Schwarz und leer

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Walther

Mitglied
Schwarz und leer


Ganz schwarz und leer ist meist die Nacht,
Wenn schließlich Dracula erwacht.
Er liebt die Nacht, er ist Vampir,
Er trinkt gern Blut und mag kein Bier.

Am liebsten hat er Schwanenhals,
Auch Stiernacken, gegebnenfalls,
Doch schöne Hälse mag er mehr.
Die leuchten weiß und schmecken sehr.

Wenn er sich dann am Blut besäuft,
Dass es an ihm hinunterläuft,
Ist man recht froh, dass schwarz die Nacht
Das nicht zu offensichtlich macht.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Satzbau

Weil "die Nacht" apo koinou steht - hier: nach links angebunden als Subjekt eines eliptischen Prädikatsnominalsatzes ("ist schwarz") und zugleich nach rechts (folgende Zeile) angebunden an ein vorgezogenes Objekt und dann noch ein mehrgliedriges Prädikat ("macht das offensichtlich") - mußte ich mehrmals lesen, bis ich das kleine Wörtchen "das" richtig eingeordnet und verstanden habe.

Die Schwierigkeit war die Großschreibung der Versanfänge; dadurch meinte ich beim ersten Lesen, da stünde erst einmal die Aussage, daß die Nacht schwarz sei, und dann noch ein Nachklapp, ein weiterer Satz, über den man erst mal schlafen müsse, um ihn irgendwann mal zu verstehen. Aber natürlich hättest Du dann, wenns zwei Sätze wären, ein Komma oder Semikolon eingeschoben.

Aber jetzt ists klar, und durchaus passend zum Stil des Stücks, wo Du Kalauer und Wortwiederholungen nicht gescheut hast; "schwarz" als vor den Artikel "die" gebautes endungsloses Adjektiv zur "Nacht" - nun ja, ein kleines Beinchen stellst Du dem Leser da schon.
 

Walther

Mitglied
Lb. mondnein,

danke fürs besprechen. diese art von "komik" liegt nicht jedem - das ist offensichtlich. man muß um die ecke denken - der humor ist rabenschwarz.

über das schreckliche zu lachen ist ein bedürfnis. im grunde ist es die fortentwicklung von diesem sonett: http://www.poetry.de/showthread.php?t=71016 und hat eine weitere fortsetzung erfahren:
Tod und Teufel


Der Tod grinst aus dem schwarzen Schatten
Mit Kohlenaugen rot und heiß -
Der Teufel reitet auf den Ratten:
Die beiden machen das mit Fleiß.

Die Nächte geizen nicht mit Dunkel,
Und Sterne haben Urlaub jetzt.
Der Hippe platzt gleich das Furunkel.
Der Schlossgeist glotzt schon ganz gehetzt.

Es dräut ein Ende, das Vergessen,
Die Gurgel schneidet sich gleich ab.
Der Sarg ist lange schon vermessen,
Und aufgelassen liegt das Grab.
man kann den wahnsinn weiter auf die spitze treiben. vielleicht ist bald nochmal ein sonett dran. :D

lg W.
 
Hallo Walther,

Dass der Vampir das Blut sehr liebt,
sich ja aus dem Gedicht ergibt.
Am meisten liebt er Hälse, schlanke,
dass er betäubt nach Hause wanke.

Von dir dies alles hier zu lesen,
das ist schon ein Genuss gewesen,
denn Gruseliges schreibst du kaum.
Sonette sind dein Spieleraum.

Gruß,
Marie-Luise
 

Walther

Mitglied
Lb Marie-Luise,
danke fürs weiterdichten und bewerten.
gerade entsteht ein eBook mit abgedrehten lüris aus meiner feder. dieser text ist einer, der dort platz finden könnte ... :)
lieber gruß W.
 

kad sgard

Mitglied
hallo walther,
mit schlürfen scheinst du dich auszukennen ;)


ich mag deine dunklen gedichte




gern gelesen und einen frohen nikolaus

kad
 

Walther

Mitglied
moin kad,

danke für die doppelten blumen. nicht jeder mag diesen humor, bei dem man ein weilchen braucht, bis man dahinterkommt ... ;)

lg W.
 



 
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