Sein Wille

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Profatus

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Hallo an alle !

Ich habe den Text soeben überarbeitet (ich bin nicht sicher, ob das in der Übersicht zu erkennen ist).

Die Verbesserungsvorschläge habe ich größtenteils umgesetzt. Hoffe ich jedenfalls.
Natürlich ändert das am Plot an sich nichts, so dass ich nicht erwarte, dass Euch die Geschichte (bzw. der Text) nun richtig gut gefällt.
Aber vielleicht fällt das Urteil wenigstens etwas besser aus.
Ich bin gespannt...

Gruß, Profatus
 

Wipfel

Mitglied
Warum sollte das keine Kurzgeschichte sein? Über Geschmack lässt sich streiten, doch die Kriterien einer KG sehe ich erfüllt.

Einen Hinweis:

Der Professor betrat sein Arbeitszimmer, ließ sich mit einem dumpfen Räuspern auf den barocken Stuhl vor dem Schreibtisch nieder und zog behutsam den Papierstapel aus seiner Tasche.
Wenn der Professor - und nicht ein Großraumbüromensch - sein AZ btritt, dann sehe ich den Stuhl hinter und nicht vor dem Schreibtisch. Überhaupt braucht es die Lokalisierung des Sitzmöbels aus meiner Sicht nicht.

Grüße von wipfel
 

Profatus

Mitglied
Hallo Wipfel,

vielen Dank für Dein Feedback.

Für mich ist das auch weiterhin eine Kurzgeschichte. Danke für die Bestätigung :)
Ich wollte mit meinem letzten Beitrag nur zeigen, dass ich die bisherigen Kritiken respektiere. Und wer hier keine Geschichte sieht, muss das auch nicht.

Zu Deinem Verbesserungsvorschlag:
ich habe tatsächlich selbst einen Moment lang überlegt, ob "vor" oder "hinter" besser passt. Jedoch wollte ich an dieser Stelle deutlich machen, dass er sich a) an den Schreibtisch setzt (ohne dafür einen weiteren Satz einzubauen) und b) um selbigen herumgelaufen ist. Darum hat bei mir dann das "vor" gewonnen.

Folgender Kompromissvorschlag:
"Der Professor betrat sein Arbeitszimmer, ließ sich mit einem dumpfen Räuspern auf den barocken Stuhl [blue]am[/blue] Schreibtisch nieder und zog behutsam den Papierstapel aus seiner Tasche."
Ja, ich glaube das ist ganz gut, oder?! Werde es bei Gelegenheit ändern.

Gruß, Profatus
 

Profatus

Mitglied
Hallo DocSchneider,

vielen Dank! Es freut mich, dass die Änderungen gut ankommen.

Wipfel habe ich auch eben gerade geantwortet, die entsprechende Änderung folgt.

Gruß, Profatus
 

Profatus

Mitglied
Sein Wille

Der Professor betrat sein Arbeitszimmer, ließ sich mit einem dumpfen Räuspern auf den barocken Stuhl am Schreibtisch nieder und zog behutsam den Papierstapel aus seiner Tasche. Eilig, sogar ein wenig aufgeregt, durchblätterte er die Zettelsammlung.
Ungefähr in der Mitte des Stapels fand er, wonach er gesucht hatte.

»Eloy«, flüsterte der Professor voller Vorfreude und zog die Hausarbeit hervor.
Dieser Student war ganz nach seinem Geschmack, er hatte die richtigen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Karriere. Als renommierter Psychologie-Professor konnte er das mit Sicherheit beurteilen. Der Junge benötigte nur ein paar wegweisende Anstöße. Deshalb war er sehr gespannt darauf, ob sich der Lehrling seine Ratschläge und Hilfeleistungen zu Herzen genommen hatte.

Wie gewohnt fiel sein erster Blick auf das Literaturverzeichnis am Ende. Namen wie Kernberg, Wirth und Zimbardo suchte und fand er dort. Der Professor lächelte zufrieden. Er machte sich nun daran, die Arbeit von Beginn an zu lesen.

Die Einleitung war viel zu lang. Bereits auf Seite drei fand er den ersten Rechtschreibfehler. Eine der aufgestellten Thesen auf Seite sieben war eindeutig Muzafer Sherif zuzuordnen, was der Student jedoch nicht entsprechend angegeben hatte.

Der Professor spürte die Wut in sich aufsteigen. Mit jeder Zeile, die er las, schien sich seine Stimmung zu verschlechtern. Als er auf Seite elf einen weiteren Rechtschreibfehler entdeckte, nahm er die Unterlagen energisch in beide Hände und schlug sie mehrfach auf die robuste Schreibtischplatte. Erst als seine Fingerknöchel zu schmerzen begannen, hielt er inne. Regungslos und mit geschlossenen Augen versuchte er, sich zu beruhigen. Das Pochen in den Fingern wurde langsam erträglich, der Puls senkte sich wieder.

