein

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schlag erschlag er

der schlager sänger seufzt
seine klage über uns​
wie ein papierflug zeug durchs zimmer
gleitet mit einem luftloch​

schlenker in der mitte
der bahn und steigt im gehör​
von schichten in dünnere schichten auf da
prallts gegen lichte fenster​

so schlägt die stimme ihm um
schluck auf vom wasser da​
ist aber kein wasser im (ist das keine
lesung hier?) – klaren​
 
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mondnein

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herzlichen Dank, logica89!

ich merke, daß ich gar keine Ahnung habe von moderner Lyrik. Gerade mal Jan Wagner (aber von dem alles, was ich greifen kann) und Durs Grünbein. Dann die Alten, die wir schon in der Schule gelesen haben: Dylan Thomas, Celan, Jandl, Hans der Große Enzensberger.
Aber am heftigsten die Bob-Dylan-Schüler John-Lennon ("Walrus", "Come together", "I want you", "I'm ohnly sleeping", "She said") und Jimi Hendrix ("1983").
Durch Studium, eigene Übersetzungen und philologische Arbeit wurzle ich im Rgveda (Sanskrit), Deuterojesaia (Hebräisch), Buddha und Ovid, endlich habe ich nun als Rentner etwas Zeit. Kümmere mich gerade um Sankhya-Philosophie im Mahabharata. (Interessiert kein Schwein):
Deine Bezugsstellen mußte ich vorhin nachlesen, sofern sie auf die Schnelle erreichbar waren.
Ich schicke Dir gerne die "Hundertliederbücher", die Du lesen oder weiterverschenken möchtest, ohne größere Umstände zu. Ich habe genug auf Lager.

Zum Gedicht oben:
Ja, die dritte Strophe schlägt um wie die Stimme des Sängers. Eher Pointe als Appendix.
Und dann schlägts den Sänger raus aus seiner Bühnenrolle ("Wasserglaslesung"),
und dann gleich nochmal: der "Klare" statt des Wassers,
und nichts scheint mehr "klar" (vierter Umschlag). - Dekomposition hoch vier.

grusz, hansz
 
G

Gelöschtes Mitglied 28334

Gast
Durch Studium, eigene Übersetzungen und philologische Arbeit wurzle ich im Rgveda (Sanskrit), Deuterojesaia (Hebräisch), Buddha und Ovid,
Oh! Das ist höchstinteressant! Hast du Literatur studiert? Hast du überlegt, dich dieses Jahr beim Dresdner-Lyrikpreis zu bewerben? Vielleicht bin ich mit dabei und ich denke, deine Werke (was ich bisher las) hätten ob deiner Orginalstimme, gute Chancen weiter zu kommen!
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mondnein

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Früher, dear logica89,

waren die Bedingungen für den Dresdner Lyrikpreis sehr verengt: meherere Veröffentlichungen in seriösen Publikationen, auf keinen Fall Selbstverlag usw., das hat sich wohl verändert.
Aber nirgendwo finde ich etwas über Termin, Anzahl der Einreichungen, Adresse usw.
Immerhin habe ich eine email-Ansprech-Adresse gefunden; warte nun auf die Antwort

Studiert habe ich Philosophie, Indologie und Religionswissenschaften (M.A.) in Bonn, später Latein und Geographie fürs Lehramt an Gymnasien. War Lehrer in Görlitz bis vor zwei Jahren.

grusz, hansz
 
G

Gelöschtes Mitglied 28334

Gast
Aber nirgendwo finde ich etwas über Termin, Anzahl der Einreichungen, Adresse usw.
Wenn ich nicht falsch liege, sollte der Wettbewerb alle zwei Jahre stattfinden. Wenzel war 2020 Sieger, Campbell 2022. Die Ausschreibungen sollten im Juni sein. D.h. es sollten bald mehr Informationen ans Licht kommen, die, wenn ich nicht falsch liege, auf Facebook veröffentlicht werden. „Suchfeld: Dresdner Lyrikpreis“ eingeben.
Wie es genau abläuft, weiß ich allerdings auch nicht. Das wäre mein erstmaliges Teilnehmen in der Literatur überhaupt.

