Schmerzlich normal (gelöscht)

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Heidrun D.

Gast
Über Franz Kafka
habe ich einmal gelesen, dass er in einer Gesellschaft der einzige gewesen sei, der den dort anwesenden Blinden stumm - mit einer Verbeugung - begrüßt habe.

Dies fiel mir spontan zu deinem Text ein, liebe Inge-Anna. - Natürlich ist hier Blindheit auf vieles übertragbar, ich denke dabei auch an Künstler, die aufgrund besonders offener Augen ja für einige (nebensächliche?) Dinge blind erscheinen ... ;), sich anpassen müssen, aber niemals angepasst sind.

Dein Gedicht gefällt mir sehr gut.

Liebe Grüße
Heidrun
 

Inge Anna

Mitglied
Liebe Heidrun,

dieser Abend liegt lange zurück; doch die Zeit heilt leider nur einen geringen Teil der uns geschlagenen Wunden.
Ich danke Dir für Deinen ausführlichen Kommentar.
Beste Grüße
Inge Anna
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Inge Anna,

leider verstehe ich Deinen Text nicht.

Von welcher Person ist denn in der ersten Strophe die Rede? Der blinde Gast kann es ja nicht sein, denn diese Person nimmt ja die Blicke der anderen wahr. Da solltest Du schon deutlicher werden, finde ich.

Die zweite Strophe wirkt auf mich völlig unglaubwürdig. Erstens wird niemals ein Gastgeber einem Gast gegenüber unfreundlich sein, wenn etwas kaputt gegangen ist und sei es noch so kostbar. Er wird immer sagen."Aber das macht doch nichts", selbst wenn es ihm die Seele zerreißt.

Was ich aber noch unglaubwürdiger finde ist die Tatsache, dass nun der blinde Gast angesprochen wird. Was sollte man ihm denn gesagt haben? "Hättest Du nicht besser aufpassen können", ja das verbietet sich von selbst, er ist ja blind, also konnte er nicht besser aufpassen.

Entschuldige, aber ich halte diesen Text für schlecht erfunden. Ich lasse mich aber gerne eines Bsseren belehren.

Liebe Grüße
Vera-Lena



Liebe Grüße
Vera-lena
 
H

Heidrun D.

Gast
@ Vera-Lena,

Blinde haben - gewissermaßen als Ersatz für den verlorenen - sehr ausgeprägte Restsinne. Sie sind durchaus in der Lage Blicke, Gefühlsregungen, winzige Geräusche etc. wahrzunehmen, oft auch besser als ein Sehender, zumindest wenn sie von Geburt an blind oder als Kleinkind erblindet sind. Voraussetzung ist natürlich, dass sie um die Anwesenheit von Personen wissen.

Zudem handelt es sich bei Inge Anna`s Blindem mit Sicherheit um ein Bild, das sie dir sicherlich noch näher erläutern wird.

Mir ging es jetzt nur um Blinde an sich, die allzuhäufig in ihren fantastischen Fähigkeiten unterschätzt werden.

Liebe Grüße
Heidrun
 
Schmerzlich normal

Hallo Vera Lena,
da ich in der Bahnhofsmission oft mit Blinden zu tun habe, möchte ich etwas dazu sagen.
Die plötzliche Stille, als der Blinde den Raum betrat, ließ ihn die Blicke ''wahrnehmen''. Er fühlte einfach, dass man ihn neugierig beobachte. So sehe ich es. Dann hat man ihn geflissentlich übersehen.
Als das Glas zerbrach, hatte er wieder das Gefühl, dass man ihn beobachtete. Vielleicht ist ''lauthals beschuldigen'' erklärungsbedürftig.
Aber ich nehme an, dass Inge Anna noch etwas dazu sagen wird.
Viele Grüße
Marie-Luise
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Heidrun, liebe Marie-Luise,

danke für die Aufklärung, die sich auf die erste Strophe bezieht, da bin ich jetzt ausreichend informiert, so dass ich weiß in der ersten Strophe handelt es sich um dieselbe Person wie in der zweiten Strophe. Das finde ich schon mal gut.

Was den Inhalt der zweiten Strophe betrifft, kann ich mir das, wie oben schon gesagt, nicht vorstellen.

Aber Inge Anna wird ja, wie Ihr auch meint, mir die Sache noch erkären.

Übrigens kenne ich das aus eigenem Erleben, dass Deutsch-Schweizer sich 2 Stunden miteinander in Schwyzerdütsch unterhalten, obgleich sie fabelhaft hochdeutsch sprechen können und auch genau wissen, dass ich als einzige keine Silbe verstehe, noch nicht einmal mitkriege, worum es eigentlich geht.

