Senza amore (Sonett)

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Rudolph

Mitglied
[ 4]
Ich schrieb dir einst voll Liebe ein Sonett
Und wollte damit deine Gunst gewinnen.
Du solltest einfach neu mit mir beginnen.
Jedoch du fandest mein Gedicht bloß nett.

Ich öffnete mein Herz dir voll Gefühl
Und gab mich damit ganz in deine Hände.
Noch eh es anfing machtest du ein Ende.
Du hattest einfach nicht dasselbe Ziel.

Vielleicht war es für uns auch besser so,
Denn Ungewissheit ist schwer zu ertragen.
Und Liebe, unerwidert, macht nicht froh.

So will ich freudig heute dir entsagen,
Und wünsche mir, du fühltest ebenso.
Was nie begonnen, braucht man nicht begraben.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Ich finde es auch bloß nett, sonst nichts, denn es hat mit Liebe so wenig zu tun, daß es mich nicht berührt. Denn Liebe wird durch Erfolglosigkeit nicht beendet, sondern gesteigert.
 

Rudolph

Mitglied
Hallo Mondnein!

Nicht ohne Grund habe ich das Gedicht Senza amore (Ohne Liebe) genannt. Es handelt vom Missbrauch der Dichtung, das weibliche Geschlecht zu beeindrucken. Die beiden Dreizeiler beschreiben das Fuchsdenken hinsichtlich der zu hoch hängenden Trauben.

Es freut mich, dass du es wenigstens nett findest.

LG Rudolph
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
drei Grazien

Und Liebe, unerwidert, macht nicht froh.

So will ich freudig heute dir entsagen,
Gut: das Lied ist in sich stimmig, konsequent, ein gutes Sonett, meinem Eindruck nach.
Es sind nun drei Ebenen, in denen "Liebe" behandelt wird: Die des ursprünglichen Werbegedichts, auf das dieses Sonett bezugnimmt, dann die "Liebe" des Lyri, die aber eben den Mangel an sich hat, daß sie "nicht froh macht", weil sie "unerwidert" ist und deshalb die praktische Folge nach sich zieht, daß das Lyri freudig der Geliebten (ist das Dativ-Objekt vor "entsagen" eigentlich korrekt?) "entsagen" will. Das Lyri wird entlarvt als unkundig der Liebe, die alle Erwartung übersteigt. Und die dritte Ebene (außerhalb des Lieds, außerhalb des Lyri, aber vom Autor fest-gestellt ...) ist dann die der wahren Liebe, die angesichts des unbefriedigten Lyris die Augenbrauen hochzieht. Oder schmunzelt. Oder eben Sonette zur Welt bringt.
 

Rudolph

Mitglied
Hallo Walther,

danke, dass du dich mit meinem Sonett beschäftigst.

Kürzlich habe ich gelesen, "nett" sei die kleine Schwester von S...
Ich hoffe, du meinst es nicht in diesem Sinn. :D

Für die letzte Zeile hatte ich selbst auch schon mehrere Möglichkeiten durchprobiert.
'begonnen' hat einfach einen weicheren Klang als 'begann'. Andrerseits ist 'brauchen' im Sinne von 'müssen' nicht in allen Regionen üblich. Im Hinblick darauf nehme ich deinen Vorschlag an und ändere die letzte Zeile, auch wenn sie dadurch härter und schärfer klingt.

LG Rudolph
 

Rudolph

Mitglied
[ 4]
Ich schrieb dir einst voll Liebe ein Sonett
Und wollte damit deine Gunst gewinnen.
Du solltest einfach neu mit mir beginnen.
Jedoch du fandest mein Gedicht bloß nett.

Ich öffnete mein Herz dir voll Gefühl
Und gab mich damit ganz in deine Hände.
Noch eh es anfing machtest du ein Ende.
Du hattest einfach nicht dasselbe Ziel.

Vielleicht war es für uns auch besser so,
Denn Ungewissheit ist schwer zu ertragen.
Und Liebe, unerwidert, macht nicht froh.

So will ich freudig heute dir entsagen,
Und wünsche mir, du fühltest ebenso.
Was nie begann, muss man auch nicht begraben.
 



 
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