selbst der wind

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HerbertH

Mitglied
selbst der wind

vor mir quer die landstraße

neben dem blick auf das dummphone
ab und zu ein wagen oder ein motorrad

unter meinem most valued of all
rotlackierte bohlen einer bank
mit aussicht über straße tal und hof

über mir himmelsfetzen
zwischen laub und nadeln

aber hinter mir im wald und rund um mich
perliger klang einer frei-luftigen geige

auch die kleinen sänger lauschen
um ihr in den kurzen spielpausen
flirtend zuzutirillieren

selbst der wind hält inne
um sich zu ergötzen
 

anbas

Mitglied
Hallo Herbert,

ein sehr stimmungsvolles Gedicht, das mir gefällt. Allerdings frage ich mich, ob "dummphone" und "most valued of all" wirklich sein müssen. Die Worte wirken wie Fremdkörper - was im Zusammenhang mit dem Gedicht auch passen könnte, mir persönlich aber nicht so zusagt.

Liebe Grüße

Andreas
 

HerbertH

Mitglied
selbst der wind

vor mir quer die landstraße

neben dem blick auf mein schreibutensil
ab und zu ein wagen oder ein motorrad

unter dem gepolsterten hinterteil
rotlackierte bohlen einer bank
mit aussicht über straße tal und hof

über mir himmelsfetzen
zwischen laub und nadeln

aber hinter mir im wald und rund um mich
perliger klang einer frei-luftigen geige

auch die kleinen sänger lauschen
um ihr in den kurzen spielpausen
flirtend zuzutirillieren

selbst der wind hält inne
um sich zu ergötzen
 

Label

Mitglied
Lieber Herbert

in der Tat gefällt mir dein Gedicht so noch besser, obwohl ich auch von Anglizismen befallen bin ;)
zudem hatte ich obendrein noch eine Alternativübersetzung angedacht, die sich nicht so gut in das Gesamtbild eingefügt hätte.

Insgesamt ließt es sich wie die Beschreibung eines zufriedenen glücklichen Momentes - schön!

Label
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Herbert,

auch mir gefällt Deine Wahrnehmung eines glücklichen Augenblicks.

Ich würde den Text aber etwas verkürzen.

Die zweite Strophe könnte nach meinem Empfinden gänzlich wegfallen.

Dann hast du:

neben mir
über mir

und wenn Du in der letzten Strophe das "aber" wegläßt, dann hast Du dort hinter mir.

Also:

neben
über mir
hinter mir

Auch das rund um mich ist eigentlich entbehrlich:

hinter mir im wald
perliger klang einer frei-luftigen geige

Vielleicht schreibst Du es einfach mal für Dich so auf, um zu überprüfen, ob es Dir so konzentriert auch besser gefällt, könnte ja sein. :)

Die letzten beiden Strophen machen hauptsächlich den Reiz des Textes aus und ich finde sie sehr gelungen. Wenn selbst der Wind sich ergötzt...das hat etwas Märchenhaftes und entführt den Leser in eine verzauberte Welt.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

HerbertH

Mitglied
Liebe Vera-Lena,

vielen Dank für Deine Vorschläge. Ich habe auch schon darüber nachgedacht, ob Strophe 2 weggelassen werden kann, mich bisher aber dagegen entschieden: Ich möchte gern den Kontrast zwischen den "alltäglichen" Beobachtungen und dem fast wundersamen Klangerlebnis am Ende sehr deutlich machen. Daher auch das "aber". Mich würde interessieren, wie Du und andere Leser das sehen.

Das "rund um mich" ist aus meiner Sicht auch wichtig: Ohne gäbe es keine Spur von dem Echo-Effekt, wo hinter dem Erzähler gespielt wird, aber der Klang bei genauem Zuhören von allen Seiten kommt.

Das besondere Erlebnis wird für mich in den letzten drei Strophen (nicht nur den letzten beiden) beschrieben.

