Seilspringen (Limericks)

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Grafenwald

Mitglied
Seilspringen

Es war mal ein Mädchen aus Singen
Die wollte gern Seilchen springen
Doch sie hat leider keines
Drum nahm sie halt meines
Denn sie war stärker im Ringen

Ich rief meinen Bruder aus Vreden
Der soll mit dem Mädchen mal reden
Das lief nicht so gut
Sein Gesicht voller Blut
In drei Wochen zieh‘ n sie ihm die Fäden

Da ist noch die Schwester in Zwolle
Die gerät schnell mit wem in die Wolle
Auch sie traut sich ‘ran
Und verliert irgendwann
Und ihr Gesicht sieht aus wie ‘ne Knolle

Nun ruf ich den Vater aus Hagen
Er kann diese Schlacht für mich schlagen
Er wird überrumpelt
Ist völlig verkrumpelt
Sagt: ich soll ihn nie mehr was fragen

Meine Mutter wohnt in Grevenbroich
Und sagte: Das ist wohl zuviel für euch
Dachte, sie kann es besser
Und lief voll ins Messer
Das letzte was wir hörten war: „Keuch“

Ich ging dann in die Stadt Weil
Und kaufte dem Mädchen ein Seil
Jetzt können wir springen
Von Hamburg bis Singen
Und finden das ziemlich geil
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Grafenwald, herzlich willkommen in der Leselupe.

Limericks sind eines der schwierigsten Fächer innerhalb der Lyrik.
Du hast eine Folge zusammengehöriger Limericks geschrieben.

Insgesamt kann man es wie ein Lied betrachten, im Limerick-Ton gesungen.

Zunächst zum Formalen:

1. Rhythmik: Der Auftakt jedes Verses kann variieren. Das ist in Ordung. Manche betrachten es als Fehler, im Sinne des Limericks ist es aber keiner.

Normalerweise ist es in den anderen Teilen sehr streng.

Und hier habe ich zwei Abweichungen gefunden:
Die erste ist die komplette vorletzte Strophe:

Meine Mutter wohnt in [blue]Grevenbroich[/blue]
[blue]Und sagte: Das ist wohl zuviel für euch
[/blue]Dachte, sie kann es besser
Und lief voll ins Messer
[blue]Das letzte was wir hörten war: „Keuch“[/blue]

Hier haben wir das Problem, dass "Grevenbroich" überhaupt nicht ins Schema passt, ohne Tonbeugung anzuwenden. Es wird wahrscheinlich auf der ersten und letzten Silbe betont. Wir erhalten eine Verschiebung zu einer Betonung auf der letzten Silbe. Wir können es so betrachten, dass sie die Betonung in den anderen Silben "wackeln" lässt und verschiebt. Man kann es ablehnen oder akzeptieren.
Es ist übrigens eine Abart vom "optischen Reim", nur falsch gesprochen ein "echter" Reim, das ist nicht ganz so schlimm, wenn man kein Grevenbroicher ist. Es wird "oo" (als langes "o")statt "eu" gesprochen. Das wissen aber nur die Leute aus der Gegend. Das "i" ist ein "Dehnungs-i". ngz: http://www.ngz-online.de/grevenbroich/nachrichten/gedehntes-grevenbroich-1.162887, Duden: http://www.duden.de/sprachratgeber/zweifelsfaelle-bei-der-aussprache

Empfehlung: Gesamte Strophe überarbeiten.


Die zweite Abweichung ist "Und finden das ziemlich geil".
Das lässt sich durch Verlängerung von "ziemlich" hinbiegen.

Empfehlung: So lassen.

Ich würde die Satzzeichen vollständig setzen, aber es unterliegt der künstlerischen Freiheit und ist hier konsistent.

Inhaltlich wird eine Geschichte in mehreren Kapiteln erzählt. Da "Und finden das ziemlich geil". die Schlusspointe ist, erscheint es mir zu schwach. Man könnte es aber als Untertreibung auffassen.
 

Kaleidoskop

Mitglied
Hallo Grafenwald,

und herzlich willkommen. Ich mag Limericks.

Gute Limericks sind schwer zu schreiben - ein gutes Limerickgedicht unglaublich schwer.

Für den Limerick braucht man den Verstakt Anapäst (Unbetont-Unbetont-Betont-Versmaß).
Die Zeilen 1, 2 und 5 müssen 3 Hebungen aufweisen (der Auftakt sollte in diesen Zeilen gleich sein - ob man nun jambisch oder trochäisch beginnt), die Zeilen 3 und 4 zwei Hebungen.

Der einzige Vers, auf den das zutrifft ist dieser:
Nun ruf ich den Vater aus Hagen
Er kann diese Schlacht für mich schlagen
Er wird überrumpelt
Ist völlig verkrumpelt
Sagt: ich soll ihn nie mehr was fragen
Die anderen sind gereimte aabba-Fünfzeiler. Der schwarze Humor, den ein Limerick ausmacht oder die witzige Pointe macht sich auch ein wenig rar.

Vielleicht magst du es noch überarbeiten - oder gar kürzen.

lg,
Kalei
 

Grafenwald

Mitglied
Vielen Dank für die Anregungen.
Ja, da kann man noch einiges verbessern.
Ich werde das Gedicht definitv noch mal überarbeiten.
 



 
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