September

Brigitte

Mitglied
Ich schau am Morgen aus dem Fenster,
und seh den Nebel auf dem Feld.
Er zieht einher wie große Gespenster,
der Herbst früh seinen Einzug hält.

Die Wärme geht aus allen Räumen,
Kühle zieht ein in unser Haus.
So manche Seele hört auf zu träumen,
das Herz haucht seinen letzten Atem aus.

Zurück da bleiben leere Wände,
zurück bleibt die Erinnerung.
Wenn mich nochmal meiner Mutter Hände
umfangen täten, was gäb ich drum.

Bald werden liegen viele Blätter,
vom Herbst gefärbt, gelb und braun,
an ihrem Grab, bei jedem Wetter,
wo sie nun träumt den längsten Traum.

Nebel liegt mir auf dem Herzen,
so wie auch draußen auf dem Feld.
Doch einmal vergeh`n auch diese Schmerzen,
denn das Leben geht weiter auf der Welt.
 

La Luna

Mitglied
Hallo Brigitte,

die Schmerzen vergehen und das Leben geht weiter, aber die Lücke, die bleibt.
Ich wünsche dir viel Kraft!


Liebe Grüße
Julia
 

Feder

Mitglied
Ich sah durch dich an diesem Morgen
den zarten Dunst über dem Feld.
sah die Gespenster – deine Sorgen –
sie huschten durch die Zwischenwelt.

Ich sah die grauen Kampfgewänder.
Doch dann sah ich ein gelbes Licht.
Es wirkte wie ein Leuchtturm – Sender.
Etwas, wodurch die Hoffnung spricht.

Ich hab versucht, Signal zu geben.
Dann, nach Minuten, schien es mir,
als zöge mich ein fremdes Leben
kurz zu sich her und spricht von dir.

Ich sah für dich sehr schöne Sterne.
Fühlte, was niemals von dir geht.
Den Wert der Liebe – deren Wärme.
Erfuhr, was ewig fortbesteht.

Ich fragte nach dem Sinn der Blässe.
Dem Nebel – und, was er enthält.
Sein Dasein zeigt sich dir durch Nässe.
Sehnsucht, wenn er zu Boden fällt.

Doch seine Saat ist aufgegangen.
Ich schicke dir nun etwas Licht.
Es wurde für dich eingefangen.
Es trocknet Tränen vom Gesicht.

Es wärmt und es erhellt die Räume.
Sein Wertgehalt ist rein und pur.
Es dringt selbst in die tiefsten Träume.
Läuft stets auf deiner Lebensspur.

Noch lange stand ich vor dem Fenster.
Abwartend, ob es noch was gibt.
Dann lösten sich die Dunstgespenster.
Licht tauchte auf – das überwiegt.

Es hält den Wert und dich umfangen.
Es glänzt voraus. Es bringt dir Glück.
Es sagt: „Ich bin nur vor gegangen!
Doch, was ich bin, das strahlt zurück!“

Liebe Brigitte,
irgendwann – es braucht Zeit – wirst du den Sinn meiner Worte verstehen. Mir ging es seinerzeit bei meinem Vater ebenso; ich habe Zeit gebraucht. Dann, einige Zeit später, hat mir eine gute Freundin gesagt: „Sei nicht traurig, dass du ihn nun nicht mehr hast, denn du wirst ihn und seine Liebe nie verlieren. Sie lebt in dir weiter. Das ist sein Geleit und das letzte irdische Geschenk, was er dir auf deinen Weg hat mitgeben können!“ Diese Worte haben mich dazu gebracht, das Licht zu sehen, und heute möchte ich es an dich weiter geben.

In Gedanken verbunden und feste umarmt,
deine Feder
 

Brigitte

Mitglied
Hallo La Luna,

Danke:) Ja, viel Kraft braucht es, über den Tod im Allgemeinen und im Besonderen über den der Mutter hinwegzukommen.
Aber da müssen wir alle ja einmal durch, und es bleiben schöne Erinnerungen.....

Schönen Abend und liebe Grüsse
Brigitte





Liebe Feder,

Dank dir:), dass du immer so tröstende und aufmunternde Worte findest. Sie sind wie Balsam für die Seele, und das Licht nehm ich mit großem Dank entgegen:)

Sei auch du umarmt und
liebe Grüsse bis später
deine Brigitte
 

Feder

Mitglied
Hallo Brigitte,
ich war dir sehr nah in dem Moment und einen Augenblick glaubte ich, selbst alles noch einmal zu erleben. In solchen Momenten erfährt man sich durch den Anderen und dann ist es wohl so, dass der beste Trost entsteht, weil das, was dabei heraus kommt, von Herzen kommt! :)

In diesem Sinne:
bis später!
Deine Feder
 

Brigitte

Mitglied
Lieber Willi,

Dank dir für deine Wünsche, auch dir alles Gute.
Besonders jetzt, wo alles so im Ungewissen liegt, kann man nicht genug Trost und gute Wünsche bekommen.

Herzliche Grüsse
Brigitte
 
S

Sanne Benz

Gast
liebe brigitte,
das ist ein sehr schönes gedicht.
darf ich dennoch mein empfinden zu einigem sagen?
GROSSE spenster..lieber eher BLEICHE oder so?
MEINER mutter hände..DER mutter hände?

Nebel liegt mir auf dem Herz,
so wie auch draußen auf dem Feld.
Wie vergeht auch dieser tiefe Schmerz,
geht das Leben weiter auf der Welt.

