Sein oder nicht sein?
Leben oder nicht leben? dachte ich und schaute runter. Man hörte das Wasser fliessen, aber den Fluss selbst konnte man von hier aus gar nicht mehr erkennen, denn es war dunkel.
Was wäre, wenn ich ins Nichts tauchen und alles, was ich war, mit mir ins Nirgendwo mitnehmen würde.
Wie wäre es, wenn einer einfach aufhören würde zu existieren? Würde das die Welt verändern? Vielleicht ja, wenn einer wie Hitler ist oder so. Bei mir gäbe es keinen Unterschied. Die Welt würde sich auch ohne mich weiterdrehen.
In diesem Moment hörte ich ihre Stimme von hinten.
"An deiner Stelle würde ich das nicht tun?"
Es war schon klar, dass ich mich nicht umbringen wollte. Da ich heute Abend allein war und mit niemanden zu schwätzen hatte, sagte ich,
"Warum nicht?"
Sie antwortete,
"Ganz einfach. Weil du den Sturz überleben würdest."
"Die Brücke ist hoch genug, um einen wie zermatschte Tomate aussehen zu lassen.", sagte ich.
"Jain,", sagte sie, "du bist ca. 80 Kilo schwer, die Brücke ist 6 Meter hoch. Wenn du jetzt reinspringen würdest, dann hättest du die Geschwindigkeit von 30 km/h erreicht, was immer noch schnell ist, aber nicht zu schnell, um dein Gewicht von 80 Kilo auf das Wasser zu schleudern, sodass du wie eine zermatschte Tomate aussehen würdest.
Kurz du überlebst den Sturz mit Folgeschaden wie Querschnittlähmung."
"Verkrüppelt möchte ich noch nicht leben,", sagte ich, "ich komme rüber."
Ich drehte mich um, da sah ich SIE zum ersten Mal. Ihre schwarzen lockigen Haare fielen mir als Erstes auf. Danach die fingerlosen Hello Kitty Handschuhe. Sie waren mit Rosa gestreift und mit überlaufenden Regenbogenfarben.
"Ich bin Maria, aber alle nennen mich Marry.", sagte sie.
Ihre Stimme klang wie die einer x-beliebigen Frau. Aber mit einem feinen Unterschied. Sie kam nicht aus dieser Gegend. Und deshalb fand ich ihren Akzent niedlich. Ehrlich gesagt, ich musste jedes Mal schmunzeln, wenn ich sie sprechen hörte.
"Ich heisse Thomas, aber bitte nenn mich nicht Tommy!", sagte ich
"Ich verstehe... sicher wegen der Mutter?"
"Bingo! Als ich noch Kind war, hiess es immer Tommy dies und Tommy das.
Je älter ich wurde, wuchs meine Aversion, sorry, meine Abneigung..."
Da unterbrach sie mich,
"Ich bin kein Bauernmädchen, ich weiss, was Aversion bedeutet."
Ach, Marry... das gefiel mir an ihr am meisten. Sie war bescheiden, doch wenn jemand ihre Ehre oder Bildungsstand in Frage stellte, da bekam man von ihr eine geradeaus frech gerichtete Antwort zurück. Das war sozusagen ihre Koryphäe.
Ich vergass, was ich sagen wollte. Wir waren keine 5 Minuten bekannt, da bekam ich Schmetterlinge im Bauch. Vielleicht zu früh liess ich mich da reinsteigern. Doch meinem Herz war das scheisse egal.
Wir liefen auf dem Bürgersteig. Sie zog ihre Schuhe aus und ging sie barfuss auf dem Asphaltboden. Da es 20 Grad in der Nacht war, machte ihr das Barfusslaufen nichts aus. Auf einmal sprang sie auf den Bordstein.
"Wonach suchst du in deinem Leben?", fragte sie nebenbei,
als sie versuchte auf dem Bordstein so zu gehen, als ob sie wie eine Zirkusseiltänzerin wäre.
Nach einer Frau wie dir, dachte ich im Kopf. Doch das wäre gerade jetzt eine Beziehungskiller Nr. 1.
Stattdessen sagte ich,
"Ich würde gerne herausfinden, wie wir die Umweltverschmutzung reduzieren können. Im ersten Sektor sollte man beim Abbau oder bei der Abholzung das Territorium der wilden Tiere, die auf diese zu abholzenden Bäume angewiesen sind, Acht nehmen."