Abfällig legte er die Arbeit zurück zu den anderen. Dann wischte er sich mit einem Taschentuch nachlässig das Blut von den wunden Händen.

Seine Aufmerksamkeit richtete sich bereits auf die Schrankwand links von ihm. Er ließ das rote Tuch achtlos zu Boden fallen und schritt hinüber zu den dunklen Holztüren, um sie zu öffnen. Die opulente Technik im Inneren brachte er mit geübten Fingern schnell zum Laufen.

Bereits wenige Sekunden später flackerte der Monitor auf. Der Professor lächelte zufrieden. Die Investition in das sehr teure Überwachungssystem hatte sich wahrlich gelohnt, die Kamera lieferte ein qualitativ hochwertiges Bild. Es zeigte den Keller seines Hause, der aber keinerlei Ähnlichkeit mehr mit seinem ursprünglichen Wesen hatte. Für seinen jetzigen Zweck jedoch wirkte er perfekt.

»Hallo Adam«, sagte der Professor und umklammerte dabei erregt das kleine Mikrofon.
Der Mann auf dem Monitor richtete sich auf. Erschrocken blickte er zu allen Seiten.
»Was? Wer ist da?«, rief er ängstlich. Durch die kleinen Lautsprecher klang seine Stimme etwas mechanisch und ziemlich leise.
»Wie geht es Dir heute, Adam?«, fragte der Professor einfühlsam.
»Hören Sie, hier liegt eine Verwechslung vor. Mein Name ist nicht Adam. Sie haben den Falschen. Lassen Sie mich raus!«

Der Professor drehte an einigen Knöpfen, bis ihm der Klang aus den Lautsprechern besser gefiel.

»Und«, fragte er, während er immer noch mit der Armatur beschäftigt war, »wie gefällt Dir Dein neues Reich?«

Der Mann auf dem Bildschirm schaute irritiert um sich. Sein Blick fiel auf den Kunstrasen, die künstlichen Pflanzen und die blau und weiß gestrichenen Wände. Der Raum hatte keine Fenster und scheinbar auch keine Türen, so dass er sich fragte, wie er überhaupt hier herein gebracht worden war. Er blickte wieder auf die Kamera an der Decke.
»Hören Sie mir eigentlich zu? Ich sagte, dass ich nicht dieser Adam bin. Sie haben den Falschen eingesperrt!«

Der Professor lächelte.
»Es ist wunderschön, oder? Ein kleines Paradies.«

Seine Gedanken wurden jäh unterbrochen. Der Vibrationsalarm seines Handys erzeugte ein störendes und unangenehmes Geräusch. Missmutig schaltete er das Mikrofon aus. Dann wühlte er in der Tasche nach dem Telefon. Eine junge Frauenstimme ertönte am anderen Ende.

»Herr Professor! Schön, dass ich Sie erreiche. Ich hoffe, ich störe nicht. Sie hatten mir heute nach der Vorlesung gesagt, ich könnte Sie am Nachmittag anrufen. Erinnern Sie sich?«

Er fasste sich zerknirscht an die Stirn. Er hatte es vergessen.

»Ja, natürlich. Ich erinnere mich. Aber leider ist mir etwas Wichtiges dazwischen gekommen. Ich fürchte, wir müssen unser Gespräch vertagen.«
»Oh. Ja, verstehe. Schade.«

Die junge Frau klang enttäuscht.

»Wissen Sie, ich habe ein paar dringende Fragen zu meiner Hausarbeit. Der Abgabetermin ist bereits in dreizehn Tagen. Ich wäre Ihnen unendlich dankbar, wenn wir zeitnah darüber sprechen könnten.«

Der Professor sah nachdenklich auf den Monitor.

»Ich mache Ihnen einen Vorschlag: kommen Sie doch einfach am Samstag zu mir nach Hause. Dann werde ich für Sie Zeit haben. Die Adresse haben Sie, richtig?«
»Ja, habe ich. In Ordnung, wunderbar. Vielen Dank. Wann passt es Ihnen denn am Samstag?«
»Sagen wir um eins? Oder nein, besser um zwei Uhr.«
»Gut, ich werde da sein. Nochmals besten Dank!«
»Keine Ursache. Dann also bis Samstag, Eve.«
»Elisabeth!«
Der Professor horchte erschrocken auf. »Wie bitte?«
»Elisabeth!«, wiederholte die Frau. »Mein Name ist Elisabeth. Nicht Eve.«
»Ja, natürlich. Elisabeth!«, erwiderte der Professor aufgeregt. »Ich war in Gedanken.«
 



 
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