schwere los

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im Trüben fischen

Lieber Manfred,
dein Gedicht gefällt mir, auch wenn die erste Strophe sehr fremdwortlastig ist und dadurch sehr wissenschaftlich theoretisch klingt. Die Metaphern in den beiden anderen Strophen gefallen mir weitaus mehr. Vielleicht solltest Du noch ein wenig im Trüben fischen, bis Dir ein besserer Fang gelingt.
Herzliche Grüße
Karl
 

Perry

Mitglied
Hallo Karl,

danke für deinen Ratschlag.
Manche Texte haben eine reale Geschichte aus der sie sich entwickeln und sind deshalb in der Bildwahl nicht ganz frei.
Hier geht es um die berufliche Situation, in der sich das LI befand. Die geometrischen Begriffe sind die zweidimensonale Basis auf der sich die über(höher)dimensionalen Träume entwickelt haben. Aber vielleicht kann ich das ja noch etwas reduzieren.
LG
Manfred
 

Der Andere

Mitglied
entschuldige, wird das nicht "Hypotenuse" geschrieben?

und: wie kann das besondere an einem gebäude die "dimensionalität" sein, die wir ja immer mitdenken?

bin ganz bei meinem vorredner. die erste strophe funktioniert nicht (und das leider nicht nur wegen der fremdwörter; im übrigen glaube ich, ist es das spezifikum von literarur, dass sie sich vom anstoß des schreibens entfernen MUSS).

die letzten beiden strophen hingegen gefallen mir deutlich besser.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Lieber Perry, lieber Karl,

über die "Hypotenusen" habe ich mich gefreut, auch über die "Dimensionen". Das sind hochpoetische Begriffe, gerade weil sie "wissenschaftlich" sind.
Habt Ihr mein Gedicht über den "Einheitskreis" gelesen? Ist glaubich erst ein halbes Jahr her.

Lieber Der Andere, ich verstehe Deine Anmerkung über den Anstoß, den die Literatur verlassen soll usw., nicht.

Als ich eben mal sehen wollte, wie und was Du dichtest, sah ich nur a thousand holes of Blackburn, Lancashire. Alles gelöscht.
Das ist unfair, denn so bleibt alles, was Du wie einen Clown aus der Jukebox hervorfedern läßt, abstrakt.
Obwohl das so schön spannend hervorboingt. Also: Wo sind Deine opuscula?

grusz, hansz
 

Perry

Mitglied
Hallo der Andere,

danke für deine Sicht und den Hinweis auf das "n" zuviel in Hypotenusen.
Was die Dimensionalität anbelangt, steigert sich diese mit der Fähigkeit des Gehirns sie wahrzunehmen. In unserer Welt begrenzt die 4. Dimension Zeit unser Leben.
Was meinst Du übrigens mit Gebäude?
Dass sich Literatur vom Anstoß des Schreibens entfernen muss, halte ich für eine gewagte Theorie. Für mich braucht jede Geschichte einen Anlass, aus dem sie geschrieben wird. Wie weit dieser allerdings mit ins Werk einbezogen wird, darüber lässt sich reden.
LG
Manfred
 

Perry

Mitglied
schwere los

viele träume über
dimensionale gebilde mit
hypotenusen tangenten

lockten mich früher
heute werfe ich angelhaken
ins teichtrübe sinniere

über wurmende löcher
was wohl anbeißen würde
auf der anderen seite
 

Perry

Mitglied
Hallo Mondnein,

in der Hypote"nuse" steckt zudem auch noch
"die Braut"zumindest, wenn man des Albanischen mächtig ist. :)
Dann werde ich mir mal deinen "Einheitskreis" anschauen, denn ich finde Lyrik mit Wissenschaft gepaart durchaus spannend.
LG
Manfred
 

morgenklee

Mitglied
Direkt verwandelt

Hallo Perry

Dein Gedicht ist weder schwerelos, noch hat es sich der Schwere entledigt. ;-)

Dein Gedicht, entschuldige bitte meine Fußball-Affinität, sollte vielleicht ein Eckball sein, aber der Ball flog direkt ins Tor. Also ist es ein Tor! 1:0 für Dich!
Ich glaube, Der Andere hat recht. Aber auf einen lyrischen Videobeweis solltest Du dann doch verzichten.

Sehr anregend!
 

