Seefahrt

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Morgens früh, Stunden vor Sonnenaufgang, Anbruch des Arbeitstages. Leopold macht sich auf den Weg zum Hafen. Auf den Straßen herrscht Ruhe, der kalte Wind weht durch Leo’s dichten Bart und kitzelt sanft seine Haut. In seinen Ohren erklingt nur das trübe Wehen des Windes. Auf dem Kutter begrüßt ihn die Crew, die sich schon lange wie eine zweite Familie anfühlt. An diesem kalten, dunklen Morgen scheinen sie die einzigen zu sein, die bereits wach sind und einen harten Tag in Angriff nehmen.
„Heute fahren wir eine neue Route. Jakob hat neue Fangorte in Betracht gezogen und Georg hat dem ganzen zugestimmt.“. Nickend nimmt Leopold die Information zu Kenntnis: „Bleiben wir in Küstennähe?“ „Wir fahren eine Weile der Küste entlang, bis wir dann noch 20 Minuten zur Fangstelle auf’s offene Meer ausfahren.. Falls das deine Frage beantwortet“ , erwiderte David.


„Ja.. Der Blick auf den angrenzenden Wald in der Stille der Nacht hat so einen beruhigenden Charakter.“ Georg fängt an zu nicken: „Ich weiß was du meinst. Diese Ruhe durchdringt den Geist.“


Mittlerweile ist der Kutter abgelegt und fährt zielgerichtet die neue Route entlang. Im Schutze der Dunkelheit schaut die Crew verträumt auf die Küste, während die Kälte langsam ihren Beinen hoch krabbelt und versucht sie einzunehmen. An diesem Morgen ist Leopold der letzte, der sich nach seinem Bewundern der Natur wärmesuchend in der Schiffsküche zu den anderen setzt: „Heute wird ein langer Tag, ich kann es fühlen.“ flüstert Leopold vor sich hin, ohne eine Antwort zu erwarten. „Kopf hoch, der Tag hat noch nicht begonnen und wir können alle schwimmen.“ sagte Georg, vor sich her kichernd. „Witzbold. Ich sag ja nur, meinem Gefühl nach wird's heute einfach nur ein langer Tag.“


Kurz vor der Fangstelle finden die ersten Sonnenstrahlen durch das kleine Küchenfenster.


„Klasse, Arbeit im Hellen! Ich freu mich jetzt schon drauf.“ jubelt David.


Mühselig ziehen die Fischer Netz um Netz ein. „Den größten hab heute immer noch Ich gefunden“, witzelt Felix, „aber der hier sieht doch irgendwie anders aus als die anderen, oder?“.


Verwundert betrachten die anderen den Fang. „Nein, das bildest du dir nur ein.“ - „Nein, guck doch mal genauer hin! Der sieht irgendwie anders aus!“ - „Ich hatte gestern aber auch das Gefühl, das der ein oder andere komisch aussah.“ Im Durcheinander streiten sie über die Verfassung und Qualität ihres Fangs. „Ist doch egal wie der aussieht, es lebt und gehört jetzt uns. Zur Not essen wir ihn halt selbst.“ gibt Georg in einem gleichgültigen Ton von sich.


Erschrocken reißt David mit einem Schrei die Aufmerksamkeit auf sich. „Bah! Was ist das denn? Guckt euch den mal an, was ist das?!“ - „Sieht aus wie ein zweiter Kopf, der nur so halb auf der Stirn herausschaut.“. „Da muss ich dir ausnahmsweise mal Recht geben, Jakob. Selbstsicher wie ein Meeresbiologe und klug wie Troll. Sieht mir auch nach einem zweiten Kopf aus.“, neckt Leopold.


Stunden vergehen und das Wetter macht auch den letzten Seemann zu schaffen. Nach dem Fangen sammelt sich die Crew zur Entspannung in der Küche, während Georg das Schiff wieder auf Heimkurs bringt.


„Waren in euren Netzen auch so viele Merkwürdigkeiten drin?“ fragte Leopold in die Runde. „Am Anfang konnte ich es auch kaum glauben, aber da waren schon recht häufig seltsame Dinge zu erkennen.“ stimmt ihm David zu. Durch das kleine Fenster sind bereits die Umrisse der Küste zu sehen. „Ich geh nochmal an die Luft, kommt jemand mit?“ fragt Leopold. Ohne etwas zu sagen steht David auf und geht mit ihm nach draußen. Mit scharfem Blick beobachten sie die Küste. Leopold streckt den Finger aus:


„Siehst du das da hinten? Das, was so aussieht wie eine Pipeline, die im Wasser verschwindet?“


„Ja, sieht für mich auch wie eine Pipeline aus.“ erwidert David.


„Erkennst du die Schilder daneben? Wofür steht das Zeichen nochmal?“


„Radioaktivität.“
 



 
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