Seelenlos

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Pennywise77

Mitglied
Das Zwielicht von heute bleibt hinter dem Rücken,
das Dunkel von morgen berührt mein Gesicht.
Auf brüchiger Schwelle, aus freiesten Stücken,
ein weiterer Schritt und mein Himmel zerbricht.

Ich geh meines Weges und Meter für Meter
wird Schwärze nun physisch als bleiernes Band.
Protest meiner Seele mit stummem Gezeter,
sie will sich entwinden dem Griff meiner Hand.

Ich zerre und ziehe mit all meinen Kräften,
vergesse die Tage des wärmenden Lichts,
erliege dem Teufel und seinen Geschäften
und stoße die zappelnde Seele ins Nichts.
 

petrasmiles

Mitglied
Sehr präzise und sprachlich schön. Ich denke mir dabei einen dieser Bösewichter aus Fantasywelten, die aus den bekannten 'Gefallener Engel' Gründen auf die dunkle Seite wechseln. Den Alltagsversager, der für einen kleinen Vorteil seine Seele verkauft, kannst Du hier nicht meinen. Das geschieht ja so leise und unprätentiös, dass sie es selbst nicht merken, geschweige denn, mit sich ringen müssten.

Liebe Grüße
Petra
 

Scal

Mitglied
Ich habe mich gefragt, ob sich - angesichts der gewaltigen "Bedrängnisdramatik" - dein Gedicht nicht so überarbeiten ließe, dass diese (in Richtung E.A.Poe) noch spannender und intensiver, also verdichteter "zum Vorschein" käme.

(Habe auch einen Versuch unternommen, den hier zu posten aber unstatthaft wäre).

Gruß
Scal
 

Pennywise77

Mitglied
Moin zusammen,
danke für die Resonanz.
Scal, wie genau meinst Du, könnte man es noch mehr verdichten? Du kannst mir den Versuch auch gerne mal per PN schicken. Der würde mich interessieren.

Petra, das ist eine mögliche Interpretation. Der Text befasst sich mit seelischer Schieflage oder aber Depression und dem inneren Kampf ob man denn aufgibt oder es nochmal versucht.

Gruß

Pennywise
 
G

Gelöschtes Mitglied 24194

Gast
Moin zusammen,
danke für die Resonanz.
Scal, wie genau meinst Du, könnte man es noch mehr verdichten? Du kannst mir den Versuch auch gerne mal per PN schicken. Der würde mich interessieren.

Petra, das ist eine mögliche Interpretation. Der Text befasst sich mit seelischer Schieflage oder aber Depression und dem inneren Kampf ob man denn aufgibt oder es nochmal versucht.

Gruß

Pennywise
lass dich nicht los, pennywise.
es steht im werk ohne zweifel, um was es geht.
perle der leselupe, schreib.
 

petrasmiles

Mitglied
Hallo Pennywise,

es liest ja jeder seine 'eigene' Geschichte und ich muss gestehen, dass ich kein Gespür habe für das Seelenleben einer depressiven Person. Ich halte mich eigentlich für relativ empathisch, aber da fehlt mir was. Ein wahrhaft blinder Fleck und ich bin darauf angewiesen, dass depressive Menschen in meinem Umfeld sich mir übersetzen. Was dazu führt, das wir nur in der 'normalen Welt' kommunizieren können, ich ihnen aber nicht helfen kann, wenn sie das nicht können. Mehr, als keine Erwartungen zu haben, ab und zu einen Gruß zu senden, und das nächste Auftauchen abzuwarten, kann ich nie machen.
Ich komme mir jetzt albern vor, dass ich hier Fantasyassoziationen habe, während für andere ein echtes Drama stattfindet. (Liegt vielleicht auch daran, dass ich gerade Aaronovitch lese ...)

Liebe Grüße
Petra
 

Pennywise77

Mitglied
Du brauchst Dir nicht albern vorkommen, Petra.
Im Grunde sollte man als Schreiber nie preisgeben, wie man einen Text meint. Ich finde es eigentlich immer spannend zu sehen, in welche Richtung Texte für andere gehen. Es gibt da kein Richtig und Falsch. Der Text wird veröffentlicht und damit hat jeder Leser das Recht, sich seine Interpretation zu genehmigen. Dass es sich hier um einen Bösewicht handelt, ist ja im Grunde auch zutreffend.
Danke für Deinen Kommentar.

Gruß

Pennywise
 

Sidgrani

Mitglied
Hei Pennywise ,

dein Text liest sich toll und zieht mich in die Abgründe einer kranken Seele. Durch die von dir verwendeten Metaphern und die Enjambements bekommt dein Gedicht richtig Schmiss. Ich sehe vor mir einen lebensmüden Menschen der alles schwarz sieht und sich vom Freitod Erlösung erhofft.

LG Sidgrani
 



 
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