Schuppenkleid

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Olgeke

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Der König hatte im ganzen Königreich die Kunde verbreiten lassen, dass im Wald vor seiner prächtigen Burg ein Drache sein Unwesen triebe. Derjenige, der das Königreich von dieser Bestie befreien würde, solle zur Belohnung mit Gold aufgewogen werden und Anführer des Königs Leibgarde werden. Viele tapfere Männer des näheren Umlandes hatten es schon versucht. Ritter, Handwerker, Handelsleute und Tagediebe. Egal ob erfahren im Kampf oder nicht, die verschiedensten Burschen traten an. Sogar einige im Königreich wohl bekannte Krieger und edle Rittersleute`, doch keiner kehrte je wieder.
Ebenso ein Hexenmeister sei dabei gewesen. Wie gesagt, er war gewesen.
Und nun erfuhr ich von dem Untier, und auch ich konnte einen Haufen Gold wohl gut gebrauchen. Ich hatte Schwert, Schild, Lanze und etwas Verpflegung gepackt, und zog los zum Hofe des Königs um dem Drachen den Kopf vom Hals zu schlagen. Ich war jung und kräftig, und mein Vater hatte mich den Umgang mit meinen Waffen gut gelehrt. Einzig eine Rüstung besaß ich nicht, doch die würde mich eh nur behindern.
Nach vier Tagen Fußmarsch stand ich nun vor dem König und erfuhr, dass es auch in den letzten vier Tagen keinem gelungen sei, den Drachen zu erschlagen. So hatte der König nun eigentlich vor gehabt seine besten Krieger loszuschicken um der Plage ein Ende zu bereiten. Ein mächtiger Zauberer hätte die Waffen der Ritter mit einem starken Zauber belegt, so dass sie den Drachen mühelos besiegen sollten.
Doch da ich von weit her angereist war, wollte der König mir als letztem die Chance auf die Belohnung gewähren, bevor er seine Ritter losschicken würde.
Die Höhle des Drachen lag etwa einen dreistündigen Fußmarsch weit im Wald drin, und da es früh am Morgen war, gewährte er mir Zeit bis zum nächsten Morgen. Dann erst würde er seine Leute auf den Weg schicken, und hätte ich bis zu ihrer Ankunft das Untier zur Strecke gebracht, wäre die Belohnung mein.
Ich willigte ein, man gab mir eine Karte auf der eingezeichnet war wo ich die Höhle finden würde, und machte mich auf den Weg. Nach etwas mehr als drei Stunden stand ich vor der Höhle und starrte hinein. Hinter dem Eingang war der Fels so hoch wie zwei Kirchtürme und so groß ausgehöhlt, dass die Burg des Königs beinahe zweimal hineingepasst hätte. In der Decke befanden sich mehrere Schächte die bis an die Oberfläche des Berges führen mussten, denn dadurch drang Tageslicht in Höhle. Das Licht erhellte einige Teile der Höhle, doch einige blieben in tiefes Schwarz getaucht. Keine Spur von der Bestie. Ich lauschte noch einige Zeit lang, doch nichts rührte sich im Inneren. Vorsichtig und leise ging ich einige Schritte hinein, und wartete dort bis sich meine Augen an die spärliche Beleuchtung gewöhnt hatten. Es roch nach Rauch, Ruß und Verwesung. Es dauerte nicht lange und ich konnte alles etwas deutlicher erkennen. Ich sah von Ruß geschwärzte Felswände und mehrer Felsen die in der Höhle verteilt waren. Sie waren groß genug um mir Deckung zu geben. Weiter drinnen war der felsige Boden mit Rüstungen und Leichen übersät. Überall lagen Waffen, Kettenhemden, Helme und Rüstungen herum. Teils leer, teils mit den verwesenden Leichen der Besitzer gefüllt. Viele waren wie die Wände von Ruß geschwärzt und andere waren einfach aufgebrochen. An den Verfärbungen einiger Rüstungen erkannte man, dass sie förmlich geglüht haben mussten. Mir lief es bei dem Gedanken daran, wie sich die Rüstungen in die Haut und das Fleisch der Ritter brannte, eiskalt den Rücken herunter.
