Sex! Geld! Drogen!

Papiertiger

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Ich habe gerade die Begriffe Lederrock, Erotik und Geschichte gegoogelt. Danach dann die Wörter Ledermini, Story, Drogen. Es gibt zahlreiche Treffer dafür. Sie führen zu Seiten für Erotikgeschichten mit aggressiver Werbung für Dating- und Pornoseiten und störend vielen Rechtschreibfehlern in den Texten. Die kurzen Geschichten sind keine totalen Fehlschläge, sondern recht klischeehafte Beschreibungen solcher Handlungen wie sie Pornofilme bieten. Dabei kann dann eine Beschreibung der eigenen erotischen Phantasien durchaus stimulierend wirken, aber die Autorinnen und Autoren scheinen zu denken: viel hilft viel. Und so werden die Texte rasch langweilig, wirken wie lieblose Massenware. Statt Eleganz, Sinnesfreuden und Genuss eher Erotik-Franchise. Das McMenü mit Brüsten, Vagina und Wegwischtüchern für 9,99 Euro. Wenn dann überhaupt die Mühe gemacht wurde vorab behutsam eine erotische Stimmung, ein Knistern, eine Vorfreude zu erzeugen, dann wirkt das dennoch einfach nur wie Füllmaterial.

Es gibt im Roman Neuromancer von William Gibson eine winzige Szene, in der eine Frau ihre Lederhose abstreift und Sex mit dem Protagonisten hat. Es gibt ungefähr acht Minuten Filmmaterial von Emilia Clarke im Film „Solo“, in denen sie in einem langen, schwarzen Lederrock zu sehen ist. Beides wirkt so unendlich viel anregender und erotischer als die Gratis-Erotikstorys, die ich so kenne. Vielleicht, weil ich von Andeutungen mehr angesprochen werden und mir Prominente wie Emilia Clarke generell mehr Faszination vermitteln als prollige Porno-Prosa. Obwohl es wie Robert Gernhardt sagte zwei Dinge nicht gibt: ein intelligentes Lachen und einen intelligenten Orgasmus. Es wird gelacht über das, was einen zum Lachen bringt. Und was einen erotisch anspricht liegt einfach in der eigenen Veranlagung und ist nicht wirklich steuerbar.

Das zu viel äußert sich in den Erotikstorys nicht nur im zu übertriebenen Einsatz von Handlungen wie blasen, lecken und tropfen sondern auch in einer Ausstaffierung der Garderobe, die jeder Halbzeit-Stil-Berater besser beherrscht. Wenn du sexy wirken willst, dann entscheide dich für ein Kleidungsstück aus Leder. Kombiniere einen Lederrock mit einer weißen Bluse oder lass eine Frau eine Jeans und dazu eine Lederjacke tragen. In den Storys hingegen werden Lederkorsage mit Lederrock, Lederhandschuhen und Ledermantel kombiniert – das nimmt alles Geheimnisvolle, Reizvolle und Verruchte und schreit nur ganz laut: „Bitte seht her! Ich bin wahnsinnig erotisch!“. Das wirkt so unendlich peinlich und ist eher ein Grund den Blick verlegen abzuwenden. So wie von Menschen, die statt einem Tattoo zu haben aussehen wie ein Schmierzettel.

Es braucht so wenig um zu begeistern, zu faszinieren und zu unterhalten. Warum beweise ich das dann nicht, indem ich selbst eine Erotikgeschichte schreiben wie ich sie selbst gerne lesen würd
 



 
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