Und so hielt ich einen halbestündigen Vortrag über die Weltverschmutzung. Sie hörte zu und stellte Fragen. Ja, genau. Erstes Mädchen, das meinem Standpunkt zur Umwelt zugehört hatte. Und - ganz wichtig - sie hatte es auch verstanden.
Beim Laufen fanden wir eine Bank, um uns ein bisschen auszuruhen. Denn wir waren sicher halbe Stunde gelaufen.
Wir sassen auf der Bank. Warme Sommerbrise streichelte uns am Körper. Im Winde wedelten ihre Haare leicht. Ich weiss es nicht mehr, was ich gesagt hatte, aber das brachte sie so laut zum Lachen, dass sie ihren Bauch fassen musste. Da hörte ich ihr unschuldiges kindliches Lachen. Da lachte ich auch laut mit. Als ich aufgehört hatte zu lachen, blickte ich in den Himmel hinauf. Es war eine warme und wolkenlose Nacht. Die Sterne und der Mond waren kristallklar zu sehen.
Und die Berge unter dem Himmel zeugten davon, wie überragend die Natur ist. Und die Natur spielte heute Abend die besten Karten aus, die sie je zu bieten hatten. Denn es war romantisch und ruhig.
Irgendwann Mal kamen wir zum Thema, wogegen ich grosse Aversion hege. Das Thema Beziehung.
Genau das fragte sie damals,
"Hast du eine Freundin?"
Ich machte einige Sekunden Pause, da sagte ich mit leiser Stimme. "Nein. Und du?"
"Ich hatte einen Freund. Vor kurzen haben wir Schluss gemacht. Unsere Beziehung hat 3 Jahre lang gehalten. Gegen Ende unserer Beziehung wusste ich nicht mehr, wer er war. Nun bin ich jetzt single."
Ach kacke, dachte ich. So ein Mädchen sitzt neben mir und "frisch geschieden". Da kann sie sich niemals in eine neue Beziehung stürzen lassen.
Trotzdem malte ich mir vor, dass das nicht unsere letzte Begegnung sein würde.
Ich fragte sie,
"Was machst du so in deinem Leben?"
"Dies und jenes, nebst dem bin ich Schöffin."
"Chefin?", fragte ich ein bisschen verwirrt.
"Nein.", lachte sie wieder laut,
"Ich bin eine Schöffin im Gericht.
Ich darf mit dem Richter zusammen die Rechtsfälle besprechen. Nicht jeder kann Schöffe werden, weiss du. Er wird ausgewählt und in dieses Amt eingesetzt."
"Und du?", fragte sie.
"Ich arbeite in einer Treuhandsfirma. Dort bin ich für die Buchhaltung zuständig."
"Hast du gewusst, dass der Cashflow für die Bilanzanalyse unentbehrlich ist?", fragte ich, um sie mit meinen buchhalterischen Kenntnissen zu imponieren.
"Ich weiss,", unterbrach sie und setzte fort,
"Der Cashflow zeigt den effektiven Geldfluss der Firma. In der Finanzbuchhaltung kann man das Vermögen manipulieren, aber nicht beim Cashflow."
Ich war so perplex, dass mein Mund weit offen stand.
Küssen oder nicht küssen?
dachte ich spontan. Ich entschied mich für Letzteres.
Stattdessen fragte ich,
"Welcher Fall hat dich am meisten beeindruckt?"
Sie drehte sich zu mir um. Ein Bein legte sie auf die Bank, in so einem halben Schneidersitz.
Dann fing sie an, über einen Rechtsfall zu erzählen, wo der Angeklagte ein Drogennetzwerk im ganzen Land aufgebaut hatte.
Ich hing an ihren Lippen. Während sie mir über diesen Rechtsfall erzählte, betrachtete ich ihre im Winde zerzauste Haare. Ich wollte sie anfassen. Doch ich traute mir es nicht zu.
Ihre Augen waren wie zwei geschliffene grüne Diamanten. Darüber lagen die Augenbrauen, die ich besonders lieb bekam. Jedes Mal, wenn ich was Spannendes erzählte, zog sie die linke Augenbraue hoch. Diese Frau ist wild im Geiste, dachte ich.
