Sehnsucht

4,00 Stern(e) 5 Bewertungen

Tula

Mitglied
sehnsucht
(unter dem regenbogen: blau)

wir warteten den ganzen sommer bis
der knorrige in schweren ketten lag
vertrauen auf den fuß tritt folgte stets
ein schauer pflaumen klebten bald als saft
an gaumen hemd und unter unseren sohlen

der baum gab uns sogar den schatten vor
der laube wenn am sonntag nachmittag die
ganze sippe sich zum kaffee traf
die plauderei dann dies und jene und ich
staunte nur weil niemand traven las

mein langeweile blick verirrte sich
in seinen zweigen bis er durch und auf
stieg ganz nach oben wo der himmel schaut'
und ich verschlang sein blau in meine augen
trat der traum von wogen und sonst nichts
 
G

Gelöschtes Mitglied 24479

Gast
lieber Tula,
ein bisschen psychedelisch.
als wäre die pflaumen schon am vergären.
liebe grüße
charlotte
 

Tula

Mitglied
moin charlotte
'Psychedelisch' passt irgendwie gut auf den Zustand der Sehnsucht, damals besonders im Sinne der Fernweh ;)
LG
Tula
 

Chandrian

Mitglied
'Psychedelisch' passt irgendwie gut auf den Zustand der Sehnsucht, damals besonders im Sinne der Fernweh ;)
stimmt - ich finde sogar, dass das einen gewissen reiz hat. mich stört diese stimmung überhaupt nicht. im gegenteil, ich empfinde sie in diesem fall als sehr zutreffend. und wenn man voller sehnsucht warten muss, kann es auch passieren, dass währenddessen pflaumen vergären.
 

Tula

Mitglied
Hallo Chandrian und Trist
Herzlichen Dank für Kommentare und Sternchen. Ein paar Worte zum Gedicht und dem Stimmungsbild: ich schrieb es vor etwa 4 Jahren zum Thema "blau" einer Ausschreibung. Blau ist für mich die Farbe der Sehnsucht schlechthin, so kam ich auf die Sehnsucht zurück in die Kindheit (Opas Garten Pflaumen und Sonntag in Familie) als auch meine Fernweh schon damals, das Blau der See und alle Träume, die damit in Verbindung stehen. Vom zitierten Traven las ich nur ein Buch - das Totenschiff. Keine naive Seefahrtsromanze, sondern ein wirklich gutes Buch über die Erfahrungen eines 'staatenlosen' Seemanns auf einem Seelenverkäufer (Versicherungsbetrug war schon in den 20ern 'in')

An 'psychedelisch' dachte ich damals weniger, wobei Sehnsucht/Fernweh durchaus einem berauschenden Zustand entspricht. Meine Absicht erklärt jedenfalls die zum Teil übertriebene Verwendung der 'au'-Töne und Enjambements.

Ich schrieb dann für jede Farbe des Regenbogens ein kleines Gedicht. Findet ihr hier irgendwo.

LG
Tula
 
G

Gelöschtes Mitglied 24409

Gast
schauen - empfinden - malen ... ein leicht unruhiges Pendel!

Schönes Gedicht, Tula!


Kristian
 

Scal

Mitglied
Erinnert mich an meine Jugend, als ich mit Begeisterung mehrere Bücher von Bruno Traven las.

Lieben Gruß
Scal
 

Tula

Mitglied
Hallo Kristian
die Unruhe des Pendels nehme ich gern an und hoffe natürlich, dass es noch eine Weile schwingt.
LG
Tula
 

Tula

Mitglied
Hallo Scal
Ich sehe ein, ich sollte wohl auch noch mehr von ihm lesen. Kommt Zeit kommt Buch.

Dankend lieben Gruß
Tula
 



 
Oben Unten