Segelschiff

Omar Chajjam

Mitglied
Segelschiff

Der Wind nimmt weiße Segel auf die Reise mit
und Möwen folgen wie die Wasserwirbel unterm Bug
zu den im Wattenmeer verstreuten Inseln.
Ein Schwarm von Pfeilen ist ihr Pflug.

Das träge Meer hebt wellenschwer den Rücken,
wenn fremde Pflüge durch das Wogen dringen.
So schäumt und brodelnd kocht es um den Kiel
Und lässt mit wilden Schlägen seine Planken klingen.
 
S

Sohn des Rhein

Gast
War das alles?

Hallo Omar,

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ein paar Strophen verloren gegangen sind. Es wirkt so kurz, so unfertig, eher, wie der Anfang eines langen Gedichts, als ein Gedicht selber. Würde mich freuen, wenn Du noch weitere Strophen ergänzen könntest.

Ne andere Frage: Wieso schreibst Du keine Rubaiyat, wenn Du Dich schon Omar Chajjam nennst?

Viele Grüsse,
Sohn des Rhein
 

Omar Chajjam

Mitglied
Es sind zwei Elemente mit denen sich das Segelschiff auseinandersetzt. Sonst und mehr als Meer und Wind wäre Küste zu beschreiben. Da aber hinter dem Bild eine komplexere Metaphorik steht, würde dieses Element nicht weiterhelfen.

Die Rubajjat von mir findest Du mit ein bißchen Suchen in diesem Forum.

Gruß
Omar
 
Hallo Omar,

ich hatte das Gedicht gelesen, fand die Zeilen schön und doch war etwas nicht stimmig; deshalb habe ich nicht geantwortet, ich wußte nicht gleich, was es war.

Jetzt schließ ich mich Sohn des Rheins an, genau dies ist es, es fehlt etwas, es ist wie Zeilen aus einem Gedicht herausgepflückt. Es muß ja nicht die Küste sein, die du dazusetzen solltest, du kannst doch ganz beim Boot und Wellengang bleiben.

Und was bitte ist ein Rubaiyat, ohne daß ich jetzt gleich im Internet nachschauen muß?

Wäre euch dankbar für Antwort.

Birgit
 

Omar Chajjam

Mitglied
Am Gedicht arbeite ich noch. Danke noch mal für eure Hinweise, ich werds erweitern. Schöne Grüsse natürlich besonders an Birgit.

Bei den Rubajjat handelt es sich um das bekannteste Werk der östlichen Dichtung, das der Dichter Omar Chajjam im 12. Jahrhundert verfasst hat. Das Reimschema a-a-b-a ist ungewöhnlich und gewöhnungsbedürftig, deshalb haben einige Übersetzer auch andere Reimschemata gewählt.

Rubajjat Omars des Zeltmachers (von mir übersetzt)

Mach das Beste aus dem, was wir im Jetzt erleben,
Bevor auch wir uns in dem Lebensstaub verweben.
Staub in dem Staub und unterm Staub dann liegen wir,
Ganz ohne Wein, ganz ohne Lieder, ohne End dem Tod ergeben.

Das neue Jahr läßt alte Wünsche reifen,
Wenn Einsamkeiten nach Gedanken greifen.
Wo Moses weise Hand auf allem ruht,
Wird Jesus Atem dein verletztes Leben streifen.

Trink mit mir Wein und laß sie reden, all die Weisen.
Es ist sicher nur der Tod auf allen Lebensreisen.
Nur eins ist sicher und der Rest ist Lüge.
Es welkt doch jede Blume in der Schwestern Kreise.

Mir träumt, die Dämmrung stand schon auf den Himmelsstufen.
Ich hörte eine Stimme aus der Kneipe rufen.
He, Freunde auf, und laßt uns fülln die Gläser,
Bevor das Lebenselixir verdunstet in den Kufen.

