Schwanenzug

MarieA.

Mitglied
Eine Kette wilder Schwäne
fliegt tief überm Meer dahin.
Seh sie in der Sonne blinken,
wie sie folgen ihrem Sinn.

Auf dem Wasser, leicht gekräuselt,
seh ich ihre Schatten ziehn,
wie, vom Ostwind schwach umsäuselt,
sie von dieser Küste fliehn.

Wüsste gern, wohin sie streben,
denn nach Süden ziehn sie nicht,
was sie treibt, sich zu erheben
gleißend im Oktoberlicht?

Antwort werde ich nicht finden,
seh die Schwäne schon sehr fern
überm blauen Meer entschwinden;
was sie suchen, wüsst ich gern.
 
Zuletzt bearbeitet:

Kaetzchen

Mitglied
Hi Marie
Du schaffst ein schönes Bild von den Schwänen am Meer.
Ich würde bei diesem Gedicht erst mal am Rhythmus arbeiten. Es holpert zu sehr beim Lesen.
LG Kaetzchen
 
G

Gelöschtes Mitglied 21589

Gast
Hallo MarieA.,

ich finde, dein Gedicht ist ein schönes Naturgedicht im Stile der Romantik. Es erinnert mich ein bisschen an die Lyrik Eichendorffs. Außerhalb von Literaturforen im Internet findet man solche Gedichte in der Gegenwartsliteratur eigentlich nicht mehr, aber ich bin froh, dass das Bild der Natur als idyllische Gegenwelt in manchen Texten noch existiert.

Stilistisch ist aber meiner Meinung nach aus dem Schwanenzug noch etwas rauszuholen. Dies denke ich deshalb, weil es im Gedicht für mich drei Probleme gibt. Zum einen wäre da die Metrik (wie Kaetzchen schon erwähnte). Ich komme vor allem in Strophe 1/Vers 2 (fliegt tief) und in Strophe 3/Vers 4 (gleißenden) ins Stocken. Zwar kann ich mich beim Lesen zwingen, eine andere Betonung, als ich sie normalerweise benutzen würde, zu wählen, aber ideal wäre dies nicht.

Ein weiteres Problem sind für mich die zahlreichen Inversionen. Meiner Meinung nach tun diese dem Gedicht in ihrer Häufigkeit nicht so gut, weil manche Verse deswegen so wirken, als würde ihre Grammatik dem Reim angepasst werden. Dies wirkt dann für mich nicht sonderlich natürlich.

Die letzte Schwierigkeit ist nur eine kleine: Es handelt sich um die Dopplung von wüsste gern in Strophe 3 und 4. In einem so sehr auf die Stilistik angewiesenen Gedicht fällt dies meiner Ansicht nach unangenehm ins Gewicht.

Insgesamt las ich dein Gedicht aber gern!

Liebe Grüße
Frodomir
 



 
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