Heute Morgen hatte ich mal wieder eine Nachricht von ihm auf dem Rechner: „Sieh an, es schläft… Vorsichtig die Decke zurechtzupf, dass es nicht friert…“ Nun weiß ich, dass mir wieder ein paar anstrengende Tage bevor stehen.
„Es“, das bin übrigens ich. Er spricht von mir immer als Sache, egal ob er zärtlich ist, wie heute Nacht, als er die Nachricht schrieb, oder boshaft. Ihn nenne ich „Schoki“, denn unter dem Namen hat er mich das erste Mal angeschrieben. Das ist jetzt wohl ungefähr zwei Jahre her. „Es macht mir Angst, weil es unheimlich ist“, stand da plötzlich im ICQ. Damals wusste ich noch nicht, dass ich „es“ bin, denn unheimlich fand und finde ich mich immer noch nicht. Die Nachricht habe ich jedenfalls für eine Fehlleitung gehalten und weg geklickt.
Aber er schrieb mir weiter, per ICQ oder auch mal per mail. Das hat mich erschreckt. Ich habe angefangen, nachzudenken, wer er wohl ist und ob ich ihn aus der realen Welt kenne. Weil er mir Angst machte, habe ich natürlich seinen Namen gesperrt, aber dann kam er unter anderen Namen wieder. Als ich dann aufmerksamer seine Nachrichten las, da habe ich irgendwann verstanden, dass ich „es“ für ihn bin. Da wusste ich, wie sehr er mich hasst und doch so sehr fürchtet. Denn die erste Zeit war er nur grausam.
Schoki muss mich lange beobachtet haben, bevor er mich das erste Mal anschrieb. Er weiß stets, wo ich im Internet Spuren hinterlasse und wusste auch immer, dies gegen mich zu verwenden. Aber manchmal war er selbst halt sehr traurig und dann tat er mir leid. Schoki spricht von sich nur als „wir“.
Neulich hat er mich tatsächlich beobachtet. Da war ich verabredet mit Freunden zum Dom und irgendwie hat er das rausbekommen. Er hat mir beschrieben, wie er mich sah und ich weiß, er war da. Dennoch weiß ich nicht, was er von mir nun will. Das Gefühl, für ihn nicht mehr anonym zu sein, finde ich sehr bedrückend. Ihn kenn ich halt nicht
Inzwischen glaube ich, das „wir“ steht für ihn und für seinen Kater. Wenn Schoki böse ist, schreibt er mir manchmal, wie er seinen Kater quält und weiß, dass ich dann durchdreh. Er schubst den Kater in die volle Badewanne und holt ihn erst raus, kurz bevor er ertrinkt. Wenn ich mich hoffnungsvoll fühle, glaube ich, dass er das nur aufschreibt, um mich zu quälen – das „es“ - und er quält nicht den Kater. Wenn es ein trauriger Tag ist, bin ich sicher, dass er es tut, weil er wahnsinnig ist und der Kater so wehrlos. Manchmal fühle ich mich, als wäre ich Schokis Kater.
Zuerst habe ich versucht, ihn zu ignorieren, aber er blieb stets präsent. Irgendwann habe ich angefangen, zu versuchen mit ihm zu sprechen; ich weiß, man spricht ja nicht sondern tippt bloß, aber ich empfinde auch das als Gespräch – als Tausch von Gedanken. Wirklich sprechen kann man mit Schoki aber nicht. Ich habe gedacht, wenn ich ihm sage, was ich fühle, wenn er so ist, dann hört er auf, so zu sein. Aber ich könnte genauso gut Plakate in die Abwässerkanäle von Hamburg pinnen – die Resonanz wäre die gleiche. Manchmal habe ich geweint, wenn ich eine Nachricht an ihn getippt habe.
Manchmal ist Schoki sehr sanft, dann ist er wie letzte Nacht. Ich habe gelernt, sein „es“ zu sein. Wenn er dafür sorgt, dass „es“ nachts nicht friert, fühle ich mich geborgen. Schoki ist zweifelsohne verrückt und dennoch sehr menschlich. Neulich ist er umgezogen, das hat er mir einfach erzählt. Da klang er normal.
Hin und wieder schweigt Schoki plötzlich. Natürlich schreibe ich ihm dann auch nicht mehr und hoffe, er hat sich gefangen. Doch irgendwann meldet er sich, so wie heute. Und ich weiß, ich muss mir etwas einfallen lassen, dass ihn sanft stimmen könnte. Sonst quält er den Kater.