Es sagte einer – “Freunde laßt uns die vollen Gläser heben,
Die uns doch wie Rauch des Höllenfeuers ganz umgeben.
Sie sprechen zu uns von schwerer Prüfung – Prost!
Sie sind ja doch der beste Freund für uns im Leben.

Füll das Glas. – Was hilfts zu wiederholen
Wie Zeit vergeht unter unseren Stiefelsohlen,
Das Morgen ungeboren und das Gestern tot.
So lang das Heut schmeckt süß, bleibt uns die Zeit gestohlen.

Ein Augenblick in der Unendlichkeit der Zeit,
Ein Augenblick des Lebens voll mit Heiterkeit,
Die Sterne strahlen und die Karawane rüstet sich
Zum Zug in die Morgendämmerung des Nichts. – Drum sei bereit.

Wie lang, wie lang in den Gesprächen und Diskursen ohne Ende
Das Dies und Das erwägen und so tun, als ob man die Lösung fände.
Seid besser fröhlich drum mit des Weinstocks reicher Frucht
Und nehmt damit das bittre Nichts in eure eignen Hände.

Und wenn des Weins Geschmack, der Lippen Kuß
Doch enden in dem Nichts, wo aller Dinge Schluß.
Drum sei doch froh mit deiner Kunst, der Lebenskunst, zu wissen
Was du bist , ein Nichts, doch das dann auch mit Hochgenuß.

Hier mal ein Beispiel von zwei Versionen eines Orginaltextes:

Ach, Liebe könnt der Mensch dich an sein Schicksal binden
Und so dich in den Grund des Musters aller seiner Werke winden.
Säh er nicht auf ewig alles zu Trümmern ganz zerschlagen,
Er könnt seines Herzens großen Hauptschluß finden.

Könnte man die Liebe mit Geschick verbinden
Und allen Kummers Schatten aus den Dingen winden.
Wenn die Liebe in Trümmer würde nie gebrochen,
Könnt sie im Herz des Menschen ihre Gründe finden.
 
S

Sohn des Rhein

Gast
Hallo Omar,

Sehr schöne Übersetungen, gefallen mir wirklich :)

Grüsse,
Sohn des Rhein
 
Hallo Omar,

vielen Dank für deine Informationen, die natürlich (wie so oft) weitere Fragen in mir aufwerfen.

Das erste Gedicht ist ja wohl ein Lobgesang auf "Bacchus", mich wundert's, da ich davon ausgehe, daß dieses Gedicht in der arabischen Kultur geschrieben wurde. Verzeih mir bitte hier meine Unwissenheit, war es hier eine christliche Kultur, in der das Gedicht angesiedelt war??? oder deine eigene Übersetzung? - Danke im voraus schon für deine Antwort und deine Mühe.

Birgit
 

Omar Chajjam

Mitglied
Das macht hier einen Exkurs über die Metaphorik un die Geschichte des Weins notwendig. Das geht ein bißchen weit.
Der Weinanbau und Weingenuß hat seine Wurzeln im Orient, genau in Persien. Eine Traubensorte heiß bis heute Shiraz. Der Weingenuß reicht bis weit in die islamische Zeit hinein. Die meisten Dichter dees Sufismus rühmen den Weingenuß. Zugleich aber ist der Wein die Metapher für Weisheit, die Schenke die Metapher für die Universität usw. Es ist sicher wichtig für die gesamte Literatur, die Schriftsteller dieser Zeit näher kennen zu lernen, allen voran Hafiz. Heute meint man, ohne sie ginge es auch, Goethe und seine Zeitgenossen waren nicht ganz so überheblich.

Gruß
Omar
 
Hallo Omar,

herzlichen Dank für die Aufklärung zu später Stunde.

Ich habe es genossen, informiert zu werden und wünsche Dir eine gute Nacht!

Birgit
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo,
es gefällt mir gut. Mir erscheint die Übersetzung gelungen.
Es ist immer besonders schwierig, die Form zu übertragen.

Endlich weiß ich, wo der Name herkommt.

