schwer zu verstehen

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LUPESIWA

Mitglied
Frieden auf der ganzen Welt,
hat mein Kopf längst abgestellt.
Nicht jeder Mensch darf Mensch heut sein,
sind seine Wünsche noch so klein.
Zerstörend wüten Naturgewalten,
[ 5]Schlammlawinen walzen alles nieder
[ 5]es trifft die Ärmsten, Kinder, Kranke
[ 5]und die Alten
[ 5]Geröllmassen stürzen ins Tal hinab
[ 5]Wirbelstürme fegen trichterförmig
[ 5]Bäume, Häuser, Leben weg
[ 5]übrig bleibt die Geisterstadt

Die Elemente sind verärgert
und das mit Recht,
die Menschen haben Anteil dran –
ihr Pech.
Auf Versöhnung können wir noch hoffen,
der Klimagipfel hat Entscheidungen getroffen.

Auch schlimm sind schleichende Gefahren,
die Seher, Späher, Terroristen, die selbst
in eignen Reihen nisten – eben die Unsichtbaren.
Und wenn’s dann kracht,
[ 5]die Hölle brennt
[ 5]Horrornachricht durch die Medien rennt
[ 5]die Normalität in der Verankerung bebt
[ 5]und Trauer im Universum schwebt
[ 5]der Tag entflieht
[ 5]die Nacht pulsiert

laufen Angst und Zorn Hand in Hand –
wie paradox
die Schatten waren schon bekannt.
Wer soll das alles denn verstehen,
in Frieden seinen Weg noch gehen – es sei
er finde sein eignes Seelenheil.
 

Tula

Mitglied
nicht nur die Hölle brennt

Hallo Sigrid

die Idee versteht der Leser, ist ja auch lobenswert. Die Umsetzung aber ist leider wirklich gar nicht gut.

Als Leser kann ich noch über einiges hinwegsehen. Zum Beispiel, dass die hineingestreuten Reime à la Wilhelm Busch (z.B. am Anfang) überhaupt nicht zur Aussage des Gedichtes passen.

Was mich als Leser aber wirklich schmerzt, ist die vollkommen un-lyrische Sprache. Trotz seiner Länge, enthält das Gedicht fast keine 'poetischen Ausdrücke' (sinnbildliche Umschreibung eines Gefühls o.ä.). Versuche in diese Richtung finde ich im zweiten Teil, aber diese beben und schweben ziemlich unbeholfen.

Ich würde dieses nochmal durchgehen: ganz ohne Reime, lyrisches Ich, was du "fühlst" wenn Dir beim Fernsehen diese Bilder siehst, viel kürzer, wenn paradox, dann die letzte Zeile.

LG
Tula
 

LUPESIWA

Mitglied
Hallo Tula,
vielen Dank für Deine Kritik. Ich habe mir das schon gedacht, voll daneben. Leider falle ich immer wieder auf meine nüchterne Ader rein und habe Probleme, meine Gefühle auszudrücken. Aber ich bleibe dran. Vielleicht kann ich noch etwas retten vom Inhalt meiner Gedanken.
LG Lupesiwa
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
kalter Hund

Ein guter Leser geht so vor: Er schaut erst einmal hin, was da überhaupt steht und wie es da steht. Er formt es nach, macht also das, was auch der erste Leser, der Autor, "gemacht" hat. Also was steht da? Wertungen schiebt der Leser auf, ins Nirgendwann oder mindestens ans Ende.
Leider haben wir die verdammten 10-Punkte-Balken, übernommen aus dem Perfekten Dinner oder wasweißichfüreiner Schule. Ein guter Leser wertet garnicht oder erst dann, wenn er gesehen hat, was zu sehen ist, gesungen, was zu singen ist, nachgestaltet hat, welche Gestalt sich da zeigt.

Ich bin vielleicht kein guter Leser, aber ich bin neugierig und sehe mirs an, "schau mal":
Interessant, diese dramatischen kursiv gesetzten Einschübe, wie eine andere Materie zwischen den Reflexionen des "eigentlichen" Lieds. Nein, das ist keine Wilhelmbuschelei, wie ich sie sonst immer bemängele hier unter der Lupe. Das sind zwei verschiedene Stimmen, und die reflektierende hat auch keine "unpoetische" Sprache. Ich wußte noch nie, was eigentlich unpoetische wörter sein sollen, immerhin werde ich jetzt belehrt, daß solche Begriffe unpoetisch seien, wo ein Gefühl nicht mit metaphern umschrieben sei. Aber genau das halten andere wiederum für "zu dick", denen ist die unumschriebene Direktheit lieber. Nun, ich liebe die Metaphern mehr, aber wozu braucht der Leser hier Metaphern, wo doch die kursiv geschriebenen Einschübe heftige Bilder malen, die für konkrete Situationen stehen, also stärker sind als bloße Umschreibungen?
Es ist auch keine Wilhelmbuschelei, da die Reime und vor allem die Metrik schön "unsauber" rumlaufen, wie Columbo, von dem eine Frau (bzw. das Drehbuch, das es ihr vorschreibt) sagte, er sehe aus "wie ein ungemachtes Bett".

Also, das sind zwei verschiedene Substanzen bzw. Stimmen, die des reflektierenden "eigentlichen Liedes" und die der dramatischen "Zitate", und das finde ich bemerkenswert, das muß man erst mal sehen. Das hat was.
 

LUPESIWA

Mitglied
Guten Morgen Mondnein,
ich bin von dieser Betrachtungsweise angenehm überrascht. Einige Stunden habe ich an einer Überarbeitung getüftelt, es ist mir nicht gelungen.
LG Lupesiwa
 

LUPESIWA

Mitglied
Frieden auf der ganzen Welt,
hat mein Kopf längst abgestellt.
Nicht jeder Mensch darf Mensch heut sein,
sind seine Wünsche noch so klein.
Zerstörend wüten Naturgewalten,
[ 5]Schlammlawinen walzen alles nieder
[ 5]es trifft die Ärmsten, Kinder, Kranke
[ 5]und die Alten
[ 5]Geröllmassen stürzen ins Tal hinab
[ 5]Wirbelstürme fegen trichterförmig
[ 5]Bäume, Häuser, Leben weg
[ 5]übrig bleibt die Geisterstadt

Die Elemente sind verärgert
und das mit Recht,
die Menschen haben Anteil dran –
ihr Pech.
Auf Versöhnung können wir noch hoffen,
der Klimagipfel hat Entscheidungen getroffen.

Auch schlimm sind schleichende Gefahren,
die Seher, Späher, Terroristen, die selbst
in eignen Reihen nisten – eben die Unsichtbaren.
Und wenn’s dann kracht,
[ 5]die Hölle brennt
[ 5]Horrornachricht durch die Medien rennt
[ 5]die Normalität in der Verankerung bebt
[ 5]und Trauer im Universum schwebt
[ 5]der Tag entflieht
[ 5]die Nacht pulsiert

laufen Angst und Zorn Hand in Hand –
wie paradox
die Schatten waren schon bekannt.
 



 
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