Schleimereien am Klavier

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Schleimereien am Klavier

Rolf-Peter Wille

Heut sitze ich mit Schnupfen auf der Bühne.
Die Finger gleiten auf der Tastatur
So sanft behende in Chopins Des Dur.
Da kitzelt mich der Schleim, der ekle grüne.

Schon spür ich Feuchtes aus der Nase sinken.
Nur Mut. Ein Virtuose braucht Courage!
Ich klimpre, mano destra, die Passage
Und schneuze mich gar zierlich mit der Linken.

Ich spiele fort. Jedoch die Finger ziehen
In leicht verwischte, schmierig eklatante
Und immer schlüpfrigere Harmonien.

So end ich meinen Vortrag höchst galante,
Gescheitert an des Schleimes Ironien,
Hatschi … alla maniera dissonante.
 
B

Blume

Gast
Hallo!

Darüber kann ich nicht schmunzeln, es schüttelt mich...
und es bleibt mir nur "Gute Besserung" zu wünschen!
 

gareth

Mitglied
sowas...

da trifft man mal einen lebenden Pianisten, noch dazu auf einer Literaturseite, und dann verheddert er sich in Schleim... ein sauberes Gedicht mit unsauberem Inhalt *schudder* :eek:)
p.s. gefällt mir auf Grund seiner sonstigen Qualitäten trotzdem sehr gut
gruß
 
K

Klopfstock

Gast
Lieber Rolf-Peter:)
Wunderbar hast Du es in Worte gesetzt, wie der Mensch, der sich hier mit "Höherem bis Höchstem" befasst, auf dem Schleim der Materie immer wieder ausrutscht ;)
Neulich habe ich einen Dirigenten erlebt, dem der Hosenträger - während des Dirigates - gerissen ist, und der
versuchte mit der linken Hand möglichst unauffällig die Hose festzuhalten, während er mit der rechten den Takt
zu Bruckner schlug :D

Dir ein gutes Neues Jahr
(ich freue mich, daß Du
wieder aufgetaucht bist)
und ganz lieben Gruß
Klopfstock :)
 
Vielen Dank Blume, gareth und Klopfstock, für die Besserungswünsche und die Komplimente. Übrigens ist dies Gedicht leider fast wahr. Normaler- bzw. seltsamerweise verdrängt das Lampenfieber Niesreize, Gähnreize, und dergleichen. Aber letzte Woche fehlte mir die Nervosität bei einem Kinderkonzert und meine Erkältung kam auf der Bühne zum Durchbruch. Ich spielte tatsächlich mit der rechten Hand und schneuzte mich mit der linken (aber es war beim Piano Duet, also nicht so heldenhaft…). Die Dirigentengeschichte ist unglaublich, Irene. Hast Du sie schon zu einem Gedicht verarbeitet?

Guten Rutsch und liebe Grüße,
Rolf-Peter
 

Herr Müller

Mitglied
Hallo Rolf

Nase voll vom Schnupfen?
Dann lass es einfach trupfen!
Man reinigt bald die Fliesen,
und findet dann das Niesen. :)

Mir gefällt Dein Gedicht sehr gut, auch wenn es etwas eklig klingt.

Herr Müller
 
B

Bruno Bansen

Gast
Konzert

Lieber Rolf-Peter,

Hatschi … alla maniera dissonante. Ich vermute, dass selbst das höchst hörenswert war - auf jedenfall gilt das für dieses von dir her. Allein die Vorstellung des Ablaufes der Veranstaltung, denn es wird sicherlich nicht zum Finale hin passiert sein, sondern ganz am Anfang, oder?

Gute Besserung und viele
Grüße in den fernen Osten
Bruno
 
Hallo Herr Müller, Bruno Bansen und Vivi,

Ich sitz verwesend hier beim Punsch
Und dank für den Genesungswunsch.
Vertrocknet ist schon längst der Schleim
Doch leider, leider auch mein Reim.

Dank und Frohes Neues Jahr!
Rolf-Peter
 

vicell

Mitglied
HA!

Lieber Rolf, deine Zeilen sind ein Genuss - und leider nur zu wahr. Hatte letztes Dezember ein Vorspiel und kämpfte gleich zeitig mit einer aufkommenden Erkältung...da verschanzte ich mich also hinter meinem Cello und legte los. Stur ignorierte ich das unheimliche Gefühl in der Nase und meinen Pianisten, der gar nix merkte...und munter auf den Tasten wütete. Ganze dreizehn Minuten, glaube ich, spielten wir insgesamt Haydns 2. Satz, und ich konnte erst nach mir unendlich langer Zeit hastig die laufende Nase abwischen...
Ein Fluch der Musiker! Man kann sich beim Spielen weder die Nase putzen, noch sich irgendwo kratzen etc.
Schließlich näherte ich mich der Schlusskadenz, setzte schwungvoll den Bogen an und erschrocken stellte ich fest, dass die Oberfläche meines Cellos verdächtig glitzerte...verzweifelt spielte ich bis zum Ende und wäre dann fast vom Stuhl gekippt, als der Applaus kam und vor meinen Augen verschwamm alles.
Nun, wie auch immer, das Konzert war erfolgreich und ein paar Freunde meinten hinterher ganz lakonisch: "Sag mal, hast du geweint beim Spielen? Du sahest so traurig aus..."
Meine Antwort gebe ich jetzt lieber nicht wieder.

(t)rotzigen cellistischen Gruß an den Pianisten mit den Meisterhänden,
vic
 
Hallo Vicell,

...fantastisch! Beim Cello ist es ja auch noch peinlicher, da man direkt ins Publikum starrt, wenn man sich nicht zufaellig hinter einem Notenpult verstecken kann.

Noch viel Spass!

Rolf-Peter
 



 
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