Ich ließ meinen Blick langsam über den Boden schweifen, und konnte nicht fassen wie viele es waren. An einigen Stellen konnte man vor lauter Eisen den Boden nicht sehen. Es konnte doch nicht sein, dass es keiner von ihnen geschafft hatte, den Drachen zu besiegen. Zweifel stiegen in mir auf, als ich am hintersten Ende der Höhle einen weiteren Durchgang erblickte. Dort schien es kein Licht mehr zu geben, denn ich sah nur eine pechschwarze Öffnung. Dort musste er drin sein, und vielleicht beobachtete er mich auch schon längst. Mir war klar, dass ich nur hier vorne im Licht eine Chance hätte ihn zu töten. Da er sich nicht blicken ließ, nutzte ich die Zeit noch um einige Dinge vorzubereiten. Ich schlich von Fels zu Fels um dort Waffen zu lagern. Ich hatte keine Mühe brauchbare Waffen zu finden. Es lagen ja etliche herum. Es war von allem etwas dabei. Schwerter, Speere, Lanzen, große und kleine Schilde und ich fand sogar für jeden meiner Deckungsfelsen einen noch intakten Bogen mit einigen Pfeilen. An Waffen sollte es also nicht fehlen. Als ich meine nun völlig vom Ruß geschwärzten Hände sah, kam mir eine weitere Idee. Ich entledigte mich meiner gesamten Kleidung und Schnitt mit meinem kleinen Messer ein Stück verwesendes Fleisch aus der nächstbesten Leiche. Dann rieb ich meinen gesamten Körper damit ab. Danach verteilte ich Ruß auf mir und sah zu dass ich so gut es ging keine Hautstelle ausließ. Auch mein Gesicht färbte ich damit schwarz. Dann zog ich meine Schuhe und meine Beinkleid wieder an. Sie waren glücklicherweise aus schwarzem Leder gefertigt, aber der Rest war zu hell. So vorbereitet sollte die Bestie mich nicht zu leicht sehen und riechen können.
Dann nahm ich einen Stein und ging in Wurfweite zum Durchgang. Der Stein flog durch die Luft und verschwand in der dunklen Höhle. Man hörte wie der Stein aufschlug. Doch nichts geschah. Ich zögerte kurz, dann zog ich mein Schwert und hob meinen Schild und ging langsam auf die tiefschwarze Öffnung zu. Schritt für Schritt näherte ich mich, und jedes mal stieß ich gegen Waffe, Rüstungen oder Leichen. Je näher ich kam, desto stärker mischte sich der Geruch von Schwefel bei den Gestank von Verwesung und Ruß. Und dann ging es ganz schnell. Ein Fauchen dröhnte durch die Höhle und eine Feuerwand schoss direkt auf mich zu. Da ich auf alles gefasst gewesen war und ich noch weit genug entfernt gewesen bin, hatte ich keine große Mühe auszuweichen. Ich rannte so schnell ich konnte zur Seite und ging hinter einem der großen Felsen in Deckung. Zuerst wunderte ich mich, dass er mich trotz meiner geschwärzten Gestalt so gut ausmachen konnte. Doch dann bemerkte ich, der Eingang der Höhle und der Durchgang zur nächsten lagen genau gegenüber. Ich war als schwarzer Körper deutlich vor dem hellerleuchteten Ausgang nur zu gut zu erkennen. Wenn ich das hier überleben wollte, musste ich mich möglichst im Dunkeln aufhalten. Und das tat ich auch. Die Bestie trottete langsam aus seinem Versteck und ich hörte die toten Körper und Rüstungen unter seinen großen Klauen zerbersten. Bei jedem seiner Schritte knirschte und knackte es. Dann blieb er stehen, und ich hörte nur noch seinen Atem. Ich wartete einige Sekunden, und war mir dann ziemlich sicher, dass er nicht wusste wo ich war. Ich schob mich langsam an dem Felsen entlang, bis ich ihn in der spärlichen Beleuchtung vor der zweiten Höhle stehen sah. Er hob seinen Gewaltigen Kopf in die Höhe, riss sein Maul auf und ließ einen Feuerschwall die Höhle erhellen. Die Hitze verbreitete sich sofort bis in jeden Winkel, und nun konnte ich ihn richtig sehen. Sein ganzer Körper war schwarzgeschuppt, mit riesigen Schwingen die er an seine Seiten gelegt hatte. Ein langer Schwanz und ein ebenso langer Hals der in einem massigen Schädel endete. Stachelähnliche Auswüchse verliefen von der Schwanzspitze über den Rücken bis rauf zum Kopf, und sein Maul war mit ellenlangen Fängen gespickt. In dem Feuerschein konnte nicht nur ich ihn gut sehen, sondern er nun auch mich. Und sofort bewegte er sich in meine Richtung, womit auch sein feuriger Atem erlosch, und es größtenteils wieder dunkel wurde. So begann also der ungleiche Kampf, aber ich machte es ihm nicht leicht. Meine Tarnung schien gut zu funktionieren, denn er hatte erhebliche Schwierigkeiten mich zu finden, nachdem ich jedes Mal die Position wechselte. Mein Problem bestand hauptsächlich darin, nah genug an ihn heranzukommen. So versuchte ich es zunächst mit Pfeil und Bogen, doch an seinen Schuppen prallten die Geschosse einfach ab, und es gelang mir nicht seine weiche Unterseite zu treffen. So ging es einige Zeit, bis ich mal wieder hinter einem Felsen hockte, und mir eine Lanze griff. Ich wollte nun entgültig zum Ende kommen, denn mich verließen langsam aber sicher meine Kräfte.
