Lieber Walther,
da ist nichts zu "verzeihen", denn Du hast völlig recht.
Ich wünsche mir für meine Gedichte unbedingt eine genaue Kritik, denn ohne die ist eine genaue Würdigung nicht möglich.
Ich selber bin ja nicht Herausgeber oder Lektor innerhalb eines poetolotischen Rahmens o.ä., dadurch ergeben sich völlig andere Wertungswege. Ein "nichtherausgebender" Teilnehmer in der Leselupe bekommt ein Zehnpunktewertungssystem an die Hand, eine Waffe, und es passiert, was dann passieren muß: Es gibt Tote und Verletzte, und viel zu viele davon unschuldig. Rache und Angst, Selbstüberschützung und ästhetischer Reiz bestimmen die Wertungen und Kommentare. Eben nicht nur der ästhetische Reiz.
Der ist andererseits nicht leicht bestimmbar.
Und es gibt viele Gesichtspunkte, ich meine jetzt die nennbaren, erklärbaren, argumentierenden, die impulsiven mal außer Acht gelassen.
Es ist möglich, real, in gewisser Weise sogar notwendig, daß auch argumentierende Einschätzungen einander widersprechen. Dann wirds spannend.
Gerechtigkeit ist gut, wünschenswert, für Herausgeber notwendig. Gnade, scherzhafte Zusprüche, Suchen des Goldkorns im Schlamm, ein bißchen "Zuviel des Guten" einspeisen usw., das ist Sache der Laien, denen man den Revolver in die Hand gedrückt hat, oder sogar eine automatische Waffe. Ich habe noch vorige Woche ein paar Zehner um mich geworfen - was sollte ich sonst auch tun, nachdem sich das Wertungssystem in den letzten Monaten, vielleicht Jahren (?), so komisch verpurzelt hat, ... was soll man da tun?
Eine große Freude gibt es - aber das ist außerhalb der Lelu: Der Büchnerpreis für Jan Wagner.
grusz, hansz