Menschen verhalten sich immer wieder einmal gedankenlos.

Aber hier, den Blinden zu beschuldigen, das ist, wie ich oben schon erklärt habe, eigentlich nicht möglich.

Noch einmal danke!
Liebe Grüße
Vera-Lena
 
H

Heidrun D.

Gast
Ich versteh nicht, was du nicht verstehst ... :D

Wenn du den Titel miteinbeziehst, siehst du, dass Inge Anna "blind" = "nicht der Norm entsprechend" gesetzt hat. Es geht also um einen Menschen, der nicht der Norm entspricht und deshalb alle Blicke auf sich zieht.

Da er sich aber ruhig verhält, wird ihm sein Anderssein zunächst nachgesehen - bis, ja bis etwas passiert, etwas kaputt geht (ebenfalls aus der Norm fällt) ... sofort wird der Blinde verdächtigt.

Ich finde, das passiert jeden Tag = schmerzlich normal.

Liebe Grüße
Heidrun
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Heidrun,

ja gut, mag sein, dass ich das nicht wörtlich nehmen sollte. Dann könnte ich mir den Sinn natürlich auch zusammenpuzzeln. Da Inge Anna aber geschrieben hat, dass dieses Erlebnis schon zeitlich etwas zurückliegt, denke ich, dass sie es doch wörtlich meint und dann verstehe ich es nicht mehr.

Verstehst Du mich jetzt?

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Ihr Lieben,

so langsam komme ich dahinter, warum ich den Inhalt dieses Textes nicht verstehen will.

Zunächst verhalten sich die Menschen ungeschickt dem Blinden gegenüber, weil sie sich nicht in seine Situation hineinversetzen können.

Dann vergessen sie ihn. Schon hier hakt es bei mir. Das ist doch nicht normal. Dass man einen anderssprachigen Menschen ignoriert, weil es einem zu mühsam ist, die ungewohnte Sprache zu sprechen, ist für mich glaubhaft. Dass man einen Schwerhörigen nicht lange in ein Gespräch mit einbezieht, weil es so anstrengend ist zu schreien, ist für mich glaubhaft. Wieso man einen Blinden, der verstehen und sprechen kann, nicht in ein Gespräch mit einbezieht, das verstehe ich nicht.

Ich habe mit meinen Schülern, um ihre Sensibilität zu kräftigen viele, viele Spiele mit verbundenen Augen gemacht. Wir haben das immer sehr genossen, weil man ja ganz neue Erfahrungen mithilfe des Tastens machen kann. Von daher weiß ich, dass Blinde niemals etwas umstoßen (genauso wenig wie Katzen), denn sie sind ja darauf angewiesen, ständig ihren Tastsinn zu benutzen. Also die versammelten Menschen hätten wissen müssen, dass nicht der Blinde dieses Glas umgeworfen hat.

Mir sträubt sich einfach alles! Ich sehe hier in Deinem Bericht, Inge Anna,(Du hast den Text ja als Erlebnis ausgegeben) und dann auch noch mit dem Titel "Schmerzliche Normalität" eine Horde von extrem dummen und herzlosen Menschen.

Natürlich suchen Menschen gerne einen Sündenbock, natürlich gibt es Feiglinge, die nicht sagen:"Ich habe das Glas umgeworfen", aber dass sie so dumm sind, einfach dem Blinden zu unterstellen, er habe das Glas umgeworfen, also das kann ich einfach nicht glauben.

Außerdem pappt der Titel es dann noch so schön dick auf, dass Menschen immer so sind, nämlich dumm und gefühllos.

Also diese Dinge stören mich an diesem Text, tut mir Leid, es ist nun mal so. :)

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Inge Anna

Mitglied
Guten Abend zusammen!

Schmerzlich normal -
ein treffender Titel - wie ich finde.
Dass nun aber das dargelegte so schwer verständlich sein würde, liebe Vera-Lena, begreife ich ganz und gar nicht - eben [schmerzlich normal]
Ein blinder Gast betritt den Raum.
Jäh verstummende Gespräche.
Der Feinsinnige nimmt wahr, dass aller Blicke jetzt ihm gelten,
teils aus Neugier, teils aus...
Das dauert eine Weile.
Jemand rückt ihm den Stuhl zurecht - wohlmeinend.
Der Abend nimmt seinen Verlauf.
Jeder unterhält sich mit jedem - doch nein -
der Blinde bleibt irgendwie ausgeschlossen- warum auch immer.
Dann plötzlich fegt jemand
ein Glas vom Tisch.
Da ist doch dieser Blinde Tölpel - oder?
Da sind sich alle einig.
Peinlich.

