Lb JoteS,
im Bestreben, allzu abgenutzte Schüttelreime in seinen Schüttelgedichten zu vermeiden, ist der Lupenleser ständig auf der Suche nach unverbrauchten Wort-Neuschöpfungen. Beim Betrachten von Wolkenbildern begegnete ihm vor einigen Jahren das Bild von den „Wolkenzupfen“. Es gefiel ihm so gut, dass er es in sein Schüttelgedicht „Schnupfengeschüttel“ einbaute. Als er es im Freundeskreis vortrug und auch in anderen Foren einstellte, gab es keinen, der sich an der Metapher „Wolkenzupfen“ gestört hätte. Dass der Ausdruck wohl doch nicht so ganz ungebräuchlich ist, verdankt er dem Hinweis einer Bekannten aus Darmstadt, wo ein Kulturkritiker in eine Ausstellung mit den Worten einführte: „Der mit Wolkenzupfen bestreute Sommerhimmel ist dort, wo man ihn vermutet: oben.“
…findest Du nicht auch, dass der abschließende Zweizeiler nicht doch vielleicht ein wenig wie ein Fremdkörper wirkt, da er sich nicht so recht in die Geschichte einfügt?!
Nein, ganz und gar nicht. In S4 wird die Wirkung des Mittels beschrieben:
Als wär die Grippe nie gewesen,
so fühlst du dich - und wie! - genesen:
und dann zusätzlich angefügt:
Will einer dich, o Weh, verniesen,
wird er aus deiner Näh verwiesen.
Was kann dem Betreffenden Besseres passieren? Er ist von der Grippe genesen, und wer ihn verniesen (sprich anstecken) will, wird weggeschickt. Das klingt doch - gegenüber den witzigen Schüttelreimen - in Prosa ziemlich platt.
LG LL Friedhelm