Sheenas Roti House (gelöscht)

Retep

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Hallo HO,

fand deine Geschichte recht interessant, teilweise bildhaft beschrieben, Spannung wurde aufgebaut und dann kam die Anmerkung: "(wird fortgesetzt)"
Ich habe nicht erfahren, was da Außergewöhnliches passiert ist. Das erinnert mich ein bisschen an gewisse Illustrierte, in denen die Fortsetzung einer Geschichte für die folgende Woche angekündigt wird!

Anmerkungen zum Text. Manches würde ich anders formulieren:

An diesen Morgen weckten uns Dorfbewohner nicht die aufdringliche[red]n[/red] Schreie von Nachbar Shashwat Pfauen, sondern ein eigentümlicher, mit kehliger Stimme vorgetragenen Singsang.
Ich lag im Bett in meinem dunklen Zimmer und lauschte angestrengt, vermochte jedoch aus dem Gesang keinen mir bekannten Dialekt herauszuhören.
Unten im Erdgeschoss, in der Küche, rumorte es, Stühle rückten, Schranktüren klapperten. [blue](Was ist da los?)[/blue]
»Dass muss der Teufel sein«, rief Mutter.
Meine Schwester Sheena bezweifelte das lachend, und Mutter [blue]stimmte mit ihrer schönen Stimme ein[/blue].
Ich steckte Stopfen in meine Ohren und schlief weiter.
([blue]Ich finde merkwürdig, dass sie ruhig weiter schläft, während in der Küche unten irgendetwas passiert.)[/blue]
Als ich später aufwachte und die Stopfen aus den Ohren nahm hörte ich nichts.
Niemals in meinem Leben hatte ich eine [red]intesivere [/red]Stille erlebt als in jener Minute, und das in Kerala, wo die Stille [red]Zuhause[/red] ist.
Die wenigen Sonnenstrahlen, die durch feine Löcher im Vorhang drangen, waren nicht stark genug, um das Zimmer zu erhellen. Ich tastete nach dem Wecker, drückte den Lichttaster. Inzwischen war es kurz nach ein Uhr. Für mich keine ungewöhnliche Zeit aufzustehen; ich hatte mich der Wissenschaft verschrieben, und nichts genoss ich mehr als in der Stille der Nacht zu arbeiten. Mehrere Atemzüge lang starrte ich an die Decke, [blue]deren Umrisse ich langsam erkennen konnte.[/blue] (Sie hatte doch das Licht eingeschaltet!)
Von wem stammte der Singsang am[red] morgen[/red]?
Ich musste nachschauen, sofort.
Die Küche war verlassen, der Herd kalt, [blue]der Kühlschrank leer.[/blue] Sie will sofort nachschauen, schaut zuerst einmal in den Kühlschrank?)

Durch das Küchenfenster schaute ich auf die Straße – niemand zu sehen.
Und das gab es selten.
Sogar die Hunde unseres Nachbarn waren fort. Üblicherweise dösten die unter einer Palme im Vorgarten.
Wo steckte Mutter, wo meine Schwestern?
Und wo die Dorfbewohner? Wenn alle fort waren, musste es irgendwo brennen.
Auf der Straße spürte ich ein[red]en[/red] Hauch kühler Luft, [red]trotzdem[/red] [blue](obwohl)[/blue]kein Wölkchen den Himmel trübte. [blue]Ein kühler Luftzug [/blue](Wiederholung!)strich über mein Gesicht.
Aus keinem Haus in der Nachbarschaft drangen Stimmen, strömte der Geruch von Essen, nirgendwo lärmten Kinder.
Das einzige Geräusch war das Knirschen von Kieseln und Sand unter meinen Schuhen. Rasch erreichte ich den südlichen Rand des Dorfes. Dort, wo sich der Weg in Richtung nächstes Dorf oder zu den Plantagen gabelt, tauchten zwei Frauen auf.

