selbstbild

4,40 Stern(e) 5 Bewertungen

Schreibfan

Mitglied
In diesen Gedicht stecken sehr ausdrucksstarke Bilder. Ich kann mich sehr gut darin wiederfinden. Gedanken können weh tun, einen auch erschrecken. Ich würde allerdings aus "manchmal zersplittert ein Teller" ein "manchmal zersplittert eine Idee" oder ähnliches machen. Denn du sprichst ja nicht wirklich von Tellern, oder habe ich das falsch verstanden?

LG Schreibfan
 

fee_reloaded

Mitglied
Ein gut gewähltes Bild, lieber Önder,

die Porzellanteller als Gedanken unseres Selbst.
Es gibt da diesen sehr richtigen und treffenden Satz "Eigen- und Fremdwahrnehmung gehen meist auseinander". Das Bild, das wir uns von uns selbst machen, ist nicht immer das, was bei anderen ankommt. Und manchmal - wenn einer es wirklich ehrlich mit uns meint - müssen wir uns von einem falschen Bild, einem Porzellanteller, schmerzlich verabschieden und erkennen, dass wir dem Ideal, das wir da so gerne in uns wahrgenommen hätten, gar nicht gerecht werden...

ich schneide mich
blute während ich sie aufsammle
verabschiede mich von einem stück
meines selbst
Das Gute daran: meist erinnert uns diese kleine Narbe, die auch mit der Zeit verblasst, daran, wo wir eigentlich hinwollten mit uns selbst...und das ist durchaus hilfreich und positiv, wenn's um das eigene Besser-Werden geht... ;)

Sehr gerne gelesen!
Liebe Grüße,
Claudia
 

Arcos

Mitglied
Herzlichen Dank ihr Lieben für die gute Resonanz.

Ja es kann tatsächlich in viele Richtungen gehen.

Ein Aspekt wäre das Älterwerden.
Wir entwickeln ein körperliches und geistiges Bild von uns. Wir wissen, wer wir sind und was wir können. Wir hegen und pflegen unsere Fähigkeiten und unsere Gedanken über uns selbst. Dabei bleibt das geistige Bild am längsten unverändert.

Tja, bis wir eines schönen Tages feststellen müssen, dass wir etwas nicht mehr sind oder nicht mehr können. Wir müssen uns nicht nur vielleicht körperlich zurücknehmen, sondern auch unser geistiges Bild korrigieren. Das ist meistens mit etwas Schmerz verbunden. Wir müssen uns von einem Teil von uns verabschieden.

Als wir geboren wurden, kamen wir mit nichts. Wir hatten vielleicht noch nicht mal einen Namen. Und wenn wir gehen müssen, werden wir auch mit nichts gehen. Vielleicht haben wir auch unseren Namen vergessen, wenn wir die Türe öffnen und in das Mysterium zurückkehren.

Und dazwischen ist nur ein Bindestrich, der das Geburts- und Todesdatum trennt. Das nannten wir „unser Leben“.

Liebe Grüße
Önder
 
Zuletzt bearbeitet:



 
Oben Unten