Liebe Brigitte..
glaub mir,es ist das erste mal,das ich an einem text wie diesem einen vorschlag mache...nein,keine verbesserung..nur mein eigener gedanke dazu..
aber das ist doch der sinn der lupe nicht wahr? also tu ich es..

lg
sanne
 

Brigitte

Mitglied
Liebe Sanne,
freut mich, dass Dir das Gedicht gefallen hat.
Natürlich habe ich nichts dagegen, wenn Du Änderungsvorschläge machst. Ich mag es, wenn man ehrlich zueinander ist.
Ich habe das Gedicht einige Male durchgelesen - bevor ich es abschickte - um zu sehen, ob ich was verändern sollte.
Aber ich will es so belassen, trotzdem danke für Deine Vorschläge;)

Einen schönen Tag und
liebe Grüsse
Brigitte
 
Liebe Brigitte,
ich habe lange überlegt, ob ich hier Vorschläge machen soll.
Wenn es Dein ganz persönliches Gedicht ist, ist es völlig in Ordnung so. Dann vergiss die folgenden Zeilen.
Wenn Du das wunderschöne Gedicht aber "als Autorenwerk" noch etwas abrunden möchtest, schlage ich folgendes vor:

Er zieht einher, grau wie Gespenster

das Herz (haucht) seinen letzten Atem aus

Wenn noch mal meiner Mutter Hände
mich trösten würden als Ermunterung.

Bald liegen viele bunte Blätter
vom Herbst gefärbte, gelb und braun (e einfügen)
...........
wo sie nun träumt den längsten Traum.


Es grüßt Dich ganz lieb
Willi.
 

Brigitte

Mitglied
Lieber Willi,
Ich hab mir Deine Vorschläge mal durch den Kopf gehen lassen. Bis auf eine Kleinigkeit, die ich geändert habe, möchte ich es so belassen.
Trotzdem danke ich Dir für Deine Vorschläge
und wünsch Dir noch einen schönen Abend

Liebe Grüsse
Brigitte
 
W

willow

Gast
Hallo Brigitte,

dein Gedicht ist so traurig, die Kälte schiebt sich unter meine Haut und das Herz wartet frierend auf wärmende Sonnenstrahlen.

Und dennoch, die letzten Zeilen bergen eine fast unglaubliche Weisheit: Das Leben geht weiter und egal, wie lange es dauert, irgendwann heilen alle Wunden. Glaubst du daran?

Die Erinnerung ist schon eine merkwürdige Sache. Wie in Zeitlupe werden Kleinigkeiten bis ins letzte Detail ausgeleuchtet und dabei brennen sich Augenblicke für die Ewigkeit in unser Herz.

Lass dich nicht unterkriegen.

Lieber Gruß,

willow
 

Brigitte

Mitglied
Hallo Willow,

Schön, dass Dir mein Gedicht gefällt.
Du fragst, ob ich glaube, dass Zeit Wunden heilt. Mit gewissen Einschränkungen ja.
Verliert man z.B. einen lieben Menschen, Eltern, Geschwister, Partner, Kinder Freunde usw., dann wird es gewiss seine Zeit brauchen, bis es nicht mehr schmerzt, Monate o. Jahre sogar, aber zum Schluss bleibt dann eine schöne Erinnerung, wie du ja beschrieben hast.
Meine Mutter ist jetzt am Samstag 3 Monate tot, und immer noch treibt die Erinnerung mir die Tränen in die Augen.

Wenn aber einem Menschen Gewalt angetan wird, worauf ich jetzt aber nicht näher eingehen will, so glaube ich, heilen diese Wunden wohl ein Leben lang nicht mehr.

Unterkriegen lass ich mich nicht, mit
lieben Grüssen
Brigitte
 
S

Sanne Benz

Gast
liebe brigitte,
lass mich dich schnell mal drücken..:)

erinnerungen..

..wenn man so weit ist..anderen aus der familie und freunden und bekannten..von ihnen erzählen kann..all die kleinen anekdoten..erlebnisse..und das herz nicht mehr dabei weint..

ich habe auch ..(ausser meine mutter,da war ich 6,sie 48J.)..junge menschen aus familie und freunden..verloren..hatte auch wut darüber..und es dauerte jahre..bis ich diese wut verlor und es akzptierte..

liebe brigitte..das leben erscheint uns hart und ungerecht..nicht wahr? denke mal, manche..die in ihrem leben nur hass,neid und blinde wut etc..kennen..wissen gar nicht..was LEBEN bedeutet..
und leben ihr leben auch nicht bewusst..
im grunde bin ich froh..überhauopt..zu leben.
DAS halte ich mir oft vor augen,wenn ich "ach-so-großen-schmerz" hab:)

liebe grüße an dich
sanne
 

Brigitte

Mitglied
Hallo Sanne,
Danke Dir für deine Zeilen.
Das Leben ist schon manchmal ungerecht, und immer wenn Menschen sterben, dann denkt man, hoffentlich passiert das in meinem Umkreis der Verwandtschaft u. Bekanntschaft nicht. Aber vor keinem macht es halt. Und all unser Schmerz und unsre Wut hilft da nicht. Der Tod gehört zum Leben, und du weißt, dass es jeden trifft, aber wenn, dann ist es wohl nie der richtige Zeitpunkt.
Ich finde, es ist schon eine grosse Hilfe, mit anderen über seine Wut und über seinen Schmerz zu reden.
Ja, es gibt so viele Menschen, die hassen, getrieben sind von Armut und Not und in ihrer Verzweiflung Dinge tun, die wir nicht verstehen.
Da können wir doch noch zufrieden sein.
Es war für dich sicher schlimm, ohne deine Mutter groß zu werden, weil sie schon so früh dich allein lassen musste.

Ich drück dich auch und sage ade,
liebe Grüsse
Brigitte
 



 
Oben Unten