sein Besuch

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wiesner

Mitglied
Danke, lieber Dio, muss mich erst wieder sortieren nach einer kleinen Reise.
Von Dir habe ich einige Texte überflogen - komme darauf zurück.

Gruß Béla
 

chlorwiese

Mitglied
es war wie so oft
die Mutter schälte Kohlrabi
Vater enthäutete Kupferdrähte

unser Inneres klären
Diese Aufschlüsselung finde ich überzeugend.
Und zum Schluss die Reserviertheit wie diese Szene aufgeschlüsselt wird ist grenzwertig gut.
Als wären alle Mitglieder der Gemeinschaft im Alltag "ersoffen".
 

wiesner

Mitglied
Die Mitte ist die vorgezogene Pointe, die den einfachen Schluss gewissermaßen nach oben drückt - hier die 'frierende' Haut, dort die Enthäutungen.
Das einzelne Betrachten ist ebenso möglich ...

Als wären alle Mitglieder der Gemeinschaft im Alltag "ersoffen"
Glänzend formuliert!
Ich danke Dir herzlich, bester chlor.

Béla
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Bèla,

so läuft es leider oft bei diesen Besuchen. Die Mutter steht teilnahmslos am Herd, während der Vater mal wieder der Meinung ist, dass Inneres geklärt werden muss. Kein Wunder, dass das lyr.ich dann frierend im Mantel vor dem Haus landet.
Das ist ausgezeichnet in Szene gesetzt!

Liebe Grüße
Manfred
 
Die Mutter schälte Kohlrabi
Vater enthäutete Kupferdrähte

unser Inneres klären
Dieser Dreiklang trifft doch total !!!

Die Bilder finden mich sofort und frappieren - dieses frappierende Moment hat für mich etwas von rilkes intuitiver Einsichtsfähigkeit. Völlig zeitlos.

Es braucht für mich unbedingt hier auch die versehrte notiz in v3 das zurückgeworfene in seinem Kampf zwischen aussen und Innenwelt

Ganz tolle Meditation lieber bela

Mes compliments

Dio
 
Zuletzt bearbeitet:

fee_reloaded

Mitglied
die Mutter schälte Kohlrabi
Vater enthäutete Kupferdrähte

unser Inneres klären
Wow! Sehr eindringlich und toll, wie sich da übers Schälen und Enthäuten zum Blanklegen des Inneren vorgearbeitet wird!

Das "Enthäuten", das da so gekonnt wie nebenbei im Text platziert steht, ihn aber durchdringt als Thema und trägt, finde ich wirklich großartig gemacht, lieber Béla.

In diesem einen Wort steckt alles an Wucht, Härte und Brutalität, das die äußere Fassade der Familie und des Textes parallel dazu zu kaschieren versuchen. Erfolglos. Dein Text entlarvt, dass es mich frieren macht. Sehr sehr gut!

Begeisterte liebe Grüße,
Claudia
 

wiesner

Mitglied
@Franke @Dionysos von Enno @fee_reloaded

Euch meinen Dank für Eure Post, in der persönliche Sichten und Empfindungen geschrieben stehen. Auf solche Ehrlichkeiten freue ich mich immer ganz besonders!

Ich arbeite seit einiger Zeit an Siebenzeilern, deren Kompaktheit enorme Sprüh/Sprengkraft in sich bergen und entwickeln kann, sofern das technische Drumherum adäquat ist. Erstaunlich, welche Form-Inhalt-Gestaltung dieses (europäische, nicht japanische!) Kurzgedicht anzubieten hat.


Gruß Béla
 

sufnus

Mitglied
Hey Béla,
ich mag es auch sehr!
Sehr interessant find ich auch die formale Gestaltung als kurzzeilig, reimloses Gedicht mit 3 + 1 + 3 Zeilen, wobei die Mittelzeile so eine Art Scharnierfunktion zwischen den zwei Dreizeilern ausübt. Du deutest an, dass Du hier eine (europäische) Kurzgedichtform verfolgst. Ist dieses 3 + 1 + 3-Schema eine "offizielle" Kurzform? Kannte ich so bis dato noch nicht. :)
Sehr cool!
LG!
S.
 

wiesner

Mitglied
Hallo sufnus,

nein, ist keine offizielle Kurzform. Beim Sichten und Aufräumen meines privaten Lit.archivs sind mir viele europäische/japanische Kurzgedichte in die Hand gefallen. Die japanischen sind klar - das über tausend Jahre alte Tanka (5-zeilig) und das sich später daraus abgespaltene Haiku (3-zeilig). Unter den höherzeiligen (bis 9) fand ich - warum auch immer - viele 7-zeilige Texte, das machte mich stutzig ... alle möglichen Zeilenvariationen tauchten da auf, z.B. 7+0, 6+1, 1+5+1(sehr interessant!), 4+2+1(Halbierungsstufen), 2+2+2+1 (mit Reimungen, z.B. aabbccd) und so weiter ...

Ich arbeite, wie berichtet, weiter an dieser interessanten Entdeckung ... möglichweise lag/liegt mir dieses Formangebot. Es inhaltlich zu füllen, ist allerdings oft schwieriger als man denkt. Überladenheit kann dieses Sieben-Zeilen-Pflänzlein augenblicklich brechen, Unterforderung lässt es schnell austrocknen.

Ja, die Scharnierfunktion - hier zwingend nötig zwischen zwei antipodischen Szenen!

Danke für Deine schöne Post!

Béla
 



 
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