Schnee fällt weiß

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Walther

Mitglied
Schnee fällt weiß


Das ganze ist ein kreis der schließt
was stetig scheints nach vorne fließt:
das meer wird regen regen quelle
die quelle bach & wieder fluss
der in dem meer verschwinden muss

Der kleine fisch hat das erkannt
er braucht dazu nicht mal verstand
& schwimmt im wasser in der helle
sieht ihn die möwe & klippklapp
wird vogel magen fisches grab

Die möwe wird ein raub des winds
der sturm braut & des himmels kinds
der adler ist alert zur stelle
die luft wird atem atem luft
die erde lebt & ist doch gruft

Der stein wird sand der sand wird stein
die acker krume wird zu wein
zu nahrung & zur lebens quelle
natur ist kette & auch kreis
nur das ist ewig: schnee fällt weiß
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
klassisch.

Das ist einfach sehr schön.

Raffiniert:
Dem "Schnee von gestern", der zuletzt, wenn man ihn drei Wochen nach dem Herabschweben an den Straßenrändern in Görlitz sah, dem Schwarz näher war als dem Weiß und in seiner Konsistenz dem Stein näher als der Flaumfeder, und der inzwischen die Metamorphosen Deiner ersten Liedstrophe durchwandelt hat, -
dem setzt Du die koan-frische Wahrheit des ersten Schneefalls entgegen, der im unmittelbaren Eindruck etwas Zeitloses an sich hat.

Wozu auch die um eine Mittelachse rotierende Form der Strophen gehört.
Ja, im "Gereimten" erscheinen gelegentlich strengere Formen als unter den "Festen".
 

Walther

Mitglied
Hi mondnein,

danke für eintrag und wertung.

in der tat kann man in der lyrik selbst "formen" schaffen. das habe ich hier eher intuitiv versucht - beabsichtigt war das nicht. zum mittelvers kommt noch eine lautstruktur in den reimen hinzu, die sich ebenfalls aus inhalt und architektur entwickelte.

man kann mit rhythmik und lauten "malen". die sprache lädt dazu ein. das gesprochene lied gewinnt so einen teil seines glanzes zurück.

lg W.
 

Tula

Mitglied
Hallo nochmal
Volle Zustimmung - einfach schön. Auch ein Beweis, dass man auch bekannte Themen neu verarbeiten kann, ohne zu wiederholen oder zu langweilen.
Meine Lieblingszeile natürlich die mit acker krume ...

LG
Tula
 

molly

Mitglied
Einfach schön, lieber Walther, ein Gedicht, das ich nun schon ein paar Mal gelesen habe.

Viele Grüße

molly
 

Walther

Mitglied
Hi Tula,

der weinstock trägt die assoziationen der menschlichen zivilisation mit sich. daher spielt er in so vielen mythen und religionen eine so entscheidende rolle (das bier kommt da eher weniger vor :)). wein wächst durchaus auch in der fläche - sogar meistens. daher paßt die krume auch.

man kann oft gesagtes manchmal nue verpacken - schön ist es, daß dir die verpackung behagt hat!

lg W.
 

Walther

Mitglied
lb Molly,

dein kompliment freut mich sehr. du schreibst wunderbare kindergedichte - darum beneide ich dich manchmal!

lg W.
 

molly

Mitglied
Lieber Walther,

ich habe zu Deinem Thema ein Gedicht für Kinder geschrieben, das ist schon veröffentlicht und heißt: Die Reise des Regens.
Danke für das Kompliment,das ich gern an dich zurück gebe, Deine Gedichte mag ich, fast alle.

Schönes Wochenende und viel Grüße

molly
 



 
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