Was sagst Du dazu?

Danke und herzliche Grüße

Herbert
 

HerbertH

Mitglied
Liebe Label,

sorry, jetzt habe ich erst auf Vera-Lena geantwortet, obwohl Du ja früher "dran" warst :).

Tatsächlich kann man den Moment mit dem aus der Mode gekommenen
"zauberhaft" gut beschreiben.

Danke für Deine Gedanken und Deine großzügige Wertung :)

Liebe Grüße

Herbert
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Herbert,

wenn es Deine Absicht ist, Alltag und besonderes Erlebnis nebeneinander zu stellen, dann sollte alles so bleiben, wie Du es beschrieben hast.

Die dritte Strophe ermöglicht ja erst das besondere Erlebnis, insofern hast Du natürlich auch Recht, dass sie der Besonderheit zugehörig ist.

Einzig das "rund um", welches Du jetzt als Echo-Effekt erläuterst, will sich mir nicht aus dem Text selbst erschließen.

Ansonsten ein gelungener Text.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Ja, das wäre sehr gut, lieber Herbert. Manchmal muss man die Dinge ganz direkt aussprechen.

Wünsche Dir eine gute Nacht.

Vera-Lena
 

HerbertH

Mitglied
selbst der wind

vor mir quer die landstraße

neben dem blick auf mein schreibutensil
ab und zu ein wagen oder ein motorrad

unter dem gepolsterten hinterteil
rotlackierte bohlen einer bank
mit aussicht über straße tal und hof

über mir himmelsfetzen
zwischen laub und nadeln

aber hinter mir im wald
perliger klang einer frei-luftigen geige
und ihr echo rund um mich

auch die kleinen sänger lauschen
um ihr in den kurzen spielpausen
flirtend zuzutirillieren

selbst der wind hält inne
um sich zu ergötzen
 

anbas

Mitglied
Hallo Herbert,

ich bin erstaunt, wieviel noch aus diesem Gedicht, das mir ja von Anfang an gut gefallen hat, noch herauszuholen war/ist.

Jetzt stolpere ich allerdings über eine Sache, die eventuell schon in Richtung "kleinlich" geht, doch ich will es zumindest anmerken:
unter dem gepolsterten hinterteil
rotlackierte bohlen einer bank
mit aussicht über straße tal und hof

über mir himmelsfetzen
zwischen laub und nadeln
Mein Stolperer hängt mit den beiden "über" zusammen, die für mein Empfinden zu dicht zusammen liegen. Doch nicht nur das dichte Zusammenliegen ist es, was ich als störend empfinde. Du hast klare Richtungsangaben dazu, wo was zu sehen ist: vor, neben, unter, über, hinter. Keines der Wörter taucht doppelt auf, nur das "über" - irgendwie ist eins zu viel, finde ich.

Liebe Grüße

Andreas
 

HerbertH

Mitglied
selbst der wind

vor mir quer die landstraße

neben dem blick auf mein schreibutensil
ab und zu ein wagen oder ein motorrad

unter dem gepolsterten hinterteil
rotlackierte bohlen einer bank
mit aussicht hin zu straße tal und hof

über mir himmelsfetzen
zwischen laub und nadeln

aber hinter mir im wald
perliger klang einer frei-luftigen geige
und ihr echo rund um mich

auch die kleinen sänger lauschen
um ihr in den kurzen spielpausen
flirtend zuzutirillieren

selbst der wind hält inne
um sich zu ergötzen
 

HerbertH

Mitglied
Lieber Andreas,

Deinen Hinweis mit der Dopplung habe ich gerne aufgegriffen und eines der "über" durch "hin zu" ersetzt.

Danke dafür und die guten Worte zu dem Gedicht.

Ich denke, dass die Textarbeit hier wunderbar geklappt hat. Allen "Spendern" sei herzlich gedankt! :)

Liebe Grüße

Herbert
 



 
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