Übrigens, man spricht in solchen Fällen von Serendipität. Das heisst, etwas finden, wonach man nicht gesucht hat. In meinem Fall habe ich nie nach so einer Frau wie ihr gesucht, aber dank dem glücklichen Zufall habe ich so eine Frau quasi meiner Träume entdeckt. Nun wollte ich diese Bekanntschaft nicht zu einer platonischen Freundschaft verkommen lassen.
Wir sassen für eine Weile, ohne zu reden auf der Bank still. Ich beobachtete Marry, wie sie den Himmel betrachtete.
Da handelte ich ohne nachzudenken. Ich streckte mich zu ihr ein bisschen näher und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
Das Herz raste,
Schlagen oder nicht schlagen!
dachte ich nervös.
Ich war jetzt auf alles gefasst.
Sie lächelte und stand auf. Plötzlich setzte sich auf mich. Sie ging einmal mit ihrer Hand durch meine Haare. Sie presste mit der Hand meinen Hinterkopf zu ihr und ihre Lippen auf meine Lippen. Das konnte ich nicht begreifen, dass diese geile Bombe mit mir gerade in dieser Realität knutschte.
Nun nach verflixten sieben Jahren sind wir immer noch zusammen. Was sage ich da... Die Frau, die mir damals den Kopf geraubt hat und immer noch tut, steht hinter dieser Tür. Und die anderen eingeladenen Gäste ebenfalls. Alle warten auf mich.
Ja, ich habe vergessen zu erwähnen, dass ich Lampenfieber habe. Und eine Hochzeit mit 150 Gästen kostet einem so wie mir eine Menge Energie und Überwindung.
Es war Marrys Idee, so viele Gäste einzuladen. Da ich sie immer noch über alles liebe, habe ich ihr zugestimmt.
Nun, nachdem ich mich zwei Mal übergeben habe, sollte der Magen ziemlich leer sein. Jetzt kann ich reingehen und mich vor 150 Leuten blamieren, weil alle und die Braut schon da sind und ich nicht.
Jetzt, stehe ich vor der Eingangstür zum Saal,
Da frage ich mich...
öffnen oder nicht öffnen?
Leben oder nicht leben? dachte ich und schaute runter. Man hörte das Wasser fliessen, aber den Fluss selbst konnte man von hier aus gar nicht mehr erkennen, denn es war dunkel.
Was wäre, wenn ich ins Nichts tauchen und alles, was ich war, mit mir ins Nirgendwo mitnehmen würde.
Wie wäre es, wenn einer einfach aufhören würde zu existieren? Würde das die Welt verändern? Vielleicht ja, wenn einer wie Hitler ist oder so. Bei mir gäbe es keinen Unterschied. Die Welt würde sich auch ohne mich weiterdrehen.
In diesem Moment hörte ich ihre Stimme von hinten.
"An deiner Stelle würde ich das nicht tun?"
Es war schon klar, dass ich mich nicht umbringen wollte. Da ich heute Abend allein war und mit niemanden zu schwätzen hatte, sagte ich,
"Warum nicht?"
Sie antwortete,
"Ganz einfach. Weil du den Sturz überleben würdest."
"Die Brücke ist hoch genug, um einen wie zermatschte Tomate aussehen zu lassen.", sagte ich.
"Jain,", sagte sie, "du bist ca. 80 Kilo schwer, die Brücke ist 6 Meter hoch. Wenn du jetzt reinspringen würdest, dann hättest du die Geschwindigkeit von 30 km/h erreicht, was immer noch schnell ist, aber nicht zu schnell, um dein Gewicht von 80 Kilo auf das Wasser zu schleudern, sodass du wie eine zermatschte Tomate aussehen würdest.
Kurz du überlebst den Sturz mit Folgeschaden wie Querschnittlähmung."
"Verkrüppelt möchte ich noch nicht leben,", sagte ich, "ich komme rüber."
Ich drehte mich um, da sah ich SIE zum ersten Mal. Ihre schwarzen lockigen Haare fielen mir als Erstes auf. Danach die fingerlosen Hello Kitty Handschuhe. Sie waren mit Rosa gestreift und mit überlaufenden Regenbogenfarben.
"Ich bin Maria, aber alle nennen mich Marry.", sagte sie.