Sie hatten ihren Köpfe zusammen gesteckt, umklammerten einander und bewegten sich schwankend: Mutter und Sheena. Meine anderen drei Schwestern Anusha, Alisha und Nanda folgten ihnen wie Schatten.
Als wir uns gegenüberstanden [blue](Komma)[/blue]blieben Mutter und Sheena stehen. Anusha, Alisha und Nanda huschten an mir vorbei, suchten hinter meinem Rücken Schutz.
Mutter starrte mit leerem Blick in die Ferne, etwas hatte sie so entsetzt, dass sie nicht einmal zu weinen vermochte. [blue]In Sheenas Augen pulsierten rote Äderchen, ihre Wangen glänzten vor Tränen.[/blue] Sie bewegte die Lippen, als ob sie etwas sagen wollte, doch mehr als ein heiseres Röcheln brachte sie nicht hervor.
Jemande[red]n[/red] musste etwas zugestoßen sein. Dem Entsetzen nach konnte es sich nur um ein Familienmitglied handeln
„Was ist geschehen? «, fragte ich ängstlich.. »Vater?«
Weder Mutter noch Sheena gingen auf die Frage ein. Sie gingen auf gar nichts ein. Vermutlich hatten sie mich einfach nicht bemerkt. Ich legte die Arme um Sheena. Sie fühlte sich an wie ein Stück Treibholz: feucht, kalt, hart.
[blue]Ihre Tränen klebten unsere Gesichter zusammen.[/blue] »Was ist los, Sheena, was? «, flüsterte ich.
Meine Worte schienen sie dieses Mal zu erreichen. Das Stück Treibholz regte sich zaghaft. »Da . . . « stöhnte sie.
»Was? Wo? «, [blue]wiederholte[/blue] ich. (was wird da wiederholt?)
»Mandelbäume «, flüsterte sie. Dann löste sie sich, torkelte einen Meter zurück in die Richtung der Mandelbäume. Mutter stürzte ihr nach und umklammerte sie. Ihr gemeinsamer Gleichgewichtssinn hielt das Konstrukt aus zwei Leibern auf vier Beinen.

Mandelbäume, Mandelbäume. Ja, da hinten lag Ranjeev Chuckos [red]Mangelbaumplantage,[/red] die aus siebenunddreißig Bäumen bestand. Sie war nach der großen Landreform in den Besitz der Familie Chucko übergegangen, weil Ashvin Chucko, Ranjeev Chuckos Vater, besondere Verdienste im Widerstand gegen die Briten erlangt hatte, die einst neben dem Dorf eine kleine Station betrieben. Die war zu dem Zweck errichtet worden, die Plünderung unserer Tee- und Pfefferfelder zu koordinieren.
Ich brachte Mutter und Sheena - sie ließen sich widerstandslos führen – ins Haus, ins Wohnzimmer. Auch auf der Couch sitzend umklammerten sie einander sofort. Anusha, Alisha und Nanda standen verloren im Raum und schauten einander unsicher an.
Inzwischen weinte Mutter. Sie tat das mit dem ihr eigenen Stolz. Die Tränen liefen in Bächen über die Wangen, aber sie beugte nicht das Haupt. [blue]Sheenas Widerstand [/blue]hingegen löste sich auf wie eine Sandbank, die von einer Welle fort gespült wird. Sie schluchzte, weinte, klagte, schrie, vergrub die Hände in Mutters Händen, den Händen, [blue]die sie einst ins Leben gehoben hatten.[/blue] Warum das alles?
Irgendwo draußen vor dem Dorf gab es die Antwort.
Also verließ ich das Haus und rannte zu Ranjeev Chuckos [red]Mangelbaumplantage.[/red]
An die Strecke kann ich mich nicht mehr erinnern, ich weiß nur, das ich mir die Knie aufgeschlagen haben musste. Blutkruste klebte auf ihnen, und sie schmerzten, als ich mich später auf dem Heimweg begab.
Die [red]Dorfler[/red] saß[red]en[/red] dort im Kreis um einen alten Mann [strike]zusammen[/strike]. Alle, auch die Hunde, starrten gebannt auf den Alten. Niemand beachtete mich.
Der Mann, kaum größer als einen Meter und sechzig, drahtig, ausgezehrt, sehnig, nur einen Lendenschurz tragend und vollständig eingerieben mit einer Mischung aus Asche und Reismehl, vollführte mit einer Lanze Verteidigungsrituale, die offensichtlich dazu taugen sollten, sich eines angreifenden Tigers zu erwehren. [blue]Seine Brauen waren so tief abgesenkt,[/blue] dass man von den Augen nicht mehr sehen konnte [blue]als[/blue] zwei Streifen tiefrotes Feuer. Er wirkte hochkonzentriert und entrückt zugleich.
Die Dorfbewohner beobachteten ihn mit großer Ehrfurcht, aber mich konnte die Darstellung nicht überzeugen. Mit der dünnen Bambusstange und ihrer stumpfen, kupfernen Spitze hatte er keine Chance gegen einen Tiger, der ihm mit einem Prankenhieb das knochige Rückgrat hätten brechen können. Ich setzte mich und beschloss, das Ende des Spektakels abzuwarten. Wohl auf [blue]ein geheimes Zeichen hin [/blue]wurden die Bewegungen des Alten ekstatischer, sein Körper spannte sich, die zähen Muskeln tanzten unter der faltigen, trockenen Haut, die Pupillen klappten nach oben, ohne das Feuer zu löschen, und nun begann er, laut auf den Boden stampfend, mit dem ganzen Körper schüttelnd und vibrierend in meine Richtung sich zu bewegen ... (wird fortgesetzt)

Schau mal, ob du etwas damit anfangen kannst.

Gruß

Retep
 



 
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