Schönes in Scherben

Ink.It.All

Mitglied

Ab und zu kann ich noch das Schöne sehen
Die Sorgfalt von Menschen, denen gewisse Dinge besonders wichtig sind
Das Grün und die eingefallenen Fassaden im Sonnenlicht
Das Schneegestöber hinter der frostigen Scheibe
und der prasselnde Regen wie er auf den Wegen aufschlägt um sich wieder von diesem zu erheben

Ich sehe das Aufblitzen in ihren Augen wenn man genau das Richtige zu ihr sagt
und das sternengleiche Funkeln wenn sie einen neckt um dir zu zeigen wie viel du ihr bedeutest

All das sehe ich …
All das liebe ich!
Und all das lässt mich, mich selbst als klein zu empfinden.
Denn was bin ich denn, als bloßer Beobachter der all das sieht, schätzt und sich daran nährt im Vergleich zu diesen unbeschreiblichen und doch schon so viele Male beschriebenen Momenten

Ich bin doch auch nur eine Art von Tourist an einem fremden Ort, den er nicht versteht
Ich gehe herum und sehe all das und schmälere seinen Anblick, allein schon durch meine Anwesenheit stolpere ich durch ein Fettnäpfchen direkt in diese “Vase” die mich so sternengleich anfunkelt

und Sie geht zu Bruch…

Ich bin schuld daran. Es war nicht meine Absicht, aber dennoch bin ich schuld daran. Diese Schuld lässt mich nicht los und ich lasse diese Schuld nicht los.
Und nun knie ich hier noch lange Zeit später und der Staub der Zeit bedeckt mein Haupt und Ihre Scherben. Ich knie noch dort und trauere um sie. Ich knie dort und versuche die Scherben wieder zusammen zu setzen. Doch ich schaffe es nicht und schneide mich an dem was von ihr blieb.
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Ink.It.All,

Herzlich willkommen auf der Leselupe. Wir freuen uns auf einen konstruktiven Austausch und weitere Texte von dir.

Zum Text:
Du hast einen sehr hermetischen Text geschrieben, viel Selbstreflektion. Das kann man machen, Kurzprosa muss jetzt nicht unbedingt eine Handlung haben.
Ich hätte jetzt aber an deiner Stelle hier die Entstehung der Scherben näher beschrieben. So kannst du den Leser mitnehmen und schließt ihn nicht aus.

Ich bin mir jetzt auch vom Aufbau her nicht ganz sicher, ob du wirklich eine Kurzprosa schreiben wolltest. Die Zeilenumbrüche deuten doch eher auf Lyrik hin.

Ich bin schuld daran. Es war nicht meine Absicht, aber dennoch bin ich schuld daran. Diese Schuld lässt mich nicht los und ich lasse diese Schuld nicht los.
Das ist unschön, so oft Schuld in dieser kurzen Sequenz.

Liebe Grüße
Manfred
 

Ink.It.All

Mitglied
Danke Manfred.
Ich freue mich über jedes Feedback. Das war jetzt mal der erste Text den ich mich getraut habe hochzuladen, obwohl ich schon seit Jahren schreibe, da die Themen oder Beweggründe stark an persönlichen Hintergründen hängen.
Aus formularischer Sicht gebe ich dir bei der Sequenz auf jeden Fall Recht, aber das war gar nicht der Sinn der Passage. Die häufige Verwendung des einzelnen Wortes statt es zu umschreiben oder Synonyme zu Verwenden, begründet sich darauf, dass ich dem Schuldgefühl Nachdruck verleihen und den Leser teilhaben lassen wollte um die Situation besser zu verstehen.
 



 
Oben Unten