schwarze Blätter

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Label

Mitglied
Lieber Bernd

ja, stimmt, auch auf mich hat es zunächst rätselhaft gewirkt.
Der Morgennebel verhüllte den unteren Teil der Bäume und sie waren insgesamt nur noch wenig belaubt. Dann war da dieser Schwarze dazwischen.

So über und über voll mit Krähen, dass sie wie Blätter wirkten und ebenso still.
Erst beim Näherkommen flogen sie krächzend davon.

Seit drei Wochen versuche ich das in Worte zu fassen.

Liebe Grüße
Label
 

anbas

Mitglied
Hallo Label,

das Bild und der größte Teil der Umsetzung gefällt mir. Aus meiner Sicht verliert dieser Text dadurch, dass er zu starr in das traditionelle Haiku-Schema geschrieben wurde. So lässt mich die letzte Zeile sehr unzufrieden zurück. Zerstört für mein Empfinden regelrecht das Gesamtwerk. Ein Teil in mir "bettelt" regelrecht darum, dass die letzte Zeile
krächzend steigen sie auf
lautet.

Pfeif auf die eine Silbe, auf die starre Haiku-Regel, wenn es dem Gesamttext zugute kommt. Für mich zumindest wäre es dann ein wirklich gutes Gedicht.

Liebe Grüße

Andreas
 

Label

Mitglied
Hallo anbas

auch mir gefällt krächzend steigen sie auf besser, habe es aber nicht gewagt, da mir in der Vergangenheit Solches vehement um die Ohren brauste.
Deshalb ist mir deine Rückmeldung besonders wertvoll.
Gerne setze ich deinen Hinweis um, denn das
Für mich zumindest wäre es dann ein wirklich gutes Gedicht.
freut mich sehr.

Lieber Gruß
Label
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Die neue Version gefällt mir gut. Durch die scheinbar kleine Änderung wird der Text plötzlich lebendig, ist nicht mehr nur Beschreibung.

LG
BeBa

p.s. Wie Otto schrieb: sch ... auf die Regeln! ;) Recht so! Es wäre doch schön, wenn sich hier langsam ein Dreizeiler zeigen dürfte, der seine eigenen Regeln hat, nämlich ganz einfach Empfindungen und Gefühle in drei Zeilen einzufangen, ganz ohne dass sofort ein Zentimetermaß angelegt wird. ;) Und das sage ich als Haijin (Haikuschreiber).
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Und fuer mich ist das ganze Bild romantisierender Quatsch in einem Schiefen Bild in platter Sprache. Kraehen bevorzugen freistehende Baeume, was dieses Bild als das entlarvt, was es in meinen Augen ist: Kitsch.

Ein solcher Text muss wahrhaftig sein, kein Hirngespinst.

Sorry

Juergen
 
A

Architheutis

Gast
Je mehr ich mich mit Haiku/Senryu beschäftige, desto mehr geht mir die 5-7-5 Regel auf den Sack. Ich bin noch nicht bereit, sie völlig über Bord zu werfen, aber ich bewege mich stark in Eure Richtung. Es geht doch mehr um das Einfangen des Augenblicks, denn um das Einsperren in ein Korsett.

Dein Text, liebe Label, schupst mich einen weiteren Schritt voran. Danke dafür, vor allem auch an Andreas, der es hier anstieß. Und wenn Otto das erlaubt, darf man es eh. ;-)

Ich kann Jürgen nicht widerlegen, "kitschig" finde ich aber zu hart. Krähen im November sind zwar stereotyp, aber das Gehende ist nunmal das Thema des Herbsts. Wenn man ein Naturbild einfängt, darf man es gerne aufschreiben. Es ist nicht neu, es ist aber eine gelungene Version.

Lieben Gruß,
Archi
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Ja Archi,

Ich kann Jürgen nicht widerlegen, "kitschig" finde ich aber zu hart.
kann man nicht. Aber man muss nicht sofort alles, was einem nicht zusagt oder wozu einem der Zugang fehlt, kurz und knapp mit Kitsch und "romantischer Quatsch" abtun. Auch wenn man selbst lieber über rasierte Hoden etc. schreibt. Was ich übrigens auch immer wieder gern lese, von Zeit zu Zeit. ;)

LG
BeBa
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Cellist

Mit fehlendem Zugang hat das nichts zu tun. Ich dachte, eigentlich klar formuliert zu haben, worum es mir ging.