So setzte ich alles auf eine Karte, er oder ich. Ich nahm einen Stein in die Hand und warf ihn zum nächsten Felsbrocken Richtung Ausgang. Es schepperte laut als ich eine der Rüstungen am Boden erwischte. Sofort setzte sich das Untier, das bis dahin wieder still da gestanden hatte um nach mir zu lauschen, in Bewegung und marschierte in Richtung des Geräusches. Ich umfasste die Lanze fest mit beiden Händen, und genau wie es geplant hatte, kam der Drache an meinem Versteck vorbei. Er hielt wie sonst auch den Kopf lauernd knapp über dem Boden, und als seine Silhouette neben mir vor dem hellen Hintergrund des Ausganges auftauchte sprang ich auf und stieß zu. Und ich traf. Er bäumte sich auf und spie laut brüllend Feuer an die Höhlendecke. Im Feuerschein erkannte ich, dass ich die Lanze genau in sein Auge getrieben hatte, und als er anfing den Kopf hin und her zu schlagen sah ich die Spitze der Lanze. Ich hatte sie ins eine Auge hinein und durchs andere wieder hinaus gestoßen. Nun standen meine Chancen noch besser. Ohne sehen zu können musste er sich ganz auf sein Gehör und seine Nase verlassen. Nun warf er den Kopf in alle Richtungen, brüllte und spie weiter Feuer. Ich musste sofort handeln, den so würde er mich doch noch irgendwann in ein Brathuhn verwandeln. Ich warf einen zweiten großen Stein, und trotz seines Gebrülls hörte er den Aufprall.
Sofort drehte er sich von mir weg, und hüllte die Stelle, an welcher der Stein aufschlug, in ein Meer aus Flammen. Ich packte einen Speer und schmiss mich unter ihn, drehte mich auf den Rücken und bohrte den Speer in seine weiche Unterseite. Genau dort wo ich sein Herz vermutete, und ich traf es. Nach nur einem Augenzwinkern war ich wieder unter dem Untier hervorgekrochen und bekam ein Schwert zu fassen. Er hatte aufgehört Feuer zu spucken und brüllte und kreischte nun so laut, dass es in den Ohren schmerzte. Ich sprang auf, rannte einige Schritte in Richtung Kopf der Bestie, und als ich nah genug war schwang ich das Schwert mit beiden Händen durch die Luft. Ich schlitzte ihm die Unterseite seines Halses auf und er röchelte nur noch. Ich rannte los und versucht soviel Abstand zwischen uns zu bringen wie ich nur konnte. Als ich ein lautes krachen hinter mir hörte blieb ich stehen und drehte mich herum. Er war zusammengebrochen und lag röchelnd am Boden. Ich hatte es geschafft. Erschöpft sank ich auf die Knie und sah ihm beim sterben zu.

Als er den Kampf ums Leben nun schon seit einigen Minuten entgültig verloren, und ich ihn mir nun lange genug angeschaut hatte, wollte ich mich nun endlich auf den Weg zurück zum König machen. Ich hatte noch genug Zeit um bei Tageslicht die Burg zu erreichen. Ich wollte mich gerade erheben, da bemerkte ich etwas. Ich kniff die Augen zusammen und schaute angestrengt auf den toten Drachen, und tatsächlich.