Danke für die Infos! Das klingt durchaus sehr von Bildung durchdrungen. Ich bin Kunstheinie und war bis 2016 in der HGB in Leipzig. Also Vollblutsachse!

Lg Matze
 

mondnein

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Eine Freundin (frühere Schülerin) aus Görlitz hat auch dort studiert: Agnes Lammert. Kennst Du sie? Verheiratet mit Gordon Tannhäuser, die wohnen jetzt glaube ich in Halle.

Ich bin nicht bei Fatzebuck, warte nun aber auf Auskunft von info@literaturhaus-dresden.de

grusz, hansz
 

mondnein

Mitglied
Wenn man dazu das Sprichwort:

nimmt, öffnet sich Fenster um Fenster im Assoziationskettenapparat.
das gefällt mir außerordentlich: dieses Eröffnen immer neuer Dimensionen. oder auch: immer neuer ironischer Brechungen: die Selbstverliebtheit (Dichter als "Schlagersänger"), mit Elvis-Jodel-Stimmbruch, und dann das Aufwachen des Sprachbesoffenen in einer Wasserglaslesung, ja, da hat er wohl im Trüben nach sich selber gefischt.

Toll, dieser (diese?) Matze: daß er nicht auf Seite 1 hängen geblieben ist, sondern etwas "Älteres" gefunden hat, eben diesen Schlager hier, nicht wahr? Großartig, dieser (oder diese) locica89!
Oder ist es Agnes herself? Wäre ja ein Ding!

lachend, hansz
 
G

Gelöschtes Mitglied 28334

Gast
Hey, Hansz,

ich kenne sie vom Sehen und von Besprechungen, aber nicht persönlich. Sie kam aber erst später an die HGB, oder? 2018 oder 2019 glaube ich. Zierlich, selbstbewusst, eloquent mit Brille.

Bekanntere Leute und Professoren, die in meinem Jahrgang waren, waren Philip Gaißer, A. Schröter, J.Ressel, Annekathrin Kohout, Peter Piller/Heidi Specker, Alexander Meyer, Doris Ziegler, Neo Rauch (bis 2014), Sandra Schubert, Marc Rölli, Dreßen, Weihrauch, Tina Bara, J.Brohm, Sandra Schmalz uvm.. Das war die damalige Bubble.

Beendet habe ich die Laufbahn nicht, da ich 2016 chronisch erkrankte und daraufhin exmatrikulierte und dann als Autodidakt in die Lyrik übersiedelte.

Logi
 

revilo

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Wenn ich nicht falsch liege, sollte der Wettbewerb alle zwei Jahre stattfinden. Wenzel war 2020 Sieger, Campbell 2022. Die Ausschreibungen sollten im Juni sein. D.h. es sollten bald mehr Informationen ans Licht kommen, die, wenn ich nicht falsch liege, auf Facebook veröffentlicht werden. „Suchfeld: Dresdner Lyrikpreis“ eingeben.
Wie es genau abläuft, weiß ich allerdings auch nicht. Das wäre mein erstmaliges Teilnehmen in der Literatur überhaupt.

Danke für die Infos! Das klingt durchaus sehr von Bildung durchdrungen. Ich bin Kunstheinie und war bis 2016 in der HGB in Leipzig. Also Vollblutsachse!

Lg Matze
du meinst die hochschule für grafik und buchkunst?
 

revilo

Mitglied
Klasse … mein Sohn ist Designer ..geht jetzt im Rahmen seines Masterstudiums Design( aber nicht HGB) nach Bratislava
 

Scal

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@mondnein
Hallo Hansz,
hier eine Empfehlung (weil ich grad drin lese): Robert Lehmann, Stiller Zeuge - Bewegtes Leben; Selbstbewusstsein in Phänomenologie und Advaita Vedanta (Alber Vlg.)
LG, Scal
 

mondnein

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Hast du überlegt, dich dieses Jahr beim Dresdner-Lyrikpreis zu bewerben?
Ja, logica89, habe ich "überlegt". Siehe bitte die Antwort von Herrn O'Brien (unten) und meine entgeisterte Rückfrage (oberhalb der O'Brien-Antwort) auf meine (dem vorausgegangene) kurze Frage nach den Bedingungen und dem Termin des Dresdner Lyrikpreises.

grusz, hansz



Sehr geehrter Herr O'Brien,

das verstehe ich nicht. Gibt es eine Begründung dafür?