Ihre Stimme klang wie die einer x-beliebigen Frau. Aber mit einem feinen Unterschied. Sie kam nicht aus dieser Gegend. Und deshalb fand ich ihren Akzent niedlich. Ehrlich gesagt, ich musste jedes Mal schmunzeln, wenn ich sie sprechen hörte.
"Ich heisse Thomas, aber bitte nenn mich nicht Tommy!", sagte ich
"Ich verstehe... sicher wegen der Mutter?"
"Bingo! Als ich noch Kind war, hiess es immer Tommy dies und Tommy das.
Je älter ich wurde, wuchs meine Aversion, sorry, meine Abneigung..."
Da unterbrach sie mich,
"Ich bin kein Bauernmädchen, ich weiss, was Aversion bedeutet."
Ach, Marry... das gefiel mir an ihr am meisten. Sie war bescheiden, doch wenn jemand ihre Ehre oder Bildungsstand in Frage stellte, da bekam man von ihr eine geradeaus frech gerichtete Antwort zurück. Das war sozusagen ihre Koryphäe.
Ich vergass, was ich sagen wollte. Wir waren keine 5 Minuten bekannt, da bekam ich Schmetterlinge im Bauch. Vielleicht zu früh liess ich mich da reinsteigern. Doch meinem Herz war das scheisse egal.
Wir liefen auf dem Bürgersteig. Sie zog ihre Schuhe aus und ging sie barfuss auf dem Asphaltboden. Da es 20 Grad in der Nacht war, machte ihr das Barfusslaufen nichts aus. Auf einmal sprang sie auf den Bordstein.
"Wonach suchst du in deinem Leben?", fragte sie nebenbei,
als sie versuchte auf dem Bordstein so zu gehen, als ob sie wie eine Zirkusseiltänzerin wäre.
Nach einer Frau wie dir, dachte ich im Kopf. Doch das wäre gerade jetzt eine Beziehungskiller Nr. 1.
Stattdessen sagte ich,
"Ich würde gerne herausfinden, wie wir die Umweltverschmutzung reduzieren können. Im ersten Sektor sollte man beim Abbau oder bei der Abholzung das Territorium der wilden Tiere, die auf diese zu abholzenden Bäume angewiesen sind, Acht nehmen."
Und so hielt ich einen halbestündigen Vortrag über die Weltverschmutzung. Sie hörte zu und stellte Fragen. Ja, genau. Erstes Mädchen, das meinem Standpunkt zur Umwelt zugehört hatte. Und - ganz wichtig - sie hatte es auch verstanden.
Beim Laufen fanden wir eine Bank, um uns ein bisschen auszuruhen. Denn wir waren sicher halbe Stunde gelaufen.
Wir sassen auf der Bank. Warme Sommerbrise streichelte uns am Körper. Im Winde wedelten ihre Haare leicht. Ich weiss es nicht mehr, was ich gesagt hatte, aber das brachte sie so laut zum Lachen, dass sie ihren Bauch fassen musste. Da hörte ich ihr unschuldiges kindliches Lachen. Da lachte ich auch laut mit. Als ich aufgehört hatte zu lachen, blickte ich in den Himmel hinauf. Es war eine warme und wolkenlose Nacht. Die Sterne und der Mond waren kristallklar zu sehen.
Und die Berge unter dem Himmel zeugten davon, wie überragend die Natur ist. Und die Natur spielte heute Abend die besten Karten aus, die sie je zu bieten hatten. Denn es war romantisch und ruhig.
Irgendwann Mal kamen wir zum Thema, wogegen ich grosse Aversion hege. Das Thema Beziehung.
Genau das fragte sie damals,
"Hast du eine Freundin?"
Ich machte einige Sekunden Pause, da sagte ich mit leiser Stimme. "Nein. Und du?"
"Ich hatte einen Freund. Vor kurzen haben wir Schluss gemacht. Unsere Beziehung hat 3 Jahre lang gehalten. Gegen Ende unserer Beziehung wusste ich nicht mehr, wer er war. Nun bin ich jetzt single."
Ach kacke, dachte ich. So ein Mädchen sitzt neben mir und "frisch geschieden". Da kann sie sich niemals in eine neue Beziehung stürzen lassen.
Trotzdem malte ich mir vor, dass das nicht unsere letzte Begegnung sein würde.
