Schutzengel

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Paqirr

Mitglied
Es fühlte sich angenehm, dachte unsere Protagonistin. Sie war in der Badewanne und nackt. Die Haare waren hinter ihrem Kopf zusammengebündelt. Aus dem Wasserhahn floss ein warmes Wasser heraus. Von oben herabfallender Wassermenge vermischte ich sofort mit etwas kühlerem Wasser aus der Badewanne. Und wenn man unter Wasser ging, keine Sorge, sie merkt es nicht, sie hatte vorhin eine Flasche Jack Daniels und dazu noch ne Menge Kokain aus bester Sorte. Sie hat es geplant, weiss du. Als es mit ihrer Karriere bachab ging, suchte sie vergebens nach einem neuen Job. Doch seine Vorgesetzten haben es so eingefädelt, dass sie nirgends in ihrer Branche Job bekam. Alles klar, eben diese zu gekokste Protagonistin zieht sich gerade eine Linie von eben vorhin erwähntem bestem Zeug. Zugegeben es war viel, besser gesagt, es war die totale Selbstzerstörung. Denn diese Dame, welche alle Hoffnungen auf eine Karte, nämlich regional Manager of BMW USA, gesetzt hatte, da kam Covid. Zugegeben damit hat kein Ökonom und kein Wissenschaftler gerechnet. Alle waren betroffen. Und sie auch.

Wo waren wir, ah ja, sie lag nackt in der Badewanne. «Highway to hell» dröhnte aus den Boxen, die unsere Möchte-Gern-Karaoke-Sängerin mitsang. Auf einmal hörte sie auf zu singen. Ihre Augen, sie rollten nach oben, sodass man nur die weisse Seite sehen konnten. Und die Musik lief weiter. «Highway to hell» dröhnte weiter aus den Boxen laut. Keiner konnte die verdammte Musik abschalten, ausser mir natürlich. Aber mir war es strengstens verboten, mich in die Realität einzumischen. Es war strengstens verboten wie ich schon Male vorhin sagte. Die Direktive kommt direkt von Gabriel und Gabriel ist nicht irgendein Herrscher mit einer Atombombe. Nein. Er ist direkt dem Gott unterstellt. Wenn Gabriel etwas dem Gott sagt und dem Gott das nicht passt, dann zittert das ganze Universum. Könnt ihr also kurz nachvollziehen, wer mein Arbeitgeber ist?

Sie sank langsam ins Wasser. Es gibt die Regel Nummer 1, wir Schutzengel dürfen wir uns niemals in die Realität eines Menschen einmischen, ausser es kommt von oben.

Sie schluchzte Wasser aus ihrem Mund. Denk nach, dachte ich, denk nach, sagte ich.

Na, ich habs! Gabriel liebt Jesus über alles, wenn ich ihm Matthäus 18,21-35 vortrage, und sage, dass das junge Mädchen, denn sie war erst 33 und deshalb jung sei, um zu sterben und man müsse ihr Verzeihen.

Ich probiere es. Gibt Ihr mir einen Augenblick bitte…

…Und natürlich hat Gabriel zugesagt!!!

Nun, durfte ich mich einmischen, sobald er ja sagte, schaltete ich endlich Mal die verdammten Boxen aus. Danach holte ich sie aus dem Wasser. Und druckte ich sie mit meinen Händen auf ihre Brust. Langsam kehrte bei ihr jene Hautfarbe eines Lebenden an, welcher man sich gewohnt war. Während ich sie in meinen Armen festhielt, machte sie langsam ihre Augen auf. Sie war noch schwach, meine Kräfte hatten noch nicht eingewirkt. Das Erste, was sie fragte, war: «Wer bist du?»

Ich antwortete: «Dein Schutzengel»
 



 
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