hallo inge anna,
die seele.
was ist das? die lyrische sinnhaftigkeit dieses begriffes mag im jeweiligen kontext erkennbar sein, dennoch habe ich bei der seele (und bei manchen anderen sprachlichen artgenossen) oft das gefühl, einen platzhalter im text zu sehen.
die vorstellung einer seele ist so vielfältig und vor allem kulturspezifisch, dass man sich als leser immer schwer tut, eine klare bedeutung darin zu sehen. teilweise ist dieses wort nicht mal interpretationsfähig. der seelen-begriff zeigt meiner meinung nach oft auf etwas, was wir sprachlich, also begrifflich, nicht genau erfassen können, ein schleierhaftes irgendwas, von dessen dasein wir überzeugt sind, aber keine bilder und repräsentationen dafür finden können. die abendländische kultur trägt ja, z.b., nicht umsonst schon seit ewigkeiten die crux des leib-seele problems mit sich herum.
die seele ist ja eine menschliche erfindung, und daher sind alle ihre eigenschaften letztendlich betrachterabhängig und willkürlich.
was heisst das für dieses gedicht, das mit eigentlich recht gut gefällt? mir bleibt nichts anderes übrig, als zu sagen, ich hätte hier lieber anderes vokabular gelesen, dass stärker das individuelle empfinden und streben des lyrischen ichs artikuliert. ich falle selber beim schreiben gerne auf solche begriffskrücken rein, daher vielleicht meine etwas übertriebene und allzu ausführliche reaktion auf diese sache, die für einen grossteil der leser wahrscheinlich nur eine kleinigkeit ist.
mfgMH