Eigentlich müsste man Schoki den Kater wegnehmen, sonst ist man nicht tierlieb. Aber ohne Kater geht Schoki zugrunde. Ich bin ganz froh, dass ich das nicht entscheiden muss, weil ich nicht weiß, wo er wohnt.
„Es“, das bin übrigens ich. Er spricht von mir immer als Sache, egal ob er zärtlich ist, wie heute Nacht, als er die Nachricht schrieb, oder boshaft. Ihn nenne ich „Schoki“, denn unter dem Namen hat er mich das erste Mal angeschrieben. Das ist jetzt wohl ungefähr zwei Jahre her. „Es macht mir Angst, weil es unheimlich ist“, stand da plötzlich im ICQ. Damals wusste ich noch nicht, dass ich „es“ bin, denn unheimlich fand und finde ich mich immer noch nicht. Die Nachricht habe ich jedenfalls für eine Fehlleitung gehalten und weg geklickt.
Aber er schrieb mir weiter, per ICQ oder auch mal per mail. Das hat mich erschreckt. Ich habe angefangen, nachzudenken, wer er wohl ist und ob ich ihn aus der realen Welt kenne. Weil er mir Angst machte, habe ich natürlich seinen Namen gesperrt, aber dann kam er unter anderen Namen wieder. Als ich dann aufmerksamer seine Nachrichten las, da habe ich irgendwann verstanden, dass ich „es“ für ihn bin. Da wusste ich, wie sehr er mich hasst und doch so sehr fürchtet. Denn die erste Zeit war er nur grausam.
Schoki muss mich lange beobachtet haben, bevor er mich das erste Mal anschrieb. Er weiß stets, wo ich im Internet Spuren hinterlasse und wusste auch immer, dies gegen mich zu verwenden. Aber manchmal war er selbst halt sehr traurig und dann tat er mir leid. Schoki spricht von sich nur als „wir“.
Neulich hat er mich tatsächlich beobachtet. Da war ich verabredet mit Freunden zum Dom und irgendwie hat er das rausbekommen. Er hat mir beschrieben, wie er mich sah und ich weiß, er war da. Dennoch weiß ich nicht, was er von mir nun will. Das Gefühl, für ihn nicht mehr anonym zu sein, finde ich sehr bedrückend. Ihn kenn ich halt nicht
Inzwischen glaube ich, das „wir“ steht für ihn und für seinen Kater. Wenn Schoki böse ist, schreibt er mir manchmal, wie er seinen Kater quält und weiß, dass ich dann durchdreh. Er schubst den Kater in die volle Badewanne und holt ihn erst raus, kurz bevor er ertrinkt. Wenn ich mich hoffnungsvoll fühle, glaube ich, dass er das nur aufschreibt, um mich zu quälen – das „es“ - und er quält nicht den Kater. Wenn es ein trauriger Tag ist, bin ich sicher, dass er es tut, weil er wahnsinnig ist und der Kater so wehrlos. Manchmal fühle ich mich, als wäre ich Schokis Kater.
Zuerst habe ich versucht, ihn zu ignorieren, aber er blieb stets präsent. Irgendwann habe ich angefangen, zu versuchen mit ihm zu sprechen; ich weiß, man spricht ja nicht sondern tippt bloß, aber ich empfinde auch das als Gespräch – als Tausch von Gedanken. Wirklich sprechen kann man mit Schoki aber nicht. Ich habe gedacht, wenn ich ihm sage, was ich fühle, wenn er so ist, dann hört er auf, so zu sein. Aber ich könnte genauso gut Plakate in die Abwässerkanäle von Hamburg pinnen – die Resonanz wäre die gleiche. Manchmal habe ich geweint, wenn ich eine Nachricht an ihn getippt habe.
Manchmal ist Schoki sehr sanft, dann ist er wie letzte Nacht. Ich habe gelernt, sein „es“ zu sein. Wenn er dafür sorgt, dass „es“ nachts nicht friert, fühle ich mich geborgen. Schoki ist zweifelsohne verrückt und dennoch sehr menschlich. Neulich ist er umgezogen, das hat er mir einfach erzählt. Da klang er normal.
Hin und wieder schweigt Schoki plötzlich. Natürlich schreibe ich ihm dann auch nicht mehr und hoffe, er hat sich gefangen. Doch irgendwann meldet er sich, so wie heute. Und ich weiß, ich muss mir etwas einfallen lassen, dass ihn sanft stimmen könnte. Sonst quält er den Kater.
Eigentlich müsste man Schoki den Kater wegnehmen, sonst ist man nicht tierlieb. Aber ohne Kater geht Schoki zugrunde. Ich bin ganz froh, dass ich das nicht entscheiden muss, weil ich nicht weiß, wo er wohnt.