Ich fragte sie,
"Was machst du so in deinem Leben?"
"Dies und jenes, nebst dem bin ich Schöffin."
"Chefin?", fragte ich ein bisschen verwirrt.
"Nein.", lachte sie wieder laut,
"Ich bin eine Schöffin im Gericht.
Ich darf mit dem Richter zusammen die Rechtsfälle besprechen. Nicht jeder kann Schöffe werden, weiss du. Er wird ausgewählt und in dieses Amt eingesetzt."
"Und du?", fragte sie.
"Ich arbeite in einer Treuhandsfirma. Dort bin ich für die Buchhaltung zuständig."
"Hast du gewusst, dass der Cashflow für die Bilanzanalyse unentbehrlich ist?", fragte ich, um sie mit meinen buchhalterischen Kenntnissen zu imponieren.
"Ich weiss,", unterbrach sie und setzte fort,
"Der Cashflow zeigt den effektiven Geldfluss der Firma. In der Finanzbuchhaltung kann man das Vermögen manipulieren, aber nicht beim Cashflow."
Ich war so perplex, dass mein Mund weit offen stand.
Küssen oder nicht küssen?
dachte ich spontan. Ich entschied mich für Letzteres.
Stattdessen fragte ich,
"Welcher Fall hat dich am meisten beeindruckt?"
Sie drehte sich zu mir um. Ein Bein legte sie auf die Bank, in so einem halben Schneidersitz.
Dann fing sie an, über einen Rechtsfall zu erzählen, wo der Angeklagte ein Drogennetzwerk im ganzen Land aufgebaut hatte.
Ich hing an ihren Lippen. Während sie mir über diesen Rechtsfall erzählte, betrachtete ich ihre im Winde zerzauste Haare. Ich wollte sie anfassen. Doch ich traute mir es nicht zu.
Ihre Augen waren wie zwei geschliffene grüne Diamanten. Darüber lagen die Augenbrauen, die ich besonders lieb bekam. Jedes Mal, wenn ich was Spannendes erzählte, zog sie die linke Augenbraue hoch. Diese Frau ist wild im Geiste, dachte ich.
Übrigens, man spricht in solchen Fällen von Serendipität. Das heisst, etwas finden, wonach man nicht gesucht hat. In meinem Fall habe ich nie nach so einer Frau wie ihr gesucht, aber dank dem glücklichen Zufall habe ich so eine Frau quasi meiner Träume entdeckt. Nun wollte ich diese Bekanntschaft nicht zu einer platonischen Freundschaft verkommen lassen.
Wir sassen für eine Weile, ohne zu reden auf der Bank still. Ich beobachtete Marry, wie sie den Himmel betrachtete.
Da handelte ich ohne nachzudenken. Ich streckte mich zu ihr ein bisschen näher und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
Das Herz raste,
Schlagen oder nicht schlagen!
dachte ich nervös.
Ich war jetzt auf alles gefasst.
Sie lächelte und stand auf. Plötzlich setzte sich auf mich. Sie ging einmal mit ihrer Hand durch meine Haare. Sie presste mit der Hand meinen Hinterkopf zu ihr und ihre Lippen auf meine Lippen. Das konnte ich nicht begreifen, dass diese geile Bombe mit mir gerade in dieser Realität knutschte.
Nun nach verflixten sieben Jahren sind wir immer noch zusammen. Was sage ich da... Die Frau, die mir damals den Kopf geraubt hat und immer noch tut, steht hinter dieser Tür. Und die anderen eingeladenen Gäste ebenfalls. Alle warten auf mich.
Ja, ich habe vergessen zu erwähnen, dass ich Lampenfieber habe. Und eine Hochzeit mit 150 Gästen kostet einem so wie mir eine Menge Energie und Überwindung.
Es war Marrys Idee, so viele Gäste einzuladen. Da ich sie immer noch über alles liebe, habe ich ihr zugestimmt.
Nun, nachdem ich mich zwei Mal übergeben habe, sollte der Magen ziemlich leer sein. Jetzt kann ich reingehen und mich vor 150 Leuten blamieren, weil alle und die Braut schon da sind und ich nicht.
Jetzt, stehe ich vor der Eingangstür zum Saal,
Da frage ich mich...
öffnen oder nicht öffnen?