Ich habe vor einem Jahr einhundert Verlage im deutschsprachigen Raum angeschrieben und jedem einzelnen dieser Verlage in gutes Konvolut meiner Gedichte zugschickt. Es gab nur Absagen, sei es durch Nichtbeachtung, sei es durch die immer gleiche Antwort, der Verlag könne keine Lyrik mehr veröffentlichen.

Und diesen überforderten Unternehmern überlassen Sie nun das Feld?

Mit freundlichen Grüßen,

Hans Zimmermann, Görlitz

http://12koerbe.de


Am 18.01.2024 um 16:35 schrieb Das Erich Kästner Haus für Literatur e.V.:
Sehr geehrter Herr Zimmermann,

die Landeshauptstadt Dresden hat das Statut für den Dresdner Lyrikpreis modifiziert. Eigenbewerbungen sind nicht mehr möglich.

Mit freundlichen Grüßen,

A. O'Brien
Geschäftsleitung
 
G

Gelöschtes Mitglied 28334

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Ohhhh das säuert mich auf. Was bleibt denn dann noch für Sachsen? Lorbeer?
Ich danke dir Hansz für die Info…
 

mondnein

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Was bleibt denn dann noch für Sachsen? Lorbeer?
ja, lieber logica89,
das war mal so vor dreihundert Jahren: "poeta laureatus".

Dichter in Sachsen sind entweder im redundanten Elitezirkel, wie z.B. Durs Grünbein, oder müssen ihre Suppe ohne Lorbeer kochen. Wer nicht drin ist, kommt nicht rein.

Man vergleiche das mit den (gefühlt) zehn Lyrik-Ausschreibungen in der Südwestecke.
Allerdings greift es um sich, eine Altersbeschränkung einzuführen, um die Babyboomer mit ihrer überbordenden Freie-Verse-Flut auszusperren. Das ist das Gleiche wie mit den Lehrerstellen: Meine ganze Generation konnte, kaum daß wir zu studieren anfingen, keine Lehrerstelle mehr ergattern. Ich konnte nur Lehrer werden, weil die Wende ("89"?) den Lateinlehrermangel im Osten aufgerissen hat. An Dichtern ist aber kein Mangel, und ich muß zugeben: die schreiben alle die gleiche Flatterrandprosa. Wer von den Vielzuvielen meiner Generation aber feste Formen nutzt, wie Walther oder James Blond, darf nicht in Sachsen seinen Verleger suchen.

Jan Wagner (aus Norddeutschland) hat den Leipziger Buchmesse-Preis nur bekommen, weil er schon längst etabliert war; ähnlich läufts auch bei Durs Grünbein (der immerhin in Dresden zuhause ist).

Unerreichbare Elite, unanschreibbar (ich habs versucht).

Schicksal.

grusz, hansz

P.S.: natürlich habe ich nicht die erforderliche Qualität, ich bin zu schlecht (das ist das einzige Argument, das hier zählt, ich weiß; deshalb mache ich mich ja über mich selber lustig und bezeichne mich im ironischen Größenwahn als glucksenden Schlagersänger)
 
Zuletzt bearbeitet:
G

Gelöschtes Mitglied 28334

Gast
Hallo Hansz,

es gibt noch den Kammwegpreis! Allerdings keine Lyrik für 2025, sondern nur Kurzgeschichten. Lyrik war Thema in 2023. Lyrik sollte demnach 2027 wieder im Kammweg auftauchen.

Das die Elite sich derart herausstellt ist natürlich unschön. Der Lyrik in Deutschland hilft das nicht.
Andererseits kann ich es verstehen. Wer weiß wie viel Mist die eingesendet bekommen
Logi
 

sufnus

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Hey, Ihr Lieben!