Die Bestie veränderte sich. Der schwarze Schuppenpanzer wurde immer blasser und ein schwarzer Nebel bildete sich um den Drachen. Ich war mir nicht sicher ob ich meinen Augen trauen konnte, aber ich glaubte zu sehen, dass der Drache sich langsam auflöste.
Genauer gesagt verwandelte er sich in einen unheimlichen Nebel. Je mehr von dem Untier verschwand, desto dichter wurde der Nebel. Wie gebannt starrte ich geradeaus, unfähig mich zu bewegen. Erst als der Drache verschwunden war, und der Nebel sich auf mich zu bewegte, erwachte ich aus meiner Starre. Ich fühlte irgendwie, dass ich besser so schnell wie möglich hier verschwinden sollte. Unter Schmerzen sprang ich auf, wirbelte herum und begann zu rennen. Ich kam keine zehn Schritt weit, da stand ich schon mitten in dem schwarzen Dunst. Es war als hätte er mich wie ein Tier von hinten angesprungen und gepackt. Gerade sah ich noch den Ausgang der Höhle, und jetzt konnte ich meine Füße nicht sehen, wenn ich runterblickte. Das atmen fiel mir schwer, und die Nebelschwaden brannten auf der Haut. Es war fast unerträglich. Ich versuchte weiter Richtung Ausgang zu laufen, doch sofort stolperte ich über eine leere Rüstung und fiel zu Boden. Ich schlug hart mit dem Gesicht auf und mein rechter Wangenknochen brach mit einem lauten Krachen. Die dichte schwarze Suppe um mich herum verschluckte meinen Schrei einfach.
Ich fasste mir an die Wange, und Panik überkam mich. Meine Finger ertasteten den Knochen, der sich durch meine Wange nach draußen gebohrt hatte. Mir wurde übel, ich sprang auf und wollte einfach loslaufen. Doch dann geschah es. Es sollten die schlimmsten Qualen werden, die ich je erlitten hatte. Ich spürte wie etwas in mich eindrang. Erst nur durch Mund und Nase, doch dann durch jede meiner Körperöffnungen.
Durch jede. Ich spürte wie es in mich hineinkroch und wie es brannte. Als würde mir brennendes Öl durch den Körper fließen. Meine Innereien schienen sich förmlich aufzublasen und zu weiten, und ich schmiss mich auf dem Boden hin und her.
Ich schrie um mein Leben, mein Körper verkrampfte und meine Muskeln schienen zu zerreißen. Kurz bevor alles was in mich hinein wollte auch drin war, erkannte ich auch was es war. Es war der Nebel. Ich sah noch, wie die letzte kleine Nebelschwade durch meinen Nabel in mir verschwand. Schlagartig hörten die Schmerzen auf und ich konnte mich aufrichten.
Der Nebel war verschwunden und ich konnte den Ausgang der Höhle sehen.
Ich wollte nur noch weg von diesem verfluchten Ort. Meine Wange schmerzte immer noch sehr stark, doch dass war mir egal. Ich rannte los, doch kam wieder nicht weit.
Dieses mal blieb ich jedoch von ganz alleine stehen, und schaute an mir herab. Aus jeder Pore meiner Haut schien Blut zu sickern. Meine Hose war blutdurchtränkt und Blut lief mir die Arme und den Oberkörper herab. Meine Finger tasteten zitternd über mein Gesicht, und auch dort war alles warm und nass. Blut lief mir aus den Augen, aus der Nase und aus den Ohren. Und alles ohne den geringsten Schmerz. Der Wahnsinn packte mich. Ich begann zu kichern und zu lachen. Dann zu weinen und zu schreien.
Ich fühlte mich, als sei ich die Hure des Todes. Er spielte wohl mit mir. Er wollte mich nicht sofort zu sich holen, erst wollte der Seelenschnitter noch seinen Spaß mit mir haben.
Und den hatte er wohl auch, denn dann ging es erst richtig los.
Ich hörte auf zu bluten, und bemerkt, dass ich etwas im Mund hatte. Ich spuckte es in meine Hand. Ein Zahn. Mit meiner Zunge tastete ich über die anderen Zähne und drückte damit zwei weitere Schneidezähne nach vorne. Alle waren locker, und binnen weniger Sekunden lagen alle meine Zähne vor meinen Füssen. Meine Zunge glitt über die blutig fleischigen Löcher in denen eben noch meine Zähne saßen. Der Schmerz dort war erträglich, doch ich hatte eine scheiß Angst. Was passierte hier?
