Hallo Cellist,
danke für deine Meinung.
Ein senryu ist ja ein Haiku, im Gegensatz zum klassischen rein naturbezogenen Haiku aber ein Text, in dem persönliche Sicht- und Denkweisen geäußert werden können. Diese Möglichkeit nutze ich in vollem Umfang, d.h. alle Silbenvorgaben, die möglich sind, also 5-7-5, werden mit dem Textinhalt versehen. So entsteht auf ganz kleinem Raum eine 'Geschichte', die im senryu möglich ist, im klassischen Haiku nicht, da hier Andeutungen, Schwingungen, Nachhall und Empfindungen vordergründig sind. "Erneuter..." ist deshalb nicht einer 5-7-5 geschuldet, sondern dem Ausschöpfen des Silbenangebots. Ich muss dieses Angebot nicht annehmen und könnte kleiner und silbenreduzierter schreiben - aber hier habe ich die 5 im ersten Vers gewollt, weil ich als Plot die 5 im dritten Vers sichern wollte.
Zu 5-7-5 sei noch gesagt, dass dies ursprünglich eine Vereinbarung war, die nötig war, weil die strenge japanische Formalvorgabe in sog. Moren definiert war, die kongenial ins Deutsche nicht übersetzbar war/ist. Deshalb hat man aus der Anzahl der jap. Moren ein Silbenangebot gemacht, das für das 'deutsche' Haiku zur Richtschnur wurde. Viele wunderbare Haiku sind schon vor Jahrzehnten in 5-7-5 geschrieben worden. Heute ist dieses System eher veraltet, wenn auch nicht falsch oder sogar schlecht (Stichwort: Geschmackssache). Es möge jeder Haikudichter herausfinden, in welche Formsprache er seinen Text hineingibt, aber eines muss sicher sein: Es soll ein Haiku/senryu sein!
Danke noch mal Cellist und
Schöne Grüße
DOSchreiber