Noch ein bisschen Hanzs-personalisierten Senf bezüglich Deiner Aussage zu moderner Lyrik:

ich merke, daß ich gar keine Ahnung habe von moderner Lyrik. Gerade mal Jan Wagner (aber von dem alles, was ich greifen kann) und Durs Grünbein. Dann die Alten, die wir schon in der Schule gelesen haben: Dylan Thomas, Celan, Jandl, Hans der Große Enzensberger.
... dann würde ich Dir als Ergänzung zu Jan & Durs mal noch Heinrich Detering empfehlen. Und wenn Du mal was "Wilderes" lesen willst Ulf Stolterfoth. Oder (auch etwas auf der avantgardistischeren Seite) in der U50-Fraktion was von Konstantin Ames, z. B. aus seinem sTiL.e-Zyklus. :)

Und was die DD-Lyrikpreis-Diskussion angeht: Ich würde davon abraten, als relativ unbeschriebenes Blatt direkt bei Lyrikpreisen einzusteigen... das kann zwar rein theoretisch funktionieren... ein paar wenige hehre Beispiele mags geben... .aber in der Regel führt das nur zu Frustationen.

Und gerade die renommierten Preise (zu denen der Dresdner gehört) können es sich nicht ohne Gefahr für das eigene Standing leisten, bereits arrivierte Kandidat*innen links liegen zu lassen und die Ehre einem Newcomer zukommen zu lassen. Das fängt ja schon damit an, dass bei einem Homo Novus nie ganz klar ist, ob der/die nicht vielleicht auch mogelt. Selbst die sachverständigste Jury kennt nicht jedes deutschsprachige Gedicht der letzten 100 Jahre. Was also, wenn ein renommiersüchtiger Irrer irgendwo abgeschrieben hat, uneingedenk der Tatsache, dass das wenn nicht auf Anhieb, dann eben im Nachgang in 100% der Fälle rauskommen wird und er/sie im Zweifelsfall dann als Persona non grata literarisch mausetod ist. Für die Sponsor*innen eines Lyrikpreises ein schwacher Trost, wenn sie auf einen Fake reingefallen sind. Das bleibt dann halt doch hängen. Insofern fährt man als Jury schon sicherer, wenn man sich Kandidaten raussucht, die schon was vorzuweisen und einen Ruf zu verlieren haben. Bei denen ist das Risiko einer Kamikaze-Aktion aus Gründen des Selbsterhaltungstriebs einfach geringer.

Insofern wäre die richtige Reihenfolge, um mal einen Fuß in die Tür zu bekommen: 1) Veröffentlichung in vernünftigen, kleineren Literaturzeitschriften und lokaleren Anthologien (die können damit leben, wenn sie sich mal mit einem Fehlgriff blamieren), 2) Einreichung von Arbeiten bei einer "dicken" Literaturzeitschrift und einer "großen" Anthologie, 3) einen kleinen (!) Verlag finden, der einen Band eigener Arbeiten rausbringt, 4) Teilnahme bei kleineren, aber seriösen Preisen, 5) einen größeren Verlag finden (ab jetzt wird die Luft richtig dünn, vor allem wenn man älter als 40 ist... das ist für Verlage eine einfache Rechnung: Wie viele Bände haben wir von dem noch zu erwarten? Wird sich die Anfangsinvestition je rechnen? 6) Einreichung bei einem "dicken" Preis oder Stipendium (sofern Eigenbewerbung überhaupt möglich ist).

Ich will wirklich nicht sagen, dass das eine reine Altersfrage ist. Anne Dorn ist auch erst in reiferem Alter zum festen Bestandteil der Lyrik-Veröffentlichungs-Landschaft geworden. Aber zu denken, man könnte als 40+ Mensch qua Abkürzung den Literaturbetrieb in Handstreich nehmen, wird vermutlich mit einer Enttäuschung enden. Es ist ein Geduldspiel. Und je älter man beim Einstieg ist, desto mehr gilt das (obwohl man ja gerade dann weniger Zeit hat... das ist das Grundproblem an der Sache).

Aber nochmal... siehe Frau Dorn... es ist nicht unmöglich. Sehr gut zu schreiben, hilft dabei sicher auch. :)

LG!

S.
 
G

Gelöschtes Mitglied 28334

Gast
:( Ich hoffte, ich könne Emmi was hinterlassen.
Wie man in der Literatur Fuß fasst, keine Ahnung.
Was du aufzählst macht Sinn und lässt mich durchaus entmutigt zurück, da gerade in meiner Region es nichts zu geben scheint, wo man anfangen kann. Danke für die Insights.
 



 
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