Danke für Eure Kommentare.
Beste Grüße
Inge Anna
 

Vera-Lena

Mitglied
Nein, nein, liebe Inge Anna, so einfach ist das nicht!

Du vergisst, dass schließlich jemand das Glas tatsächlich umgeworfen hat. Also können sich nicht alle einig sein, sondern einer lügt! Und er müsste auch ein schlechtes Gewissen haben!

Auch Dein "Warum auch immer" im Zusammenhang mit dem Ausgeschlossensein des Blinden gefällt mit nicht, denn es provoziert ja den Gedanken, dass man ihn gut kennt und ihn seit langem für sehr unsympatisch hält. Auch dann bleibt natürlich jemand vom Gespräch ausgeschlossen. Mit dem Blindsein hat das auf keinen Fall etwas zu tun, dann.

Du hast Deinen Text nicht wirklich gründlich durchdacht. So sehe ich das.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Inge Anna

Mitglied
Liebe Vera-Lena,

verbundene Augen - eine Weile Blindekuh spielen. Ein Blindenleben ist Dauerhärte.
Nachdenklich
Inge Anna
 

Vera-Lena

Mitglied
Da brauchst Du gar nicht weiter drüber nachzudenken,

liebe Inge Anna, denn ich habe das Sensibilisierungstraining keinesfalls mit einem Leben in Blindheit gleichgesetzt. Das ist das, was ich meine, Du bist zu voreilig mit Deinem Text und denkst nicht gründlich darüber nach, was Du schreiben willst und auch nicht darüber, was Du antwortest. Genau das wollte ich Dir mitteilen.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
Schmerzlich berührt

Ich weiß nicht warum, doch ich glaube, dass Inge Anna die Geschichte wirklich erlebt hat.
Unerklärlich ist natürlich immer noch für mich ''lauthals beschuldigen''. Erlebt habe ich aber schon, dass man sehr rüde mit Behinderten umgegangen ist, doch eigentlich nie mit Blinden.
Mich hat das Gedicht aber trotzdem sehr berührt.
M.L.
 

Inge Anna

Mitglied
Hallo Vera-Lena,

nur mal so gefragt:
Wer sind nun eigentlich die Blinden -
die mit der Kurzweil-Augenbinde
oder jene mit dem Langzeit-Makel?
*grübel*
Übrigens, den [schlecht durchdachten] Text werde ich zu Deiner Entlastung schleunigst aus dem Forum entfernen.

beruhigende Grüße
Inge Anna
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Inge Anna,

solche Antworten kenne ich ja nun schon von Dir: "den Text werde ich zu Deiner Entlastung schleunigst aus dem Forum entfernen."

Oder an revilo auf seine völlig mitfühlende ernstgemeinte Frage
unter Deinem Text: "Verlust"

revilo: "Warum schreibst du nur traurige Texte? LG revilo"

Inge Anna: "Um mich aufzuheitern. Komisch-was? LG Inge Anna"



Warum verprellst Du die Leute, die es gut mit Dir meinen und Dir helfen wollen?


Versuche doch dieses Thema, das Dir offensichtlich sehr am Herzen liegt, diese Sache mit dem blinden Mann, irgendwann neu aufzurollen, denn jetzt weißt Du ja, was uns unverständlich geblieben ist und hast einen viel besseren Ausgangspunkt.

Dazu ist die Leselupe da, dass man Kommentare überdenkt und für sich nutzt.

Ich freue mich schon darauf, wieder ein gelungenes Werk von Dir zu lesen.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Inge Anna

Mitglied
Ich [verprelle] hier also die Leute.
Das musste mir ja mal gesagt werden - danke.
Und wozu die Leselupe da ist, habe ich - nach 8 Jahren Mitgliedschaft - nun auch begriffen.
LG
Iinge Anna
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Also ich finde es sehr schade, dass der Text gelöscht wurde.
Ich kann auch überhaupt nicht verstehen, was an diesem Text so unverständlich war, vor allem wenn man sich ansieht, welche grottenschlechten Gedichte hier manchmal bis aufs Blut verteidigt werden.
Schade, ich fand den Text gelungen!

Liebe Grüße
Manfred
 

Inge Anna

Mitglied
Ich denke, man kann auch einen Text partout nicht verstehen wollen.
Der Autor wird, aus welchen Gründen auch immer, in die Enge getrieben. Verunsicherung ist ein brüchiges Haus.
Inge Anna
 



 
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