Viele Grüße von Bernd


PS: Kann es sein, daß Du Deinen Regenschirm hast liegengelassen? (In Dresden?)

Ich habe einen gefunden, aber niemand vermißt ihn ...
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Liebe Sanne,

was meinst Du mit dieser Kritik? Ich verstehe es nicht ganz. Ist eine geheime Botschaft versteckt? Mir fehlt leider der Schlüssel???

Viele Grüße von Bernd
 

Omar Chajjam

Mitglied
Leider verstehe ich Sanne und diesen seltsamen anderen Beitrag nicht. Ich poste sehr selten eigene Beiträge nach oben. Das kann man leicht feststellen, da ich sehr viele Ordner mit keiner Antwort habe.

Das Gedicht selbst ist nicht unfertig. Die Beiträge im Literaturcafe beweisen, daß die Diskussionen von der Anfangsinterpretation her auch dem ganzen eine andere Richtung geben. Hier ein paar Beiträge:


Lieber Omar,
du hast ein gewaltiges Bild gemalt, Meer und Wind, dazwischen das Segelschiff. Es weckt viele Gedanken: Das schwache Wesen, das von elementaren Gewalten getragen wird, jederzeit aber von ihnen vernichtet werden kann.
Gruß
Wilhelm Riedel


Ach, Omar - ist das schön! Weckt Sehnsüchte, beachtet die Groß- und Kleinschreibung und die richtige Interpunktion und malt ein Bild, wie es ein Maler besser nicht malen kann...
Nur einen Satz würde ich etwas umstellen, da es ein bisschen holpert:

So schäumt und kocht es brodelnd um den Kiel....

Am besten gefällt mir die Zeile:


quote:
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Das träge Meer hebt wellenschwer den Rücken...
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Liebe Grüße von einer (insel-)sehnsuchtsvollen

Bine

[ 18-06-2001: Beitrag bearbeitet von: min eilun ]



ONITOR
registriert
Mitglied # 3398
Mitglied bewerten
erstellt 18-06-2001 22:02
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Ich möchte wenigstens sagen, dass mir der Text sehr gut gefällt.
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Beiträge: 80 | Registriert: May 2001 | IP: Gespeichert

wolf & gang
registriert
Mitglied # 2859
erstellt 19-06-2001 12:35
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hallo omar, die bewegung in diesen versen gefällt mir, weil in ihr irgendwie die wellenbewegungen nachklingen. ist schön beobachtet mit bugwelle und kielwasser, dazu gute bilder (träger rücken, pflüge!). die zeilenlänge ist unregelmässig, dennoch holpert nix.
wie das beschriebene bild (segelschiff) ist auch das gedicht in gewisser weise anachronistisch, absichtlich "altmodisch" und damit in sich stimmig.
grüsse
wolf & gang


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Beiträge: 295 | Registriert: Jan 2001 | IP: Gespeichert
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Sanne,

Du scheinst sehr sicher zu sein, daß Omar die Gedichte alle mit dem merkwürdigen UP!-display versehen hat.

Ich glaube eher, da hat ihm jemand einen bösen streich gespielt, entweder um die Leser zu ärgern, oder aus Dummheit, oder aus Unwissenheit, oder um Omar eine Freude zu machen oder ...

soviele oder.

Im Zweifel zu Gunsten des Angeklagten.
Ich spreche Omar frei von der Schuld, die Du ihm hier (unbedacht?) aufgebürdet hast.

Wer Oma's Helfer (nicht Omar's Helfer) ist, werden wir wohl kaum herausbekommen.

Sieh es nicht so verbissen.

Der Streich gegen Omar besteht darin, daß Massenpostings seltener gelesen werden, selbst, wenn es keine echten sind.

Omar's Gedichte entstanden im Verlauf eines größeren Zeitraums, wie man leicht erkennen kann, so man nur beachtet, wann er sie schrieb.

Viele Grüße von Bernd
advokatus poetoli
 



 
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