Ihr Lieben,
so langsam komme ich dahinter, warum ich den Inhalt dieses Textes nicht verstehen
will.
Zunächst verhalten sich die Menschen ungeschickt dem Blinden gegenüber, weil sie sich nicht in seine Situation hineinversetzen können.
Dann vergessen sie ihn. Schon hier hakt es bei mir. Das ist doch nicht normal. Dass man einen anderssprachigen Menschen ignoriert, weil es einem zu mühsam ist, die ungewohnte Sprache zu sprechen, ist für mich glaubhaft. Dass man einen Schwerhörigen nicht lange in ein Gespräch mit einbezieht, weil es so anstrengend ist zu schreien, ist für mich glaubhaft. Wieso man einen Blinden, der verstehen und sprechen kann, nicht in ein Gespräch mit einbezieht, das verstehe ich nicht.
Ich habe mit meinen Schülern, um ihre Sensibilität zu kräftigen viele, viele Spiele mit verbundenen Augen gemacht. Wir haben das immer sehr genossen, weil man ja ganz neue Erfahrungen mithilfe des Tastens machen kann. Von daher weiß ich, dass Blinde niemals etwas umstoßen (genauso wenig wie Katzen), denn sie sind ja darauf angewiesen, ständig ihren Tastsinn zu benutzen. Also die versammelten Menschen hätten wissen müssen, dass nicht der Blinde dieses Glas umgeworfen hat.
Mir sträubt sich einfach alles! Ich sehe hier in Deinem Bericht, Inge Anna,(Du hast den Text ja als Erlebnis ausgegeben) und dann auch noch mit dem Titel "Schmerzliche Normalität" eine Horde von extrem dummen und herzlosen Menschen.
Natürlich suchen Menschen gerne einen Sündenbock, natürlich gibt es Feiglinge, die nicht sagen:"Ich habe das Glas umgeworfen", aber dass sie so dumm sind, einfach dem Blinden zu unterstellen, er habe das Glas umgeworfen, also das kann ich einfach nicht glauben.
Außerdem pappt der Titel es dann noch so schön dick auf, dass Menschen immer so sind, nämlich dumm und gefühllos.
Also diese Dinge stören mich an diesem Text, tut mir Leid, es ist nun mal so.
Liebe Grüße
Vera-Lena