Schwere Schuhe

Schwere Schuhe

Schwere Schuhe an den Füßen,
fest geschnürt im Ritual,
hoch gestreckt der junge Rücken,
unter Millimeterhaaren
ein Gesicht wie aus Beton.

Laute, herbe Schritte schlagen
auf die Pflastersteine ein,
wo schon lang kein Gras mehr wächst,
weil der nette Nachbar Müller
mit dem Fugenkratzer wacht,
dass kein Hälmchen ihn verschmutzt,
diesen schönen, grauen Weg
vor dem Haus der Ordentlichen.

Graue Haare hat Herr Müller
und ein ganzes Arsenal
gut gepflegter Saubermacher,
die an schweren Haken hängen,
fest gedübelt in Beton.
Manchmal lächelt er sogar,
dieser nette Nachbar Müller,
wenn er „Alles weg!“ sagt
und zufrieden die Gerätschaft
in den dumpfen Keller trägt.

Wenn die lauten, herben Schritte
auf die Pflastersteine schlagen,
schaut Herr Müller aus dem Fenster,
und auch dann sieht man ihn lächeln,
weil der nette Nachbarsjunge
in den fest geschnürten Schuhen
seinem Hang zu Sauberkeit
entgegen kommt, wie kaum ein andrer
in der werten Nachbarschaft.
 

Perry

Mitglied
Hallo Elli,

es ist eines der Privilegien von Lyrik bzw. Kunst allgemein, menschliche Angewohnheiten zu hinterfragen.
Ich lese hier zwei "deutsche Tugenden",
einmal die "schweren Schuhe" und zum anderen den "Saubermann", die hier persifliert werden.
Ich habe kein Problem damit, solange die Interpretation dem Leser überlassen bleibt.
Folgerungen wie sie in der letzten Strophe gezogen werden, brauche ich als mündiger Leser nicht und halte sie deshalb für entbehrlich.
LG
Manfred
 
Hallo Manfred,
stimmt, bin übers Ziel hinausgeschossen,
konnte mich kaum noch zügeln,
war viel zu sehr in meinen Empfindungen gefangen...
Danke für den Hinweis!
LG Elli
 
Schwere Schuhe (geändert 06.04.2014)

Schwere Schuhe an den Füßen,
fest geschnürt im Ritual,
hoch gestreckt der junge Rücken,
unter Millimeterhaaren
ein Gesicht wie aus Beton.
Laute, herbe Schritte schlagen
auf die Pflastersteine ein,
wo schon lang kein Gras mehr wächst,
weil der nette Nachbar Müller
mit dem Fugenkratzer wacht,
dass kein Hälmchen ihn verschmutzt,
diesen schönen, grauen Weg
vor dem Haus der Ordentlichen.

Graue Haare hat Herr Müller
und ein ganzes Arsenal
gut gepflegter Saubermacher,
die an schweren Haken hängen,
fest gedübelt in Beton.
Manchmal lächelt er sogar,
dieser nette Nachbar Müller,
wenn er „Alles weg!“ sagt
und zufrieden die Gerätschaft
in den dumpfen Keller trägt.
 



 
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