Sergejs Seele im Frühling

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ENachtigall

Mitglied
Sergejs Seele im Frühling

wund gelitten
an der geschwülstigen Enge des Körpers
drängt wie eine Knospe ans Licht
durch den Schnitt in der Pulsader, flüchtet
in die Leichtigkeit eines freien Falls
aus dem Fenster eines Stockwerks getrieben
ins Dunkel eines Knochen
brechendenden Aufpralls
zu irdischem Verdorren

verdammt

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Sergejs Seele, im Frühling wund gelitten an der geschwülstigen Enge des Körpers, drängt - wie eine Knospe ans Licht - durch den Schnitt in der Pulsader, flieht in die Leichtigkeit eines freien Falls, aus dem Fenster eines Stockwerks getrieben, ins Dunkel des Knochen brechenden Aufpralls zu irdischem Verdorren - verdammt.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
na ja. jetzt hat seine seele fliegen gelernt. vielleicht nur für einen moment, vielleicht für alle ewigkeit. wer weiß das schon.
und die elenden knochen. lass sie verdorren.

gruß otto
 

ENachtigall

Mitglied
Hätte sie es nur geschafft, weiter zu fliegen. Jetzt ist ihr morbides Verließ nur noch zerschundener. Danke für Deine Worte dazu, Otto. Ich sehe, Du hast es anders gelesen. Interessant. Aber in der Meinung sind wir uns einig ...

Gemütlichen Abend

Elke

P.S. Habe das vielleicht zu starke "zerschmetternd" durch "brechend" ersetzt.
 

namaqool

Mitglied
hallo enachtigall,

dein gedicht scheint ein nicht ganz freiwilligen suizid zu beschreiben.
ein kurzer traum vom fliegen endet in einem aufprall.

habe ich deine zeilen richtig gelesen?

(wie immer schön zu lesen)

grüsse, namaqool.
 

ENachtigall

Mitglied
Flucht nach vorne

Ja, namaqool, das ist richtig gelesen. Ein tragisch missglückter Selbstmord.

Allmählich verändert sich mein Blick auf diese scheinbar traurige Art, aus einem (schmerzgeprägten) Leben zu fliehen, zu dem sich ein Mensch mitunter verurteilt fühlt. (Deshalb schrieb ich darüber.) Ich sehe jetzt auch eine gehörige Portion Mut, einen starken Impuls, der dahin lenkt, diese Flucht nach vorne anzutreten, solange das noch aus eigener Kraft möglich ist. Mein Mitfühlen, nah an der Stärke des Betroffenen, zieht mich nicht so nach unten.
Im Fall des Menschen, den ich Sergey nenne, bestürzt mich die aus dem Scheitern des Versuchs resultierende Verschlimmerung des unerträglich empfundenen Leidens um so mehr.

Liebe Grüße

Elke
 



 
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