Schmidt erklimmt den Gipfel (Terzine im Trochäus)

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Tula

Mitglied
Schmidt erklimmt den Gipfel
(Terzine im Trochäus)


Schmidt versucht, sich dichtend von der Plage
seines tristen Alltags zu befrein.
Nägel-knabbernd stellt er sich der Frage:

Preisen meine Verse süßen Wein,
Gladiolen, Orpheus oder Schinken?
Nein, ruft er, das WORT soll Thema sein!

Wörter, reimt er, sind geheime Klinken
an den Herzens-Türen. Leider auch
wilde Seen, in denen wir versinken.

Hin und wieder sind sie Schall und Rauch.
Sinngemäß belegen sie die Zunge.
Die ganz bösen wackern schwer im Bauch

oder stechen ätzend in der Lunge.
Meidest du ein Wort, dann kann es sterben.
Streichelst du es zärtlich, kriegt es Junge.

Wörter kann man schlachten, häuten, gerben.
Neu gebären, siehe „Glatzenzopf“.
Die sie häckseln, nennt man Goethes Erben.

Wörter tanzen pausenlos im Kopf
oder stürzen ungeschickt zu Boden.
Wörter hängen ab und zu am Tropf.

Manche jucken fürchterlich am Hoden.
 
G

Gelöschtes Mitglied 16867

Gast
Wirkt auf mich wie eine zusammengeklaubte Sammlung von Popularismen, deren Sinn sich kaum erschliesst.

Die letzte Zeile ist die Krönung der Anbiederung.
 

Tula

Mitglied
Hallo Aron
"Sammlung von Popularismen" entspricht der Idee, doch wem biedert sich Lyrich/Autor/Gedicht hier an? Meinst du die Jury-Mitglieder einiger Wettbewerbe, die sich immer wieder über solche Wort-Katarakte freuen?

LG
Tula
 
G

Gelöschtes Mitglied 13736

Gast
Ja Tula,
wenn wir das nur immer wüssten, wo Wort - Katarakte gefragt sind, hätten wir noch mehr Urkunden an der Wand!
 

Tula

Mitglied
Hallo Oscarchen
Es ist in der Tat wohl so, dass kein Dichter, ob groß oder klein, an diesem Thema vorbei kommt. Immerhin ist DAS WORT sein Medium, Werkzeug und -stoff zugleich. Und selbst einen der ganz großen (ich glaube Fried) hat es (also den Dichter) in einem Gedicht "zerrissen". Der arme Kerl.

Dennoch beachtlich was man zum Wort alles so liest. Besonders vergnüglich sind die anatomischen Kunststücke, die das Wort dabei vollbringen muss. Der Kampf mit der Zunge ist da noch harmlos. Den Wettbewerben will ich nichts nachsagen, das wäre anmaßend, aber ich könnte schwören, mich über irgendwelche hoch-gepriesenen lyrischen Bauchnabel-Betrachtungen, bereits geärgert zu haben. Typischerweise kommen die nur ungern ohne einen Hinweis auf die Bedeutung der Wörter aus.

Nun stelle ich gerade fest, dass mir ein Wort in der Nase hängen geblieben ist. Ich werde es herausziehen und im nächsten Gedicht einem lyrischen "du" heimlich an den Kragen schmieren. Ob das dem Wort nun passt oder nicht ;)

LG
Tula
 

Tula

Mitglied
Hallo Patrick
Nö, das stand schon lange auf meiner Ideenliste. Aber ich weiß, du hast das neulich ebenfalls kommentiert.
Jedenfalls ein gutes Thema für das Sommerloch ;)

LG
Tula
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Ja Tula,
wenn wir das nur immer wüssten, wo Wort - Katarakte gefragt sind, hätten wir noch mehr Urkunden an der Wand!
Wie schon Oskarchen schrieb. Und wir sein "wir" unterschreiben.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Bei genauerer Überlegung fällt mir auf, daß es nichts zu geben scheint, das man mit Wörtern nicht machen könnte. Das liegt wohl daran, daß sie alle Bedeutungsschichten tragen, von der sinnlichen Schrift- und Klang-Ebene bis in den Logos der Wissenschaft der Logik (Hegel). Das "Wort" hat auch Individuen in sich, für die die "Wörter" deren Namen sind. Dadurch gehen sie auch über die "Klassen". "Mengen" und deren "Begriffe" hinaus.

"Wörter" sind Objekte für jede Art von Betätigung. Sogar für das Dichten und Denken. Man kann sich z.B. für Worte schämen. oder sie vergessen, oder sie irgendwie zu verstehen lernen, wie ein Kaspar Hauser, dem sie alle neu sind.

grusz, hansz
 

Tula

Mitglied
Hallo Hansz
Gewiss gewiss ...

Bei genauerer Überlegung fällt mir auf, daß es nichts zu geben scheint, das man mit Wörtern nicht machen könnte
Eigentlich sind sie doch die Noten der Sprache. Am besten, man musiziert dementsprechend. Es sind ja nicht Noten allein für sich, die die Musik machen. Auch kein neuer, schräger, neologistischer Sprach-Akkord, bloß so für sich. Selbst dessen Besonderheit kommt erst im Konzert mit vielen anderen zur Geltung.

LG
Tula
 



 
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