In so einem kurzen Text müssen einfach die Bilder stimmen, sonst kann er nicht funktionieren. Noch einmal: Krähen versammeln sich auf freistehenden Bäumen. Das Bild hier erweckt den Eindruck, sie sässen auf einem Baum im Wald. Andere Bäume mit braunen Blättern rundherum (oder zumindest links und rechts) und einer mit schwarzen Blättern, die sich als Krähen herausstellen.

Hier muss ich sagen: Nein, das kann niemals Naturbeobachtung sein, das ist ein erdachtes Hirngespinst. Als Bild wäre das ein übergrosser röhrender Hirsch auf einem Felsen der so steil ist, dass ihn kein Hirsch dieser Welt erklimmen könnte.

Wäre es ein Gemälde, so würde es sofort von fast jedem treffsicher als Kitsch erkannt. Weil es aber "nur" ein Text ist, ist dem nicht so.

Ich gehe hier so weit zu behaupten, dass es durchaus möglich ist, dass ich der einzige mit, nicht der einzige ohne Zugang zu dem Text bin. Ich bin nämlich manchmal arrogant.

Nix für ungut

Jürgen
 
A

Architheutis

Gast
Jürgen, Du bist so erfrischend bescheiden drauf heute... :)

Deine Erklärung hat ihre Berechtigung, ich lasse sie gelten. Ich bereue meine Wertung dennoch nicht, denn ich halte es für erfahrbar. Ich hatte keinen Wald im Blick, eher eine Allee. Ringsrum rotgelbe Bäume, ein Baum darin ist tot. Ich kenne sogar solch eine Allee, und die Krähen darauf kann ich sehen.
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Lb. Jürgen,

mit dem "röhrenden Hirsch" hast du mir aber jetzt einen Schreck eingejagt. ;)
Damit würde ich nun den Text wirkich nicht vergleichen. Deinen Einwand hatte ich durchaus verstanden. Mit Krähen kenne ich mich nicht so aus, da glaube ich dir einfach mal.

Vielleicht war es aber doch kein Kitsch, sondern es waren ganz einfach keine Krähen! ;) Dann noch "krächzend" gestrichen und schon ist das Bild durchaus erfahrbar, oder?

Dass du der Einzige bist, der Zugang zum Text hat, ist natürlich nicht auszuschließen, Arroganz hin oder her.

LG
BeBa

p.s. Wie schön, dass die Geschmäcker unterschieldich sind. So hat dann am Ende sogar der röhrende Hirsch irgendwo sein Plätzchen.
 

Label

Mitglied
vielen vielen herzlichen Dank für Zuspruch, Gefallensbekundungen und die tollen Bewertungen.

Lieber Jottess möglicherweise , vielleicht, würde ich unsicher werden und meine Zeilen als liebgewordene Projektion von Kitsch zurücknehmen wenn - ja wenn ich es nicht eigenäugig gesehen hätte.
Vielleicht haben schottische Krähen andere Gewohnheiten?
Glaube ich zwar nicht , aber man kann ja nie wissen.
Jedenfalls befand ich mich frühmorgens auf einer Lane in den Highlands und näherte mich einem Karree von Bäumen. Bodennebel oder Dunst, darüber schwebten diese Baumkronen.
Auf der entferntesten Seite zu mir, nicht gerade eine Eckbaum, aber der daneben, war alles schwarz zwischen den rotgelben Baumkronen. Als ich näher kam sah ich inmitten des Karrees ein Cottage. Eine Tür ging auf, Die Vögel flogen davon.
Der nun kahle Baum war tatsächlich kahl, also auch ohne nennenswerte Laubbestände im Gegensatz zu den anderen darum herum.

Aber ich werde, wenn du darauf beharrst dass ich mich versehen, geträumt oder einer Fieberphantasie erlegen bin, beim nächsten Mal wenn ich dort bin, feierlich einen Zettel an dem Baum anbringen, mit dem Vermerk dass Krähen nur auf freistehenden Bäumen sitzen dürfen.
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Label

Also irgendwie klingt Deine Erklärung nach Rosamunde Pilcher aber ich glaub Dir mal trotzdem, nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil. ;)

Gruss

Jürgen
 

Marker

Mitglied
liebe label,
auch mit gefaellt dieses bild von den blaettern, die sich vor dem geistigen auge beim lesen quasi in raben verwandeln - ein blitzartiger uebergang von der pflanze zum tier. gut gem-8
lg, markus
 



 
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