Schnarchen

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Tinka

Mitglied
Nächtliches Treiben


Es dunkelt draußen sternenklar
und beide geh’n zu Bett,
denn hier ist's, wie es immer war,
so herrlich warm und nett.

Er bettet nun sein müdes Haupt
behaglich neben sie,
doch früher noch, als es erlaubt,
schnarcht er so laut wie nie.

Zunächst zupft sie nur liebevoll
an seinem Deckbett sacht -
vergeblich. Sie denkt sorgenvoll:
„Geht's so die ganze Nacht?"

„Oh Schatz, so dreh dich bitte um!"
schnurrt sie wie eine Katze,
denn seitlich ist er meistens stumm;
doch weicht er nicht vom Platze.

Sie rüttelt an ihm mit viel Macht -
doch er schnarcht ohn' Gnade.
Sie kitzelt ihn darauf ganz sacht
an seiner linken Wade.

Er rührt sich, dreht sich! "Jetzt ist Schluss!"
Sie freut sich, schließt die Augen.
Doch schon sägt er mit viel Genuss
so laut, sie kann's kaum glauben.

„Halt ich ihm jetzt die Nase zu,
ist stumm er wie ein Fisch .
Dann hätt' ich wirklich meine Ruh',
doch – wär’ dies mörderisch!"

Horch - jetzt ist's still und sie denkt: „Fein!
Vielleicht schaff ich es ja
und schlaf vor'm nächsten Schnaufer ein.
Das wäre wunderbar!"

Doch da stöhnt er von Neuem los,
als kämpfe er mit Affen,
und sie denkt sich: „Was tu ich bloß?
Der Mann macht mir zu schaffen!"

Sie rüttelt, schüttelt ihn gar sehr.
Er dreht sich knurrend um
und schnarcht nun ärger als ein Bär.
Jetzt wird es ihr zu dumm!

Sie knipst die Nachttischlampe an -
Licht stört ihn sonst so sehr!
Jedoch ihr lieber Ehemann
schnarcht lauter als vorher.

Nun holt sie einen Lappen - nass -
legt ihn auf sein Gesicht,
und mürrisch brummt er: „Was soll das?
Sag, warum schläfst du nicht?"

„Du schnarchst so laut," verkündet sie,
doch das hört er nicht mehr.
Er grunzt und schmatzt grad wie ein Vieh -
sie ärgert sich gar sehr!

Jetzt schaltet sie das Radio an,
so dass sie das Getöse
von ihrem Schatz nicht hören kann,
auf den sie schrecklich böse.

Doch ihn stört das in seinem Schlafe
nicht sehr in dieser Nacht.
Sie liegt daneben und zählt Schafe
bis neuntausendundacht.

„Warum," so denkt sie voller Grau'n
können die Männer nicht
so leise schlafen wie wir Frau'n?
Ich find das fürchterlich!"

Dann schläft sie - bis der Wecker röhrt
und Männe tadelnd spricht:
„Du hast mich heute Nacht gestört!
Du schnarchst, das glaubst du nicht!"
 
S

Sandra

Gast
Hallo Tinka,
das ist sehr humorvoll geschrieben und schön zu lesen. Einzig bei diesem Absatz hier stolperte ich etwas:

Sie rüttelt an ihm mit viel Macht -
[strike]der Liebste schnarcht ohn' Gnade.[/strike]
(doch er kennt keine Gnade)
Sie kitzelt ihn darauf ganz sacht
an seiner linken Wade.

Ein Vorschlag ;) Doch, so oder so, sehr gern gelesen!
LG
Sandra
 

Tinka

Mitglied
Hallo Sandra,
vielen Dank für deinen Vorschlag.
Das "Stolpern" liegt wahrscheinlich an dem verkürzten
"ohn' ". Aber auf das Wort "schnarcht" möchte ich eigentlich nicht verzichten, denn nur diesbezüglich ist er ja "gnadenlos"!
Daher habe ich als Änderung eine Mischung aus deinem Vorschlag und meiner Fassung gewählt.
Ich hoffe, so ist es jetzt besser!
LG Tinka
 



 
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