Ich schaute auf meine Arme, und wollte am liebsten sofort sterben um dieser Folter zu entgehen. Es sah aus als versuchten meine Adern sich durch die Haut nach außen zu drücken, dabei bewegten sie sich wie kleine Schlangen und mit jedem Herzschlag blähten sie sich kurz Fingerdick auf. Es dauerte genau drei Herzschläge, bis an den ersten Stellen meine Haut etwas aufriss und schwarzglänzende Adern hervorquollen.
Die Neugier und Faszination war stärker als der Ekel und die Angst, und so war mein Blick weiterhin starr auf meinen Arm gerichtet. Bis mein Unterarm wie von Geisterhand brach, und der Knochen sich krachend nach außen schob, wobei er einige der schwarzen Adern und Fleisch mitriss. Sofort schossen mir Schmerz und Qual durch den ganzen Körper, die mich heulen ließen wie einen Wolf, dem man bei lebendigem Leibe das Fell abzieht. Genauso erging es meinem anderen Arm, dann klappten mit einem kurzen Knirschen und Knacken meine Finger nach Hinten um, und diesen Anblick kannte ich nur zu gut. Oft genug im Leben hatte ich einem Brathuhn die saftige Beinkeule aus dem Gelenk gerissen. Dann waren meine Beine dran und ich fiel sofort zu Boden, landete zwischen alten Rüstungen, Waffen und Skeletten anderer Ritter auf dem Rücken.
Mein Bauch bewegte sich, als würde ein Rudel Ratten darin hausen, und mein Brustkorb blähte sich auf. Mittlerweile war mein Körper mit schwarzen Flecken übersäht, die sich wie Tinte die zerläuft weiter ausbreiteten. Als meine Rippen lautstark meinen Oberkörper aufrissen, und dabei einen Teil meiner schwarzglänzenden Innereien mit rauszogen und freilegten, war es endlich soweit. Ich bemerkte nur noch wie sich mein Magen von seinem brennenden Inhalt befreite, dann schaltete mein Körper ab.

Das erste was ich wieder hörte, war ein leiser Wind der durch die Bäume wehte, und einige Vögel die ihre Lieder zwitscherten. Ich musste gestorben sein und war nun im Paradies. Ich roch den Wald und die Wiesen. Doch ich roch noch etwas anderes.
Ich roch Schwefel und Rauch, und ich roch den Gestank von Leichen. Und diese Gerüche waren wesentlich stärker. Ich war also nicht tot. Ich war immer noch in der Höhle des Drachen. Ich traute mich noch nicht die Augen wieder zu öffnen, denn ich erwartete jede Sekunde wieder elende Schmerzen und abartige Qualen. Der Tod war wohl noch nicht fertig mit mir. Angespannt lag ich auf dem Boden und mit zusammengekniffenen Augen erwartete ich das Schlimmste. Doch nichts geschah. Ich bemerkte auch, dass ich keinerlei Schmerzen mehr hatte, nichts von der vorherigen Pein schien geblieben zu sein. Vielleicht doch nur ein schlechter Traum. Vielleicht bewirkte diese schwefelhaltige Luft der Höhle ja solche Phantasien.
Dann hörte ich Stimmen die aus dem Wald vor der Höhle kamen. Es mussten mehrer Männer sein, und an ihrem blechernen Klang erkannte ich, dass es sich um die Ritter des Königs handeln musste. Als ich einen der Krieger zu einem anderen rufen hörte, die Bestie sei dort hinten in der Höhle, wusste ich dass sie auf dem Weg zu mir waren. Sie dachten wohl, ich hätte es nicht geschafft. Doch hier werden sie keinen Drachen mehr vorfinden, einzig und allein den neuen Helden des Königreiches. Den tollkühnen Bezwinger des feuerspeienden Untiers.
Nun hatte ich genug Mut um die Augen wieder zu öffnen, denn ich wollte ihnen aufrecht entgegen gehen. Mit erhobenem Haupt und stolzer Brust.
Ich öffnete meine Augen, und das erste was ich sah ließ mich vor Entsetzen aufschreien.
Eigentlich wollte ich ein lautes Nein in die Welt entsenden, doch stattdessen verließ ein lautes Fauchen und ein acht Mann langer Feuerschwall, durch Nüstern und einem mit dolchähnlichen Fängen gespicktem Maul, meinen langen schwarzgeschuppten Körper.
 



 
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