Schritte im Dunkel

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Tinka

Mitglied
Schritte im Dunkel

Die Hydraulik atmete schwer aus, als sich die Türen der Bahn öffneten. Nur wenige Leute stiegen um diese Zeit und an diesem Ort noch aus. Sie hatte es gewusst. Das hatte sie nun von ihrer Gutmütigkeit! Warum nur konnte sie nicht „Nein!“ sagen, wenn im Betrieb wieder einmal Überstunden anstanden?
Eilig machte sie sich auf den Heimweg. Die Glockenschläge der nahen Turmuhr zählten ihre Schritte auf dem grauen Asphalt. Sie fröstelte, schlug den Kragen hoch und vergrub eine Hand in der Manteltasche, währen sich die andere um die schmale Aktentasche klammerte.
Hastig bog sie in die nächste Straßenschlucht ein, die von nur wenigen Laternen spärlich erhellt wurde. Ihre einsamen Schritte dröhnten auf dem müden Pflaster.
Da hörte sie ein Geräusch hinter sich! War es das Echo ihrer Schritte, das die nackten Häuserwände zurückwarfen oder . . .? Sie ging schneller. Die Aktenmappe war hinderlich. Hätte sie die Briefe doch bloß im Büro zu Ende geschrieben, statt sie mit nach Hause zu nehmen! Das war streng verboten und das wusste sie! Aber sonst wäre es noch später geworden und sie fürchtete den Weg durch die Dunkelheit.
Aus dem Schaufenster eines kleinen Ladens fiel Licht auf die Straße. Sie bleib stehen, tat als betrachte sie die Auslagen, lauschte. In der Ferne bellte ein Hund, sonst war nichts zu hören. Stille!
Zögernd löste sie sich aus der Helligkeit des Fensters und setzte eilig ihren Weg fort.
Und da waren sie wieder, die Schritte, ein ungleichmäßiges Klappern, das ihr folgte. Kalter Schweiß trat ihr auf die Stirn. Schon konnte sie am Ende der Gasse die Lichter der Autos erkennen, die die Hauptstraße entlang fuhren, das Blinken der Leuchtreklamen. Dort würden auch um diese Zeit noch Menschen sein. Nur noch einige hundert Schritte. Sie begann zu laufen, die Aktentasche mit beiden Armen fest an sich gepresst.
Deutlich hörte sie die unregelmäßigen Schritte hinter sich, hörte sie näher kommen.
Noch hundert Schritte bis zur Hauptstraße.
Da legte sich eine Hand von hinten auf ihre Schulter.
Sie wollte rennen, schreien, doch ihr Körper gehorchte ihr nicht. Wie erstarrt stand sie in der Dunkelheit und hörte den keuchenden Atem neben sich.
„Nora, warum rennst du denn so?“, vernahm sie da eine vertraute Stimme. „Ich habe mir Sorgen gemacht und wollte dich von der Bahn abholen. Ich weiß doch, dass du dich im Dunklen fürchtest! Du warst aber so schnell und mit meinem Gipsbein kann ich doch nicht so gut laufen.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
und,

warum hat das gipsbein sich nicht geoutet, als nora vor dem schaufenster stand? ein wenig zu konstruiert, finde ich.
lg
 

F Fuller

Mitglied
Hi,

"Das war streng verboten und das wusste sie!"
Bei einer so kurzen Geschichte wirkt dieser Satz wie Plauderei. Er trägt nicht wirklich zu der Story bei, und ich würde ihn weglassen.

"die Schritte, ein ungleichmäßiges Klappern"
Zieht das Gipsbei an einer Schnur gebundene Dosen hinter sich her? oder handelt es sich dabei gar um einen Roboter, bei dem etwas lose ist?

Ansonsten ist der Text angenehm kurz und flüssig zu lesen. Das Ende ist zwar nicht grad neu, bekomt aber durch das Gipsbein ein neues Gesicht.

Gruss
Fuller
 

Tinka

Mitglied
Hallo Fuller,
ich habe im Laufe der Zeit gelernt mich von Sätzen zu verabschieden - warum nicht auch von "Das war streng...", da er die Handlung ja nicht wirklich voran bringt.
Mit dem "Kappern" hast du mich voll erwischt!!!! Ich habe auch schon über ein anderes Wort nachgedacht (dieses hört sich auch für mich irgendwie unpassend an, so nach Pferd oder dem Teufel mit dem Bocksfuß), aber es ist mir nichts besseres eingefallen, was lautmalerisch das Geräusch beschreibt. Vielleicht hast du ja eine Idee - würde mich freuen, wenn du mir helfen kannst!
Ich hatte auch schon daran gedacht, den Schuss zu ändern:

..."Hallo, mein Schatz," vernahm sie eine ihr schon seit ein paar Wochen bekannte Stimme, "warum rennst du denn so? Du musst doch keine Angst haben - vor mir doch nicht!"

Dann wäre der Schluss offen und ich könnte im Text auf das Gipsbein und was damit zusammenhängt ("Klappern" ;-))verzichten.
Gruß Tinka
 

F Fuller

Mitglied
Hi Tinka,

das Gipsbein finde ch gut, das unterscheidet die Geschichte von vielen anderen, die so ähnlich sind. Außerdem
macht es sie sympathisch.

Wie wäre es, wenn Du das Geräusch einfach "schreibst": z.B. "Tapp - Klock - Tapp - Klock!" So hast du das Klapern weg und die Unregelmäßigkeit drin.

Gruss
Fuller
 

Tinka

Mitglied
Hy Fuller,
danke für deine schenlle Antwort!

Den Gedanken mit der Lautmalerei werde ich mir durch den Kopf gehen lassen - ein Wort/einen Begriff für dieses Geräusch gibt es wohl nicht.

Interessant, wie verschieden Geschichten eingeschätzt werden - flammarion gefiel das Gipsbein nicht (vielleicht war da auch etwas nicht ganz logisch - ich werde noch einmal darüber nachdenken,) dir (und mir eigentlich) schon!

Dat mit die Kunst und so hat wol doch janz dolle wat mit die vaschiedenen Jeschmäckern zu tun, denk ik mal!

Gruß Tinka
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
aber

ick hab doch nischt jejen det jipsbeen! er hätt sich aber früher melden können oder erklären, warum er es nicht tat.
lg
 

Tinka

Mitglied
Na is det schööön, det de dich noch mal meldest!!!
Aba: ik hab ja och jesacht det ik da noch mal drüber nachdenke - üba det wat de jeschriebn hast - von wejen der Logik!
Aba wie solla (oda ike) det mit dem Jipsbeen erklärn, ohne allet zu verraten - vasteste meen Problem?!
Da hat man wat inna Birne und kann et nicht so richtich uff det Papier bringen!
Jruß Tinka
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
nun,

villeicht musste er sich ausruhen oder entdeckte etwas in einem schaufenster, was er womöglich am nächsten tag für sein schätzchen kauft. er kann sich auch nach was bücken, n taler oder gar n schmuckstück.
lg
 

F Fuller

Mitglied
... oder er kennt die Prot noch nicht sehr lange, will sich einen Spaß machen und hält sich deswegen absichtlich im Hintergund.

... oder er ist leicht sadistisch eingestellt ;)
 



 
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