Perry

Mitglied
Hallo morgenklee,

nun "Treffer versenkt" ist für Lyrik wohl nicht gerade ein Lorbeerblatt, da sollte eher eine feinere Feder geführt werden.
Was Du mit "Videobeweis" meinst, kann ich nur in Richtung "zu direkt/offensichtlich" deuten. Darüber sinniere ich gern nach.
Konkret bemängelst Du die fehlende Schwerelosigkeit. Sollte es bei Dir nicht angekommen sein, das LI wirft seinen Lebensballast ab und sucht sein Heil in einer Art fiktionalen Philosophie, lässt seine Gedanken sozusagen schweben.
Für mich Schwerelosigkeit genug. :) Aber jeder sieht in den Bildern das, was er sehen will und das muss ja nicht das sein, was der Autor dachte.
Danke fürs Reflektieren und
LG
Manfred
 

morgenklee

Mitglied
Mit 170 Sachen ...

Lyrik verdichtet sozusagen, aber sie lässt auch
Interpretationsräume.

Ich versuch's nochmal mit einem anderen Bild:
Wenn ich mit 170 km/h über die Autobahn rase,
obwohl die zulässige Höchstgeschwindigkeit nur
130 km/h beträgt, dann bin ich schnell gefahren.
Zu schnell. Wenn ich in Spa 170 km/h fahre
und Vettel überholt mich, dann bin ich ganz
offensichtlich zu langsam unterwegs.

Zurück zur Lyrik: Das Gedicht bleibt immer ...
das selbe.

Perry;
ein "schweres" Gedicht, was "leicht" daherkommt.
Glückwunsch!
 

Der Andere

Mitglied
nur kurz, liebes(e/r) mondnein, für mehr (und mich betreffendes) bitte pn; hier steht das gedicht von perry im vordergrund (und nicht meine ausgerissenen flächen):

sprache ist immer distanz (zu den dingen); erhält sie sich in dieser distanz, beginnt sie zu streuen (das wunderbare an literatur!);
insofern verkommt sie zu einer art bericht, wenn wir mit diesen verfremdungen nicht umgehen, sie befördern, weitere lücken einreißen, weitere fernen aufbauen usf.

zurück zum text:
dimensionalität: die zeit. ein abstraktes ding. uns wird vorgemacht, sie sei irgendwie in ein vorher, ein während, ein nachher geteilt, irgendwie linear. dabei ist die zeit eine einzige verschiedenzeitigkeit. gegenwart sowieso nur illusion (ent-gegenwärtigung der erfahrung: husserl!). jedenfalls: vielelicht holst du die zeit ins gedicht. denn einzig die "dimensionale[n] gebilde" (die meinte ich nicht, nicht gebäude) schießen mich noch nicht in jene philosophischen sphären, die tatsächlich bewegung einflüstern. (jedoch: wenn nur ich diesen schritt nicht zu gehen imstande war, läge es offenkundig an mir).

abschließend: ich mag die zwei letzetn strophen und verbleibe dann einmal mit einem
gern gelesen

auf bald,
der andere
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Heiliger Alanus!

nur kurz, liebes(e/r) mondnein, für mehr (und mich betreffendes) bitte pn

Nein. Die PN-Mauschelei ist mir verhaßt. "Forum" heißt Markt, offener Raum, wo frei verhandelt wird. Und da sind wir nun, hier.

sprache ist immer distanz (zu den dingen); erhält sie sich in dieser distanz, beginnt sie zu streuen (das wunderbare an literatur!);

Allgemeinsätze sind immer Allgemeinsätze. Wer immer Alles sagt, sagt immer Alles. Wer immer Alles zu Allen sagt, sagt immer Alles zu Allen.

insofern verkommt sie zu einer art bericht, wenn wir mit diesen verfremdungen nicht umgehen, sie befördern, weitere lücken einreißen, weitere fernen aufbauen usf.

Was für Verfremdungen? Wovon sprichst Du eigentlich?
Wer immer Alles zu Allen in unverständlicher Weise spricht, spricht immer in unverständlicher Weise Alles zu Allen.

Das kann man Musik nennen. Hat was. Bringt mich zum Seufzen.

grusz, hansz
 

Der Andere

Mitglied
"frei verhandelt"??

worüber verhandeln wir denn hier bitte? über die güte eines gedichts? das ist doch nicht wirklich ernst gemeint, oder?
die leselupe war für mich nie ein schau(fenster)laufen mit irgendwelchen preisen (wertungen), die ausgehandelt werden... vielmehr ein ort, an dem ein austausch möglich ist mit anderen, die schreiben, ein ort, an dem man hier und da seine sicht versucht aufzuzeigen, um ggf. für die arbeit am text (oder späteren texten) eine hilfe zu sein (jedweder art). dass das zumeist nicht funktioniert, liegt in der natur der sache.

keine allgemeinsätze (auch wenn mir deine schreibungen gefallen habe; hatte etwas lautpoetisches). es würde hier zu weit führen, darüber zu sprechen, wirklich. um mich zu erklären, müsste ich erst einmal über deleuze, foucault, barthes, waldenfels (mindestens) referieren, über die übel des cartesianismus usf. darauf habe ich keine lust, nicht hier. nicht im internet, irgendwo. ich hoffe, das kannst du verstehen.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
fidget spinner!

um mich zu erklären, müsste ich erst einmal über deleuze, foucault, barthes, waldenfels (mindestens) referieren, über die übel des cartesianismus usf.
ach? Du kannst Dich nicht erklären, ohne gleich - wie war das noch? - "über deleuze, foucault, barthes, waldenfels (mindestens)" (!) zu referieren, "über die übel des cartesianismus usf." - darunter gehts nicht?

Nein, die einzige Voraussetzung, Dich verständlich zu machen, ist: mit wenigstens einem einzigen kleinen Werkchen von Dir zu zeigen, wie und was Du dichtest.

Das hier ist nämlich ein Lyrikforum.

Da ich selbst Philosophie studiert habe und so einige Texte auch übersetzt habe, bin ich nicht so voraussetzungslos, wie Du vorauszusetzen scheinst. Allerdings habe ich gelernt, daß man es vermeiden sollte, es mit den Voraussetzungen zu übertreiben, wenn man sich verständlich machen will.

Deshalb minimiere ich Deinen Schwall und Schwulst von Voraussetzungen auf das einfache "hic Rhodos, hic salta!", kurz:

zeig Dich!

Schließlich zeige ich mich ja auch, Du liest meine Sachen nur nicht, kommentierst sie nicht, schätzt sie nicht hoch ein, also ich stehe nackt in der Sauna hier rum, schütte gerade mal einen Aufguß auf, aber Du hast noch die Kleidung an. Wie hälts Du das aus, mitten in der Sauna im teuren Pelz, überschichtet mit den Fellen so vieler toter Tiere?

grusz, hansz
 

Der Andere

Mitglied
ich bin tatsächlich etwas sprachlos (nein: verwundert und irritiert).

mit welcher übergriffigkeit du hier versuchst, mich zum posten eines textes zu zwingen...

ich will es mal ganz deutlich sagen: die meisten meiner alten texte sind tatsächlich nicht mehr existent. zu retten sind also nur die, die irgendwo bereits kursieren. es gibt einen, der ist in der um[laut] veröffentlicht. es gibt einen, der ist in der tippgemeinschaft veröffentlicht. es gibt mehrere, die sind vom ohrenschützer damals vertont worden. alles andere ist entweder von mir vernichtet oder durch den verlust meines laptops verschwunden. zufrieden? nächstes jahr erscheint mein debüt und soll hier nicht veräußert werden. vier kapitel daraus sind jedoch bereits veröffentlicht in: anthologie des open mike. anthologie des poetbewegt. neue rundschau. etcetera. zufrieden?

mit welchem verletzten stolz du mein vermeintliches "schweigen" über deine texte kommentierst, ohne in erwägung zu ziehen, dass ich vielleicht schlicht noch keine zeit gefunden habe, dass vielleicht auch andere dinge existieren als die leselupe, dass sich eben nicht alles um einen austausch dreht, in dem ich dir meine, du mir deine texte zeigst. jeder investiert hier freiwillig zeit, um anderen schreibenden durch die eigene sichtweise ggf. zu helfen. mehr nicht.

und auf diese weise schreckst du mich auch eher von einem kommentar zu einem deiner texte ab. das ist mir schlicht zu kraftaufreibend.

und jetzt sollte es hier wirklich nur noch um den text "schwere los" gehen, nichts anderes. frage mich ohnehin, was mit den moderatorInnen passiert ist...
 

HerbertH

Mitglied
Ich lese hier nicht von einem schweren Los, sondern von einem, der die Schwere der Schulmathematik los ist. Einem, der beim Angeln querdenkt. Dem beim Wurm am Haken einfach mal so die Wurmlöcher einfallen und die Frage, wer wohl auf der anderen Seite anbeissen würde... und so schliesst sich der Kreis zum Angeln, denn wer weiß schon, wass er sich da einfängt... Sinnieren und Denken spielt sich eben immer in höheren Dimensionen ab.

Gerne gelesen
 

Perry

Mitglied
Hallo Herbert,

die Gedanken des LI sind nun frei, haben die Schwere des Berufslebens hinter sich gelassen. Geblieben ist das Interesse am Universum, nun allerdings weniger wissenschaftlich sondern mehr philosophisch.
Danke fürs Verstehen und LG
Manfred
 



 
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